So der Umbau der XS befindet sich auf der Zielgeraden.
In dem letzten halben Jahr ging es eher sporadisch weiter (Die Universität hatte da leider Vorrang), aber trotzdem konnte ich viel schaffen, sodass in diesem Frühjahr die erste Ausfahrt stattfinden sollte.
Nachdem der Motor neu lackiert war, habe ich die XS teils zusammengebaut. So steht sie jetzt zum ersten Mal seit gut einem Jahr wieder auf zwei Reifen mit Motor im Rahmen.
IMG_20200923_165658-min.jpg
Als Reifen habe ich mich für die neuen BT46 entschieden, habe über die BT45 nur gutes gehört. Rollen konnte sie also wieder.
Jetzt stand noch folgendes auf meinem Plan: Tank und Sitzbank fertigstellen, Fußrastenanlage?!, Elektrik
, Vergaser etc einstellen (offene Luftfilter?) und noch den Auspuff schweißen.
Der Tank und die Sitzbank waren da wohl die größte Baustelle, daher habe ich mich erstmal damit beschäftigt. Der alte Lack vom Tank war nicht mehr zu gebrauchen, und ein paar Roststellen gab es auch schon. Ich habe zwar eine eigene Sandstrahlpistole, aber die ist eher für Kleinteile geeignet und in die Kabine hätte der Tank auch nicht ganz gepasst. Daher wurde der Tank zum Strahlen weggegeben.
IMG_20201024_121420-min.jpg
Auffällig sind die schönen Dellen auf der einen Seite des Tanks. Die sahen beim Kauf irgendwie nicht sooooo groß aus, aber ich war wohl blind vor liebe
. Ich habe keine Erfahrung mit Dellen ziehen/ beheben also bin ich damit zu ein paar Firmen in der Umgebung gegangen. Alle meinten, dass ist (verständlicher Weise)nen heiden Aufwand welche manche garnicht erst nicht machen wollten. Bei zweien wurden dann Kostenvoranschläge um die 400€+ angegeben. Das war mir natürlich zu teuer.
Zum Spachteln waren die Dellen aber viel zu tief. Doch dann bin ich auf die Alternative mit dem Verzinnen gestoßen. Nach ein bisschen Recherche war ich überzeugt und kurz darauf wurde ein Set für schlappe 50€ mit allem was nötig ist gekauft. So konnte ich die doch schon heftigen Dellen der XS für einen Bruchteil der Kosten beheben. Das bisschen verlorene Tankvolumen ist mir dabei ziemlich egal.
Der Ablauf beim Verzinnen ist dann wie folgt:
Die entfettete und rostfreie Stelle bekommt zuerst ein Zinnpaste aufgeschmiert, die erhitzt und verflüssigt wird. Diese dünne Schicht sorgt für den eigentlichen Halt des Zinnes auf dem Blech. Dann kann auch schon das Zinn aufgetragen werden. Das schwierige hierbei ist die richtige Temperatur von Tank und Zinn zu erreichen und zu halten. Zu kalt und das Zinn haftet nicht richtig am Tank. Zu warm und das Zinn fließt wie Wasser am Ziel vorbei. Es war auf jeden Fall ein großer Vorteil, dass ich das Verzinnen zum ersten Mal an einem Tank üben konnte. Ich hab mir die Dellen einfach Richtung Himmel gedrehet, sodass das Zinn nicht rauslaufen konnte. Letzter Schritt war dann kosmetische Feinarbeit mit einem Holzspachtel. Tada:
IMG_20201101_174935-min.jpg
Wer eine Interesse an einer detaillierten Anleitung hat kann ich nur diese empfehlen:
https://www.korrosionsschutz-depot.de/m ... iezinn.pdf
Jetzt die gefüllten Dellen zurechtschleifen und kleine Unebenheiten mit Spachtelmasse ausbessern.
Danach war der Tank bereit zum Lackieren.
PXL_20201112_160545608-min.jpg
Die Sitzbank hatte noch kleine Luftlöcher, die beim Epoxidharzgießen entstanden sind. Dies hätte man mit einer Vakuuminfusion vermeiden können, doch ich sag mal eins nach dem andern. Auch hier hat ein bisschen Spachtel alle Löcher füllen können.
Beides nun bereit zum Lackieren. Nur wie, welche Farbe, und wo waren die Fragen? Viele Freunde meinten wenns gut werden soll, muss ich das zu einem guten Lackierer geben. Der Tank ist ja schon mit das auffälligste Teil an so einem Moped also sollte es auch ensprechende gut aussehen. Aber, wahrscheinlich gefüllt mit Selbstbewusstsein von den kleinen Erfolgserlebnissen beim ersten Mal schweißen, mit GFK arbeiten und so manch andere Arbeit die ich durch dieses Restaurationsprojekt mir selbst beigebracht habe, entschied ich mich dann doch Tank und Sitzbank selber zu lackieren. Kann ja nicht unmöglich sein oder?
Wenns dann doch ne Katastrophe wird hab ich halt draus gelernt und kann es immer noch zu einem Lackierer geben.
Also ging es wieder los. Erster Schritt: viele Infos holen von wegen“ wie geht das eigentlich mit Spritzpistole“. Das Internet ist da ein Segen und Fluch zugleich.
Viele Sachen findet man, doch jeder hat eine andere Meinung was denn da jetzt gut wäre, wie man es machen sollte, mit welcher Art von Pistole, welche Grundierung etc etc etc. Da springt man schon öfter von einer Sache zur andern.
Am Ende war mein Plan dann wie folgt.
Zuerst eine 2K Epoixdschicht als Grundier-Füller. Danach Basislack und 2K Klarlack für die Benzinbeständigkeit. Alles mit einer günstigen HVLP Pistole von Amazon
. Für den Farbton habe ich mich an Autolacken orientiert und bin schließlich auf einen dunklen Metallic Grauton gestoßen. Lackiert wurde in einer beheizten Werkstatt, wo ich Zugang zu hatte und netterweise lackieren durfte.
PXL_20201202_085631600-min.jpg
Es war jetzt schon Dezember und ohne eine Heizung wie in meiner Scheune wäre das bis zum Sommer nix geworden. Eines frühen morgens habe ich mich an die Arbeit gemacht und mir selbst eine „Lackierkabine“ aus Abdeckfolien und Halterungen gebastelt. Ein weiterer Tipp zur Bekämpfung von Staub ist kurz vor dem Lackieren mit einer Sprühflasche den Boden zu befeuchten, um den Staub auf dem Boden zu behalten.
Zuerst wurde die Grundierung auftragen mit um die drei Bar an der Pistole und einer 1,8mm Düse in drei Schichten.
Hier musste ich nochmal ein wenig EP Verdünnung nachfüllen, da am Anfang die Grundierung eher rausgerotzt kam als gespritzt. Das Zwischenergebnis sah dann so aus:
PXL_20201202_125130584-min.jpg
Die Grundierung wurde mit 500er nass glattgeschliffen. Danach kam auch schon der Basislack und Klarlack drauf. Den Basislack habe ich in drei Schichten mit zwei Bar und einer 1,4mm Düse gespritzt. 20min nach der letzten Basislackschicht kam dann in zwei Gängen der Klarlack auf den Tank und die Sitzbank. Zuerst hatte ich ein paar Muster und Designs für den Tank im Kopf, habe mich aber dagegen entschieden. Ich dachte mir erstmal gucken ob ich mit der Spritzpistole überhaupt lackieren hinbekomme, bevor irgendwelche Lienen oder Muster integriert will.
All in all muss ich sagen, dass ich es mir schwerer vorgestellt habe. Mit einer guten Vorbereitung und einem Plan wie man vorgehen will, funktioniert es eigentlich ohne größere Probleme. Natürlich ist das Ergebnis weit weg von einer professionellen Lackierung. Ich habe mir in beiden Teilen ein paar Staubkörner in den Klarlack eingefangen. Außerdem ist auf der Sitzbank eine Nase im Klarlack, wo ich wohl sehr großzügig war.
Vorteil bei den Staubkörnern ist, dass sie dank des Lacktons fast gar nicht auffallen
. Aber insgesamt bin ich mit meinem Ergebnis doch sehr zufrieden:
PXL_20210114_104606078-min.jpg
PXL_20210113_143103417-min.jpg
Wer genauer hinguckt erkennt vielleicht die Orangenhaut, die ich mit polieren hoffentlich wegbekomme.
Zum Abschluss nochmal eine Frage an alle die das hier bis zum Ende gelesen haben. Falls jemand Ideen für die weitere Gestaltung der Sitzbank und des Tankes hat, wäre ich offen für Inspirationen. Bisher denke ich über einen Yamaha Schriftzug auf dem Tank in Gold nach, ich glaube das würde gut passen. Aber Sachen wie Farbe des Bezuges, Zierlinien etc hab ich noch keine Vorstellungen. Also wer ne Idee hat kann Sie gerne hier reinschreiben
schönen Abend noch.