Nächster Punkt : die TÜV-Abnahme
Die Bauphase war jetzt - weitgehend - abgeschlossen. Jetzt kam die nächste - größte - Hürde : die Abnahme der Änderungen beim TÜV.
Meine bisherigen „normalen“ HU-Termine hatte ich seit gut zwanzig Jahren bei einer GTÜ-Station absolviert. Nachdem ich mindestens dreimal im Jahr vorbeikam, war ich schon "Stammkunde"; der dortige Chef hat in einem Nebenraum etwa 12 eigene Mopeds stehen, also beste Voraussetzungen für eine entspannte Prüfung !
Die jetzt anstehende Änderungsabnahme konnte er mir allerdings nicht anbieten, da ihm noch eine erforderliche Zusatzqualifikation fehlt.
Also musste ich mich bei einer TÜV-Station einem mir völlig unbekannten Prüfer anvertrauen. Einen Termin gab’s kurzfristig, vorher noch „schnell“ zur Zulassungsstelle.
Da die letzte HU vom Vorbesitzer abgelaufen war, konnte mir die Dame vom Amt nur eine „vorläufige Zulassung“ für drei Tage ausstellen.
In dieser Frist sollte ich den TÜV-Termin absolvieren und dann wieder vorsprechen.
Der TÜV-Termin am Mittwoch begann noch ganz vielversprechend: Anmelden, Daten erfassen, „Geld mach ma später, wenn ma wissen, was alles ansteht“ und dann wieder ins Freie und auf den Sachverständigen warten …
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Der kam dann auch bald, ein recht junger Typ, der einen kompetenten Eindruck machte. Er ging zweimal um das Moped rum, zückte eine Taschenlampe und leuchtete von schräg unten ins Rahmendreieck hinein (ist ja unfair ...).
„Ham’s für die K&N irgendwelche Papiere dabei ?“
Nachdem ich das verneinen musste, erklärte er mir, dass in diesem Zustand eine HU nicht erfolgreich absolviert werden könne.
Die Eintragungen (Lenker, Fußrasten und Sitzbank) könne er sich aber anschauen. Das tat er auch ausgiebig, machte eine kurze Probefahrt, schaute sich auch die HU-relevanten Punkte an, nahm noch einige Maße und verschwand mit meinen Papieren im Büro. Zurück kam er mit einer Rechnung für die erfolgten Eintragungen und mit dem Hinweis, wenn der Ansaugtrakt wieder zurückgerüstet werde, könne er problemlos die HU abnehmen.
So weit, so gut …
Die Drei-Tages-Frist im Hintergrund begann ich nach der Rückkehr sofort mit dem Umbau. War natürlich leichter gesagt als getan.
Dem originalen Luftfilterkasten stand ja immerhin einiges im Weg. Und die komplette Elektrik zurückrüsten wollte – und konnte – ich auch nicht. Also fasste ich den Entschluss (anwesende TÜV-ler und ähnliche bitte weghören), den Kasten soweit zu modifizieren, dass alle Elektrikteile an dem von mir zugedachten Platz bleiben können, es aber trotzdem von außen serienmäßig aussieht.
Zur Anprobe habe ich die ganze "Unter-Sitzbank-Elektrik" einfach mal auf die Seite geklappt.
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Die obere Reihe (Relais und Sicherungen) unter der Sitzbank war da noch das kleinere Problem; da musste „nur“ eine kleine Öffnung oben in den Lufi-Kasten geschnitten werden.
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Aufwendiger war die Benzinpumpe. Hierfür habe ich zunächst mit einer Lochsäge eine Öffnung vorne in den Kasten geschnitten. Für die Zulaufleitung kam weiter oben noch eine Bohrung rein. Allerdings kollidierte die Pumpe noch mit den Ansaugrohren, die in den Kasten ragen. Diese Rohre und die innen liegenden Gummis mussten kreativ angepasst werden. Letztendlich konnte die Pumpe mit „Presspassung“ in den Fake-Luftfilterkasten geschoben und Stromanschluß und Benzinleitung eingefädelt werden.
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Letztendlich hatte alles wieder irgendwie Platz, auch wenn’s knapp wurde – den Schnorchel unterm Tank habe ich mir allerdings gespart. Dann kam auch der Tank wieder drauf; besonders lästig ist bei diesem Typ, dass eine Benzin-Rücklaufleitung vorne knapp hinter dem Lenkkopf am Tanktunnel verschraubt ist – man kommt so gut wie gar nicht hin; recht weit kann der Tank nicht bewegt werden, weil die Leitung knapp verlegt ist. Ein unendliches Gepfriemel …
„Pünktlich“ am Freitag ging’s zum zweiten Versuch beim TÜV. Sinnvollerweise war der Prüfer vom ersten Mal nicht im Dienst; also musste ich seinem – ebenfalls sehr aufgeschlossenen - Kollegen die Hintergründe nochmal erklären.
Obwohl die Prüfung dadurch erschwert wurde, dass der Motor im Leerlauf zu hoch lief, ging alles zu meiner Zufriedenheit über die Bühne. Wie sich herausgestellt hat, stieß das Gestänge zwischen den Drosselklappen am neu verlegten Benzinschlauch an und verhinderte, dass es den letzten Zehntelmillimeter in seine Null-Lage zurückgehen konnte.
Insgesamt kann ich über die Arbeitsweise der Sachverständigen beim TÜV nur Positives sagen; korrekt und fachlich fundiert, aber keine "Ameisentätowierer", die auf Nichtigkeiten herumreiten. Wie hier schon oft erwähnt, kommt es sicher zu einem großen Teil auch darauf an, wie man selbst auftritt.
Abschließend noch einige Hinweise zu Bezugsquellen für Guzzi-Teile :
Ideal zur Ersatzteilsuche ist die Seite von
wendelmotorraeder.de Berlin mit direkter Suche in den offiziellen Explosionszeichnungen und Auflistung der Fahrzeuge, bei denen ein Teil verbaut ist.
Marktführer ist wohl
stein-dinse.biz mit Fotos zu fast allen Ersatzteilen und Alternativangeboten.
Am meisten gekauft habe ich allerdings bei Ingolf Schubert und dessen Firma
smotos.de
Keine optisch so ansprechende Seite wie die Mitbewerber, sondern lediglich Teilelisten, dafür aber persönliche Betreuung und nahezu vollständige Lieferfähigkeit. Ein Anbieter, der Guzzi lebt und in vielen Fällen auch günstiger als andere ist. Dafür muss man eben akzeptieren, dass er auch mal für drei Monate auf „Wüstentrip“ ist und sein Laden zu ist.
Daneben habe ich Normteile bei Fachanbietern bezogen (Edelstahlschrauben etc.), Gummitüllen gibt’s in allen Größen bei Anbietern von Radiobedarf.
Der komplette Umbau hat sich vom Kauf der Basis bis zur erfolgreichen Zulassung über gut zwei Jahre erstreckt. Allerdings waren nach der ersten Begeisterungsphase auch immer wieder Zeiträume dazwischen, wo wenig bis garnichts passiert ist. Das war aber durchaus hilfreich, weil man dadurch Gelegenheit erhielt, Lösungen zu finden und zu überdenken. Wenn's dann wieder losging, wurde relativ schnell auch relativ viel umgesetzt. All das ohne Drehbank, Hebebühne, stille Helfer im Hintergrund oder sonstige Mitschrauber.
Ich bin zufrieden mit der Umsetzung und mache mich gerade daran, das nächste Projekt auf den Weg zu bringen ...
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