Mein Name ist Thomas, komme aus Stuttgart, bin 34 Jahre alt und arbeite als IT System Engineer.
Mit dem Motorrad fahren habe ich im Sommer 2012 angefangen und es ist seither mein größtes Hobby geworden. Mit ein paar Kumpels habe ich einen Club gegründet - die Freeriders. Wir sind aktuell 13 Mitglieder jeder Altersklasse.
Angefangen habe ich mit einer 600er Ninja BJ 95. Die gute habe ich immer noch. Hat mittlerweile etwas über 100.000 km.
Dann kam nach einem starken Jahr eine 2001er Kilo-Gixer dazu. Ist zwei Jahre gestanden und hat bissl Liebe gebraucht, da sie vorher einen Rutscher hatte.
Ich hatte dann später mit ihr auch einen schweren Unfall. Hab's leider bissl übertrieben mit dem Teil.
Danach wollte ich es ruhiger angehen lassen und nicht auf ABS verzichten. Die Frau sollte auch mitfahren können. So bin ich bei einer Ducati Diavel gelandet. Cooles Bike, macht aber oft technische Probleme. Da musste ich leider schon viel Kohle versenken.
Letzten Winter hatte ich immer stärker die Lust bekommen, mir ein älteres Bike als Projekt zu besorgen. Irgendwas Richtung Cafe Racer. Sollte ein gemütliches Projekt über ein oder zwei Jahre werden. Irgendwann habe ich mich einfach mal im Netz auf die Suche nach tauglichen Modellen gemacht.
Ich wollte etwas mit viel Hubraum und klassischem Look. Am besten als Basis wenige km, weil ich nicht unbedingt an den Motor ran wollte. Die restliche Technik und Optik war mir egal. Am besten irgendwas um 1000-2000€ und seit Jahren in irgendeiner Scheune.
Die Wahl fiel auf eine XJR1200 oder besser noch 1300.
Bei dem Budget und den Anforderungen eigentlich unmöglich zu finden.
Doch dann hat der Zufall zugeschlagen:
Ostermontag hock ich mir meiner Frau auf der Terrasse. Da meldet sich meine aktive Suche von mobile.
XJR 1300
BJ '99
16.000 km (!)
keine Schlüssel, keine Papiere, 10 Jahre unter einer Plane gestanden.
1000 €
Und nur 45 km von mir weg.
Boah geil! Genau das, was ich suche.
Ich hab sofort angerufen. Der Verkäufer meinte, ein anderer Interessent aus dem Saarland fährt in 30 min los.
Ich: "Sag ihm, der kann daheim bleiben. Bin in 30 min da. Kohle bring ich mit."
Vor Ort wollte ich mir ein Bild machen. Die Leute haben dem Verkäufer die Bude eingerannt! Das Telefon stand nicht still. Ich war keine 5 min da, da kam schon der nächste auf den Hof gewackelt.
Ich hab dann sofort gesagt, ich würde sie nehmen, bevor der andere es tut.
Hab die Gute dann zwei Tage später abgeholt und am darauf folgenden Wochenende die komplette Technik geprüft.
Bremsen:
hinten einwandfrei freigängig
vorn ein Kolben fest. Nach paar Mal rein und raus aber wieder freigängig.
Bremflüssigkeit natürlich gleich gewechselt.
Kupplung:
Die Kupplungflüssigkeit war komplett verschwunden und es war nur harziges Zeug übrig. Keine Chance da was durch zu pumpen. Musste es von unten hoch drücken. Danach neu befüllt und sauber entlüftet. Da kam echt viel Mist raus. Tut jetzt aber alles ohne Probleme.
Fahrwerk:
Rundum einwandfrei. Radlager, Achsen, Schwingenlager, Lenkkopflager waren in Ordnung, Gabelsimmerringe dicht.
Schlösser: hatte ich einen kompletten Schlosssatz gekauft.
Hinten einfach zerlegt und über den Seilzug den Sitz entriegelt. Danach ein neues Schloss eingebaut.
Das am Tank musste ich mit Gewalt knacken.
Für das Zündschloss hab ich die Gabelbrücke runter und die Abrissschrauben ausgebohrt.
Motor:
LuFi gewechselt.
Neue Kerzen rein.
Dann wollte ich einen Ölwechsel machen und mir pissen 6 Liter Benzin/Öl entgegen. Ist über den Tank und die Vergaser in den 10 Jahren runter gelaufen.
Nachdem alles raus war, hab ich dann noch den Ölwechsel fertig gemacht. Danach den Seitendeckel auf und den Motor ganz vorsichtig von Hand gedreht.
Ging super leicht. Zum Glück!
Dann eine neue Batterie rein. Die komplette Elektrik einmal durch getestet. Alles gut.
Bissl Sprit in den Tank. Übrigens kein Rost drin. Filter war auch komplett sauber.
Dann der erst Startversuch. Hat erstmal eine Weile georgelt. Dann musste ich die Batterie wieder laden.
Also am möchten Tag nochmal einen Startversuch. Ist sofort angesprungen, lief aber nur auf Choke.
Nach 5 Minuten laufen lassen und Einnebeln der ganzen Nachbarschaft in blauen Qualm lief sie einwandfrei! Kein Stottern, kein Ruckeln. Nix. Einfach seidenweich. Und natürlich ohne Qualm.
Dann die Kiste mal komplett geputzt. Sieht fast aus wie neu! Sehr cooles und schönes Bike! Fast zu schade zum Umbauen.
Leider seucht es ein kleines bisschen zwischen Vergaser 3 und 4.
Also die Vergaser ausgebaut und zum reinigen gebracht. Dazu gibt es gleich neue Bedüsung. Wenn man die eh schon draußen hat.
Neue Reifen drauf - da war noch die Erstbereifung drauf. Die Kiste ist wirklich wie neu. Schön, wenn man der erste ist, der die Achse raus zieht. Sozusagen entjungfert :dance2:
Die neuen Papiere zu bekommen war eine Qual vor dem Herren!
Ich selbst konnte diese eidesstattliche Versicherung nicht ablegen, da ich nicht derjenige war, der die Papiere verloren hat. Klar.
Ich hatte es im Kaufvertrag stehen, dass sie nicht dabei waren. Daher konnte ich ja auch nicht "lügen" und sagen, dass ich sie z.B. bei der Überführung auf dem Autodach liegen hatte und vergessen habe.
Somit musste der Vorbesitzer die Papiere neu beantragen und die eidesstattliche Versicherung ablegen.
Hat er getan, die Fahrgestellnr. war zwei Wochen veröffentlicht und dann haben die von der Zulassungsstelle gemerkt, dass er ja gar nicht mehr der Besitzer ist und das Bike gar nicht mehr in Heilbronn, sondern in Stuttgart zugelassen werden soll. Außerdem bestanden nach ca. 10 Jahren keine Daten mehr zu dem Bike außer das alte Kennzeichen.
Ich dachte ja, er geht hin, bekommt nach ca. 2 Wochen neue Papiere auf seinen Name, gibt sie mir und ich melde dann einfach in Stuttgart auf mich um.
Daraufhin haben die Heilbronner gemeint, ich solle nach Stuttgart und Stuttgart solle sich mit Heilbronn in Verbindung setzen, um zu prüfen, wie man das Bike wieder auf die Straße bekommt.
In Stuttgart ging das dann (dank der kompetenten Mitarbeiterin dort) sehr einfach. Sie hat den Eintrag im Verkehrsblatt geprüft und gesagt, dass das alles i.O. ist. Dann hat sie sich mit Heilbronn in Verbindung gesetzt und sich die eidesstattliche Versicherung zukommen lassen.
Da aber in Heilbronn keine Daten mehr zu dem Bike bestehen, müsste ich jetzt noch ein Datenblatt besorgen und HU+AU machen lassen oder eine Vollabnahme bei der ein Datenblatt erstellt wird.
Danach könne ohne Probleme neue Papiere direkt auf mich ausgestellt werden.
An dieser Stelle ein ganz großes Lob an die Zulassungsstellen in Stuttgart und Heilbronn. Die Mitarbeiter dort waren sehr freundlich (auch nach mehreren Anrufen/E-Mails von mir) und sehr hilfsbereit.
Irgendwann war es dann vollbracht! ENDLICH hatte ich einen neuen Brief. War aber doch noch mal eine ganz schöne Geburt.
Wichtig für die Zulassung war, dass im Datenblatt die ABE K266 eingetragen ist.
Ich habe also das Datenblatt beim TÜV Datenblattservice angefordert. Dort habe ich dann Bilder vom Motorrad, Motornummer, Rahmennummer und Typenschild hinschicken müssen.
Pustekuchen. Auf dem Typenschild steht die K266 nicht. Also kein Datenblatt möglich.
Witzig: schaut euch mal willkürlich ein paar Bikes an. Selbst auf modernen Bikes, stehen die nicht drauf.
Die wurden außerdem erst Anfang der 2000er eingeführt. Wie soll eine ABE-Nummer die später vergeben wurde auf ein älteres Typenschild kommen?
Anschließend telefonisch bei Yamaha angefragt. Ja geht. Ich soll eine E-Mail schicken mit der Bitte, mir eine neue Betriebserlaubnis auszustellen. Dauert ca. 1 -1,5 Wochen.
Nach 6(!) Wochen habe ich mal nachgefragt. Bekam dann aber leider nicht ein nicht ausreichendes Datenblatt. Immerhin die Bestätigung, dass meine Maschine der K266 entspricht.
Also wieder die Kollegen vom Datenblattservice genervt, ob mit dem Datenblatt und der Bestätigung ein Datenblatt ausgestellt werden könne.
Aussage: Ja klar! Kein Problem.
Aber ich solle doch einfach zu einer beliebigen TÜV-Stelle gehen. Kann mir dort mit zwei Mausklicks rausgelassen werden. Und kostet keine 130 € wie beim Datenblattservice.
Die TÜV-Stellen in Stuttgart und Fellbach weigerten sich, mir das Datenblatt auszustellen, wenn ich nicht mit dem Motorrad vorbei komme. Bilder würden nicht reichen. Schon interessant, dass der Datenblattservice anhand von Bilder macht, die TÜV-Stellen selbst aber nicht.
Stuttgart setzt sogar noch einen drauf und möchte ein Unbedenklichkeitsbescheinigung, dass das Motorrad nicht als gestohlen gemeldet ist. Dass diese Prüfung seitens der Zulassungsstelle Stuttgart bereits erledigt ist, hat die nicht gejuckt.
Hallo! Ich will ein Datenblatt von denen!
TÜV-Stelle in Ludwigsburg die gleich Geschichte. Außerdem sagte man mir dort, das gehe gar nicht ohne Vollabnahme.
Ich: Bullshit! Die Zulassungsstelle will nur HU/AU mit Datenblatt ODER Vollabnahme. Die werden ja wohl wissen, was sie für eine Zulassung wollen. Das hat der TÜV nicht zu entschieden. Ich will nur ein Datenblatt. Mehr nicht.
TÜV-Stelle in Kornwestheim würde es machen, aber nur mit ca. zwei Wochen Wartezeit.
Ich: WAS? Das sind angeblich zwei Mausklicks.
Also wieder zurück zum Danteblattservice und den Mitarbeiter dort bekniet. Ich habe ihm einfach nur noch gesagt. Bitte, bitte, bitte! Ich will es einfach nur noch bezahlen!
Datenblatt war dann zwei Tage später da. Mit allen nötige Einträgen. Also HSN TSN und ABE
In der Werkstatt meines Vertrauens HU/AU gemacht.
Tags drauf bei der Zulassungsstelle dann endlich angemeldet.
Jetzt konnte der Umbau beginnen!
Dazu mache ich aber einen separaten Thread auf. Ach so, von wegen gemütliches Projekt über ein /zwei Jahre. Habe den kompletten Umbau in ca. zwei Monate durchgezogen
Eine Anmerkung noch:
Die Vorstellung habe aus mir größtenteils aus meinen Beiträgen aus dem XJR-Forum zusammenkopiert. Falls das also jemandem bekannt vorkommt, dann von dort
