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Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

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AtomicCafe
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Re: Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

Beitrag von AtomicCafe »

Das gehört doch alles zusammen, was f104wart und MichaelZ750Twin geschrieben haben, plus chinakohls Rat doch lieber die Kupplung zu benutzen.

1) Schalthebel vorspannen.
2) Gas wegnehmen, auskuppeln, schalten, einkuppeln, wieder Gas geben -- alles fast gleichzeitig.
3) aber erst danach, wenn wieder Last auf dem Antrieb ist, den Fuss vom Schalthebelchen nehmen um den zu entspannen.

Ich dachte auch schon mal, au weia jetzt kommt die XJ das bekannte 2. Gang Problem, weil der nicht halten wollte, vor allem wenn ich den ersten ausgedreht habe. Aber wie so oft lag das Problem in der oberen Hälfte des Motorrads, nicht unten. Seit ich sauber schalte ist das Problem verschwunden, die alte Karre schaltet butterweich und der Ersatzmotor langweilt sich in der hintersten Ecke der Werkstatt :cool:
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MichaelZ750Twin
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Re: Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

Beitrag von MichaelZ750Twin »

Das schalten ohne zu kuppeln gehört auch bei mir nicht zur Tagesordnung.
Es bleibt selten genutzt, ist aber problemlos (abgesehen von evtl. höherem Verschleiß) möglich.
Wenn es denn aber mal so richtig vorangehen soll, geht es eben auch ohne zu kuppeln und der nächsthöhere Gang bleibt sicher drin.

Was passiert denn da überhaupt ?
Man dreht mit dem Schalthebel die Schaltwalze eine Position weiter (federbelastete Positionierungskugel), die wiederum bewegt bei einem klauengeschalteten Getriebe die Schaltklaue(n), die wiederum die zugehörigen Getrieberäder auf ihrer Welle um vielleicht einen Zentimeter hin oder her bewegen bzw. sie werden während der Normalfahrt (kein Schaltvorgang) in ihrer zugedachten Position gehalten.
Wenn bei sich drehendem Getriebe keine Last mehr anliegt, ist es auch ohne Kupplung problemlos möglich in den nächsthöheren Gang zu wechseln.
Hochschalten ist einfach, da durch das Gaswegnehmen die treibende Kraft des Motors unterbrochen wird.
Zum Runterschalten nehme ich auch gern die Kupplung zu Hilfe, da hier nicht mehr der Motor, sondern das Fahrzeug mit seinem Hinterrad die treibende Kraft ist.

Schaltgabeln werden verbogen, wenn man in ungeeignetem Moment (zuviel Last / Schub auf den Getrieberädern) oder gar bei stehendem Hinterrad (keine Rotation der Abtriebswelle) zu fest den Schalthebel betätigt, um irgendeinen Gang einzulegen. In dem Moment ist es völlig egal, ob die Kupplung gezogen ist oder nicht. Da hilft nur etwas vor- oder rurückrollen, um die Getrieberäder der Abtriebswelle (fest verbunden mit dem Hinterrad) überhaupt in eine schaltbare Position zu bringen.
Bei manchen Versuchen einen Schiebestart (stehendes Getriebe) hinzubekommen habe ich schon haarsträubende Misshandlungen des Getriebes gesehen, sprich im Endeffekt durch sinnlose Gewaltanwendung am Schalthebel (wildes Drauftreten im Stand) verbogene Schaltklauen.

PS: Bei kettengetriebenen Moppeds funktioniert das schalten ohne zu kuppeln einfacher als bei Kardangetriebenen.
LG, Michael
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MikeRider
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Re: Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

Beitrag von MikeRider »

In wie weit erkennt man eine verschlissene Schaltgabel.
Ist sie dann wirklich Krumm und schief oder eher im minimalisten aber problematischen Zustand?
Oder sind die Klauen nicht mehr griffig genug in diesem Sinne dann auch abgerundet?
Die Kawa hat laut letztem tacho ca 47000 Kilometer drauf, ich kann aber auch nicht bestätigen wie der Vorgänger geschaltet hat.
Bin selber zu 99 % mit gezogener Kupplung beim Schalten gefahren.

Den Schalthebel hab ich auf Spannung und Spiel geprüft. Hab allerdings nichts auffälliges entdeckt.
Ganz normales Drücken ohne das die Getriebewelle harckt oder hängen bleibt.

Genaueres kann ich erst nach einer Ausfahrt berichten.
Gruß Michael

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z400Berlin
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Re: Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

Beitrag von z400Berlin »

Moin,

hab auch schon erlebt das bei verschliessenden Lagern die Gänge nicht immer sauber rasten.
Zur Sicherheit einfach das Lagerspiel der Getriebewellen prüfen.

chinakohl

Re: Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

Beitrag von chinakohl »

Moin,
folgende "Geschichte":

1. Die Schaltgabeln werden durch die Schaltkulisse auf der Schaltwalze bewegt. Dreht sich die Schaltwalze durch betätigen des Ratschenmechanismuss via des Schalthebels, werden die Schaltgabeln durch einen Stift/ Bolzen - welcher in die auf der Schaltwalze befindlichen Schaltkulisse/ Führungsnut eingreift - auf ihrer Führungsachse verschoben.
2. Die Schaltgabeln haben zumeist eine Anlauffläche, welche sich beidseitig auf der oberen sowie unteren Führungszinke befindet, die in eine an den verschiebbaren Zahnrädern liegenden Führungsrille eingreift (diese befindet sich radial neben der Verzahnung des Zahnrades).
Die einzelnen Gänge werden gewechselt, indem ein solches Zahnrad entweder in ein korrespondierendes Zahnrad auf der gegenüberliegenden Welle eingreift (verschoben durch die Schaltgabel) oder aber mit mehreren (3 oder 4 ) radial neben dem Zahnrad angeordneten Mitnehmern (Schaltklauen) in Aussparungen des auf der gleichen Welle befindlichen daneben liegenden Zahnrads eingreift (wobei dieses verschiebbare Zahnrad zumeist ein "freilaufendes Zahnrad" ist, welches nicht auf der Kerbverzahnung der Welle eingreift - die "fixierten" Zahnräder allerdings schon. Das "freilaufende Zahnrad" dient somit als "Vermittler" zum auf der gleichen Welle daneben liegenden Zahnrad).

Wenn man also den Schalthebel mit dem Fuss unter Vorspannung hält (um ohne Kupplung nur durch Lastwechsel zu schalten), reibt die Anlauffläche der Schaltgabel - natürlich mit entsprechendem Verschleiß - in diesem Moment ständig gegen die Flanke der Führungsrille des entsprechenden Zahnrades.
Somit wird - aufgrund des ständigen Materialabtrags an Führungsrille des Zahnrads sowie Anlauffläche der Schaltgabel - mit der Zeit das Spiel im Schaltmechanismuss größer und die Zahnräder können an den Zahnflanken nicht mehr vollflächig tragend gegeneinander positioniert werden.


Schwierig zu erklären (da ich momentan keine grafische Darstellung eines Motorradgetriebes mit geradeverzahnten Zahnräder parat habe), aber ich hoffe mich annähernd verständlich ausgedrückt zu haben .......

http://www.oelsumpfonline.de/getriebe/getr01.html

MfG
Arvid

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MichaelZ750Twin
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Re: Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

Beitrag von MichaelZ750Twin »

Hi Mike,
verbogene Schaltgabeln kannst du nicht von aussen diagnostizieren, es sei denn sie sind so krumm, das sich der Gang überhaupt garnicht mehr einlegen läßt.

Hi Arvid,
schöne Geschichte und guter Link !

War gerade auf dem Speicher und habe ein altes Kawagetriebe samt zwei von drei Schaltgabeln rausgesucht.

Diese Schaltgabeln habe ich in vorherigen Beiträgen irrtümlicherweise als Schaltklauen bezeichnet.
Natürlich geht es um diese Bauteile, die Schaltgabeln, deren zwei "zarte" Finger verbiegen können:
DSCN8843 (Custom).JPG
Im Getriebe fassen die Gabeln permanent in die Nut an einem Getrieberad und können das bei einem Schaltvorgang etwas nach links oder rechts verschieben. Auch gut zu sehen, welch massive seitliche Verzahnung die Getrieberäder haben:
DSCN8842 (Custom).JPG
Die in diesem Bild oberhalb meiner Finger befindlichen Schaltgabeln haben einen kleinen Fortsatz. Der steckt in eingebautem Zustand in der Schaltwalze.

In diesem Zusammenhang fallen mir auch wieder die Begriffe "Losräder" und "Festräder" ein.
So ein Getriebe ist einerseits einfache Mechanik, andererseits ein technisches Meisterwerk !
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LG, Michael
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chinakohl

Re: Gang rutscht/springt beim Beschleunigen raus

Beitrag von chinakohl »

Moin,

danke Michael :-) - ich kann`s eben leichter reparieren, als verständlich erklären ;-)

..... aber ist das nicht meistens so ????? :-)

Gruß
Arvid

P.s: ich möchte aber wiederholt dem TE - sowie auch jedem anderen, der eine solche "Operation"vor sich hat - raten, dringend die Wellenlager und Lagersitze im Gehäuse zu prüfen. Aufgrund zu geringem Antriebskettendurchhang ist es nicht selten passiert, daß das Getriebeausgangslager der Abtriebswelle Schaden genommen hat.
Peinlich, wenn man solches feststellen muss nachdem das Getriebe gerade wieder zusammengesetzt und der Motor ins Fahrzeug eingebaut wurde .........

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