Überholung von Koni-Federbeinen (7610P-1302 "Special D")
Verfasst: 8. Jan 2015
So,
da die Onlinequellen zur Überholung von Stoßdämpfern doch recht spärlich ausfallen, möchte ich hier mal einen kleinen bebilderten Leitfaden für einen weiteren Typ Koni-Stoßdämpfer schreiben.
Die Anleitung von http://www.italoclassicbikes.de/resto/fs_resto.htm ist zwar nett, jedoch kam für mich die Verwendung des Nutrings nicht in Frage, da diese nicht unbedingt gut für diesen Anwendungszweck geeignet sind.
(Der ölgedämpfte Koni erzeugt keinen Überdruck beim Einfedern, daher ist der Nutring eine ungünstige Dichtungswahl, denn er benötigt hohe Drücke um überhaupt erst richtig zu dichten)
Die Anleitung unter http://classic-bike1.de/konireparatur.html ist leider nur für den Standard-Koni 7610-1302 anwendbar, die hier vorliegende Version "Special D " ist leider anders aufgebaut, daher ist ein Großteil der Anleitung nach Entnahme der Kartusche nutzlos.
In meinem Fall haben meine schönen Aludämpfer des Typs 7610P-1302 Edition "Special D" (Wirklich Special, da werde ich später noch einmal drauf kommen) Öl überall dahin verteilt, wo es nicht sein sollte.
Zuallererst habe ich mal einen von 2 Dämpfern ausgebaut, denn beide lecken und verteilen ihr Öl dahin, wo es nie hinkommen sollte.
Wie man die Feder entspannt spare ich mir an dieser Stelle einmal. Nutzt sicherheitshalber vernünftiges Werkzeug, denn die Vorspannung die man darauf geben muss um die Federsicherung entnehmen zu können hat es schon in sich!
Ist die Feder erst einmal abgenommen, kann man sich an den Dämpfer machen. Dieser besteht aus dem Außengehäuse und der innenliegenden Dämpfungskartusche, die über eine Verschraubung in das Gehäuse gepresst wird.
Diese Verschraubung kann laut anderen Quellen wohl hartnäckig zu lösen sein, hier gestaltete sich dies mit einem Stirnlochschlüssel nach vorsichtigem "Walgen" des Gewindes im Schraubstock (Sprich: Mit Alu- oder Kunststoffklemmbacken einspannen und mit sanften Druck rundherum ein, zweimal anziehen, damit sich Verbackungen im Gewinde lösen) relativ einfach. Der Stirnlochschlüssel ist nicht abgerutscht und die Verschraubung ist wie neu geblieben .
Kaum ist die Verschraubung (Pos. 14 im Teileschaubild unten) gelöst, kann man die Kartusche ziehen. Leider ist diese nicht ganz so einfach heraus zu bekommen, sodass es sich hier wieder empfiehlt, vorsichtig vom Schraubstock Gebrauch zu machen. Den Dämpfer mit dem oberen Auge in die Alubacken spannen und mit einem sehr weichen Kantholz und zwei drei vorsichtigen Hammerschlägen auf den Rand des unteren Stoßdämpfergehäuses löst sich dann auch die Kartusche nach 35 Jahren aus ihrem Sitz im Außengehäuse.
Dann haben wir diese beiden Teile vor uns liegen:
Die Außenhülse der Kartusche:
Den Kolben des Stoßdämpfers mit dem gesamten oberen Ende:
Ihr seht, der O-Ring hat sich nach einigen Jahren im bewegten Ölbad auch gehen lassen (ist nicht beim Herausziehen passiert).
Unten am Kolben ist nun eine Verschraubung mit 11er Sechskant, den es zu lösen gilt. Wieder die Kolbenstange vorsichtigt quer in den Schraubstock spannen und mit relativ wenig Kraft ist die Schraube gelöst.
Nun können wir die Kolbeneinheit zerlegen. Es sind viele Scheiben und Kleinteile verbaut, die unbedingt wieder in der richtigen Lage und Reihenfolge zusammenzubauen sind. Daher macht euch ein großes Papier frei und legt die Teile mit Beschriftung der Positionen in der richtigen Reihenfolge auf die Werkbank. Macht zur Sicherheit auch noch einmal Mitbewohner und Hunde aufmerksam, dass bitte auch jeder die Finger davon lässt
Das ganze sieht nach Demontage und Reinigung mit Bremsenreiniger dann so aus:
Der Stoßdämpfer ist nun voll demontiert.
Am Kolben und den beweglichen Teilen ist in meinem Fall weder Einlaufspur noch Abrieb oder eine Riefe zu finden, der Zustand ist sehr gut. Lediglich die Dichtungen werden wohl nach Jahrzehnten in ihrer Zusammensetzung nicht mehr das Wahre gewesen sein und daher gelitten haben.
Entnehmen wir nun den Simmerring/Wellendichtring (13) aus der Verschraubung und den O-Ring (12) (mit Dreiecksprofil) von dem Passungs- und Führungsteil (11) und erleben die erste Hürde in der Instandsetzung:
Problem 1: Simmerringdimension 11.75x22.1x7
Herzlichen Glückwunsch, hier wollte Koni künstlich Nachfrage für Ersatzteile schaffen. Bei näherer Begutachtung des Simmerrings stellt sich heraus, dass es ein gewöhnlicher Wellendichtring mit verlängerte Staublippe ist. Einen solchen, in diesen Dimensionen aufzutrieben ist unmöglich. Es gibt einen "seriösen" Anbieter in Ungarn, aber hm... neee
Entschieden habe ich mich daher, folgenden Weg zu gehen:
Die nächste, passende Dimension mit Staublippe ist ein zölliger Dichtring mit den Maßen 11.11x22.22x6,35.
Bevor hier gleich jemand kräht, dass der Dichtring zu eng sitzt: Formal tut er das, jedoch ist er so gearbeitet, dass er den halben Millimeter gut verkraftet. Zudem haben wir es hier mit einer verchromten und hochvergüteten Oberfläche zu tun, sodass der geringfügig strammere Sitz wenn überhaupt nur geringfügige Auswirkungen auf die Standzeit haben sollte!
Die Staublippe ist jedoch, wie üblich, eine kurze. Das ist nicht weiter problematisch, da auch die längere Version nicht davon befreien konnte, den Koni am Dichtungssitz hin und wieder zu säubern. Die Passung des Außenrings ist mit 0.12mm mehr auch zufrieden, der Simmerring lässt sich gut hinein drücken, es bedarf aber einer dünnen Scheibe um die 0,7mm auszutarieren.
Problem 2: O-Ring mit Dreiecksprofil
Einen solchen O-Ring in der Dimension von AD:32 ID:24 zu beschaffen ist nicht möglich.
Stattdessen lassen sich vorzüglich gewöhnliche O-Ringe der Maße 24x4 verwenden (IDxSchnurstärke). Diese schließen genauso mit dem Gehäuse ab und haben zudem noch geringfügig mehr Anpressdruck. Es wirkt sich nicht auf den Dämpfer aus, da diese O-Ringe lediglich die Kartusche gegen das Außengehäuse abdichten.
Bis hier hin bin ich gestern gekommen, der Zusammenbau erfolgt beschrieben in Kürze.
da die Onlinequellen zur Überholung von Stoßdämpfern doch recht spärlich ausfallen, möchte ich hier mal einen kleinen bebilderten Leitfaden für einen weiteren Typ Koni-Stoßdämpfer schreiben.
Die Anleitung von http://www.italoclassicbikes.de/resto/fs_resto.htm ist zwar nett, jedoch kam für mich die Verwendung des Nutrings nicht in Frage, da diese nicht unbedingt gut für diesen Anwendungszweck geeignet sind.
(Der ölgedämpfte Koni erzeugt keinen Überdruck beim Einfedern, daher ist der Nutring eine ungünstige Dichtungswahl, denn er benötigt hohe Drücke um überhaupt erst richtig zu dichten)
Die Anleitung unter http://classic-bike1.de/konireparatur.html ist leider nur für den Standard-Koni 7610-1302 anwendbar, die hier vorliegende Version "Special D " ist leider anders aufgebaut, daher ist ein Großteil der Anleitung nach Entnahme der Kartusche nutzlos.
In meinem Fall haben meine schönen Aludämpfer des Typs 7610P-1302 Edition "Special D" (Wirklich Special, da werde ich später noch einmal drauf kommen) Öl überall dahin verteilt, wo es nicht sein sollte.
Zuallererst habe ich mal einen von 2 Dämpfern ausgebaut, denn beide lecken und verteilen ihr Öl dahin, wo es nie hinkommen sollte.
Wie man die Feder entspannt spare ich mir an dieser Stelle einmal. Nutzt sicherheitshalber vernünftiges Werkzeug, denn die Vorspannung die man darauf geben muss um die Federsicherung entnehmen zu können hat es schon in sich!
Ist die Feder erst einmal abgenommen, kann man sich an den Dämpfer machen. Dieser besteht aus dem Außengehäuse und der innenliegenden Dämpfungskartusche, die über eine Verschraubung in das Gehäuse gepresst wird.
Diese Verschraubung kann laut anderen Quellen wohl hartnäckig zu lösen sein, hier gestaltete sich dies mit einem Stirnlochschlüssel nach vorsichtigem "Walgen" des Gewindes im Schraubstock (Sprich: Mit Alu- oder Kunststoffklemmbacken einspannen und mit sanften Druck rundherum ein, zweimal anziehen, damit sich Verbackungen im Gewinde lösen) relativ einfach. Der Stirnlochschlüssel ist nicht abgerutscht und die Verschraubung ist wie neu geblieben .
Kaum ist die Verschraubung (Pos. 14 im Teileschaubild unten) gelöst, kann man die Kartusche ziehen. Leider ist diese nicht ganz so einfach heraus zu bekommen, sodass es sich hier wieder empfiehlt, vorsichtig vom Schraubstock Gebrauch zu machen. Den Dämpfer mit dem oberen Auge in die Alubacken spannen und mit einem sehr weichen Kantholz und zwei drei vorsichtigen Hammerschlägen auf den Rand des unteren Stoßdämpfergehäuses löst sich dann auch die Kartusche nach 35 Jahren aus ihrem Sitz im Außengehäuse.
Dann haben wir diese beiden Teile vor uns liegen:
Die Außenhülse der Kartusche:
Den Kolben des Stoßdämpfers mit dem gesamten oberen Ende:
Ihr seht, der O-Ring hat sich nach einigen Jahren im bewegten Ölbad auch gehen lassen (ist nicht beim Herausziehen passiert).
Unten am Kolben ist nun eine Verschraubung mit 11er Sechskant, den es zu lösen gilt. Wieder die Kolbenstange vorsichtigt quer in den Schraubstock spannen und mit relativ wenig Kraft ist die Schraube gelöst.
Nun können wir die Kolbeneinheit zerlegen. Es sind viele Scheiben und Kleinteile verbaut, die unbedingt wieder in der richtigen Lage und Reihenfolge zusammenzubauen sind. Daher macht euch ein großes Papier frei und legt die Teile mit Beschriftung der Positionen in der richtigen Reihenfolge auf die Werkbank. Macht zur Sicherheit auch noch einmal Mitbewohner und Hunde aufmerksam, dass bitte auch jeder die Finger davon lässt
Das ganze sieht nach Demontage und Reinigung mit Bremsenreiniger dann so aus:
Der Stoßdämpfer ist nun voll demontiert.
Am Kolben und den beweglichen Teilen ist in meinem Fall weder Einlaufspur noch Abrieb oder eine Riefe zu finden, der Zustand ist sehr gut. Lediglich die Dichtungen werden wohl nach Jahrzehnten in ihrer Zusammensetzung nicht mehr das Wahre gewesen sein und daher gelitten haben.
Entnehmen wir nun den Simmerring/Wellendichtring (13) aus der Verschraubung und den O-Ring (12) (mit Dreiecksprofil) von dem Passungs- und Führungsteil (11) und erleben die erste Hürde in der Instandsetzung:
Problem 1: Simmerringdimension 11.75x22.1x7
Herzlichen Glückwunsch, hier wollte Koni künstlich Nachfrage für Ersatzteile schaffen. Bei näherer Begutachtung des Simmerrings stellt sich heraus, dass es ein gewöhnlicher Wellendichtring mit verlängerte Staublippe ist. Einen solchen, in diesen Dimensionen aufzutrieben ist unmöglich. Es gibt einen "seriösen" Anbieter in Ungarn, aber hm... neee
Entschieden habe ich mich daher, folgenden Weg zu gehen:
Die nächste, passende Dimension mit Staublippe ist ein zölliger Dichtring mit den Maßen 11.11x22.22x6,35.
Bevor hier gleich jemand kräht, dass der Dichtring zu eng sitzt: Formal tut er das, jedoch ist er so gearbeitet, dass er den halben Millimeter gut verkraftet. Zudem haben wir es hier mit einer verchromten und hochvergüteten Oberfläche zu tun, sodass der geringfügig strammere Sitz wenn überhaupt nur geringfügige Auswirkungen auf die Standzeit haben sollte!
Die Staublippe ist jedoch, wie üblich, eine kurze. Das ist nicht weiter problematisch, da auch die längere Version nicht davon befreien konnte, den Koni am Dichtungssitz hin und wieder zu säubern. Die Passung des Außenrings ist mit 0.12mm mehr auch zufrieden, der Simmerring lässt sich gut hinein drücken, es bedarf aber einer dünnen Scheibe um die 0,7mm auszutarieren.
Problem 2: O-Ring mit Dreiecksprofil
Einen solchen O-Ring in der Dimension von AD:32 ID:24 zu beschaffen ist nicht möglich.
Stattdessen lassen sich vorzüglich gewöhnliche O-Ringe der Maße 24x4 verwenden (IDxSchnurstärke). Diese schließen genauso mit dem Gehäuse ab und haben zudem noch geringfügig mehr Anpressdruck. Es wirkt sich nicht auf den Dämpfer aus, da diese O-Ringe lediglich die Kartusche gegen das Außengehäuse abdichten.
Bis hier hin bin ich gestern gekommen, der Zusammenbau erfolgt beschrieben in Kürze.