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Polieren

Lackierung, Oberflächenveredelung, optische Details
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mapfl
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Polieren

Beitrag von mapfl »

Hallo zusammen!

Immer wenn in einem Beitrag frisch polierte Teile auftauchen folgt ein Beitrag wie das denn gemacht wurde.
So will ich hier einen Thread öffnen, der sich um das Thema "Polieren" dreht. Bin selber Laie und fange gerade damit an. Möchte hier meine Erfahrungen zeigen und allen zugänglich machen. Freue mich natürlich, wenn sich andere dem anschließen und ihrerseits mich korrigieren oder erweitern.

Hier mein erster Versuch mit meiner neuen Ausstattung. Habe bisher mit einem Set aus dem Baumarkt gearbeitet, die Ergbnisse waren ok aber....
Im Bild ist ein Teil eines silbernen Serviettenrings zu sehen, den mir meine Großmutter vor mehr als 50 Jahren geschenkt hat.
Serviettenring.jpg
Ihr könnt also euren Partnern eine Freude machen und zeigen für was so eine Werkstatt alles gut ist, z.B. das Silberbesteck polieren :grin:

Zunächst die Grundausstattung, hier speziell für Aluminium Teile, geht aber auch für Silber s.o.

Die Polierscheiben und die Pasten:
Die Reihenfolge der Scheiben ist umgekehrt wie die Reihenfolge der Pasten im Bild
Schleifmittel.jpg

Das Abziehwerkzeug und die Reinigungsbürste:
Abziehwerkzeuge.jpg

Mit dem Abziehwerkzeug (oben) muss die Polierscheibe vorbehandelt werden, man kann auch die Klinge eines Fuchsschwanzes oder ähnliches nehmen, entspricht aber nicht den Anforderungen der Arbeitssicherheit. Mit der Drahtbürste wird eine Polierscheibe gereinigt. Beide Vorgänge geschehen genauso wie beim Polieren selbst, also Maschine laufen lassen und Werkzeug auf die Scheibe drücken.

Hier seht ihr wie eine neue Scheibe aussieht und wie sie nach dem Abziehen aussieht:
Scheibe vor nach Abziehen.jpg
Ganz wichtig und nicht im Bild: Man sollte eine Atemschutzmaske und eine Schutzbrille beim Arbeiten tragen, lästig, aber zwingend notwendig. Außerdem schaut man nach dem arbeiten aus wie Sau, also auch die Umgebung entsprechend abdecken und schützen und danach Staubsaugen.

Im Moment arbeite ich mit einer alten Bohrmaschine, ein mindestens 30 Jahre altes Werbegeschenk!! Sie hat 400 Watt. Ich habe mir Scheiben mit 10cm Durchmesser besorgt und da ist die Mindestleistung eigentlich 500 Watt. Je größer die Scheibe ist um so mehr Leistung braucht die Maschine. Ein 15cm Scheibe sollte bereits 1000 Watt haben. Wenn es das Budget nächstes Jahr hergibt, werde ich mir einen vernünftigen Schleifbock zulegen, der ist ja nicht nur zum Polieren sondern auch für alle anderen Schleiftätigkeiten hilfreich (Werkzeugschleifen....).

Soweit für heute, Fortsetzung folgt!
Keep crafting!
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Der Trend geht zur Viert-Gülle
Carpe Diem!
Markus

Nobiwankenobi

Re: Polieren

Beitrag von Nobiwankenobi »

jooo - kann man alles so machen.....so lange das Hobby ist und der Spass im Vordergrund steht ;-)

Ich habe - denke ich schon so 30.000+ Teile mit Polierscheiben (würde die beschreiben wie alte Tischdecken vernäht) poliert - Motor müsste ich nachsehen....denke 3kW.
Wachs weiss zum Vorpolieren oder für VA....blau, polieren Aluminium - Wachse bzw. Pasten von Unipol.
Ne Scheibe sauber gemacht - habe ich noch nie....da wird wenn umgeschraubt (meistens aber erst wenn die von 400mm ganz runter sind).
Ganz wichtig ist die Geschwindigkeit und Temperatur beim polieren....da gibt es Spezialisten - die polieren sich nen Wolf weil es zu heiss ist....

Hatte vor Jahren auch mal "Spezialisten" aus der Umgebung hier die das hauptberuflich machen (wollten - riesen Tobaboah wie gut & schnell se sind....) ...... sagten die Stückzahl die ich vorgegeben habe geht in der Zeit nicht (meine waren 30 Edelstahl-Muttern gedreht pro Stunde - hatte denen Test-Teile mit gegeben).
Habe dann - mit Fieber - als die daneben standen 15 Minuten poliert.....12 Stück fein gedrehte Muttern M22x1.00.
Und dann habe ich gesagt....wenn da 46 Stück die Stunde bei mir auf Tisch landen - gibt es den Stundenlohn den ich angesagt hatte (der war reichlich - machen die meisten von Euch sicher auf der Arbeit 2-3 Stunden für) - sind dann mit langen Gesichtern abgezogen ;-)

Im Moment polieren ich meine von Hand gebauten Teile selber bzw. ein Kumpel - alles was CNC kommt wird direkt zum Polieren geschickt.

Macht - begrenzt Spass .... wichtige Sachen gebe ich gar nicht aus der Hand - mache ich selber ;-)

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f104wart
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Re: Polieren

Beitrag von f104wart »

Nobiwankenobi hat geschrieben:jooo - kann man alles so machen.....so lange das Hobby ist und der Spass im Vordergrund steht ;-)
Ja, und das ist hier ja auch zu 99% der Fall! :mrgreen:

...Die meisten wollen das eine oder andere Teil an ihrem Projekt auf Hochglanz bringen und haben nicht vor, damit in Serie zu gehen oder irgendwelche Rekorde zu brechen.

In der Regel sind die Teile, die poliert werden sollen, verwittert oder angegammelt und müssen erst mal vorbereitet werden. Das bedeutet: Klarlack runter (abbeizen) und erst mal schleifen.

Beim Schleifen werden Kratzer und Unebenheiten ausgeglichen und, was besonders bei Alu ganz wichtig ist, die alte Oxydschicht entfernt.

Nach dem Schleifen sollte das Werkstück einen Tag liegen bleiben, bevor man es poliert, dmit sich eine neue Oxydschicht bilden kann, die aber noch nicht ihre endgültige Härte erreicht hat.

Das Polieren ist im Endeffekt das Aufschmelzen der Oxydschicht. Dadurch wird ein sehr "tiefer" und dauerhafter Glanz erreicht, der sehr widerstandsfähig ist gegen Verschmutzungen und Umwelteinflüsse.

Zum Aufschmelzen der Oxydschicht ist Wärme erforderlich. Es gilt also, so viel Wärme ins Werkstück einzubringen, dass das Polierwachs restlos verschwindet.

Vorsichtig sollte man mit Sisalscheiben sein: Bei weichem Alu kann es sein, dass die harten Sisalfasern Streifen ins Material ziehen, wie es auf diesem Foto eines CX-Ventildeckels besonders links vom Kerzenloch ganz deutlich zu sehen ist:
IMG_0632.jpg

Zum Schleifen sehr gut geeignet sind sogenannte "Schleifsterne", wie sie von Andreas Steindl angeboten werden.

Ein solches Set ist auf den ersten Blick nicht ganz billig, amortisiert sich aber sehr schnell. Zum Einen durch eine enorme Zeitersparnis beim Schleifen auch kompliziertester Formen und zum Anderen durch ein professionelles Ergebnis mit einfachen und heimwerkerfreundlichen Mitteln:
IMG_0639.jpg



...Ganz wichtig ist, wie man die polierten Teile später behandelt bzw. reinigt:

Das beste ist, die Teile nur mit Wasser und einem milden Reinigungsmittel zu waschen. Keinesfalls sollte man irgendwelche Polituren mit einem Lappen darauf verreiben. Damit beschädigt man die schützende Oxydschicht und den ursprünglichen Glanzgrad.

Wenn polierte Teile irgendwann mal verkratzt sind und neu aufgearbeitet werden sollen, müssen sie angeschliffen werden und über Nacht liegen bleiben, bevor man sie erneut poliert.

So bleiben die Teile sehr lange geschützt und der Glanz erhalten.

.
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Kaffeepause
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Re: Polieren

Beitrag von Kaffeepause »

@mapfl, mach weiter bin schon gespannt auf den zweiten Teil.

@f104wart, die Schleifsterne kannte ich noch nicht, die werde ich mir mal bestellen.
Wenn der Metzger sich mal einen Salat macht, ist er lange noch nicht ein Gärtner....

Bonnie T140V : viewtopic.php?f=57&t=239

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KensingtonChap
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Re: Polieren

Beitrag von KensingtonChap »

Interessanter Beitrag. Bin schon nach so einen auf der Suche gewesen.
Hab mir letzte Woche ein Polierbock-Set gekauft. Polierergebnis war eher...
Glanz war vorhanden, nur hab ich leider die kleineren Kratzer nicht rausbekommen...
Welches Schleifpapier nehmt ihr zum "vorschleifen"? Vor dem polieren sind die Kratzer leider schwer ersichtlich bzw. ist´s mir vorgekommen, als wenn diese durch die gröberen Polierscheiben entstanden sind und mit der feinsten Scheibe konnte ich sie nicht rauspolieren.

Vielen Dank schon mal.

Gruß,
Max

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Re: Polieren

Beitrag von EnJay »

Noch ein Tip von mir:
nach jedem Schritt soweit möglich die Schleif/Polierrichtung ändern (quer zu der davor).
So kann man gut erkennen wo noch Kratzer aus dem Schleifvorgang davor vorhanden sind.

Nichts ist ärgerlicher als beim Polieren tiefe Kratzer aus dem 1. Schleifvorgang zu entdecken die man nicht rauspoliert bekommt.

Schleifpapier: so fein wie möglich, so grob wie nötig
Wenn du mit nem 80er anfangen würdest macht es viel arbeit die Schleifspuren davon zu beseitigen. Nimm das feinste Schleifpapier, mit dem du den nötigen Materialabtrag hast um Schmutz und Unebenheiten zu beseitigen.
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http://www.caferacer-forum.de/viewtopic.php?f=97&t=5206

Moppedmessi
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Re: Polieren

Beitrag von Moppedmessi »


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Re: Polieren

Beitrag von grumbern »

Glanz war vorhanden, nur hab ich leider die kleineren Kratzer nicht rausbekommen...
Gehen vom Polieren auch nicht weg, die muss man raus schleifen. Genau das ist ja das langwierige dabei.

Ralf, sehe ich das richtig, 24,50€ für EINEN Schleifstern? Wie lange halten die Dinger denn? Wenn ich da für einen größeren Deckel je einen davon brauche, kann ich das auch gleich weggeben und spare noch dabei, oder nicht?!
Gruß,
Andreas

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LucaGregory
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Re: Polieren

Beitrag von LucaGregory »

Anscheinend ist Winterzeit = Polierzeit :lachen1:

Bin auch gerade dabei meinen Seitendeckel aufzufrischen. Hatte mir über die Firma einen gescheiten Abbeizer für die gewerbliche Anwendung besorgt und meinen Seitendeckel damit dick eingestrichen, in eine Plastiktüte verpackt über Nacht einwirken lassen und am nächsten Tag mit Waschverdünnung den Abbeizer entfernt. Nach 2 Behandlungen war der Klarlack runter.

Heute habe ich die gröbsten Kratzer mit 400er Nass-Schleifpapier und dann den gesamten Deckel mit 600er Nass-Schleifpapier geschliffen. Ich habe dafür zwar ca. 4 Stunden benötigt, meine Fingerkuppen fühlen sich etwas gummiartig an und am kleinen Finger hab ich mir die Haut an einer Stelle so weit abgeschliffen das es etwas blutet, aber es könnte was werden.

Hier das Zwischenergebnis:



Nächster Schritt ist dann ein Schliff mit 1200er Nass-Schleifpapier.
„Ein jeder ist ein Ehrenmann, solang er nicht bescheißen kann!“

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Re: Polieren

Beitrag von grumbern »

600er reicht für gewöhnlich, 1200er ist eher was für Lack-Geschichten.

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