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Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Modifikationen an Rahmen, Tank, Verkleidungen, Höcker, Sitzbank, Fender etc.
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f104wart
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von f104wart »

grumbern hat geschrieben: 9. Feb 2018 Das fährt sich bestimmt 1A
:lachen1: :wink:


@Michael: Was denkst Du, was Dein Fender und Dein Vorderrad zum Kühler sagen, wenn Du im realen Fahrbetrieb den Anker wirfst? Hast Du schon mal gesehen, wie weit sich dabei eine Gabel nach hinten biegt? :grinsen1:

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Bambi
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von Bambi »

Hallo zusammen,
ich sag' ja nix mehr zum Thema sondern denke mir - gerade bei solchen Werten wie 8 cm - nur noch die Refrain-Zeile von '(The System of) Dr. Tarr and Prof. Feathers' von Alan Parsons Project: 'Just what you need to make you feel better ...'
Wer jetzt Bock auf ein geiles Stück Musik-Geschichte bekommen hat, bitte sehr:





Schöne Grüße, Bambi
'Find me kindness, find me beauty, find me truth' (Dreamtheater aus 'Learning to live')

Minik
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von Minik »

Servus,

Gabeldurchstecken geht über einen bestimmten Bereich, wenn:

Das Vorderrad mit dem neuem Reifen mit möglichst dem Reifentyp mit dem größtem Durchmesser bei maximaler Einfederung (Gabelstopfen raus und bis zum metallischen Anschlag einfedern) einen horizontaler Freigang von mindestens 15 mm bis zu rahmenfesten Teilen wie Kühler, Krümmer etc. vorhanden ist. Freigang bis unteren Gabelbrücke min. 10 mm.

8 cm durchstecken bedeutet eine Nachlaufverkürzung von rund 12 mm und einer Lenkkopfwinkeländerung von zirka 3 Grad in Richtung handlich/aber auch instabil. Und das ist mal richtig viel.

Die Schräglagenfreiheit wird massiv schlechter, vor allem die rahmenfesten Bauteilen vor dem Massenschwerpunkt, das heißt gefährliches Aufsetzen von Krümmer und Lima-Deckel, die ruckzuck das Vorderrad aushebeln können.

Es sieht extrem scheiße und dilletantisch aus, wenn die Standrohre 80 mm über die Brücke rausstehen, da müssen die Standrohre gekürzt, neue Gewinde geschnitten und die Federlänge/Hülsenlänge angepasst werden.

Das Problem: es hat noch nie funktioniert, eine Enduro "tiefer zu legen", weil Lenk-und Schwingengeometrie komplett verstellt werden. Zum rumfahrem gehts, für eine gutes Fahrverhalten mit allem was dazu gehört taugts nix.

Gruß Mini

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recycler
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von recycler »

Bei dem obigen von mir besprochenen Projekt (Honda XBR) habe ich die Gabel vielleicht 3-4 cm durchgesteckt. Fährt sich noch einen ticken handlicher wie vorher schon. Die 27PS-Möhre zieht sowieso keine Wurst vom Teller und bei ca. 120 km/h ist Feierabend. Der olle Einzylinder läuft aber tip top und sauber, trotz der Laufleistung von mehr als 100.000 km. Will den nicht todheizen, sondern eine ehrenvolle Rente gewähren lassen.

Wo wir beim Thema Pendeln im hohen Geschwindigkeitsbereich sind, stellt sich für mich die Frage wie so mache aktuelle Großenduro zugelassen werden darf. Meine 1200er Triumph Tiger Explorer und auch viele BMW GS werden mit Koffern und gerade wenn man Textilkleidung trägt mit gröberer Endurobereifung auf der Autobahn mal richtig unruhig (aber da fahr ich ja sowieso nur zur Not). Wenn man diversen Erfahrungsberichten in den Foren glauben darf, tritt das Problem mit Speichenrädern stärker auf, wie mit Gußfelgen (o.k. die Triumph-Räder sind statisch gesehen ungünstig eingespeicht).

Schönes Wochenende

recycler

P.S.: Fahrwerk bzw. Gabel wurde vorn schon auf Wilbers-Spoezifikation umgebaut, da die Original-Triumph-Gabel unfahrbar ist.
old's cool!

Minik
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von Minik »

Die Reiseenduros haben ein paar Eckdaten die Pendeln fördern, wie hoher Schwerpunkt, vergleichsweise wenig Radlast vorn und oftmals areodynamischen Auftrieb durch die hohe Verkleidung. Wenn dann noch grobe Profile mit geringer Auflagefläche dazu kommen wackelts gewaltig.

@recycler: Drahtspeichenräder verstärken tatsächlich das Pendeln, weil die im Vergleich zu Gußrädern geringe Seitensteifigkeit die Schwingungen unterstützt. Auch der Rundlauf/Seitenschlag wirkt da mit. Speziell die großen 19 und 21 Zoll Räder mit langen Speichen und flachem Speichenwinkel sind ziemlich elastisch, deshalb fährt man im Motocross immernoch die "mitfedernden" Drahtspeichenräder.

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f104wart
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von f104wart »

Hallo Mini,

danke für diesen sehr kompetenten Beitrag und die Rechenbeispiele. Das schlimme an dem Thema ist, das viele gar nicht wissen, was sie eigentlich tun. :roll:

Trotzdem hab ich eine Frage:
Woher hast Du die 15 mm? Ist das Erfahrung oder steht das in irgendeiner Prüfanweisung des TÜV?

Mir erscheint das recht wenig, wobei sich die Gabel in voll eingefedertem Zustand natürlich nicht mehr so weit durchbiegen kann, wie sie das in aus- oder teileingefedertem Zustand macht.

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sven
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von sven »

Minik hat geschrieben: 9. Feb 2018 Es sieht extrem scheiße und dilletantisch aus, wenn die Standrohre 80 mm über die Brücke rausstehen, da müssen die Standrohre gekürzt, neue Gewinde geschnitten und die Federlänge/Hülsenlänge angepasst werden.
Hi Mini!

Das sieht in der Tat besch...eiden aus, aber man sollte vielleicht erwähnen daß die
wenigsten Gabeln so weit durchgesteckt werden können ohne daß unten etwas
kollidiert bevor die Gabel auf Block geht. Weil das nicht sein darf gibt es im Umkehr-
schluß einen Maximalwert für das Durchschieben nach oben. Der resultierende Über-
stand kann wie von dir beschrieben gekürzt werden, aber da das i.A. weniger als ge-
wünscht ist muß der Rest der "Tieferlegung" durch kürzere Gabelfedern und/oder
Vorspannhülsen erfolgen (evt. ergänzt durch einen früher wirkenden "Ausfederan-
schlag"). Daß dadurch natürlich der (Positiv-)Federweg verkürzt wird macht in
dem Fall nichts, mehr wäre ja sowieso nicht nutzbar. Wie man die ebenfalls resul-
tierende größere Überlappung Standrohr/Tauchrohr beurteilt sei mal dahingestellt ...

Das Problem: es hat noch nie funktioniert, eine Enduro "tiefer zu legen", weil Lenk-und Schwingengeometrie komplett verstellt werden. Zum rumfahrem gehts, für eine gutes Fahrverhalten mit allem was dazu gehört taugts nix.
Hab das an meiner XT500 gemacht (kurze Gabel und 18er Vorderrad), ist nicht ganz
trivial aber funktioniert. Der XT Rahmen ist natürlich nicht so extrem ausgelegt wie
spätere, hochbeinigere Enduros, sondern entspricht geometrisch mehr oder weniger
dem der SR. Das eigentliche Problem ist dann sowieso nicht mehr die Lenkgeometrie
(die stellt man sich eben passend ein), sondern die sich ergebende Lage der Schwingen-
achse bzw. der Schwingenanstellwinkel aber wem sag ich das ...

Viele Grüße
Sven
Satan is my motor ...

meine XT

Minik
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von Minik »

Servus Recycler,

jepp, die 15 mm sind Erfahrungswerte und dürften auch bei 36er oder 38er Standrohren ausreichen, zumal der ganz eingefederte Zustand, also mit Hydrostop UND die maximale Biegelast kaum eintritt.

Wir haben an den rahmenfesten Bauteilen unserre Eigenbau Rennmaschinen einen Klotz aus Modelierschaum oder Bauschaum angebracht, den es bei den Bremsentest abgeschliffen hat. Bei den 916 und 996 Ducati Rennmaschinen waren schwarze Streifen am Ventildeckel ganz normal, die kurze Berührung merkt man kaum. Anders bei meiner Honda CB 125 Benly Supersport von 1970, da war eine 50er Gabel eingebaut und beim Bremsen mit der Duplexbremse ist das Rad sauber zwischen die beiden Krümmer eingefahren - Lenkung war komplett blockiert;-))

PS: sehr schicken SR Renner hast du gebaut, Respekt. Der Manni Kehrmann hatte in der SoS eine Pami-SR mit über 60 PS !!!

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f104wart
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Re: Gabel 'durchstecken' - was sagt der TÜV und Fahrverhalten

Beitrag von f104wart »

Minik hat geschrieben: 11. Feb 2018 Servus Recycler,
Du darfst mich gerne Ralf nennen. :lachen1:


Minik hat geschrieben: 11. Feb 2018jepp, die 15 mm sind Erfahrungswerte und dürften auch bei 36er oder 38er Standrohren ausreichen, zumal der ganz eingefederte Zustand, also mit Hydrostop UND die maximale Biegelast kaum eintritt.
Wie ich vermutet habe: Bei der 33er Gabel der CX mit fetten Boldorbremsen wäre ich da etwas großzügiger. Und die an Michaels XBR haben auch nur 35 mm. :wink:

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