grumbern hat geschrieben: ↑21. Jan 2018
Hatte die 104 nicht größere Probleme mit dem Fahrwerk und den Landeklappen? Ich meine mal gehört zu haben, dass das zu einigen der Abstürze geführt habe, weil die Maschine logischer Weise weder schnell mit ausgefahrenem Fahrwerk, noch langsam ohne Landeklappen fliegen kann.
Ja und nein.
Das einzige "Problem" beim Fahrwerk war, dass es innerhalb von 2 Sekunden nach dem Start eingefahren werden musste. Danach, ab einer Geschwindigkeit von etwa 420 km/h war der Luftwiderstand so hoch, dass es klemmen oder sogar beschädigt werden konnte. ...Also entweder sofort oder gar nicht.
Die Landeklappen besaßen eine Grenzschichtanblasung (BLC-Anlage), die verhindert hat, dass bei ausgefahrenen Klappen die Strömung am Flügel abgerissen ist. Die Anblasung erfolgte mit Triebwerk-Abzapfluft. Das bedeutet, dass die 104 bei einem Triebwerkausfall nur mit einer höheren Anfluggeschwindigkeit und nicht voll ausgefahrenen Klappen gelandet werden konnte.
Anfängliche einseitige Ausfälle der BLC-Anlage während dem Landeanflug konnten nicht mehr kompensiert werden und unweigerlich zum Verlust des Fliegers. Glück hatte, wer sich noch rechtzeitig mit dem Schleudersitz retten konnte.
Probleme mit der BLC-Anlage konnten aber recht zuverlässig vom 1. Wart vor dem Start beim Check erkannt werden. Dazu sind wir bei voll ausgefahrenen Landeklappen mit der bloßen Hand über die Schlitze oberhalb der Landeklappenanlenkungen gefahren. Waren die beiden Strömungen ungleich, haben wir die Startprozedur abgebrochen. Mit der Einführung dieser einfachen Prozedur und verbesserten Wartungsregeln war diese Gefahr fast vollständig behoben. Ich persönlich habe einen solchen Fall nicht erlebt und es ist mir in meiner 4jährigen Dienstzeit beim JagoG32 in Lechfeld auch kein solcher Fall bekannt.
Ganz zu Anfang ist es wohl vorgekommen, dass einer der beiden Antriebsmotoren der Flaps (Landeklappen) ausgefallen ist und es zu unkontrlierbaren Rollbewegungen kam, die durch die Querruder nicht mehr kompensiert werden konnten. Ein Einfahren der Klappen im Landeanflug hätte zu lange gedauert.
Dieses Problem wurde gelöst, indem man beide Motoren über eine Welle miteinander verbunden und mit einer Rutschkupplung versehen hat.