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Motorradrahmen pulverbeschichten

Lackierung, Oberflächenveredelung, optische Details
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scrambler66
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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von scrambler66 »

beim chemischen Entlacken ist halt das Problem, das Motorradrahmen Hohlräume haben können, aufgepunktete Knotenbleche, offene Rohre, Entlüftungs Bohrungen oder im schlimmsten fall einen Öltank. Wie dichtet man das gegen das korrosiv wirkende entlackungsmittel ab bzw. wie bekommt man das vollständig wieder raus? Dazu kommt, das die Rahmenrohre meiner Hondas anscheinend innen eine Grundierung haben, die wäre anschließend auch weg und mit einer Pulverbeschichtung bleibt man oberflächlich. An pulverbeschichteten Schwingen hab ich das schon gesehen, da kommt dann nach Regenfahren eine Rostbrühe aus den Knotenblechen und mit der Zeit wird die Beschichtung an diesen Stellen weiter unterrostet. Das ist ein Grund, das ich eine neulackierung meines Dominatorrahmens nicht brauche. Der andere, das ein fast 40 Jahre altes Motorrad auch ruhig so aussehen darf, mit allen Kampfspuren eines langen Lebens. Allerdings ist der rahmen damals ab Werk richtig gut lackiert worden, mit Grundierung, daher gibt's so gut wie keine Rostansätze. Bei meiner Winter 250er war nach 20 Jahren kaum noch Lack vorhanden, da habe ich dann strahlen lassen und selbst lackiert. Vor dem Strahlen alle Bohrungen mit Schrauben verschlossen, damit kein Strahlstaub in die Hohlräume gelangt. Der bindet nämlich Wasser, hab mal einen KS750 Rahmen gehabt der gestrahlt wurde, schön lackiert und dann jahrzehntelang in der Scheune lag ... der war dann von innen durchgerostet, aus den Rostlöchern rieselte der Strahlstaub.
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Booze
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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von Booze »

Das war genau der Punkt warum ich gefragt habe. Super Erfahrungswert.
Der Rahmen muss auch nicht neu aussehen. Es gibt einfach Stellen, da ist der blanke Stahl zu sehen.
Wenn der Rahmen hier auf dem Tisch liegt, werde ich entscheiden was ich mache.
Die Theorie habe ich dank euch jetzt verstanden!

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obelix
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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von obelix »

Pulverbeschichtung ist bei präziser Verarbeitung kein Thema.
Man muss nur einige Dinge beachten...
Zunächst würde ich IMMER entlacken im Tauchbad, nur damit kommt alles raus, was im Rohr nix zu suchen hat.
Danach wird passiviert. Wichtig dabei ist, dass es auch IM Rohr geschieht. Damit ist schon mal die Rostgefahr gebannt. So ein Teil kann jahrelang im Eck liegen, da passiert nix. Lagerstellen, Gewinde oder Passungen offen lassen, nichts abdecken oder zustopfen!

Wurde beim Passivieren sauber gearbeitet, kann man ruhig auch die Rohre mit Wasser durchspülen, danach gut trocknen. Ich habe dann anschliessend gern mal die Hohlräume von aussen abgedichtet, erst dünne Grundierung reingekippt, das Teil zigmal gedreht und gewendet und dann die überflüssige Brühe rauslaufen lassen. Nach einiger Zeit das selbe nochmal mit Lack wiederholt. Damit hast innen zuerst die Passivierung, da drauf ne Grundierung und zum Abschluss Lack. Das Ding hält bis hinter die nächste Eiszeit:-)

Dabei den Boden abdecken! Es gibt immer Stellen, wo es raussuppt - da staunt man echt:-)

Will man dann wirklich pulvern, kommt die Abdeckerei und Abdichterei zum 2. Mal dran. Auf jeden Fall dem Pulvermann gleich auf die Finger klopfen, wenn er Deine Abdichtungen rausmacht und selber irgendwas reinmurkst!!! Hatte ich beim Pulvern meiner Alufelgen. Alles penibelst abgedeckt und der Clown hat alles rausgerissen und im Schnellverfahren selber abgeklebt. Resultat: 3 Stunden Nacharbeit an den Lagerstellen, weil das Pulver trotz der "professionellen" Abdichtarbeit eingedrungen ist und sich (so wie es das soll) richtig reingebacken hatte... Hätte er meine Abdichtungen belassen, wäre NIX passiert. Ausserdem htte ich da auch gleich Aufhänger mit drangemacht. Er hat dann die Teile an Haken aufgehängt und genau dort sind dann Stellen aufgetreten, die nicht vom Pulver erreicht wurden:-( Also auf jeden Fall vorher ansprechen!

Abdichten von durchgängigen Lagerstellen mit einfachen Konussen mit Mittelloch und Gewindestange funktioniert am besten.
Einfache Gewinde mit Senkkopfschrauben, dann kommt das Pulver bis an den Gewinderand und muss nur noch mit nem Senker entgratet werden vor dem Zusammenbau.

Die Abdeckrei hast sowieso, egal ob Lack oder Pulver. Bei Lack isses nur an manchen Stellen einfacher, da kann man Klebeband verwenden, spart aber keine oder kaum Zeit:-) Ich hab drei grosse Kisten mit ollen Schrauben, Muttern und sonstigem Kleinscheiss nur für die Abdeckarbeiten im Keller stehen, bin damit für alle Eventualitäten gerüstet - sammelt sich halt im Lauf der Jahre so an.

Zum Ausbessern von Pulver:
Kann man mit handelsüblichem Lack problemlos, kleinere Stellen mit Pinsel austupfen, grössere Sachen mit Lackspray. So gut wie jedes Pulver lässt sich gut ausbessern. Gepulverte Teile sollten allerdings regelmässig genau angeschaut werden, oft bilden sich im Betrieb kleinere Risse, die kaum auffallen. Dann wirds, wenns augenfällig ist, meist recht aufwendig, weil sich der Rost drunter ausbreitet. Passiert meist an Stellen, wo das Geröhr arbeitet.

Letzten Endes isses ne Frage der persönlichen Vorliebe, beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Lack erzielt i.d.R. den besseren Glanzgrad (bei ordentlicher Verarbeitung), Pulver ist widerstandsfähiger.

Gruss

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scrambler66
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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von scrambler66 »

obelix hat geschrieben: 5. Apr 2025 kann man ruhig auch die Rohre mit Wasser durchspülen
wie soll das gehen, wenn Rohre nur kleine Ablaufbohrungen haben und ansonsten geschlossen sind? Sind ja keine Leitungsrohre, die zwei offene enden haben.
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obelix
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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von obelix »

scrambler66 hat geschrieben: 5. Apr 2025wie soll das gehen...
:-)
Das ist der Moment, wo Kreativität gefragt ist. Irgend eine Möglichkeit wird es geben, zur Not mit Hohlraum-HD-Düsen im Kleinformat oder was anderes? Sowas hängt eben immer mit der Situation zusammen. Da kann man keine pauschalen Empfehlungen abgeben.

Gruss

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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von jenscbr184 »

Ich bin 60. Die Rahmen meiner Mopeds müssen keine 30 Jahre mehr halten. Außerdem stehen die Dinger in einer beheizten Höhle. :neener:
Hab gerade wieder einen Rahmen gepulvert.
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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von mrairbrush »

Obelix: Für Gewinde habe ich Schrauben ohne Köpfe im Einsatz. Recht kurz, da sie nur ein paar Umdrehungen rein müssen. Lässt man die Köpfe dran behindern diese u. U. den Sprühstrahl der Pistole und man hat evtl. eine Magerstelle um die Bohrung oder einen Lackschatten. Pulvern ist bei einigen Rahmengeometrien einfacher.

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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von grumbern »

Zum Pulverbeschichten gibt es extra Silicon-Stopfen in verschiedenen Größen und auch gängige Gewinde. Ein guter Pulverer sollte in der Lage sein, die kritischen Stellen zu erkennen und entsprechend zu schützen. Der, bei dem ich schon einiges habe pulvern lassen, brauchte dafür keine extra Einweisung meinerseits - der hat das einfach gemacht! Alle Gewinde, Passbohrungen, Lagersitze und Nummern hat er nicht gepulvert. Im Zweifelsfall kann man noch mal auf eventuell unklare Details hinweisen, bzw. diese besprechen, aber wenn einer einfach alles überpulvert, muss man eigentlich davon ausgehen, dass es ein "schnell, schnell"-Pfuscher ist und da wäre ich auch bezüglich der Qualität hinsichtlich gleicher Schichtdicke, Deckung und Haltbarkeit etwas kritisch.
Gruß,
Andreas

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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von mrairbrush »

Dafür ist es dann günstig. :-) Wenn man etwas ordentlich sprich perfekt machen will dauert es eben. Aber es gibt auch genug Pfusch und teuer. Sehr beliebt bei Herstellern. Da wird wegen ein paar Cent am falschen Ende gespart. Das Endprodukt wäre nur unwesentlich teurer aber in den Massen bringt es eine Menge Gewinn.

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obelix
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Re: Motorradrahmen pulverbeschichten

Beitrag von obelix »

grumbern hat geschrieben: 6. Apr 2025...muss man eigentlich davon ausgehen, dass es ein "schnell, schnell"-Pfuscher ist und da wäre ich auch bezüglich der Qualität hinsichtlich gleicher Schichtdicke, Deckung und Haltbarkeit etwas kritisch.
Ich war bei dem zum ersten Mal. Der hat eig. nen grundsoliden Ruf und wird allgemein empfohlen. Mal sehn, was beim nächsten Mal passiert...

Dass mal daneben gefasst wird, kann passieren, ist mir bei meinen früheren Pulverern auch passiert. Da wurde z.B. die Aufheizzeit von Gussteilen von Achsen falsch gehandhabt, das hatte zur Folge, dass die Pulverschicht bei kleinstem Anstoss abgeplatzt ist. War ärgerlich, wurde aber sofort aus der Welt geschafft.

Man lernt halt immer wieder was dazu:-)

Gruss

Obelix
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