Nachdem nun endlich klar war, wie man einen Domi Motor haltbar bekommt machte ich mich im Winter 14/15 an den Neuaufbau des originalen Kickermotors. Den Kickstarter hatten nur die 88er Domis – weil sich diese nicht besonders gut verkauften
http://forum.nx250.de/viewtopic.php?f=8&t=530 (mutmaßlich wegen des höheren Preises – Marketing hatte wohl doch recht

) sind sie auf dem Gebrauchtmarkt heute sehr selten. Und auch gute Kicker Motoren sind praktisch nicht mehr zu bekommen. Motoren hatte ich zwar bisher noch nicht gemacht, aber nach 14 Jahren Dominatorforum wußte ich inzwischen aus der oft leidvollen Erfahrungen anderer, wo die speziellen Fallstricke beim RFVC Motor liegen.
Die Auslassnocken der Nockenwelle hatte heftiges Pitting – klares Anzeichen, dass es dem Motor zu heiß geworden ist. Die Einlassnocken waren hingegen noch tadellos.
Ursache für die Überhitzung war wohl der Abbau der Verkleidung und das hochgelegte Schutzblech (obwohl dieses Lüftungsschlitze hatte). Letzteres wäre noch nicht mal nötig gewesen, auf den ganzen 7000km durch Afrika bin ich genau einmal durch eine Pfütze gefahren - durch eine ungewöhnliche Dürre war es sehr trocken.
Das leider charakteristische Klappern („clack-of-death“) stammte aber vom lockeren Ventilsitz. Hier war es ausnahmsweise mal der linke – sonst trifft es meist den rechten Sitz. Bei einem gebrauchten Zylinderkopf sollte man unbedingt den Backofentest machen – bei demontierten Ventilen den Kopf bei ca 150° backen – wenn die Sitzringe anschließend nicht auf dem Backblech liegen sitzen sie noch fest genug.
Die Reparatur eines lockeren Sitzes ist wie gesagt heikel – zu viel Übermaß und der Kopf reißt doch noch. Als mit der XR600 noch Rennen gefahren wurden war das Problem bei den heftig getunten Motoren natürlich noch größer – es wurden daher „Bronze“ Sitzringe eingesetzt, die sich nicht mehr lockerten. Und zumindest bis vor ein paar Jahren gab es im XR Forum auch noch jemand, der das machen konnte.
Eingebaut habe ich dann allerdings einen „guten“ Zylinderkopf aus dem Lager, er stammt von einem späteren Modell mit SLS Öffnungen, die für den Einsatz auf einem SLS losen Zylinder verschlossen werden müssen.
Koblen und Zylinder wären eigentlich noch ok gewesen, doch leider hatte der Zylinder heftige Rostmarken - mit dem zweiten (und letzten) Übermaß ging es gerade noch so. Die Laufbuchsen lassen sich übrigens im Backofen leicht demontieren.
Um mir den Übeltäter Ölpumpe anzuschauen muss der Kupplungskorb raus – beim gegenhalten keinesfalls ein selbstgebautes Werkzeug an den vier Haltern in der Mitte anschrauben – der spröde Guss bricht leicht (ratet mal, woher ich das weiss

).
Zerlegt zeigte die Ölpumpe nur sehr geringen Verschleiß. Das Problem bei dieser Pumpe waren aber die fehlenden Simmeringe an der Pumpenwelle und die zu dünnen Gehäusewandungen zwischen den Verschraubungen, an denen dann bei sehr heißem Öl der Öldruck verloren geht. Spätere Ölpumpen hatten dann Gehäuseverstärkungen
http://www.nx250.de/oelpumpe-nx650.html - eine solche wurde dann eingebaut.
Rechts unter dem Kupplungsdeckel findet sich die Ursache für einen anderen Domi Klassiker
habe die Kupplungsfedern getauscht und nun klappert der Motor
. Auf der Ölpumpe ist nur locker eine Alubuchse samt O-Ring aufgesteckt, die leicht rausfallen kann und dann die Ölversorgung zum Kopf unterbricht.
Auf der anderen Seite kam das schwerere Schwungrad der XBR500
http://forum.nx250.de/viewtopic.php?f=8&t=194 rein, für noch mehr Durchzug in niedrigeren Drehzahlen.
Fertig zum Einbau – ein Bild von einem Motor

. Unten am Kupplungsdeckel findet sich übrigens ein deutlicher Hinweis darauf, das sich Honda des Phänomens Wetsumping durchaus bewusst war – bei leeren Öltank soll man nämlich mit dieser Schraube prüfen, ob sich das Öl im Motorgehäuse befindet. Der praktische Wert dieser Schraube ist allerdings gering – man merkt zwar, das zuviel drin ist, aber nicht wieviel (es sei denn, man lässt es bis Unterkante Bohrung rauslaufen).
Und noch eine schöne Schrauberfalle (betrifft übrigens auch alle XR/XL) – die Ölsteigleitung hat oben und unten Hohlschrauben, die identisch aussehen, aber unterschiedlich dicke Querbohrungen haben. Die
hell verzinkte (auf dem Bild nicht gut zu sehen, da der Kopf verrostet ist) mit dem kleineren Durchlass gehört
oben, die
grünschwarze unten. Damit soll wohl ein kleiner Staudruck erzeugt werden, damit der Öl Strahl die Nockenwelle erreicht. Man sieht immer wieder frisch überholte Motoren, bei denen diese Schrauben vertauscht sind – gemeinerweise weist das WHB auch nicht darauf hin.
