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Re: Airbag Westen

Verfasst: 30. Jul 2019
von theTon~
Ich habe mich jetzt in meiner Verletzungszeit auch mal intensiv mit dem Thema Airbag-Weste auseinandergesetzt. Denn hätte ich beim letzten Crash am Spreewaldring eine bzw. die richtige Airbagweste getragen, dann hätte ich mit großer Wahrscheinlichkeit keine Knochenbrüche davongetragen. Denn genau zum Schutz der Rippen, des Schlüsselbeins und der Schulter sind diese Systeme.

Ich denke grundsätzlich muss man vorab einmal unterscheiden, ob man die Airbagweste schwerpunktmäßig für die Straße oder für die Rennstrecke nutzen möchte. Denn die Anforderungen sind recht unterschiedlich.

Es gibt erstmal grob zusammengefasst zwei verschiedene Airbagsysteme am Markt.
  • Zugbandsysteme (Helite, Gimoto etc.)
  • Elektronisch auslösende Systeme (Alpinestars, Dainese, In&Motion (Ixon, Held) etc.)
Es gibt zwar noch mehr Marken mit Airbagwesten, aber die eigentlichen Hersteller sind Alpinestars, Dainese, Helite, In&Motion, Gimoto). Der Rest sind oftmals Lizenznehmer.


1. Zugbandsysteme
Anbieter: Helite, Gimoto etc.

Die günstigeren Systeme sind die Zugbandsysteme. Man befestigt das Auslöseband der Weste am Motorrad und wenn man von Motorrad fliegt und mit mehr als ca. 30 kg am Zugband zieht, löst die Weste aus. Sollte man mal beim normalen Absteigen das Lösen des Zugband vergessen, dann ist das wohl kein Problem, denn auf leichten Zug reagiert das System noch nicht und 30 kg Zugkraft ist auch schon mal eine Ansage. Das Nachfüllen dieser Systeme ist einfach, schnell und günstig erledigt.

Nachteil dieser Systeme: ist die Minimumentfernung vom Motorrad, bis das System auslöst. Das bedeutet, dass man erstmal vom Motorrad weg sein muss, bis diese Systeme auslösen. Und in der Regel lösen diese Systeme auch noch langsamer aus, als die elektronischen Systeme. Lt. ADAC Testberichten schützen diese Systeme z.B. nicht beim Primäranprall am Fahrzeug, was besonders im Straßenverkehr ein wichtiges Kriterium ist. Ich persönlich bin mir auch nicht sicher, ob diese Technik bei einem Lowsider auf der Rennstrecke, also einem wegrutschendem Vorderrad, bei voller Schräglage wirklich rechtzeitig auslöst. Ich sag mal, wenn die Schulter in der vollen Schräglage nur z.B. 40 cm vom Boden entfernt ist, das System aber erst nach 30 cm Motorradbewegung zum Kurbenäußeren (+Systemreaktionszeit) auslöst, dann würde ich sagen, dass wird knapp.

Dadurch, dass man diese Westen über die Jacke zieht, kann sie im Falle eines Sturzes schnell durchgeschliffen sein und ist dann halt kaputt. Andererseits kann man sie über alle Jacken und Kombis tragen.

Helite-System:

GimotoSystem:



2. Elektronisch auslösende Systeme
Anbieter: Alpinestars, Dainese, In&Motion (Ixon, Held) etc.

Die elektronisch auslösenden Systeme sind i.d.R. schneller und leider auch teurer. Bei Alpinestars und In&Motion-Systemen kann z.B. zwischen Straßen- und Rennstreckenmodus umschalten. Dainese hat getrennte Systeme für die Rennstrecke (fest integriert in die Dainese D-air Lederkombis) und Straße (als D-Air Weste als 2019 Version).

Nachteil dieser Systeme: sind die Kosten und man muss diese System laden und je nach Modell auch warten lassen. Dafür bekommt man aber auch rennsporterprobte, high-tech Sicherheitstechnik. Hat man ein Airbagsystem, welches unter dem Kombi getragen wird, muss man besonders bei einteiligen Lederkombis darauf achten, dass sie für ein bzw. das gewünschte Airbagsystem geeignet sind. Es muss genug Ausdehnungsfläche vorhanden sein. Bei getrennter Jacke und Hose ist das wiederum kein Problem.

Bei den In&Motion-Systemen setzt sich der Preis aus ca. 400 für die Weste und ca. das Gleiche nochmal für die Lade- und Updatestation zusammen, die aber auch wahlweise geleast werden kann. Dann bekommt man z.b. immer die neuste Version.
Also zusammgefasst: ca. 400€ Weste + 400€ Modul + 100€ Racemode oder im Leasing: 400€ Weste + Monatsmiete 12 € oder Jahresmiete 120 € + evtl. Racemode (?) Ich hoffe die Preisangaben stimmen größtenteils.
Dieses System kann man selber nachfüllen, kostet aber mehr, als z.B. die Zugbandsysteme. Ixon hat die Weste mit der In&Motion-Technik zuerst auf den Markt gebracht und ab diesem Sommer hat Held eine Weste raus gebracht, die die neuste Version der In&Motion-Technik nutzt.

Bei Dainese (im Rennkombi) und Alpinestars kostet das Airbagsystem schon mal grob 1000-1200,-. Ausnahme ist die Dainese Straßenweste, die liegt bei ca. 600,- Euronen. Diese Systeme sind beim Auffüllen recht teuer, ja nach Version zwischen 200 - 500,- EUR. Wobei z.B. das Alpinestars-System auch zweimal auslösen kann. Dieses Auffüllen kann aber nur im speziellen Servicepunkt des Herstellers durchgeführt werden. Die sind darauf spezialisiert und es geht super schnell mit dem Hin- und Rücktransport. Zusätzlich sollen diese Systeme auch ca. alle zwei Jahre mal zur Wartung eingeschickt werden.

Dainese Smart D-Air Weste (Straße):


Dainese D-Air (Rennstrecke):


Alpinestars (Straße und Rennstrecke):


Mein persönliches Fazit:
Würde ich eine Weste hauptsächlich für die Straße suchen, würde ich ganz klar sofort die ganz neue Dainese Smart D-Air Weste (2019er Version) nehmen.

Für die Rennstrecke würde ich als:
  • Zugbandsystem: entweder die leichtere Helite GP Air 2 oder die Gimoto-Weste mit der größeren Schutzfläche nehmen.
  • Elektronisches System: die Alpinestars-Weste, weil es für mich das beste und schnellste System am Markt ist, und die größtmögliche Schutzfläche bietet.

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von ThomasW
Schöne Zusammenfassung.
Ich habe mich ja auch Recht viel mit dem Thema beschäftigt. Bei mir ist es die Ixon Weste geworden, weil ich zum einen ständig die Bikes wechsle, nur auf der Straße unterwegs bin und ich klamottenmäßig bereits komplett ausgestattet war. Alpinestars oder Dainese hatten kompletten Neukauf aller Klamotten bedeutet. Und ganz wichtig: die Weste ist drunter. Ich bin Ganzjahresfahrer und würde eine Weste, die über den Klamotten ist immer der Witterung aussetzen.

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von Tomster
Ich fahre die schwarze Helite Turtle II.
Habe auch länger im Vorfeld gesucht, gelesen und Videos geschaut.

Airbag-Weste unter Jacke/Kombi kam für mich nicht in Frage.
Wenn man mal gesehen hat, wie weit sich der Airbag entfaltet, dann kann das niemals unter einer meiner Jacken funktionieren.
Entweder das Ding sprengt die Nähte oder ich werde so gequetscht, dass es auch keinen Spass mehr macht.
Ausserdem stabilisiert die Helite auch den Helm/Kopf durch einen sich entfaltenden Kragen. Wo soll der den herkommen, wennn ich die Weste unter der Jacke trage?

Letztendlich habe ich mich gegen ein elektronisches System entschieden.
1. das mechanische System ist 100% sicher, es löst immer aus, wenn die Reißleine gezogen wird
2. Ersatzkartusche (25 EUR) habe ich dabei und kann die Jacke auch nach einem harmlosen Rutscher selbst wieder aktivieren und nutzen
3. elektr. Systeme müssen geladen werden. Lt. Hersteler sind manche Systeme nur 8 Stunden standby. Das reicht mir nicht.
4. auch ein Airbus hat 100% ausfallsichere Systeme ........ und doch fällt mal einer runter.

Die Helite hat einen weiten Verstellbereich und passt wenn ich die dünne Sommerjacke anhabe oder auch die dicke Lederjacke mit Pullover drunter. Als es jetzt so warm war, war ich auch froh nicht noch mehr unter der Jacke zu haben, bzw. eine enge Weste zu tragen. Die Helite muss recht locker getragen werden. Mind. eine Faust muss zwischen Weste und Körper Platz sein. Da geht der Wind schon noch gut durch.

Habe drei Gegenstücke zur Reißleine gekauft und an die anderen Mopeds geschraubt. So nutze ich die Weste an allen Karren.
Ich glaube auch nicht, dass die Weste im Falle eines Falles zu spät auslöst. Ich habe es so eingestellt, dass ich auf dem Moped aufstehen kann, dann ist die Leine straff. Wenige cm mehr und sie löst aus. Denke, das ist ziemlich gut.

Und wenn ich mal ne Probefahrt mit einem fremden Moped mache, dann hat die Turtle II immer noch einen sehr guten Rückenpanzer integriert.

Bis dahin
Tom

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von Bucki
Hätte echt nicht gedacht, dass doch so viele mit so ner Weste rumdüsen. Dachte das wäre ne ziemlich neue Angelegenheit auf dem Markt. :shock:

Aber bin jetzt auch ins Grübeln gekommen, nachdem ein sehr guter Freund einen Motorradunfall hatte. Lag über ne Woche im künstlichen Koma und muss momentan nach einem Luftröhrenschnitt noch künstlich beatmet werden. Das schockierende ist, dass bei seinem Unfall auch keine einzige Schutzausrüstung geholfen hat. Der ist so ungünstig gefallen, dass er volle Breitseite mit der Brust an ein Verkehrszeichen gekommen ist. "Sonst" hat er keine Verletzungen. Jedoch hätte er noch sonstewas anhaben können, nur so ne Airbagweste hätte den Aufprall vermindern oder sogar in einer gewissen Art und Weise verhindern können... Bin auf weitere Erfahrungsberichte sehr gespannt, möchte mir sowas auch gern mal zulegen.

Grüße,
Bucki

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von theTon~
In erster Linie schaffe ich mir die Airbagweste für die Rennstrecke an. Ich muss mir sowieso einen neuen Lederkombi zulegen und da habe ich nahezu freie Auswahl bei den Airbag-Systemen, naja sofern ich Wuchtbrumme in die Leder rein passe. Merkwürdigerweise habe ich dabei an die Straße noch gar nicht so gedacht. Aber wenn man so ne Weste rumliegen hat und es auch wirklich praktisch ist, dann würde ich sie vermutlich auch öfter auf der Straße nutzen.

Bucki hat geschrieben: 31. Jul 2019Bin auf weitere Erfahrungsberichte sehr gespannt, möchte mir sowas auch gern mal zulegen.
Sehr interessant ist dazu auch das Thema: IXON IX-AIRBAG U03, ALPINESTAR TECHAIR ODER HELITE im Racing4fun-Forum.

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von Laverdatriple
Nachdem ich in 2018 beim BnB böse abgeflogen bin und mir 5 Rippen gebrochen habe, habe ich mich beim diesjährigen BnB auch dazu entschlossen eine Airbag Weste zu kaufen. Habe mir dort vor Ort eine Helite Turtle zu gelegt. Hätte ich die 2018 schon gehabt wäre aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich weniger passiert. Und ich hätte einen angenehmeren Sommer 2018 gehabt.
Sie ist für sich genommen recht gross und auch schwer. Aber beim Fahren total unauffällig.Das einzige was mich stört ist das mein seit über 25 Jahre persönliches Dekor der Lederkombi nicht mehr zu sehen ist. Ist aber im Verhältnis zu den gebrochenen Rippen Pipifax.

Im Strassenverkehr habe ich sie bisher noch nicht benutzt. Bin aber auch nicht so viel gefahren.
Ich habe mir ein zusätzliches Auslöseband besorgt. Damit kann ich zumindestens 2 Mopped im Wechsel fahren.

Gruss
Peter

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von janhoffmann88
Mahlzeit!
Danke für die ganzen Beiträge!
Ich werd jetzt auf jedenfall das "Mechanische" System nehmen.
Also Helite Airnest oder Tourtle :-) Dann kann ich die auf allen 3 Maschinen fahren und ich denke, dass es ein gutes Preis Leistungsverhältniss ist :-)

Verrät mit noch einer der bekennenden Fahrer einer M oder L West seine Größe und das Gewicht ?
...Jaja, DSGVO, bla blub....

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von Laverdatriple
Ich habe L-L.
Bin 1,83m groß zwischen 92 und 95 kg schwer.
Mußte die L-L Variante wegen des "kleinen" Bauchansatzes und dem breiten Kreuz nehmen.
Außerdem ist in meiner Alne Kombi bereits ein Rückenprotektor drin der auch noch aufträgt.

Gruss
Peter

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von mrairbrush
Vielleicht erhöhen solche Westen auch die Risikobereitschaft. Wie bei den ganzen elektronischen Assistenten in Fahrzeugen. Sind dann die physikalischen Grenzen erreicht nutzen sie nicht mehr viel. Als zusätzliche Sicherheit im Bewußtsein das man deshalb nicht mehr Risiko eingehen kann sicher gut.

Re: Airbag Westen

Verfasst: 31. Jul 2019
von theTon~
mrairbrush hat geschrieben: 31. Jul 2019Als zusätzliche Sicherheit im Bewußtsein das man deshalb nicht mehr Risiko eingehen kann sicher gut.
Das ist vermutlich auch der Grund, warum manche Leute auf Schutzkleidung verzichten und in TShirt und Shorts fahren. Weil es sicherer ist?? :roll: