Seite 2 von 10

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von grumbern
Na, aber auch das war doch so, oder? Heute findet kein Mensch eine Bandit "cool", und früher war eben eine R80 nur eine alte BMW... Da waren Chopper voll angesagt und die Gabel wurde gereckt und abgeschnitten was nur ging. Heute beißt man sich dafür in den A....
Und wie viele KKRs sind Containerweise auf den Schrott gewandert, weil die Versicherung zu teuer war und es ja sowieso "besseres" gab - 80er und 125er z.B. Finde ehute mal eine schnelle 50er unter 2000€, da kann man erst mal die Löcher zuflicken! :lachen1:

Ich habe auch bei eigenltich urhässlichen Serienmaschinen meine Ressentiments, wenn sie noch gut da stehen. Verwahrloste und ohnehin verbastelte Maschinen gibt es mehr als genug (auch fahrbereit und technisch einwandfrei!) und wenn man aus so etwas wieder etwas schönes baut - das ist für mich Customizing! Egal, in welche Richtung. Etwas ordentliches zu verschlechtern, ist eben nur Bastelei. Und ja, bei Serien von mehreren 10.000, oder 100.000 Stück, bei gleichzeitig guter Verfügbarkeit, muss man nicht jeder Gurke bewahren - das kann man den guten Exemplaren vorbehalten (mit Historie, oder ohne).

Ich denke, wir sind uns da schon einigermaßen einig.
Gruß,
Andreas

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von obelix
Iwie erinnert mich dieser Disput an hitzige Debatten, die ich früher auf BMW-Treffen miterlebt habe.
Da wurde dann über matching numbers gestritten und ob dieser Streifen in der Türverkleidung tatsächlich zur EZ passt (wobei die EZ genauso umstritten war - Baudatum nach VIN rulezz:-) ) oder ob das erst nach den Werksferien mit der MoPf gekommen ist.

Ob auf so nem Hocker nun der wirklich originale Auslieferungslackton spazieren fährt oder das Ding in Froschvot**grün angelackt wurde ist doch total latte. Solange eine gute, originale Basis zu Hause im Regal liegt und die Burg innerhalb von Minuten in den Auslieferungszustand versetzt werden kann.

Man kann alles auf die Spitze treiben...
Wer bitteschön hat zu seinem Oldtimer denn schon die originalen Unterlagen seit Auslieferung? Das dürften vielleicht 0,0005% von allen Fahrzeugbesitzern sein, die sich mit dem Gedanken an nen sammelwürdigen Stuhl tragen.

Für die ganz Harten hier: Lest mal das hier und dann schämt Euch ob der Verbissenheit, die Ihr an den Tag legt:-)))) DA kommt ihr nämlich ned mal ansatzweise ran *gggg*

Zu dem eig. Auslöser dieser Debatte: Ich bin auch dafür, den originalen Lacksatz zu erhalten, mit seiner ganzen Patina. Und zum lacken ne verranzte Basis nehmen, die eh schon angegammelt ist.

Noch ein Wort zur alternativen Farbe: Selbst die DeuVet akzeptiert für das H-Gutachten eine nicht dem Auslieferungszustand entsprechende Farbe, selbst Farben von anderen Modellreihen oder gar Marken wird durchgewunken, solange es keine modernen Lacke mit komischen Effekten sind, die es zur Bauzeit des Fahrzeuges noch gar nicht gab. Da lautet das Zauberwort einfach: zeitgenössisch

Gruss

Obelix

Noch ein kleiner Nachsatz:
Wir reden hier von "industrieller Massenware", wie der Indianer schon angemerkt hat.
Wir reden nicht von Fahrzeugen, die als Wertanlage in irgendwelchen Sammlertiefgaragen verschwinden und die es nur 5mal gab.
Ich hatte selbst so ne blaue Mauritius. Zum Zeitpunkt des Ablebens gab es davon in D nur noch einen anderen, im Ganzen wurde dieses Fahrzeug vielleicht ein paar hundert Mal ausgeliefert - weltweit. Und was hats genutzt? Nix, es war halt kein Ferrari oder SL Gullwing sondern "nur" ein kleiner Peugeot. Zeitwert hart bei Null... Trotz der Seltenheit.

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von TortugaINC
Ob Fahrzeuge erhaltungswürdig sind entscheidet einzig und allein die Zeit.
Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass es mal ein Hype um Güllepumpen oder um die Simson Schwalbe geben wird? Die Zeiten, in denen man ne Schwalbe für einen Kasten Bier weggegeben hat wirst du sicher kennen, oder dein ein alter Herr @7Fifty.

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von Ratz
Ich denke ihr haut inzwischen einiges durcheinander. Klar bauen wir Mopeds um und genauso klar ist es das diese dann auch gefahren werden. Allerdings gibt es genug Motorräder die sich nicht mehr in einem erhaltenswerten Originalzustand befinden und deshalb für Umbauten bestens geeignet sind. Dazu muß ich nicht ein Motorrad, das sich in einem 1a Originalzustand befindet, zerstückeln. Außerdem macht das aus finanzieller Seite schon wenig Sinn da Motorräder im guten Originalzustand selten sind und deshalb auch höher gehandelt werden. Ne Bastelbude ist eine bedeutend billigere Basis und das Motorrad bekommt ja sowieso eine Komplettkur.

Sicher kann ich mir die Mona Lisa kaufen und wenn sie mir gehört ihr einen Bart hinmalen oder ich kaufe mir eine Brough Superior und schweiße einen Loop drann. Dabei würden die "hauptsache dir gefällt es" Stimmen aber rapide weniger und die jenigen die mir bestätigen das ich eine Meise habe rapide mehr. Nur weil das ein oder andere Motorrad sich nicht in so einer Preislage befindet heißt das aber nicht das es dadurch weniger erhaltenswert ist. Da gibt es natürlich wie schon gesagt interessantere Stücke und weniger interessante.

Die Autobegeisterten lassen sich kaum dazu hinreißen so was Originales zu zerstören, so einen Blödsinn machen nur wir Motorradfahrer.

Wir sind alle irgendwie mit diesen Motorrädern gealtert und freuen uns über solche Survivor, die noch in der Sonne glänzen wie am ersten Tag. Manch einer beißt sich sogar in den Allerwertesten das er sein gutes Stück damals verkauft hat. Und jetzt zerstückeln wir einfach die alten Diven ohne Rücksicht auf Verluste weil wir im Cafe Racer Forum sind und dem Umbauwahn verfallen sind?

Umbauen kann man alles, restaurieren, in den Neuzustand versetzen auch. Den Originalzustand wieder herstellen, wenn er einmal zerstört wurde, aber nicht. (Originallack, Nummerngleichheit usw.) Das ist nicht mehr reproduzierbar, alles andere aber schon.

Originale Schönheiten und Umbauten schließen sich ja gegenseitig nicht aus. Man kann durchaus beides mögen, sollte sich aber im Klaren sein was man erhält und was man in etwas Neues verwandelt.

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von f104wart
Ich käme nie auf die Idee, eine CX im Originalzustand zu lassen oder sie zum Originalzustand hin zu restaurieren.


Einzige Ausnahme: Wenn mir ein Exemplar in einem aussergewöhnlich guten und originalen Zustand in die Finger käme. Das würde ich an einen Liebhaber weiter reichen, der das zu schätzen weiß.

Ich würde sie aber, auch für viel Geld, niemand geben, der damit droht, ihr das Heck abzuschneiden und einen "Cafe Racer" daraus zu bauen. :friendlyass:

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von Bambi
Hallo Ratz,
ich bin nicht immer einer Meinung mit Dir, aber hier kann ich nur Eines sagen: Volltreffer! :clap:
Dankende Grüße, Bambi

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von cafetogo
Ihr seit viel zu materialistisch eingestellt :zunge: Ich sehe auch keinen Hype bei einer Güllepumpe, gibt es halt genug und für schmales Geld und Simson darf halt 60km/h. Muss ansonsten jeder selber wissen ob man das angebliche Kulturgut auf handlicher länge stutzt :grinsen1:

Grüße
Roland

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von Gurky
Ich weiss nicht, vielleicht habe ich das von meinem alten Herrn geerbt. Wenn der ne Idee hatte, dann entweder oder und nicht: "Ich bau´s mal so, dann kann ich´s notfalls wieder rückgängig machen!". Der hat sich nen nagelneuen R4 gekauft, ist damit auf direktem Weg in die Werkstatt gefahren und hat das Auto in zwei Hälften geschnitten um nen Wohnmobil draus zu bauen.
Mir gehts heute auch so. Wenn ich nen Bild im Kopf habe, dann suche ich nach der optimalsten Möglichkeit das perfekt umzusetzen.
Warum soll ich nen haufen Arbeit erstmal um die Restaurierung eines Rahmens verwenden, wenn ich gleich was gut erhaltenes nehmen kann, da dann das Heck abschneide um was anderes dranzuschweissen? Mir geht´s nicht darum irgend nen Kult oder Wert zu erhalten. Ich will die Bilder aus meinem Kopf :wink:

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von f104wart
cafetogo hat geschrieben: 16. Okt 2019 bei einer Güllepumpe, gibt es halt genug und für schmales Geld ...
...aber nicht in dem Zustand, den ich als erhaltenswürdig einstufe. Davon gibt es weder genug, noch gibt es sie für schmales Geld. Das Thema "schmales Geld" ist bei dem Hype, der um den Hobel gemacht wird, ohnehin vorbei.

Für Kisten, die wir früher zwischen geschenkt und 150 € bekommen haben, werden heute Preise im oberen 3stelligen oder sogar 4stelligen Bereich aufgerufen. Und, aus mir unverständlichen Gründen, auch bezahlt.


Und wenn, wie ich das hier schon zweimal erlebt habe, sich jemand für 2,5 k€ eine Güllepumpe in makellosem Originalzustand mit knapp über oder sogar unter 20tsd km auf der Uhr kauft, um den Rahmen zu zersägen und bei dem Tank, der bis dahin nicht einen einzigen Kratzer hatte, die Halterung zu stutzen, damit das selbstgebastelte Bügelbrett dahinter passt, dann ist das zwar immer noch "seine Sache", aus meiner Sicht aber NICHT in Ordnung.

Egal, ob es sich dabei "nur" um eine Güllepumpe handelt oder um eine CB 750 Four K0, eine Kawa 900 Z1 oder sonst einen hochpreisigen, seltenen und gesuchten Hobel.

Re: Original vs. Umbau

Verfasst: 16. Okt 2019
von cafetogo
Für eine gute originale K0 zweieinhalb auf den tisch zulegen ist ein schnapper für originale cx wäre das total überteuert.

Grüße
Roland