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Re: Anlässlich des Unfalltodes von Micha "Polierteufel"

Verfasst: 28. Mai 2021
von f104wart
Unfälle passieren, da kann man noch so vor- oder umsichtig sein, es bleibt immer ein gewisses Restrisiko bestehen, auf das man keinen Einfluss hat.

Es reicht, wenn man zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist.


Es gibt Tage, da merkt man schon am Anfang der Fahrt, dass man besser wieder umkehrt und zu Hause bleibt.

Aber auch dann, wenn es mal wieder "ganz besonders gut läuft" und man in den sogenannten "Flow" kommt, ist besondere Vorsicht geboten.

Ich habe diese Situation jetzt zweimal erlebt und beide Male verdammt viel Glück dabei gehabt.

Ich bin keiner, der ein unkalkulierbares Risiko eingeht, aber ich muss lernen, den Flow zu erkennen und mich rechtzeitig etwas zurück zu nehmen.

Ich hoffe, dass es mir gelingt.

Re: Anlässlich des Unfalltodes von Micha "Polierteufel"

Verfasst: 28. Mai 2021
von nolan
Ja, tödliche Motorradunfälle wird es leider immer wieder geben.
Angst ist ein schlechter Begleiter, den Kopf bei der Sache haben ist aber nicht verkehrt.
Habe meinen Bruder auf die gleiche Weise verloren und bin 3 Jahre nicht gefahren.
Er fuhr 30 Jahre lang Motorrad und bezahlte seinen ersten Sturz mit dem Leben, weil er gegen einen Leitplankenpfosten gerutscht ist.

Das Leben hat viel mit Glück zu tun, dessen sollte man sich bewusst sein.

Gruß nolan

Re: Anlässlich des Unfalltodes von Micha "Polierteufel"

Verfasst: 28. Mai 2021
von f104wart
nolan hat geschrieben: 28. Mai 2021 Ja, tödliche Motorradunfälle wird es leider immer wieder geben.
Hallo Nolan,

ich denke, man sollte das Thema nicht auf tödliche Unfälle reduzieren, sondern, und das war wohl auch die Intension von Thomas, zum Anlass nehmen, über unser eigenes Verhalten nachzudenken und uns zu sensibilisieren.

Angst ist ein ganz schlechter Wegbegleiter. Wenn man Angst versürt, sollte man das Fahren am besten aufgeben.

Als ich vor mehr als 40 Jahren bei der Luftwaffe war, galt die Regel, das der, der einen Unfall oder eine Notsituation erlebt hat, sofort wieder geflogen ist und vermehrt zum Flugdienst eingesetzt wurde, damit die Angst sich gar nicht erst festsetzen kann.

Ich kann Deine Reaktion nach dem Unfall Deines Bruders zwar verstehen und nachvollziehen, denke aber, dass Du Dir damit selbst keinen Gefallen getan hast.

Meinen ersten Unfall 2010 hat ich in einer Kurve auf meiner Hausstrecke. Als ich das erste Mal nach meinem Unfall dieselbe Strecke wieder gefahren bin, dachte ich, als ich in die Strasse Richtung Maulbach einbog, ganz kurz daran, dass ich jetzt gleich an der Unfallstelle vorbei komme.

Die Unfallstelle selbst habe ich dann gar nicht mehr bewusst wahrgenommen, weil ich mich auf den Streckenverlauf, den richtigen Brems- und den richtigen Einlenkpunkt konzentriert habe. Ich habe die Kurve besser und schneller durchfahren als bei meinem Unfall.


Auch meinen Unfall letztes Jahr sehe ich ganz rational. Ich weiß, wie er passiert ist und ich weiß, warum er passiert ist und welchen Fehler ich gemacht habe.

Und ich weiß, dass wenn ich wieder auf dem Moped sitze, werde ich mich auf das konzentrieren, was vor mir liegt und nicht über den Unfall nachdenken. Ich sehe keinen Grund, an meinem grundsätzlichen Fahrverhalten zu zweifeln oder etwas zu ändern. Ich werde lediglich versuchen, diesen Übergang vom kontrollierten sicheren Fahren in diesen unkontrollierten Flow besser wahr zu nehmen und mich von ihm nicht verleiten zu lassen, den Bogen zu überspannen.

...Wobei der Unfall selbst lediglich eine Fehleinschätzung dessen war, was der vorausfahrende Radfahrer im nächsten Moment tut.

Aber das, was davor abgelaufen ist, das war Flow. Und es war einfach nur geil, an dem Schweizer mit seiner GS dran zu bleiben. Und der hat's richtig fliegen lassen. Und nachdem sich unsere Wegen getrennt hatten, war ich in Gedanken eben noch dort und nicht bei dem Radfahrer, der hinter dem Wohnmobil rausgefahren ist, als ich zum Überholen angesetzt habe.

Und als es mir bewusst wurde, was da gerade vor mir passiert und das es zum Bremsen nicht mehr reicht, war es zu spät. Nur meine Schutzengel, die waren noch schneller als ich. Und dafür danke ich ihnen.

Re: Anlässlich des Unfalltodes von Micha "Polierteufel"

Verfasst: 29. Mai 2021
von DerSemmeL
Genau das ist der Punkt, mit dem richtigen Bewusstsein für die Situation, den Weg, die Wetterverhältnisse, beliebig fortzuführen, unterwegs zu sein.

Klar, es gibt Momente, die siehst Du nicht voraus, weil die Glaskugel gerade beim Laden ist.. aber, ich sag mal, für 80% gibt es diese Chance,
und das unabhängig davon, ob Du erst 2 oder schon 40 Jahre Motorrad fährst.

Und selbst im Flow, jeden Tag, der selbe Weg zur Arbeit, sind es doch jeden Tag andere Situationen, die sich bieten.
Letzte Woche wäre ich fast mit nem Roller kollidiert, fährt dieser "OBERHEINZ" ohne Blinken und Schulterblick links rüber auf meine Spur, ich nen Schrei von wegen "HEEE!" losgelassen soweit wie ging ausgewichen... an der nächsten Ampel, da meinte der nur, "sorry, er hat mich ned gesehen" - wie auch - ohne über die Schulter zu schaun.. Da war er sich echt ned klar drüber, dass er da den Kürzeren zieht.

Deswegen danke ich meinem Schutzengel täglich! Auch wenn er ned so wirklich viel zu tun hat, in der Regel - aber so Geschichten wie ein Rahmenbruch im Jahr 2013, nach ca. 1600 km Tour, nur beim Geradeausfahren, auf der Heimfahrt (mehr oder weniger absehbar, eher ned), da liefs mir schon recht eiskalt den Rücken runter, denn ich bin ohne einen blauen Fleck abgestiegen, danach und hab die Fuhre vom ADAC heimbringen lassen - einziger Verlust war ein Seitendeckel der sich auf der Autobahn auf dem Hänger verflüchtigt hat.

Gruß von Herzen und alle Zeit "gute Fahrt"
wünscht euch
Der SemmeL

Re: Anlässlich des Unfalltodes von Micha "Polierteufel"

Verfasst: 29. Mai 2021
von Ranger
Kann halt immer passieren. Der arme Kerl hatte das Pech. Schade wenn man so gehen muss.

Re: Anlässlich des Unfalltodes von Micha "Polierteufel"

Verfasst: 29. Mai 2021
von sven1
...fast jeder wird schon eine "ganz enge Kiste war das" Situation erlebt haben. Vorausschauen, sich zurück nehmen und an die Dummheit der anderen Denken hilft schon mal das eigene Risiko zu beschränken.