Teil 3: Motor + Bremsanlage
Der Motor, ein R717 mit der Bohrung x Hub 70 x 48.7, ist die letzte Evolutionsstufe des öligen Gixxers. Er hatte 90 noch die Gabelschlepphebel, 91 dann Einzelschlepphebel. Eine sehr nahe Kopie des Basis- Rennmotors der RR von 89, allerdings mit den 38er Slingshot- Vergasern statt der 40er bei der Doppel- R.
An meinem Motor fehlten beim Kauf der Ölkühler und eine Abgasanlage. So war ein Probelauf nicht möglich, ich kaufte die Katze im Sack.

Da der Motor aber fast legendär zuverlässig ist und als unzerstörbar gilt, machte ich mir deshalb wenig Sorgen.
Bei der Wahl des Ölkühlers bietet der Suzuki- Baukasten auch wieder fast unbegrenzte Möglichkeiten. Denkbar sind die verschiedensten Größen, angefangen vom relativ kleinen der Ur- Gixxer über den etwas Größeren der GR77B zu den gebogenen Schwarten der RR und der GR7AB. Auch andere kleine Varianten von den Banditen oder der F wären theoretisch möglich. Ich wollte aber von vornherein einen möglichst großen, perfekt wäre der von der GR7AB. Einmal wegen der Vollverkleidung, die die Wärmeabfuhr erschwert und zum anderen wird der Motor bei mir später sicher nicht geschont, so dass Er thermisch schon ein wenig Reserven haben sollte. Denjenigen, den ich dann bekam (richtig geraten, für wenig Geld) wurde mir zwar als der von einer GR7AB stammend verkauft, wie sich im Nachhinein herausstellte war Er aber von einer 90-92er GV 73, das ist der 1100er Gixxer. Der ist zwar nahezu baugleich, Ihm fehlt aber ein Kühlkanal, um die höhere Bauhöhe des 11er Motors im fast baugleichen Rahmen auszugleichen. Den einen fehlenden Kühlkanal (ich glaube 14 statt 15 Reihen) konnte ich aber verschmerzen. Bei den Ölschläuchen muss man doch auch noch ein wenig aufpassen, die unterscheiden sich je nach Baujahr und Motor immer etwas an den Anschlüssen und der Form.
Der Auspuff entpuppte sich auch noch als besonderes Kapitel. Original- Auspuffe für die GR7AB sind inzwischen recht selten und wenn man einen bekommt, dann teuer und im schlechten Zustand. Beim Kauf meines Fragments war ein Krümmer unbekannter Herkunft dabei. Ich schaffte es aber nicht, das Ding an den Motor zu schrauben. Entweder war Er durch das vorangegangene Sandstrahlen verzogen oder Er stammt schlicht von einem anderen Motorrad.

Also musste auch ein Krümmer her.
Der Traum wäre natürlich eine Schüle 4-2-1 gewesen, möglichst klassisch mit der Rohrzusammenführung 1-4 und 2-3, ohne diese neumodischen Interferenzrohre der neueren Schüles. Aber die angesagten Preise selbst für gammelige Schüles, so Sie denn angeboten werden, holten mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
So wurde es dann eine gut erhaltene Cobra- 4-1 für die GR7AB (40€, sogar in Edelstahl!).
Um mich nicht gleich von vornherein mit Vergaser- Abstimmungsproblemen rumärgern zu müssen und um dem TÜV keine Steilvorlage für Ärger hinzulegen, kam für 28€ der umgemodelte Endschalldämpfer einer GR7BB, das ist die W, hinzu.
Eine Krawalltüte ala L&W, Marshal und wie Sie sonst noch alle heißen wollte ich eh nicht unbedingt, ich mag keine lauten, aufdringlichen Krachmacher. Interessant wären Sie nur wegen des meist niedrigeren Gewichts gewesen.
Den Endschalldämpfer montierte ich wegen der sportlichen Optik möglichst weit oben am Motorrad und baute mir das Verbindungsrohr zwischen Krümmer und SD mit Hilfe von Kollegen selbst (wir sind schließlich vom Fach). Die Gestaltung des Zwischenrohrs entpuppte sich als ganz schön knifflig, denn die unten geschlossene und weit nach hinten gezogene Verkleidung ließ nicht viel Platz für gestalterische Freiheiten.
Auch die Bremsanlage verschonte mich nicht vor Überraschungen: Ursprünglich hätten ja vorne zwei schöne Brembos von einer 916, die noch von der Rau über sind, in die Suzi Ihren Platz finden sollen, aber meine krankhafte Suche nach einer preiswerten Pumpe führte mich zu einer sehr günstigen+ kompletten vorderen Bremse, bestehend aus 2 Bremszangen, neuen Belägen, Handpumpe + Leitungen. Sogar Bremsflüssigkeit war noch drin!

Ausgewiesen als von einer 93er GR7BB stammend. Die nahm ich, denn eine gute 16er Brembo Pumpe hätte das gleiche gekostet und die notwendigen Adapter für die Brembos hätte ich dem TÜV auch noch aufschwatzen müssen.
Nach Erhalt entpuppten sich die Sättel als sauber aussehende 4- Kolben- Zangen von Tokico- tja, hast die Bilder wieder nicht richtig angeschaut, du Depp- dachte ich mir.

Die Öligen (außer GR75A) und auch die ersten W bis 94 hatten doch immer die (schöneren) Nissins. Nach etwas recherchieren stellten sich die Teile als zu einer 96er 600er SRAD, einer TL 1000S oder einer noch späteren 750 K1- K3 gehörend heraus. Egal, der clevere Suzuki- Baukasten machte auch Sie passend.

Problemlos waren die Dinger an der Gabel zu montieren- Schwein gehabt. Die Bremsflüssigkeit habe ich dann doch gewechselt.
Die hintere Bremsanlage ist wiederum ein Mix aus W- Sattel und GR7AB Geberzylinder. Kaufen + hin schrauben tatsächlich mal ohne besondere Vorkommnisse.
Eine Quintessenz nicht nur aus diesem Kapitel gibt es auch: Trau keinen Angaben irgendwelcher Verkäufer. Speziell bei Ebay- Kleinanzeigen ist die Märchenstunde für die Teilebeschreibung hemmungslos.
Teil 4 wird etwas übers Design und die Anpassungen der Karosserieteile erzählen, demnächst wieder auf diesem Bildschirm

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