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Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

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ricardo
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von ricardo »

Auf Nadellager umbauen geht bei so ziemlich keiner Schwinge mechanisch brauchbar, weil kein Platz fuer Nadellager existiert. Der Platz reicht kaum fuer Nadelhuelsen, und wenn man das Handbuch zu den Nadelhuelsen mal liest, faellt auf, dass sie nur in einem Stabilen Gehaeuse eine haltbare Aussenlaufflaeche fuer die Waelzkoerper aufbauen, ansonsten ist die Kontaktflaeche zu klein. Weiter muss man dann Buchsen mit min 58 hrc in den Lagern laufen lassen, dafuer ist auch oft kein Platz. Naechstes Problem ist die Ausrichtung der Lager zueinander, die Schwingen sind so gut wie nie wirklich so gebohrt, dass die Lager konzentrisch zueinander darin sitzen wuerden.
Das gleiche Problem gibts auch bei Broncebuchsen, desshalb drehe ich diese aussen immer ab, und klebe sie mit der eingesetzten Achse ein, sodass sie zueinander fluchten.
Schmiernippel in der Schwingachse sind natuerlich dennoch Pflicht, ebenso wie eine gute Abschirmung gegen Schmutz. Idealerweise dichtet man die Buchsen mit Oringen nach Aussen hin ab, sodass man statt mit Fett mit Fliessfett schmieren kann. Diverse Hersteller haben dafuer diverse Loesungsideen, wie z.b. richtige Nadellager, die in einer guten Schwinge mit genug Platz hervorragend funktionieren, oder Kegelrollenlager mit ordentlich grossen Waelzkoerpern, oder Verchromte Wellen in Bronze oder Grauguss.

In jedem Fall sieht die Zusammenfassung so aus:

Ist original eine Gleitlagerung verbaut? Ja? Dann verbaue wieder eine Gleitlagerung. Ist irgendeine andere Lagerung verbaut die augenscheinlich irgendwie funktioniert (Kugellager Nadellager Kegelrollenlager), dann verbaue das wieder. Bei Nadellagern wuerde ich immer vollrollige an der Stelle verbauen, das verringert die Chance etwas, dass sich die Rollen in ihre Laufflaechen eindruecken.
Hierbei gibt's eigentlich keine Glaubensdiskussion oder dergleichen. "Auf Nadellager umbauen" ist jedenfalls eine sehr sehr dumme Idee, wenn die Lager keine Nadellager sondern Nadelhuelsen werden.

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onkelheri
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von onkelheri »

Nuja, ich find die Idee klasse und wirklich gut gelöst. Bis jetzt musste ich in 30Schrauberjahren weder Motorradteile noch Motorradfahrerteile einsammeln oder beerdigen. Der o.g. lagertragende Teil ist deutlich hart genug. Meine Zeit in der Qualitätssicherung eines Lagerherstellers hat auch keine widersprüchlichen Erkenntnisse gebracht. Dumm sind nur die Zauderer...
Ansonsten ist deine "Montageanleitung" weitgehend i.O.

Gruß Heri
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oldstyle
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von oldstyle »

Servus

Mir läßt das keine Ruhe,da die Schwingenlagerung bei meiner Bandit echt eine Frechheit ist! :stupid:

Zur Aufname der Schwingenachse sind in den Rahmen Buchsen eingeschweißt.Die Stirnflächen,die nach innen zeigen,stehen aber nicht Plan gegenüber,sondern Schräg!Beim Festziehen der Schwingenachse sollen sich dadurch die anliegenden Lagerbuchsen verkanten und so ein mögliches Spiel ausgleichen.

Fest steht,das ich mir einen Fräser basteln werde,der auf der Schwingenachse gleitend sitzt und so die Stirnseiten planen....

Da ich eine Fremdschwinge verbauen werde,bin ich in der Gestaltung frei,aber Ziel sind max. 3 hundertstell Spiel.

Hab leider noch keine Möglichkeit gefunden,passende Buchsen zu drehen,härten und auf Maß schleifen zu lassen.

Vernachlässigen wir mal die Platzverhältnisse - spricht irgendwas gegen Nadellager mit Innenring?

Gruß Dani
geht nich - gibts nich

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onkelheri
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von onkelheri »

Isch habe einen Fräser...

wenn du Maße & Foto hast...
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bastlwastl
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von bastlwastl »

hallo

Emil schwarz macht so umbauten sammt anpassungsarbeiten
er fertigt auch so buchsen an . um zb. die originallagerung spielfrei zu machen .

vieleicht hilft dir das weiter .
selber basteln is natürlich cooler

Garagenschlosser
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von Garagenschlosser »

Ich hab bei meiner Z ne andere Schwinge eingebaut. In der original Schwinge sind Nadelhülsen drin. Meines Erachtens der letzte Dreck. Hab deshalb, und weils vom Durchmesser mit der neuen Schwinge nicht mehr harmonierte, selber Buchsen aus Teflon gedreht und nach dem einpressen ausgerieben, auf Maß der Schwingenachse. Ich bin bis jetzt sehr zufrieden damit.
Gruß Ralf.

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ricardo
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von ricardo »

Teflon ist halt von der Grundfestigkeit her etwas zu weich. Bei nur 1mm Wandstaerke haette ich da keine Bedenken, bei mehr ist es quasi eine Gummilagerung :-)
Nadelhuelsen sind nicht per Se der letzte Dreck, sie muessen einfach nur richtig eingesetzt werden, und ein passendes Gehaeuse haben. (Also in dem Fall die Schwinge...) Dass der Laufpartner hart genug sein muss ist eh klar. Und Oberflaechenrauheit sowie Geometrie muss ich sicher auch nicht erwaehnen.

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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von Garagenschlosser »

Hab noch mal nachgesehen. Ist kein Teflon sondern Delrin aus was ich mir die Buchsen gemacht habe. Und die originalen Nadelhülsen hatten sich in die harte Welle eingegraben. War schon bei 2 von meinen Mopeds so. Darum halte ich nicht so viel von den Dingern.
Gruß Ralf.

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onkelheri
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von onkelheri »

Weil die Welle aber Achse heißt, dazu selten so hart ist wie es nötig wäre und noch SCHLIMMER: halbsoselten richtig ausgeführt, weder in Toleranz noch Schmiertechnisch... habe ich das in Angriff genommen.

Sicher bin ich mir nicht mehr, aber ist Delrin nicht hydrophil? D.h. Feuchtigkeit lässt es enger werden.. bzw. wachsen...
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ricardo
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Re: Grundsatzfrage - Schwingenlagerung als Nadellager oder Buchsen?

Beitrag von ricardo »

Diese "Welle"/"Achse" - oder auch Huelse (ha!) ist meistens aus einem legierten Werkzeugstahl, aber ungehaertet. Das heisst annehmbare Festigkeit aber Elastisch/Weich. Natuerlich nicht gehaertet - Nadelhuelsendatenblatt sagt dazu alles noetige:

Für Nadelhülsen und Nadelbüchsen ohne Innenring muss die Wälzkörper-Laufbahn auf der Welle gehärtet und geschliffen sein, siehe Tabelle. Die Oberflächenhärte muss mindestens 670 HV betragen, die Härtungstiefe CHD oder SHD ausreichend tief sein
Achtung
Um die Tragfähigkeit der Lager voll zu nutzen, müssen die dünnwandigen Außenringe im Gehäuse ausreichend starr unterstützt werden!

Qualle: http://medias.ina.de/medias/de!hp.info/HK*UK*kshinweise

Ein "ausreichend starres" Gehaeuse faengt meiner Erfahrung nach bei 5mm Wandstaerke bei Stahl und 10-12mm Wandstaerke bei Aluminium an. Darunter ist das Gehaeuse nicht starr genug, ergo verformt es sich beim Einpressen, und die Flucht der Nadelhuelse zur Bohrung veraendert sich eventuell sowie ihr Innenmass erreicht nicht die angegebenen Toleranzen von sowas wie H7 oder H6 oder was auch immer spezifiziert ist. Die Nadelhuelsen wollen dann ploetzlich innen einen Laufpartner mit 5/100mm Uebermass. Kein Problem mit Rundschleifmaschine - aber Hand aufs Herz, sowas hat ja kaum einer von den Dilettanten.

Genau was ich schon vor ein paar Beitraegen schrieb. Desshalb kritisiere ich diese ganzen Nadellagerumbauten - weil man in 90% der Faelle keine Artgerechte Nadellagerung erreichen kann - weil das Gehaeuse weder stabil genug, noch akzeptabel geformt ist. Dann fluchten die Schwinglagerungsbohrungen normalerweise auch nicht unbedingt, sind oval und und und.

Ergo-> wenn original Gleitlagerung, unbedingt bei einer Gleitlagerung bleiben. Wenn original eine andere Lagerung vorgesehen war, muss man wissen was man tut. Das tun leider 95% der "Umbauer", "Customizer" und Verschlimmbesserer nicht.

"Komplett ueberholt und verbessert".... jajajaja.

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