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Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Technische Fragen und Antworten, Tipps und Tricks für Profis und Bastler
sven

Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von sven »

f104wart hat geschrieben: Wenn ich zur Fertigung meines Federbeins die für mich relevanten Parameter angebe, wird das FB auf mein Gewicht einschl. Schutzkleidung und Helm sowie meine Fahrgewohnheiten eingestellt.
Da hab ich aber andere Erfahrungen gemacht (mit der von dir vorher erwähnten Firma).
Alles angegeben (Motorradtyp, Fahrzeug- und Fahrermasse, Einsatzzweck) - was dann kam
war vollkommen unfahrbar. Da hätte ich für einen vierstelligen Betrag doch etwas mehr
erwartet.

Gruß
Sven

Fredi
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von Fredi »

f104wart hat geschrieben:...Trotzdem bin ich für technisch fundierte und nachvollziehbare Tipps und Erfahrungen immer offen und generell bereit, meine Meinung zu überdenken. Irgendwelche nicht nachvollziehbar begründeten Zweifel oder die Aussage "Versuch macht kluch" reicht mir dafür aber nicht.

Ein Helmut Dähne oder ein Schorsch Meier würde den meisten derer, die ein in allen Variationen vertellbarers Fahrwerk haben, auch heute noch mit dem alten Material davon fahren.
Versuch macht kluch. Ich sags einfach nochmal.

Wenn du ein Fahrwerk von jemand auf deine Bedürfnisse ohne Einstellmöglichkeit umbauen lässt, mag das funktionieren, muss aber nicht. Das weiss ich nicht nur aus eigener Erfahrung, man hört es einfach zu oft. Und wenn du nix einstellen kannst, kannst du auch nicht versuchen, ob es evtl noch besser funktionieren kann.
Der Sinn eines einstellbaren Fahrwerks ist, das Moped an dich, deinen Fahrstil und die Umstände anzupassen. Das anpassen geht halt nur mit messen, z. B. Negativfederweg, und versuchen.
Ein Mister perfekt vorbereitet Helmut Dähne hat mit Sicherheit an seinem Fahrwerk einigen ausprobiert, bis es ihm gepasst hat.
Ich hab mir jetzt ein Federbein gekauft und 100 Euro für eine Höhenverstellung ausgegeben. Dannwerd ich die richtige Länge suchen und danach wohl nie wieder verstellen. An die Dämpfung geh ich immer wieder.
Das Federbein wurde nach meinen Wünschen gefertigt. Mit dem Ergebnis, dass die Feder so vorgespannt war, das ich hab richtig drücken müssen um einzufedern. Zudem vermute ich, dass die Federrate nicht stimmt. Das kann ich aber erst sagen, wenn das Moped wirklich fertig ist. Soviel zum Thema Vertrauen in den Fahrwerksumbauer.

Also Versuch macht kluch und Vertrauen in Fahrwerksspezialisten ist gut, aber mit Vorsicht zu geniessen.

Gruss vom Fredi

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f104wart
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von f104wart »

Fredi hat geschrieben: Das anpassen geht halt nur mit messen, z. B. Negativfederweg, und versuchen...
Und was hat der NegFederweg mit der Dämpfung zu tun?

...Die Federrate ist abhängig vom Gewicht und der Fahrweise. Laut Wilbers wird die Dämpfung der Federrate angepaßt. Bei dem in Frage kommenden FB kann man eh nur die Zug- aber nicht die Druckstufe verstellen. Die Federrate ändert sich eh nicht und den NegFederweg regelt man über die Vorspannung.

Was die Viskosität betrifft, so hängt diese nicht nur von der Außentemperatur ab, sondern davon, wie das FB arbeiten muss bzw "heran genommen" wird.

Ein Motor wird im Winter genau so warm wie im Sommer, es dauert halt nur etwas länger.

...Sicher hat die Zug- und Druckstufenverstellung ihren Sinn, besonders bei wechselnder Beladung und unterschiedlichen Betriebsbedingungen, aber irgendwo muss auch das Gesamtkonzept passen.

Was nutzt ein HighTech Federbein, wenn man nur ne einfache oder ne luftunterstützte Gabel hat, bei der man ausser dem Luftpolster oder meinetwegen noch mit unterschiedlicher Viskosität des Öls ein bischen Einfluss auf die Dämpfung insgesamt hat, nicht aber auf Zug- und Druckstufe. Da würde ich dann eher Gabelstopfen verbauen, mit denen man die Vorspannung ändern kann und so wenigstens Einfluß auf die Höhe und den Negativfederweg hat.

Fredi
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von Fredi »

Der Negativfederweg hat natürlich nichts mit der Dämpfung zu tun. Aber mit einer guten Fahrwerkseinstellung.

Die Feder ist das erste Teil im Puzzle, das passen muss. Mit messen kann man rausfinden, ob die Federn die richtigen sind. Wie, ist ja in den Links beschrieben.
Wenn das gemacht ist, bleibt uns nur noch der Versuch. Profis haben Data Recording.

Bei einer nicht einstellbaren Gabel machen für mich einstellbare Federbeine hinten dennoch Sinn. Bei der Gabel bleibt ja eigentlich nur das variieren mit der Viskosität und dem Luftpolster. Mit einstellbaren Federbeinen kannst du nach einer Einstellung suchen, bei der das ein/ausfedern hinten das gleiche macht wie vorne. Wenn beim mittigen Drücken auf dem Moped vorne/hinten gleichmässig ein/ausfedert, dann ist schon viel gewonnen.

Ich kann dir nicht schreiben, was du wie machen sollst. Übers Netz ist mir das nicht möglich. Ich kann dich nur dazu ermutigen, was am Fahrwerk zu machen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass 500 Euro in ein Fahrwerk besser investiert ist wie in Massnahmen zur Leistungssteigerung des Motors.

Gruss vom Fredi

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f104wart
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von f104wart »

Moin Fredi,

ich denke, wir sind etwas vom Thema abgekommen. Wir haben uns - und da bin ich ebenso beteiligt - dazu verleiten lassen, zu sehr auf meine persönlichen Eindrücke einzugehen.

Den Thread habe ich eigentlich deswegen aufgemacht, damit wir mehr Aufschluss darüber bekommen, was die Dämpfung in der Zug- und Druckstufe bewirkt und wie man sie richtig einstellt.

Als ich den Thread aufgemacht habe, kannte ich die Videos noch nicht. Ich denke, das wesentliche ist darin schon sehr gut erklärt.

Fredi hat geschrieben: Mit einstellbaren Federbeinen kannst du nach einer Einstellung suchen, bei der das ein/ausfedern hinten das gleiche macht wie vorne. Wenn beim mittigen Drücken auf dem Moped vorne/hinten gleichmässig ein/ausfedert, dann ist schon viel gewonnen.
Das ist ein sehr guter Einwand, den ich gelten lasse. .daumen-h1:

...Die 650er, die ich gerade aufbaue, hat ein ProLinkFederbein und eine luftuntertützte Gabel. Bei dem FB, um das es hier geht, ist optional allerdings nur die Zugstufe einstellbar, nicht die Druckstufe. Es bleibt also ohnehin nichts anderes übrig, als die Dämpfung der Druckstufe über das Öl in der Gabel dem FB anzupassen. Ob danach dann eine Zugstufenverstellung noch was bringt, bleibt erst mal offen und wird sich in der Praxis zeigen. Hier setze ich zunächst mal auf die Erfahrung von Wilbers. Wenn´s dann in die Hose geht, tausche ich das Teil um oder lasse es ändern.
Fredi hat geschrieben: Ich kann dir nicht schreiben, was du wie machen sollst.
Und das ist genau DIE Frage, auf die ich mir für mich und all die anderen, die das Thema interessiert, eine Antwort erhofft habe. tappingfoot

Das Problem ist nämlich, dass hier viele überfordert sind und die meisten "Anleitungen" sehr viel Halbwissen beinhalten, was Du aber jetzt bitte nicht auf Dich beziehen sollst! ...Mir kommt das ganze oft so vor, wie die magischen Fähigkeiten eines Voodoomasters, die dieser an seine Nachkommen weiter gibt, ohne sie erklären zu können. :grinsen1:



...Mit den Beispielen und Erfahrungen, die ich für mich und mit meiner Maschine gemacht habe, wollte ich nur darauf hinweisen, dass man von einem mittelmäßigen Fahrwerk aus den 70er und frühen 80er Jahre auch mit einer mit allen Finessen ausgerüsteten Dämpfung keine Wunder erwarten darf.

Kegelrollenlager im Lenkkopf, Wirth-Federn vorne, Konis und dickeres Gabelöl ist hier das Zauberwort ...Die Dinger muss man einfach fahren können oder man kann es eben nicht. Und die Durchschnittsgeschwindigkeit, die Schorsch Meier (Dähne mit gleichem Atemzug zu erwähnen war hier vielleicht das falsche Beispiel) mit seiner 500er Kompressor BMW ohne Zug- und Druckstufenverstellung auf dem Schottenring gefahren hat, bekommt manch einer mit einem modernen Fahrwerk und mehr Leistung heute noch nicht hin.

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AtomicCafe
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von AtomicCafe »

Jo, die Videos sind doch gut.

Hier auch noch mal ein 3 Links auf Artikel zum Thema, da ist auch viel Innenleben von Gabeln und Dämpfern erklärt und zu sehen, da kann man sein Halbwissen vielleicht noch etwas vertiefen :wink:

Fahrwerk-Spezial: Federung

Fahrwerk-Spezial: Gabeldämpfung

Fahrwerk-Spezial: Federbeindämpfung
When too perfect, lieber Gott böse.

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Richie
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von Richie »

Ein kleiner Beitrag für die "Themeneinsteiger" (einiges wurde hier bereits erwähnt):

ich hatte am Anfang null Ahnung... und habe immernoch das Gefühl das Thema nur angeschnitten zu haben. Ein paar Basics für mich als Anfänger haben mich schonmal in die richtige Richtung geschickt. Natürlich ist es für jeden unterschiedlich (in Abhängigkeit der reellen Bedürfnisse), wie sehr er oder sie sich mit dem Thema befassen möchte. Klar ist für mich, dass es sich auf jeden Fall lohnt! Ein halbwegs auf die Situation (also Beladung, Fahrstil und EInsatzumgebung) eingestelltes Fahrwerk bringt nicht nur gefühlte 10 PS, sondern auch ein gutes Stück Sicherheitsreserve in jede Fahrsituation (allen voran reduzierter Bremsweg, unser aller Schwachstelle!).

Ich versuche das System Motorrad möglichst als Ganzes zu verstehen. Das Subsystem Fahrwerk wird also auch von benachbarten Systemen beeinflusst. Es sollte also vorher sichergestellt sein, dass z.B.: Rahmen, Lenkopf- und Schwingenlager in Ordung sind, dass Reifen und Reifendruck stimmen (und überhaupt REIFEN!!!) und u.U. die Spannung der Antriebskette korrekt eingestellt ist! Als nächstes sollte klar sein, dass die Fahrwerkselemente (also Gabel und Federbein(e)) sich im betriebsbereitem Zustand befinden. Ne Portion frisches Gabelöl in der "richtigen" Viskosität und mit der entsprechenden Luftkammer können sich anfühlen, wie ein neues Motorrad! Zugegeben, bei der Auswahl von Viskosität und Luftkammer geht die Einstellerei schon los.

Als Grundeinstellung ist es sinnvoll die Vorspannung von Gabel und Federbein auf das Gewicht einzustellen (Fahrer inkl. Helm und Klammotten, plus Gepäck). Danach, (soweit möglich) Zug- und Druckstufe mittig/neutral einstellen, so dass beim Herunterdrücken auf die Mitte des Fahrzeugs, alles gleichmässig ein- und aus federt ohne mehrfach nach zu wippen. Dann kann die Reise beginnen...

Grüße, Richie
If you can't fix it with a hammer, it must be an electrical problem!

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