hellacooper hat geschrieben: 16. Apr 2021
Das habe ich gelesen, hatte gehofft, Hannes könnte das noch weiter präzisieren.
Ich beschreib das mal so, dass interessierte sich ein Bild bei g.maps machen können: (Ort Rostock, Freitag 20:40 Uhr)
Wir fuhren mit zwei Motorrädern versetzt auf der Lübecker Straße in Richtung Stadthafen bei grün über die Kreuzung Werftdreieck gefolgt von lockerem Verkehr. Unser Feierabendziel war die Tanke am Stadthafen, wo wir unsere Stadtrunde gern bei einem Kaffee ausklingen lassen. Von rechts, aus der Doberaner Straße bog eine Kehrmaschine
https://thumbs.dreamstime.com/z/kehrmas ... 985668.jpg links auf die Lübecker Straße (ohne Blinker und vermutlich bei rot) und befand sich dadurch für uns im Gegenverkehr. Dies hab ich registriert, dann aber nicht weiter beachtet, weil ich dachte sie bleibt dort und fährt.. irgendwo hin. Fast auf meiner Höhe (wir fuhren nicht schnell - waren ja fast am Ziel) steuerte die Kehrmaschine aber wieder nach links und wollte vermutlich zurück in die Doberaner Straße (also ein verlängerter U-Turn). Dies hab ich zwar gesehen, konnte aber nicht mehr aktiv reagieren und hab nur noch unterbewusst nach rechts gezogen bis das Fahrzeug mich von links erfasst hat. Dann fehlen mir etwa 5 Sekunden. Ich lag auf dem Boden und versuchte instinktiv aufzustehen / mich auf den Rücken zu drehen - ging nicht. Dann habe ich kontrolliert, ob ich meine Zehen beidseitig bewegen kann - ging. Atmen ging schwer, also nahm ich meinen Helm ab. Als nächstes hab ich mich mit den Händen etwa einen Meter weit bis zu meinem Motorrad gezogen, die Zündung ausgeschaltet, den Lenker umklammert und den Blick nicht mehr vom Tank gelöst, bis ich in den Krankenwagen getragen wurde. Ab da hab ich nur noch sehr viele Stimmen und Sirenen registriert, ausgelaufenes Benzin, Rauch und Geruch von verbranntem Öl und die zittrige Stimme von meinem Kumpel der mir sagte ich solle mich auf keinen Fall bewegen.
Ich war während der ganzen Zeit bis zur ersten Not-OP am selben Abend bei Bewusstsein. dann war ich noch kurz wach vor der zweiten OP am Samstag morgen und dann erst wieder am Samstag Nachmittag, mit trockenem Mund, vielen Schleuchen an vielen Körperstellen und einigen Bildschirmen und anderen piependen Geräten.
Mein Anwalt ist auf Vekehrsrecht und Schadenersatz / Schmerzensgeldforderungen spezialisiert. Der Gutachter ist der gleiche, mit dem ich auch beruflich zu tun habe und fährt selbst eine alte EMW.
Ich fahre erst seit 2015 Motorrad (aber ganzjährig), habe seither aber um die 100.000 km privat auf der Straße absolviert, einige 1.000 km mit verschiedensten Kundenmotorrädern beruflich und ca. 2.000 km auf verschiedenen Rennstrecken. Ich behaupte also, ich bin recht routiniert und hab schon einige haarige Situationen fast "automatisch" gemeistert. Und trotzdem frage ich mich noch immer, ob ich versagt habe und diesen Unfall hätte verhindern können. - Was nichts daran ändert, dass der Unfallgegner verantwortungslos gehandelt und meinen ewigen Zorn verdient hat.
entschuldigt den vielen Text, der jetzt vielleicht doch nur einen interessiert hat.
@ Bambi:
An dich musste ich im Krankenhaus schon denken weil mich deine Arthrose-Geschichte doch ziemlich bewegt hat und mich freue, dass du dich damit nicht zufrieden gibst und Motorrad fährst solange es irgendwie geht.
Es ermutigt ohnehin sehr hier von erfolgreich bewältigten Unfällen anderer User zu lesen - danke!