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Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 5. Mär 2021
von Oette
So sieht der aus. Da gibt's auch ein paar Schreckensbilder im Netz zu. Übel mitgenommene Motorgehäuse und weiteres...

Bild

Passierte zum Glück in einer gleichförmigen Bewegung, da war die Kette nicht unter großer Spannung.
Im ersten Moment hab ich gedacht mir hat's die Schaltwalze zerrissen und ich hänge zwischen den Gängen. Im Stand dann natürlich gesehen, dass die Kette verschütt ging. Während der Fahrt in ein unbelastetes Getriebe zu schalten, fühlt sich im ersten Moment auch nicht so normal an.

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 5. Mär 2021
von f104wart
Ich hab auch wieder ein aktuelles Bild zu dem Thema.


Meine Aufgabe war es, an einem 79er Motordeckel die Bohrung für WaPuDichtung auszuspindeln und eine neue WaPuDichtung einzuziehen, weil die alte undicht war. Was bis dahin eigentlich nichts besonderes war.

Beim Anblick des angelieferten Deckels und der Bohrung kamen mir aber berechtigte Zweifel, dass dieser Sitz jemals wieder dicht werden könnte.
800IMG_9271.jpeg


Nach dem Auspindeln auf das Normalmaß bestätigte sich mein Verdacht. Hier war nichts mehr zu holen. Die Bohrung war weder rund noch zylindrisch und bei aufgelegter Dichtung konnte man durch den Deckel hindurch schauen.
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Am Ende sah es dann wieder so aus. Die komplette Instandsetzung ist hier beschrieben
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Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 6. Mär 2021
von MichaelZ750Twin
Habe eine Z750Twin zur Überprüfung in der Werkstatt. Laut Besitzer springt sie ganz schlecht an und dreht nicht über 4.500U/min (statt 7.000 U/min für max. Leistung). Bei der Durchsicht nichts spontan auffälliges gefunden, der Anlasserfreilauf war defekt. Aber nach der obligatorischen Demontage der Ölwanne kamen Metallspäne zum Vorschein, oh je.
Ich war schon kurz davor den Motor auszubauen und aufzumachen. Den Motor per Hand nochmal durchgedreht, dabei einen der obenliegenden Shims gesehen, der sich beim Überfahren mit der Nocke bewegt hat, also in seinem Stößel gekippt ist. Was ist denn da los ?
Nockenwellen raus, Shims raus und siehe da, unter allen Shims habe ich dünne, runde Blechstreifen zum Spielausgleich gefunden.
Hat wohl etwas mit dem Einbau einer scharfen Einlassnockenwelle zu tun, für die man deutlich dickere Shims zum Einstellen des Ventilspiels benötigt und wohl nicht zur Hand hatte. Dann hat man diesen Pfusch gleich bei allen Ventilen praktiziert.
Soviel zum Thema "Arbeit in Fachwerkstatt / Meisterbetrieb durchgeführt" !
Im Bild die Überreste von zwei oder gar drei übereinander gelegten "Plättchen" unter einem einzigen Shim.
20210228_174622 (Custom).jpg
Jetzt weiß ich auch, wo die Metallspäne in der Ölwanne herkommen :stupid:

Ölsieb ist völlig sauber, der Hauptölkanal mit Endoskop untersucht, keine Reststücke gefunden.
Der Motor bleibt drin und zusammengebaut, um den Rest kümmere ich mich gerade noch.
20210302_224507 (Custom).jpg

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 6. Mär 2021
von UdoZ1R
Hes Micha,

Das war kein Pfusch, sonder minderwertige Blechqualität. Dafür kann der Meister doch echt nix 😉😉😉

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 6. Mär 2021
von Schinder
MichaelZ750Twin hat geschrieben: 6. Mär 2021 Jetzt weiß ich auch, wo die Metallspäne in der Ölwanne herkommen :stupid:

Autschn ... das habe ich auch noch nicht gesehen ... :o
Die Idee dahinter jedoch ist einleuchtend und die Umsetzung kreativ :lachen1:
Polnische Wertarbeit oder indischer Strassenrand ?



Gruss, Jochen !

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 6. Mär 2021
von grumbern
Schinder hat geschrieben: 6. Mär 2021 indischer Strassenrand ?!
Kann nicht sein. Alles unter 1mm wird da per se nicht ausgeglichen ;)

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 6. Mär 2021
von MichaelZ750Twin
Hi Jochen,
den Polen würde ich das schon zutrauen, dann aber mit haltbarem Blech gemacht.
Andreas hat recht, es war auch nicht der indische Strassenrand.
Es ist viel schlimmer, das war eine Werkstatt Nähe Regensburg.
So weit ab von der Zivilisation, da gibt es keine Möglichkeit an passende Shims zu kommen !
:lachen1: :lachen1: :lachen1:

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 14. Apr 2021
von MichaelZ750Twin
Habe mich dem nächsten Motor zugewendet ;)

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 14. Apr 2021
von MichaelZ750Twin
Wie bei mir nicht anders zu erwarten, handelt es sich um einen Kawa Z750Twin-Motor.
Dieser ist aber vor über 25 Jahren getunt worden und nie gelaufen, da der Erbauer plötzlich verstorben ist und nur Mythen über die gemachten Massnahmen existieren.
Eine Besichtigung vor Ort und Untersuchung per Endoskop gab ein sehr zwiespältiges Bild ab. Drehen ließ er sich.
Nach einer Anzahlung habe ich den Motor mitgenommen und in meiner Werkstatt mit der Zerlegung begonnen.
Hier die ersten Ergebnisse:
Geänderte Kolben und Laufbuchsen, die einen Hubraum von 927cm³ ergeben
20210413_213926 (Custom).jpg
Die Highlights: Geänderte Zündung DMC1 von Moto Witt, individuelle Ansaugstutzen für 40er (!) Vergaser, ganz scharfe Nockenwellen mit 11,7mm Hub. Die Nocken dürfen nur mit ausgetauschten Ventilfedern verwendet werden, sonst droht Ungemach. Bin gespannt, ob da tatsächlich stärkere Ventilfedern drin sind.
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Umbau auf Doppelzündung:
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Die Lowlights:
Der innenliegende Ölfilter ist in seinem Gehäuse völlig oxidiert und hat den Freiraum mit weißem Staub gefüllt. Viele Stahlteile des Motors zeigen Rost in verschiedenen Ausprägungen. Der Anlasser samt Freilauf ist ausgebaut, die Ölbohrung unter dem entfernten Freilaufritzel wurde aber nicht verschlossen. Hier geht der Öldruck des rundum (KW und NW) gleitgelagerten Motors verloren, ein kapitaler Motorschaden schon nach kurzer Betriebszeit wäre die Folge gewesen.
20210413_214437 (Custom).jpg
Eine der Kupplungsfedern ist zerbrochen, die Bruchstelle frisch und scharfkantig. Ist wohl beim lösen der Schrauben passiert. Die anderen Federn sehen ebenfalls wenig vertrauenserweckend aus:
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Die Stahlscheiben der Kupplung haben Rost:
20210413_214535 (Custom).jpg
Hier noch das meiste des von mir verwendeten Werkzeugs für diese Zerlegungsarbeit:
20210413_214050 (Custom).jpg

Re: Galerie des Schreckens

Verfasst: 14. Apr 2021
von Schinder
Moin Michael

Ist doch mal ein interessantes Motörchen.
Gute Grundlagen und mit etwas Fleißarbeit recht überschaubar zu überholen.

Das der Vorschrauber das ohne Konservierung zusammengebaut hat ist blöd,
aber wohl mit wenig Aufwand ersetzbar.
So lange Kurbelwelle und Pleuel keinen Gammel an ihren Lagern haben
ist das so weit flott und günstig erledigt.


BTW :
Darf ich mir das Bild mit den exzellent gefertigten Shims klauen ?
Soll als abschreckendes Beispiel verwendet werden.



Gruss, Jochen !