Nach der TüV-Abnahme 2015 war dann erst mal Zwangspause – die Räder mussten ja erst noch gerichtet werden und anscheinend war ich nicht der einzige, der vom Frühjahr überrascht wurde - entsprechend lang dauerte es dann beim Rädermacher. Das Vorderrad kam zuerst zurück – das Richten der krummen Felge hatte mehr gekostet als ein gebrauchtes SLR Vorderrad, das man aber erst mal finden muss … und dann auch wieder einen Schlag haben kann.
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Beim Hinterrad hatte ich inzwischen festgestellt, dass die Bremstrommeln aus dieser Zeit sehr oft feine Risse haben, wenn auch noch meist im Frühstadium. Auch wenn diese noch lange Zeit laufen würden – ein teurer Neuaufbau eines Rades macht natürlich nur mit einer einwandfreien Nabe Sinn. Eine Reparatur ist auch kaum möglich, der Bremsring ist sehr dünn und entsprechend wenig Spielraum zum Ausschleifen ist vorhanden.
Schließlich habe ich mich dazu entschlossen, was ich eigentlich vermeiden wollte: das US-Domi-Hinterrad (mit top Bremsring) zu schlachten, das bis 2014 drin war. Dieses hat unübliche 32 Speichen, wodurch es genau genommen ein kleines Problemchen mit dem Gutachten für die Sanremo Felgen gibt – aber das wollen wir hier nicht weiter ausdiskutieren

. Deswegen konnte ich auch nicht die Felge aus dem ersten Versuch nehmen, weil diese für die 36 Speichen der XL gebohrt war …
Der Bremstrommeldurchmesser von XL600/US-NX ist übrigens gleich, durch eine filigranere Speichenaufnahme wirkt das US Rad aber zierlicher – was mir sowieso besser gefällt. Die Felge hatte ich damals mit 2K Lack gold lackiert, was sehr gut gehalten hat. Leider war die Radnabe grau, also beim Rädermacher angegeben, das die Nabe schwarz zu beschichten wäre. Sollte ja schließlich zur schwarzen Vorderradnabe passen.
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Anscheinend hatte ich mich unklar ausgedrückt, denn auch die Felge wurde schwarz beschichtet. Super, nun hatte ich eine silberne und eine schwarze Felge – mit meiner Geduld und den Finanzen am Ende habe ich das dann erstmal so gelassen. Ursprünglich wollte ich keine schwarzen Felgen – in den Fünffzigern wäre es auch niemand eingefallen, edle Alufelgen zu schwärzen, nur damit sie wie billige lackierte Stahlfelgen aussehen. Mit den Rädern hatte ich einfach kein Glück - aber sieht schon nobel aus, vor allem in Verbindung mit den Edelstahlspeichen.
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Ein provisorischer Gepäckträger wurde auch noch zusammengebraten.
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(Preisfrage: wo wurde dieses Foto aufgenommen?)
Dann konnte endlich der Motor eingefahren werden. Auf den ersten 1000km ließ ich es piano angehen, also zu niedrige und zu hohe Drehzahlen wurden vermieden. Nach kurzer Zeit bemerkte ich, das sich der Lack am Benzinhahn löste – weil ich keine Lust auf weitere Verzögerungen beim Tankspezialisten (der den Tank ja sowieso nicht 100% dicht bekam) hatte wurde die Stelle bis aufs blanke Metall abgeschliffen und mit Kaltmetall versiegelt. Eine neue Lackierung war sowieso nötig, weil der Klarlack sich als benzinlöslich herausgestellt hatte - jeder verkleckerte Tropfen Benzin sorgte für deutliche Schlieren

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Nun konnte ich endlich den frisch überholten Motor genießen. Mit dem schweren XBR Limarotor lässt sich bereits ab ca. 50km/h im letzten Gang beschleunigen – ideal zum genussvollen Bummeln über kleine Landstraßen. Nach dem Einfahren wurde der Motor dann härter rangenommen und zuerst ging es auf meine Fahrwerksteststrecke. Auf einer Landstrassengerade kommt eine tiefe Senke mit mehreren Bodenwellen, die jedes schlecht abgestimmte Fahrwerk entlarvt. Die ersten Bodenwelle wird meist noch gut abgefedert, bei der unmittelbar darauffolgenden zweiten Bodenwelle gehen schwache Federbeine dann auf Anschlag – beim Wilbers meiner Domi kein Problem, man merkt aber, das der Dämpfer auf den Gummianschlag geht (der übrigens für die einzige Progression im System sorgt – MOTORRAD hatte mal das Prolink der Domi durchgemessen und festgestellt, dass die Federung linear reagiert – vom Anschlag auf dem Gummipuffer mal abgesehen). Unschön aber ein Nachwippen, das ich schon vorher festgestellt hatte –im nächsten Winter sollte dann ein 640er Wilbers mit einstellbarer Dämpfung rein.
Außerdem gabs bei den Bodenwellen ein surrendes Geräusch – der Rest vom originalen Schutzblech (das ich als Aussparung für die CDI gelassen hatte) zeigte deutliche Bremsspuren – auch hier musste also noch nachgebessert werden.
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Auf Land- und Bundesstraßen waren Handlichkeit und Geradeauslauf ohne Tadel, doch der Autobahntest stand noch aus. Hier kam es dann zum befürchteten Schlingern oberhalb 130km/h – zwar noch nicht brandgefährlich, muss aber unbedingt noch abgestellt werden. Leichte Sorgen bereitete auch die Öltemperatur – bei der Domi gilt die alte Faustregel Dauergeschwindigkeit = Öltemperatur, also bei 130km/h ~ 130C° - und bei meiner schien es nun eher noch etwas höher zu sein. Evt. ist es aber auch nur ein Wahrnehmungsproblem – mein altes Götz Thermometer zeigte bis 200C° an, das RR nur bis 140C°. Und es war auch völlig klar, das sich andere Tankundichtigkeiten erst nach der erneuten Lackierung zeigten (links neben dem Thermometer).
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Ende 2015-2016 war ich dann voll mit der Überholung meiner Dicken Bertha (siehe unten) und einem Hausanbau beschäftigt, so das leider keine Zeit für lange Touren und weitere Arbeiten blieb. Immerhin: im September 2016 war es dann so weit. Meine Domi hatte nun 116.000 km runter, ich hatte sie damit 100.000km in 24 Jahren gefahren. 7000km durch Afrika, zwei Crashs, drei Motorenwechsel und viele viele Schrauberstunden … zu denen noch einige dazukommen würden, im Winter 2016/17 folgt(e) dann die nächste Überholung und entscramblerisierung (Scrambler sind ja sowas von out

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