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Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 3. Jan 2020
von sven1
Moin Jochen,

liege ich richtig, das die grauen Streifen die genannten Ablagerungen sind die in der Ölnut der Lagerschalen als auch auf der KW zu sehen sind? Die Schmierung erfolgt per Ölkeil in der Schale?

Danke für die Bilder und die Beschreibung, damit komme ich auch bei meinem Motor schon mal wieder etwas weiter, bzw. kann einige Zweifel ausräumen.

Grüße

Sven

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 3. Jan 2020
von Schinder
Hari !

Gerne, macht ja auch ein wenig Spaß.
Wenn Fragen sind : fragen.



Sven

Das Bild darüber zeigt eine Lagerschale, in deren Mitte ist eine Nut
und man sieht auch die Bohrung für die Ölzufuhr.
Unter der Lagerschale ist eine solche Nut in den Passungen des Gehäuses,
so kommt das Öl zu beiden Lagerschalen.
Klar, dass sich dann nur da Rückstände ablagern können.
Auch in "sauberen" Motoren hat man dort diese Ablagerungen.
Bei Lagerschalen ohne Nut wäscht sich die Beschichtung der
Lagerschalen im Bereich der Ölzufuhr durch den Abrieb etwas aus,
weshalb man auch dort eine umlaufende Markierung findet.
Das Grau ist eher ein Schwarz/Braun, wenn der Motor
nicht den Feinabrieb durch diese Verschmutzungen hat.
In diesem Fall hier ist es ein helleres Grau/Anthrazit.
Bin halt keine Profiknipser und die Beleuchtung ist eher fürs
Schrauben ausgelegt, aber für meine alte Stylus gehts so gerade.



Gruss, Jochen !

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 3. Jan 2020
von sven1
Danke, da betrachte ich so einige Bauteile noch mal neu.

Grüße

Sven

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 4. Jan 2020
von Schinder
MoinZ


Heute nicht viel gemacht.
Nur den ganzen Kupplungskram und die AG-Welle gesäubert, gesalbt und eingelagert.
Nach den zwei Stunden dann noch Freilauf und Welle ausgebaut.


Der Freilauf befindet sich oberhalb des Getriebes unter diesem Buckel des Motorgehäuses.
Die Welle, auf der er seinen Dienst tut, treibt auch den Generator an.

Bild



Hier der Antrieb für den Generator.

Bild



Welle, Lager, Freilauf und Kleinkram samt Zahnrad für die Kraftübertragung des Startermotors (oben im Bild).

Bild



Da der ganze Krempel ganz oben im Motor sitzt gibt es an dieser Stelle schon mal
Probleme mit Kondesat, was dem Freilauf und den Schrauben nicht sehr gut tut.

Bild


Die Freilaufeinheit als solche wird vor Einbau eh noch mal komplett zerlegt,
denn die kleine Feder, welche die Kippelemente hält, könnte hier auch Schaden
durch Korrosion genommen haben.
Es wäre nicht lustig, wenn die nach ein paar hundert Kilometern aufgibt
und der Motor erneut komplett zerelegt werden müsste.



Die zentrale Schraube hat ausser ein paar geringfügigen Narben keinen wirklichen Schaden genommen und
zeigt sich nach Einsatz der Messingbürste einsatzbereit, die zugehörige Mutter wird erneuert.

Bild


Das Zwischenrad, welches den Startermotor mit dem Freilauf verbindet.

Bild



Alles fein gesalbt und lose zusammengesteckt.
Das nimmt in der Kiste weniger Platz weg.

Bild



So ... und obwohl es kaum einen anregenderen Duft gibt, als das Gemisch aus Altöl,
Isoalkanen, flüchtigen Kohlenwasserstoffen und frischem Castrol 20W50 Vollsynthetik,
ist heute erst mal Schluss.



Gruss, Jochen !

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 4. Jan 2020
von Nescafe
Moin Jochen,
schöner Beitrag! Toll geschrieben, und auch akribisch gut gearbeitet. Es macht wirklich Spass sowas zu lesen, ich bleib dran!

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 14. Jan 2020
von Ratz
Komm Jochen zeig mal wieder paar Bilder von deinem Schrotthaufen. Das wird eindeutig zu lurchig hier!

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 15. Jan 2020
von Schinder
Ratz hat geschrieben: 14. Jan 2020 Komm Jochen zeig mal wieder paar Bilder von deinem Schrotthaufen. Das wird eindeutig zu lurchig hier!

Sorry, hab grad keinen Flat Twin hier rumgammeln.
Diese Luftfiltergehäuse mit Seitenzylindern liegen mir nicht so.

Wenn ich mal wieder Zeit für den feinen Triple habe,
dann gibts wieder Bilder.
Von Reinigungsvorgängen muss man nicht unbedingt
Bilderserien machen, das ist so schon langweilig.



Gruss, Jochen !

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 17. Jan 2020
von donkilot
Krasser Beitrag.
Habe auch nicht wirklich viel Ahnung aber es liest sich besser als ein Krimi. Nur weiter so halte deinem Schreibstil fest. Bin auf das Ergebnis gespannt.

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 19. Jan 2020
von grumbern
Da sich ja einige dazu berufen fühlen, selbst nach der zweiten und dritten klaren Ansage lieber ihren eigenen Alltag darzustellen, anstatt den Focus auf dem eigenltichen Thema zu belassen, habe ich die drei Seiten OT in die Quarantäne verbannt.

Seid jetzt bitte so fair und bleibt etwas bei der Sache. Danke!

Andreas

Re: Bitte nicht nachmachen ...

Verfasst: 20. Jan 2020
von Schinder
MoinZ !


Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame befasste ich mich
vergangenenes Wochenende mal mit dem Freilauf.
Das olle Mistding, diese peinliche Fehlkonstruktion,
dieses ständig wiederkehrende Ärgerniss aller Hinckley Motoren.
Ich hasse ihn ...


Da, rechts im Bild, ist diese Freilaufeinheit.
Fett, klobig, deplaziert und irgendwann mit 100%iger Sicherheit defekt.
Links im Bild das Zwischenrad, welches den Freilauf mit dem Startermotor verbindet.

Bild



Zerlegt und ungreinigt zeigt sich der betriebene Aufwand.
Schrauben und Sicherungsring habe ich einfach mal unterschlagen

Bild



Der Kern des Übels ist diese laufrichtungsabhängig blockierende Scheußlichkeit.
Erdacht und hergestelllt von Morse, nicht einzeln zu bekommen und derzeit
für den Spottpreis von +/- 250,- Euro nur mit kompletter Einheit käuflich.

Bild


Auch das Ding kann man noch weiter zerlegen.

Bild


Der eigentliche Defekt entsteht durch das Ausleiern eines Pfennigartikels.
Dieser blöden sch... Feder :

Bild


Das Federchen hält die Kippelemente in Rund und Glied,
ohne gibt das ganz heftige Schläge aus dem Motor,
die Wellenlager werden in Mitleidenschaft gezogen
und auch die Laufflächen, auf denen sich die Kippelemente
in Mitnehmerposition verkeilen, leiden sehr.

Bild


Sind diese zerstört, dann ist das Teil Schrott.
In diesem Fall hier sind die Spuren sichtbar, aber nicht fühlbar.
Also kann man, sofern man hat, das Federchen wechseln
und das Teil wieder verwenden.


Bild

Bild




Nun funktioniert das Ding wieder.

Bild


Nur kann leider niemand sagen, wie lange.
Für Motoren ohne den Wartungsdeckel empfehle ich diese Reparatur deshalb nicht.
Das Risiko, dass die Feder nicht evtl. lange mitmacht, ist zu groß.


Das ich auf den kleinen Knaben nicht gut zu sprechen bin erklärt sich mit der Tatsache,
dass die meisten Motoren dieser Baureihe ausgebaut und komplett zerlegt werden müssen.
Um 1993/94 herum wurde ein dafür vorgesehener Wartungsdeckel auf dem Motorgehäuse
wegrationalisiert, um Herstellungskosten zu sparen.
Angeblich natürlich nur aus gewichtstechnischen Gründen ...
Knapp drei von mehr oder weniger 265 Kilos gespart. Albern.
So gestaltet sich der Austausch dieses Teils zur Großbaustelle.
Statt 2-3 Stunden dauert das nun ... ach, ich wills gar nicht nachrechnen müssen ...
Hinzu kommen natürlich Öl, Kühlflüssigkeit, kompletter Dichtsatz und die üblichen
Kleinigkeiten und Ärgernisse solch einer Reparatur.
Ein Vertragshändler muss dafür zwischen 1800,- bis 2500,- Euro aufrufen.


Fortsetzung demnäxxt .....



Gruss, Jochen !