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Re: Kurzstory – Der schlimmste Trip bleibt im Kopf
Verfasst: 25. Okt 2024
von supersingle
Na ja, früher konnte ich die Karte noch rollend lesen.
Heute heisst es: Anhalten, Brille auf und soweit möglich die Route merken.
This getting older, ain't for cowards ( John Mellencamp)
Re: Kurzstory – Der schlimmste Trip bleibt im Kopf
Verfasst: 26. Okt 2024
von Bambi
Hallo supersingle,
ich hoffe einfach mal darauf, daß mich mein Faible für Dakar-Maschinen (die haben das Roadbook hinter der Verkleidungscheibe, also ein wenig weiter weg) noch eine Weile rettet. Ansonsten bin ich bei Dir - den Streckenzettel auf dem Tankrucksack muß ich inzwischen so groß schreiben daß ich ihn spätestens alle 100 km wenden bzw. austauschen muß.
Es gab Zeiten in denen ich während der Fahrt auf geraden Streckenabschnitten eine Shell-Karte auf dem Tankrucksack lesen und interpretieren konnte. So gut, daß die Mitfahrer es nie verstehen konnten. Das klappt schon lange nicht mehr ...
Schöne Grüße, Bambi
Re: Kurzstory – Der schlimmste Trip bleibt im Kopf
Verfasst: 26. Okt 2024
von notna
Nette und gut geschriebene Story, danke!
Solche Geschichten hat bestimmt jeder im Gedächtnis.
Sie erinnert mich an meine erste Dolomiten- Tour (ich glaub das war 90?) zusammen mit 3 Oberschwaben , von denen ich nur meinen Kumpel Max kannte. Ich war damals noch fast Motorrad- Neuling, meine 2. Saison. Die Drei (GPZ 1100, CB400C und GT550) fuhren wie die absoluten Schweine. Überholt wurde immer, egal ob Gegenverkehr oder nicht. Nach etwa 2 Stunden dachte ich mir, das werde ich nicht überleben, aber abhängen lass ich mich von denen nicht, die Blöse geb ich mir mit meiner Sei nicht. Ein Teil der Strecke war ein Pass, den gibt es heute nicht mehr, bzw. ist nicht mehr für den Verkehr zugelassen. Der Abstieg vom Pass war nicht asphaltiert! Meine Nelli hatte damals Stummellenker....Abends um 8 dann irgendwo in Italien angekommen. Ab dem nächsten Tag regnete es und die Sei lief nicht mehr richtig, das heißt bis etwa 4000 stotterte Sie rum und ab dieser Drehzahlgrenze dann schaltet Sie abrupt um auf volle Leistung. Hatte damit mehrere heftige Rutscher auf dem nassen Asphalt. Wir hatten die Tour dann wegen anhaltendem Regen abgebrochen, die Dolomiten sahen wir auf dem Tripp nicht.
Seit dieser Zeit habe ich eine etwas ungesunde Einstellung was das Überholen von langsameren Verkehrsteilnehmern angeht...
Werde die Tour aber nie vergessen.
Und Max fährt immer noch die CB400C....

Re: Kurzstory – Der schlimmste Trip bleibt im Kopf
Verfasst: 26. Okt 2024
von vanWeaver
Ich fahre oft nach der Sonne.

Re: Kurzstory – Der schlimmste Trip bleibt im Kopf
Verfasst: 26. Okt 2024
von Revival2
Meine übelste Tour war Mitte der 70er mit einem Kumpel an die spanische Mittelmeerküste. Er auf ner CB 750 mit Frau und Gepäck, ich mit ner gerade erworbenen GT 380 ohne Frau (hatte ich damals noch nicht) und Gepäck. Das pikante war, dass mein Kumpel sich kurz vorher gigantisch mit seinen Frau verkracht hatte und die Tour als letzte Versöhnungsmaßnahme gedacht war. Die Alternativen waren Hopp oder Flop. Ich hatte an der Tour menschlich wenig Spaß!
Wir kamen langsamer voran als geplant, die erste Nächtigung war daher auf dem Grünstreifen an einem französischen Autobahnparkplatz zwischen Parkplatz und Fahrbahn. Ich erinnere mich nicht geschlafen zu haben.
Ich dachte, es könnte nicht schlimmer werden, hatte mich da aber getäuscht. Kurz hinter der spanischen Grenze blieb meine Suzi plötzlich stehen, alle Lampen aus. Schnelldiagnose: Batterie leer. Wie das? LiMa lädt nicht mehr, aber warum? Auf der Landstraße war die Frage nicht zu beantworten, daher Batterien getauscht. Die kleine Suzi-Batterie passte locker in das Fach bei der CB, die Honda-Batterie musste ich auf der Sitzbank zwischen die E... und den Tank klemmen. Zum Glück hatten wir Rödeldraht dabei, um eine Verlängerung von der Batterie zum Bordnetz herzustellen. Nach jeweils 100 km war die Honda-Batterie wieder leer (fortan nur noch am Tag und ohne Licht gefahren), dafür die Suzi-Batterie wieder halbwegs geladen. Also wieder Batterietausch, usw. usw, usw., bis wir auf unserem Campingplatz bei Torremolinos ankamen. Dort waren dann die ersten Tage damit verbracht, den Fehler zu finden. Mit Messlämpchen kamen wir schließlich zu der Erkenntnis, dass die Erregerwicklung der LiMa einen Masseschluss hatte. Das Spulenelement konnte eingegrenzt werden und in etwa der Bereich, wo der abtrünnige Draht liegen müsste. Diesen Bereich dann mit etwas Rödeldraht überbrückt. Die Lötarbeiten wurden mit einem Zelthering und dem Campingkocher erledigt, das Lötzinn "besorgten" wir uns von diversen anderen Lötstellen am Mopped, die damit großzügiger ausgestattet waren.
Das Problem meines Kumpels mit seiner Frau hatte sich zwischenzeitlich geklärt - Flop! Daher auch die anschließende sofortige Rückfahrt, der geplante Urlaub hatte sich erledigt. Beschwingt von der reparierten Suzi und der zügigen Fahrmöglichkeit wurden wir kurz vor Zaragoza wie aus dem Nichts von einer doppelten Motorradstreife der Guardia Civil überholt und zum Anhalten veranlasst. Solche altertümlichen Motorräder habe ich seither nur noch im Museum gesehen, entgeistert starrten wir auf die Uniformierten mit ihren Papp"helmen", der zu Francos Zeiten noch üblichen Kopfbekleidung der GC. Man deutete uns, wir seien viel zu schnell gefahren und hätten verbotswidrig überholt - wen bitte, es war seit mindestens 30 Min niemand vor uns gewesen. Egal, man kassierte unsere restlichen Peseten (es waren noch einige, denn die Urlaubskasse war ja noch nicht aufgebraucht!), bei Verzicht auf eine Quittung erlies man uns den Rest der Strafe und wir durften weiterfahren.
Ich dachte, schlimmer könnte es nicht kommen ...
Kurz hinter Straßburg, wir hatten uns gerade getrennt und es regnete in Strömen, wurde die Suzi plötzlich merklich langsamer und signalisierte mit rauhem Motorgeräusch Unwohlsein. Motor abgestellt, zum Glück in einem Dorf, es war Werktag und Mittag! Autowerkstatt gefunden, dort den rechten Motordeckel demontiert und entgeistert auf ein kariöses Plastikzahnrad gestarrt, welches die Ölpumpe antreiben sollte. Also für die letzten 500 km die Suzi auf Gemischschmierung umgestellt - damals gab es noch für die Mopeds Mischsäulen mit Schauglas an den Tankstellen.
Ich mag Spanien sehr, begebe mich aber seitdem nur noch mit dem Flieger in dieses Land!
Liebe Grüße an alle, denen solche Ferien bisher nicht vergönnt waren!
Re: Kurzstory – Der schlimmste Trip bleibt im Kopf
Verfasst: 27. Okt 2024
von Bambi
Hallo Michael,
die Maschinen der Uniformierten dürften dann diese 400-er Sanglas gewesen sein:
https://blog.terranea.es/sanglas-400-guardia-civil/
Ich habe irgendwie ein Faible für altertümliche, bisweilen skurrile Motorräder - 1978 oder 1979 wäre es bei mir fast eine 500 S geworden:
https://www.pressreader.com/spain/motor ... 3863362813
Die zeitgleich angekündigte Enduro ging dann nicht mehr in Serie:
https://www.mundodeportivo.com/solomoto ... marca.html
Schöne Grüße, Bambi