Re: Sei forever
Verfasst: 1. Mär 2025
Es geht weiter mit dem eigentlichen Bericht und Achtung: Jetz kommt eine langatmige Abhandlung über Fahrwerksdaten. Ich nehm`s keinem übel, der dieses Kapitel nicht liest. Blos dann bitte nicht später schlau rumfragen.
Also, wenn man sich eingehender mit der Materie befasst, findet man bei Demharters Umbau zur Sport, eine kleine Schwäche, die zu hinterfragen ist: Original hat die 900 Sei mit dem 18“ Vorderrad schon nur einen Nachlauf von 90mm bei einem Lenkkopfwinkel von 62.5°. Original Sei- Lenkgeometrie
Durch das kleinere Rad kommt die Gabel etwas tiefer, woraus zeichnerisch ermittelt ein Lenkkopfwinkel von 63.3° entsteht, mit entsprechend verkürztem Nachlauf. Durch das kleinere Rad wandert der Radaufstandspunkt blöderweise auch noch näher zur Lenkachse, was dann nur noch einen Nachlauf von etwa 72mm ergibt. Das ist sehr wenig! Sei Sport
In einem alten Test der Sei Sport (Motorrad 24/86) wird von anderen Gabelbrücken gesprochen, die bei der Sport Verwendung fanden. Ich hab bei Christian nachgefragt: Er hat bei den Umbauten nie andere Gabelbrücken verbaut, war seine Antwort. Auch auf den Bildern der hier angebotenen Sei ist die Standard- Guzzi- Gabelbrücke mit 65mm Offset zu sehen, wie alle 900 Sei sie serienmäßig hatten. Das Fahrwerk der Sport wurde trotz des kurzen Nachlaufs als gut und stabil beschrieben, eher sogar unhandlicher im Vergleich zur original Sei. Anscheinend also wieder mal eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis?
Ich hab mir deshalb alle möglichen Fahrwerksdaten von zeitgenössischen 16- Zöllern angeschaut: Alle operierten mit großem Nachlauf und eher flachem Lenkkopf. Keine Ahnung warum des Sport- Fahrwerk trotzdem so gut zu funktionieren scheint. Vielleicht das hohe Gewicht auf dem Vorderrad, die Sei hat über 50% des Gewichts auf diesem? Oder der breite Reifen, 120/80 statt original der 100/90? Oder die Itaker haben wieder irgendwelche Fahrwerksdaten angegeben, die nicht stimmen? Oder oder oder- vielleicht habt Ihr Rat?
Wie auch immer: Trotz der positven Tests stört mich der tiefere Vorbau (Bodenfreiheit für den breiten Motor!) und der zumindest rechnerisch sehr geringe Nachlauf. Da meine original Gabel mit fetten 35mm Standrohren nach 120000km schon reichlich ausgelutscht ist, habe ich mich also hier entschlossen, vom Original abzuweichen.
Es sollte aber zeitgemäß bleiben, deshalb fielen moderne Gabeln ala Upside- down von vornherein aus. Hinzu kommt, dass die Sei, gemessen an heutigen Motorrädern, einen recht hohen Lenkkopf hat, weshalb eine relativ lange Gabel von 785mm benötigt wird, was die Auswahl an passenden Gabeln weiter einschränkt.
Wenn ich also eine Gabel suche, die das Zoll des kleineren Rades kompensiert, lande ich bei einer Gabellänge von 810-815mm. Dazu dann noch Brücken mit geringerem Offset und ich bin etwa wieder bei den ursprünglichen Fahrwerksdaten, so die Überlegung.
Um Sie trotzdem handlich zu kriegen, wäre als Bereifung vorne ein 110/90- 16 angedacht und hinten ein 130/80- 18. Scheiß auf die Optik, so viel breiter sieht der 150er auch nicht aus. Und der 110er vorne hat sich bei der Rau auch schon sehr bewährt, allerding als /70er und in 17“. Die Reifendurchmesser 110/70 17 und 110/90-16 sind übrigens fast gleich. Hab sogar extra mit einer sehr freundlichen Dame von Pirelli gesprochen, ob denn ein 110/90-16 auf einer 3“ Felge noch funzt. Fand Sie gut, die Idee.
Bei meinen „Fahrwerksstudien“ bin ich auch auf die Le Mans IV gestoßen: Die startete 1985 auch mit einem 16“ Vorderrad und einer verlängerten und dickeren Gabel aber ansonsten unveränderten Fahrwerksdaten zum Vorgängermodel mit 18“. Die wurde dann auch prompt heftig gescholten wegen Ihrem Fahrwerk, was Guzzi schon im nächsten Jahr dazu veranlasste, Gabelbrücken mit nur noch 45mm Offset statt der ursprünglichen 65mm zu verbauen. Der Nachlauf vergrößerte sich durch diese Aktion von 98mm auf 107mm. Von da an waren die Tester wieder voll des Lobes über das Guzzi Fahrgestell, trotz des 16“ Rades, nur an der unsensiblen Gabel wurde noch rumgemäkelt.
Auch die Guzzi- Kolegen berichten von einer weiteren Fahrwerksverbesserung, wenn man den 110/90 vorne verwendet.
Nun, eine Guzzi Gabel hätte grundsätzlich schon mal den richtigen Stallgeruch und wäre einfach zu verwenden, weil die Aufnahme im Lenkkopf identisch ist. Auch genügend lang wäre eine Le Mans IV Gabel, dazu noch mit 40mm Standrohrdurchmesser eine Verbesserung, was die Verwindungssteifigkeit angeht. Aber, wie das immer so ist, gibt’s einen Pferdefuß, in diesem Fall sogar zwei: Die Le Mans IV hatte nur 260mm Bremsscheiben. Und dann verwendet Guzzi traditionell bei den Le Mans Typen eine schmalere Gabel als bei allen anderen V2, einschließlich der Sei. Die Le Mans Gabeln messen von Standrohrmitte zu Standrohrmitte nur 180mm statt wie bei den anderen 195mm.
Also die schmalere Gabel tut mir jetzt nicht besonders weh, da Felge + Bremse muss zwecks den PVMs eh angepasst werden müssen. Aber die Bremsscheiben sind ein echtes Problem, denn die 300er der Sei möchte ich auf jeden Fall beibehalten. Da die Aufnahmen für die Bremssättel aber an der LM- Gabel für die 260er Scheiben ausgelegt sind, scheidet die Gabel leider wieder aus… Es gibt aber noch andere 40er Guzzi Gabeln, zwar keine mehr mit den 45mm Offset, aber man kann ja kombinieren. SPIII und Cali verwendeten 40er Gabeln, 805mm lang und mit 300er Bremsscheiben. Ich suchte also die LM IV Gabelbrücken mit den Gabelbeinen, welche ich im sehr freundlichen + hilfsbereiten Guzzi- Forum auch fand. Lenkgeometrie Cali- Gabel, LM4-86 Offset, 16" Rad
Verehrte Gemeinde, ich weiß bereits, dass die 40er Guzzi Gabeln als die nicht gerade besten Würfe von Moto Guzzi gelten. Eine 45er Marzocci vom Nachfolger Cali EV wäre sicher besser gewesen, Das hätte aber auch wieder Fragen aufgeworfen, wie Gabeloffset, Bremsscheibenabstand usw.
Willkommen sind aber Tipps, wie man die 40er Gabeln auf einen halbwegs zeitgemäßen Stand bringt. FAC- Dämpfer und andere Gabelfedern sind Tipps, die ich schon im Guzzi- Forum gelesen habe.
Auch für Reifenempfehlungen bin ich sehr offen, aber bei der von mir gewünschten Größenkombi wird es wohl auf den BT46 hinauslaufen, der O.K. ist.
Also, wenn man sich eingehender mit der Materie befasst, findet man bei Demharters Umbau zur Sport, eine kleine Schwäche, die zu hinterfragen ist: Original hat die 900 Sei mit dem 18“ Vorderrad schon nur einen Nachlauf von 90mm bei einem Lenkkopfwinkel von 62.5°. Original Sei- Lenkgeometrie
Durch das kleinere Rad kommt die Gabel etwas tiefer, woraus zeichnerisch ermittelt ein Lenkkopfwinkel von 63.3° entsteht, mit entsprechend verkürztem Nachlauf. Durch das kleinere Rad wandert der Radaufstandspunkt blöderweise auch noch näher zur Lenkachse, was dann nur noch einen Nachlauf von etwa 72mm ergibt. Das ist sehr wenig! Sei Sport
In einem alten Test der Sei Sport (Motorrad 24/86) wird von anderen Gabelbrücken gesprochen, die bei der Sport Verwendung fanden. Ich hab bei Christian nachgefragt: Er hat bei den Umbauten nie andere Gabelbrücken verbaut, war seine Antwort. Auch auf den Bildern der hier angebotenen Sei ist die Standard- Guzzi- Gabelbrücke mit 65mm Offset zu sehen, wie alle 900 Sei sie serienmäßig hatten. Das Fahrwerk der Sport wurde trotz des kurzen Nachlaufs als gut und stabil beschrieben, eher sogar unhandlicher im Vergleich zur original Sei. Anscheinend also wieder mal eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis?
Ich hab mir deshalb alle möglichen Fahrwerksdaten von zeitgenössischen 16- Zöllern angeschaut: Alle operierten mit großem Nachlauf und eher flachem Lenkkopf. Keine Ahnung warum des Sport- Fahrwerk trotzdem so gut zu funktionieren scheint. Vielleicht das hohe Gewicht auf dem Vorderrad, die Sei hat über 50% des Gewichts auf diesem? Oder der breite Reifen, 120/80 statt original der 100/90? Oder die Itaker haben wieder irgendwelche Fahrwerksdaten angegeben, die nicht stimmen? Oder oder oder- vielleicht habt Ihr Rat?
Wie auch immer: Trotz der positven Tests stört mich der tiefere Vorbau (Bodenfreiheit für den breiten Motor!) und der zumindest rechnerisch sehr geringe Nachlauf. Da meine original Gabel mit fetten 35mm Standrohren nach 120000km schon reichlich ausgelutscht ist, habe ich mich also hier entschlossen, vom Original abzuweichen.
Es sollte aber zeitgemäß bleiben, deshalb fielen moderne Gabeln ala Upside- down von vornherein aus. Hinzu kommt, dass die Sei, gemessen an heutigen Motorrädern, einen recht hohen Lenkkopf hat, weshalb eine relativ lange Gabel von 785mm benötigt wird, was die Auswahl an passenden Gabeln weiter einschränkt.
Wenn ich also eine Gabel suche, die das Zoll des kleineren Rades kompensiert, lande ich bei einer Gabellänge von 810-815mm. Dazu dann noch Brücken mit geringerem Offset und ich bin etwa wieder bei den ursprünglichen Fahrwerksdaten, so die Überlegung.
Um Sie trotzdem handlich zu kriegen, wäre als Bereifung vorne ein 110/90- 16 angedacht und hinten ein 130/80- 18. Scheiß auf die Optik, so viel breiter sieht der 150er auch nicht aus. Und der 110er vorne hat sich bei der Rau auch schon sehr bewährt, allerding als /70er und in 17“. Die Reifendurchmesser 110/70 17 und 110/90-16 sind übrigens fast gleich. Hab sogar extra mit einer sehr freundlichen Dame von Pirelli gesprochen, ob denn ein 110/90-16 auf einer 3“ Felge noch funzt. Fand Sie gut, die Idee.
Bei meinen „Fahrwerksstudien“ bin ich auch auf die Le Mans IV gestoßen: Die startete 1985 auch mit einem 16“ Vorderrad und einer verlängerten und dickeren Gabel aber ansonsten unveränderten Fahrwerksdaten zum Vorgängermodel mit 18“. Die wurde dann auch prompt heftig gescholten wegen Ihrem Fahrwerk, was Guzzi schon im nächsten Jahr dazu veranlasste, Gabelbrücken mit nur noch 45mm Offset statt der ursprünglichen 65mm zu verbauen. Der Nachlauf vergrößerte sich durch diese Aktion von 98mm auf 107mm. Von da an waren die Tester wieder voll des Lobes über das Guzzi Fahrgestell, trotz des 16“ Rades, nur an der unsensiblen Gabel wurde noch rumgemäkelt.
Auch die Guzzi- Kolegen berichten von einer weiteren Fahrwerksverbesserung, wenn man den 110/90 vorne verwendet.
Nun, eine Guzzi Gabel hätte grundsätzlich schon mal den richtigen Stallgeruch und wäre einfach zu verwenden, weil die Aufnahme im Lenkkopf identisch ist. Auch genügend lang wäre eine Le Mans IV Gabel, dazu noch mit 40mm Standrohrdurchmesser eine Verbesserung, was die Verwindungssteifigkeit angeht. Aber, wie das immer so ist, gibt’s einen Pferdefuß, in diesem Fall sogar zwei: Die Le Mans IV hatte nur 260mm Bremsscheiben. Und dann verwendet Guzzi traditionell bei den Le Mans Typen eine schmalere Gabel als bei allen anderen V2, einschließlich der Sei. Die Le Mans Gabeln messen von Standrohrmitte zu Standrohrmitte nur 180mm statt wie bei den anderen 195mm.
Also die schmalere Gabel tut mir jetzt nicht besonders weh, da Felge + Bremse muss zwecks den PVMs eh angepasst werden müssen. Aber die Bremsscheiben sind ein echtes Problem, denn die 300er der Sei möchte ich auf jeden Fall beibehalten. Da die Aufnahmen für die Bremssättel aber an der LM- Gabel für die 260er Scheiben ausgelegt sind, scheidet die Gabel leider wieder aus… Es gibt aber noch andere 40er Guzzi Gabeln, zwar keine mehr mit den 45mm Offset, aber man kann ja kombinieren. SPIII und Cali verwendeten 40er Gabeln, 805mm lang und mit 300er Bremsscheiben. Ich suchte also die LM IV Gabelbrücken mit den Gabelbeinen, welche ich im sehr freundlichen + hilfsbereiten Guzzi- Forum auch fand. Lenkgeometrie Cali- Gabel, LM4-86 Offset, 16" Rad
Verehrte Gemeinde, ich weiß bereits, dass die 40er Guzzi Gabeln als die nicht gerade besten Würfe von Moto Guzzi gelten. Eine 45er Marzocci vom Nachfolger Cali EV wäre sicher besser gewesen, Das hätte aber auch wieder Fragen aufgeworfen, wie Gabeloffset, Bremsscheibenabstand usw.
Willkommen sind aber Tipps, wie man die 40er Gabeln auf einen halbwegs zeitgemäßen Stand bringt. FAC- Dämpfer und andere Gabelfedern sind Tipps, die ich schon im Guzzi- Forum gelesen habe.
Auch für Reifenempfehlungen bin ich sehr offen, aber bei der von mir gewünschten Größenkombi wird es wohl auf den BT46 hinauslaufen, der O.K. ist.