Liebe Caferacer,
2009 ein Mopped zusammenbauen und ab da ständig in Betrieb, jetzt ist es 2021 und die Jagd nach der "ton", den magischen 100 mph (160 km/h), hat ihre Spuren hinterlassen.
Eigentlich wollte ich für dieses Jahr die Gabel überholen, vielleicht straffere Federn reinmachen, Gabelöl wechseln, so was.
Dann hatte ich nach der Saisoneröffnungstour vor ein paar Wochen den Benzinhahn vergessen zuzumachen, die Vergaser sind übergelaufen. Sauerei in der Garage auf dem Boden und der Motorölstand viel zu hoch, sprich der Sprit ist auch in den Motor gelaufen.
Ab auf die Bühne, 6 statt der üblichen 4 Liter "Motoröl" abgelassen.
Sprit aus dem Tank ablassen, um einen Überblick zu bekommen, wieviel Liter Sprit die Sauerei verursacht haben.
Aber irgendwie läuft der Sprit nicht richtig raus => Tankbelüftung verstopft?
Nein, "Deckel auf" hat das Verhalten nicht gebessert, also nach mühsamer Entleerung den Benzinhahn ausgebaut.
Huch, lauter Rostpartikel am Sieb, trotz Tankbeschichtung.
Vergaser habe ich noch nicht zerlegt, aber ich weiß jetzt schon, dass die Schwimmernadeln von Rostpartikeln blockiert sind und daher die Vergaser übergelaufen sind.
Auf der Bühne stehend bekommt man andere Ansichten seines Moppeds zu sehen.
Oh, die Kopfdichtung ist ja echt schon durch, kannste auch gleich neu machen.
Ventile reinigen, einschleifen, neue Schaftdichtungen, das bietet sich dann ja an und die Kanäle wollte ich auch schon immer von den Gussrauhheiten und unnützen Kanten befreien.
Also Kopf runter, endlich die Dichtfläche des Zylinderblocks gereinigt, Kolben im OT, damit der anfallende Dreck gar nicht erst weit in den Motor fallen kann.
Ok, alles sauber, mal den Motor durchdrehen, Steuerkette dazu in die Hand nehmen. Ich drehe mit der anderen Hand, die Kolben gehen auf UT, prima.
Aber was ist das ? Die Laufbahnen sind spiegelblank!
Toll könnte man sagen, wenn sie denn nicht die typischen Honspuren haben sollten.
Mikrometerschraube reingehalten, alles klar, Verschleißmaß erreicht, Mist.
Bei den 750er Twinmotoren den Zylinderblock abzuheben ist eine (zeit-)aufwändige und dreckige Angelegenheit.
Eine Fehlkonstruktion, die die vier inneren Stehbolzen nicht vollständig umfasst und sich über die Jahre feiner Dreck in der Bohrung um die Stehbolzen sammeln lässt. Damit ist der Zylinder wie festbetoniert, löst sich dank zweier Passhülsen ganz schlecht vom Gehäuse und beim finalen Abziehen wird der Dreck auch noch am überstehenden Gewinde der Stehbolzen abgestreift und - spätestens jetzt - fällt einem die dreckige Shyce ins Kurbelgehäuse.
Ölwanne demontieren, große Wanne unterstellen, Motor spülen und hoffen, das man allen Dreck rausbekommen hat.
Der Zusammenbau kann demnächst beginnen, den Konstruktionsfehler kann man bei der Gelegenheit auch mit beheben und irgendwo liegen doch noch diese Flachschiebervergaser rum und was sind denn das da für scharfe Nockenwellen ?
Zudem wird der Hubraum von ursprünglich 745cm³ durch das erste Übermaß auf sagenhafte 755cm³ erhöht.
Einzig das trockene Pleuelauge bereitet mir Sorgen. Der Kolbenbolzen sieht aber normal aus und bewegt sich auch normal im Pleuel und im Kolben. Das Auge wird von abgeschleudertem Öl der Kurbelwelle geschmiert, es gibt keine extra Sprühöffnung oder verstopften Kanal der das verursachen könnte.
Hier ein paar Bilder dazu:
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