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Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 2. Jun 2018
von nanno
Angefangen hab ich mit dem Auslitern der Zylinderköpfe auf der Werkbank, nur um sicherzugehen dass die überall propagierten Werte von 54cm3 auch stimmen. Parallel dazu hab ich das Volumen vom aufgeschweißten Speigerl abgeschätzt. Weil am Schluss aber was komplett anderes rausgekommen ist, als erwartet, hab ich mir sehr viel Kopfweh erspart, weil ich das nachgeprüft hab.

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Wer sich die folgenden Bilder genauer anschaut, wird sehn, dass es mind. zwei Köpfe gibt und ich verrate dem geneigten Leser ein Geheimnis: Insgesamt sinds 5 Köpfe, 2 silberne und 3 schwarze. Bei den silbernen hab ich letzten Endes zu viel weggenommen, um nachher noch die Zylinder kürzen zu können OHNE, dass ich die Ventiltaschen nachsetzen muss, d.h. die gehen nur noch ohne optimierte Quetschkante oder mit nachgesetzten Ventiltaschen.

Was auch auffällt, ich hab die Zylinderköpfe mit MIG mit AlMg5-Füller und Argon aufgeschweißt und nicht mit dem WIG. Der Hintergrund ist recht simpel: MIG läuft mit Gleichstrom, d.h. ich krieg im schlechtesten Fall doppelt soviel Hitze ins Material wie mit WIG, in der Realität ist es sogar noch mehr. Aufschweißen der Köpfe hat mit rund 110-120A wunderbar funktioniert und entspricht (basierend auf meinen Versuchen), WIG Schweißnähten mit 250-300A. (Was meine kleine WIG-Gurke einfach nicht hergibt.) Für jemanden, der allerdings die meiste Zeit mit WIG schweißt, ist es eine furchtbare Sauerei. Der Kopf schaut unmittelbar nachdem Schweißen genauso aus, wie auf den Bildern.

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Beim allerersten Kopf hab ich den Keil ausgefräst und dann den Kopf geplant, aber das war eher besch***en mit dem Ausmessen und einzeichnen, weswegen alle weiteren dann zuerst geplant und dann ausgefräst wurden.

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Und das ist der selbe Kopf nach dem Planen mit dem Schlagzahn. Das Licht von hinten ist erbarmungslos und zeigt jeden einzelnen Toolpath. Was aussieht wie Opas Lieblingsplatte ist in Wirklichkeit kaum zu spüren. Wenn man einmal quer dazu mit dem Scotchbrite drüber geht, dann fühlt es sich genauso an, wie vom Motorinstandsetzer. In der Theorie sollten die kleinen Spuren (ca. 0.1mm) helfen, dass die Kopfdichtung besser hält. Man darf gespannt sein.

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Das Volumen vom aufgeschweißten Keil hab ich ursprünglich mit ca. 13cm3 abgeschätzt. Ich war ziemlich (angenehm) überrascht, wie ich gesehen habe, dass ich im Endeffekt bei 47-48cm3 Brennraumvolumen gelandet bin. Das ist genau der gleiche Wert wie mit den 750er Köpfen. Und wie wir ja mittlerweile wissen, das funktioniert ganz hervorragend.

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Weil die silbernen Köpfe (für meinen Geschmack) schief gegangen sind, hab ich noch einen zweiten Satz angefertigt. Ob, die silbernen Köpfe auf einem Motor mit normal-langen Zylindern funktionieren, werde ich noch austesten. Falls ja, werde ich die hier im Forum anbieten.

Gestern hab ich mir schon zwei Aufspannscheiben fürs Abdrehen der Zylinder gedreht, das ist jetzt dann einer der nächsten Arbeitsschritte. Außerdem hab ich endlich die Startergewinde im Motorblock gerichtet.

Blog-Link (Dort gibts mehr Bilder und auch etwas mehr Text, weil ich nicht immer alles doppelt schreiben mag): http://greasygreg.blogspot.com/2018/06/ ... p-and.html

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 2. Jun 2018
von sven
Gerade erst gesehen - sehr geiler thread!

Ich hab grad ne ähnliche Aktion mit nem SR500 Kopf den mir ein Freund aufgeschweißt hat ...
mit der CNC konnte ich die Quetschflächen genau an die Kalotte vom Kolben anpassen (mit
Radienfräser rausgezeilt). Wenn du da Bedarf hast kannst du dich gern mal melden!

Viele Grüße und viel Erfolg!
Sven

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 2. Jun 2018
von nanno
Hey Sven,

sag mal, der Freund ist aber ned der Hudriwudri, oder? (Seine Arbeit war die Initialzündung für die Aufschweißerei. Plus ein Chevy LS Zylinderkopf, weil der hat (beinahe) meine Brennraumform.) Als (ex-)SR-Fahrer kenn ich den SR-Kolben ganz gut. Gott sei Dank ist der TR1/Virago-Kolben im Prinzip ein Flachkolben, jetzt ists ein bissl Anfänger-freundlicher.

Kontakte die mir weiterhelfen das noch zu verbessern sind immer MEHR ALS WILLKOMMEN!

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 2. Jun 2018
von sven
Ja klar, das hat der Christian gemacht!

Und weil er unbedingt will das ich mit mindestens 12:1 fahr mußte es
ein einigermaßen hochdomiger Kolben sein. Da wollte ich nicht den
Kolben seitlich planfräsen sondern ein bißchen "schräg hoch Richtung
Kerze" quetschen, deshalb die Aktion.

Viele Grüße
Sven

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 3. Jun 2018
von nanno
Klingt sehr spannend und sowas mit schräg überfräster Quetschkante war auch so eine Idee von mir. Ursprünglich hab ich mich ja gewaltig verschätzt mit dem, wieiviel Volumen der aufgeschweißte Keil hat. (Ich bin auf fast 14cm3 gekommen.) Rausgekommen ist ca. die Hälfte was in Wirklichkeit aber eh fast besser passt. Wenn ich mir eine vernünftige Schablone machen würde, dann könnte ich vermutlich links um die Ventilausschnitte auch noch was rausholen, andererseits behindert man dann wieder das Ventil. Ein überfräster TR1-Kolben (der hat mehr Verdichtungshöhe als die Virago-Teile, hätte dann das Fleisch für einen kleinen Dom, aber dann bin ich ganz schnell wieder weg von der Alltagstauglichkeit.

Sitzt der Christian eigentlich noch in Genua oder ist er wieder in Wienerischen Landen? Ich wollt' ihn schon ewig mal persönlich kennenlernen.

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 3. Jun 2018
von sven
Der wohnt mit seiner Familie in Genua und soweit ich weiß will er das so schnell auch nicht ändern!

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 7. Jun 2018
von nanno
Genua ist jetzt von Linz aus nicht soooo weit...

Ich möchte an der Stelle zum Einstieg gleich noch was nachschieben und zwar ein Foto von einem der beiden Köpfe, die meine QC geschafft haben - anders als auf den vorigen Bildern sieht man hier das tatsächliche Finish, dass man erreichen kann, wenn die Fräse so mitspielt wie sie soll.

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Köpfe sind das Eine, gekürzte Zylinder das Andere. Zu dem Zwecks brauchts noch eine vernünftige Aufspannung für die Drehbank. (Mehr dazu dann am Ende.) Gespannt werden die Zylinder zwischen zwei AlMgPbXX(Wald-und-Wiesen-Alu)-Scheiben, die auf 0.05mm Untermaß zur Bohrung abgedreht wurden und dann mit einer Gewindestange gegeneinander verspannt werden.

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So sieht das dann montiert aus.
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Und hier ist die Welt noch in Ordnung:
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Der Haken an der Geschichte: Der Zylinder geht sich zwar über dem Bett aus, aber am Schlitten der Drehbank stößt er an und ich hab im Support nicht genug Verfahrweg um den Fuß abzudrehen... Jetzt gibts drei Möglichkeiten: ich geh zu wem mit einer größeren Drehbank, ich baue mir ein Spezialwerkzeug mit sehr viel Überhang oder aber ich bau endlich den Adapter für den Rundtisch meiner Fräse, werfe das sowjetische Dreibackenfutter auf besagten Adapter und lass' es mit dem Schlagzahn mal wieder Späne regnen. (Nur so viel: Variante #1 wird es sicher nicht. ;) )

Blog-Link: http://greasygreg.blogspot.com/2018/06/ ... e-for.html

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 7. Jun 2018
von grumbern
Wie der mal sehr cool! Wegen der Oberfläche könntest Du auch etwas schärfere Wendeschneidplatten versuchen. Gerade bei Alu sollten die schon eher auf Schärfe als auf Druckbelastbarkeit ausgelegt sein. Zur Not eben HSS. Damit kannst Du zwar keine so hohen Vc fahren, aber Oberflächengüte wird damit 1A!
Gruß,
Andreas

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 7. Jun 2018
von AsphaltDarling
ihr seit so geil ey ... richtig fett RESPEKT!

Re: Yamaha» Nannos Traktor (Alltags-TR1)

Verfasst: 7. Jun 2018
von nanno
@Grumbern: Das wären eigentlich schon recht scharfe für HSS gewesen, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, was ich als Fräse bezeichne, ist eine Rong-Fu RF25. Also eigentlich eine Standbohrmaschine auf Steroiden... HSS wäre sicher schöner, aber da bin ich im Moment recht geplündert und die Idee war ja, mit einer Wechselplatte das zu machen, weil ich den Schlagzahn natürlich auch noch für 10 andere Sachen verwende. (Drum auch die Ausmaße...) Evt. bastel ich auch noch einen kleinen Schlagzahn d=50mm (oder so) mit einem abgebrochenen und zurechtgeschliffenen HSS-Bohrer, wobei die Oberflächengüte für den Fuß mehr als perfekt wäre. (evt. könnten die dort sogar ein bissl gröber sein, weil die leichten Rillen bei der Verzahnung mit der Dichtung helfen.)

@AsphaltDarling: Danke - man macht halt so rum. ;-)