So Freunde, es geht hier weiter.
Zuerst muss ich mich aber bei meinem Verkäufer entschuldigen. Er hat mir keinen Schrott verkauft. Im Gegenteil, Er hat mir genau das verkauft, was ich haben wollte. Eine 40er Guzzi- Gabel, in der Länge passend für ein 16“ Rad aber mit den Bremssattelaufnahmen passend für die 300er Scheiben. Original gibt’s sowas überhaupt nicht, die 16“- Guzzis hatten alle 270er Bremsscheiben. Was hat der Gute getan:

Er hat die Gabelbeine einer Cali 3 oder SP3 (mit 300er Aufnahmen) kombiniert mit den Standrohren und den Innereien einer frühen Le Mans 4. Oder Er hatte diese Kombi rumliegen. Das vorgefundene frische Gabelöl beim Zerlegen des Gabelbeins deutet allerdings eher auf Ersteres hin. Die „vergessenen“ Nylonbuchsen sei Ihm verziehen, brauch da jetzt eh was Anderes. Aber der Reihe nach:
Die Erkenntnis, das die gekaufte Gabel eine Kombi verschiedener Teile ist, kam mir nicht sofort. Erst das eher zufällige Nachmessen der Standrohrlänge brachte mich auf die richtige Spur- 630mm ist laut Stein Dinse das Standrohr für die 4er Lemans. Im Teil vom WHB der LM IV, das für die Gabelfedern zuständig ist, fand ich dann auch meine verbauten Federn. Wobei die Drahtstärke nur 4.2mm statt der nominellen 4.5mm beträgt. Dies und die Beschreibung in diversen Tests und Foren bestätigte mich in meinem Gefühl, dass die Gabel so viel zu weich für meine alte Sei ist.
Also was bau ich nun in das feine Gabelchen rein? Zum Glück hat Luigi, der seinerzeit für die Federn zuständige Mitarbeiter bei Moto Guzzi, die Federnkennlinien der in den verschiedenen Modellen verbauten Federn im WHB abgedruckt.
Innereien Gabel LM IV.pdf
Daraus lässt sich recht einfach die jeweilige Federrate ableiten. Also hab ich mir eine schöne Excel gebastet und etwas rumgerechnet. Auch die Federrate meiner Sei ist mir nun über diesen Umweg bekannt, da auch Benelli eine Federprüfung im WHB angibt, aus der sich die Federrate errechnen lässt. So habe ich eine Referenz, denn die Original- Gabel der Sei arbeitet für mich so wie Sie soll, nicht zu straff und nicht zu weich.
Die Excel spuckte dann Werte aus, die mich zuerst verwunderten- Federraten die viel zu steif sind, wenn ich mir die mit Angeboten für vergleichbare Mopeds aus dem Zubehör ansehe.
Etwas Erinnerung an früher mal Gelerntes und Nachlesen in Fachliteratur brachte mich dann auch auf die richtigen Werte: Guzzi und Sei verwenden jeweils zwei Federn pro Gabelholm, weshalb die Gesamtfederrate geringer wird. Diese errechnet man z. B. nach der Formel
Gesamtfederrate.JPG
Alles wieder etwas fad, ich weiß. Deshalb hier ein Bild der Excel damit Ihr mein Tun nachvollziehen könnt. Entscheidend ist die Gesamtfederrate ganz rechts:
Bild Federraten Guzzi.JPG
Allerwichtigstes Aha- Erlebnis meines Tuns: Die Guzzi- Federn kann ich allesamt vergessen, vermutlich auch die Progressive von Wirth.
Welche Feder soll ich nun also nehmen? Eine Eigene wickeln lassen? Was das wieder kostet- mein Schwabenherz blutet.
Wie es immer so ist, die eigene Blödheit ist kaum zu überbieten

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Wieder zufällig kontrollier ich noch die Federrate der 750 Sei, die als Einzige nur eine lineare Feder hat. Und bei der steht auch der Federndurchmesser im WHB, bei der 900 nicht. Und diese Federn für die 35 er Guzzi+ Benelli Gabel sind im Durchmesser nur 0.2mm kleiner als die Federn in der 40er Guzzi Teles. Warum nicht einfach die Federn meiner Sei nehmen?! Die fehlende Höhe werde ich über Distanzstücke ausgleichen.
Soweit der aktuelle Plan für die Federn.
Für die Dämpfer gibt es auch einen. Der folgt aber später, ich will euch nicht noch mehr mit meinem sehr technischen Geschreibe belasten. Wird eh schon kaum einer bis zu Ende gelesen haben.
Aber vielleicht hilft es ja jemandem, der auch mit seiner weichen Guzzi Gabel hadert und dem die Tabelle eine kleine Hilfe ist.