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Verschleiß an der Nockenwellen bei ner XBR 500
Verfasst: 17. Sep 2016
von francoforte
Hallo zusammen!
Ich baue gerade an einer Scrambler-Version einer XBR rum und zerlege im Moment den Zylinder. Und, böse Überraschung (aber - ich weiß schon - nicht ganz ungewöhnlich), die Nockenwelle sieht so aus:
... und die Kipphebel dann natürlich so:
Ich habe schon meinen Profischrauber konsultiert (denn ich weiß ja, dass die 43 PS-Nockenwellen irgendwie aus dieser Welt verschwunden sind): Der sagt, "vorsichtig glätten, erst mal fahren und versuchen eine neue zu kriegen. Aufschweißen und abschleifen ist genauso Mist, wie hartverchromen. Das schuppt ab."
Also: Neu oder anderen Motor(Zylinder) mit neuer NW (Kotz!).
Ich hätte gerne mal ein oder zwei andere Meinungen: Geht das echt noch (n Büschn)?

Re: Verschleiß an der Nockenwellen bei ner XBR 500
Verfasst: 17. Sep 2016
von MichaelZ750Twin
Hi Francoforte,
gut sieht anders aus, wirklich schlecht aber auch.
Dein Schrauber hat Recht und mit den Teilen kann man noch weiterfahren ;)
Großflächige Ausbrüche der Härteschicht (Pitting) habe ich auf den Bildern nicht erkennen können.
Das ganz fein überschleifen bezieht sich nur auf die Nocken, nicht auf deren Lagerflächen.
Mit 600er Nassschleifpapier (mit Öl, WD40, etc.) würde ich anfangen, dann noch feiner nachschleifen, damit erzielst du eine Art Hochglanz auf der Härteschicht und sie ist weniger anfällig für Pitting.
Re: Verschleiß an der Nockenwellen bei ner XBR 500
Verfasst: 19. Sep 2016
von ricardo
Dass Härteschichten zu weniger Pitting neigen wenn sie poliert sind, halte ich für ein Gerücht. Ich habe schon schlimmere Nockenwellen gesehen die noch gut liefen, bis etwa 30% Pitting an den Nockenspitzen geht es noch gerade so, alles darüber sollte man gar nicht mehr zusammenbauen. Die effektive Kontaktfläche verringert sich eben durch Pitting stark und folglich wird die Schubbelastung auf der verbleibenden Kontaktfläche so groß, dass die Härteschicht noch weiter abbröselt.
Die Kipphebel haben einfach nur leichte laufspuren, das sollte noch gehen. Ganz wichtig hierbei ist jeden Kipphebel bei der Demontage zu beschriften, sodass du ihn hinter wieder auf genau den richtigen Nocken setzt. Laufspuren leicht wegschleifen habe ich immer in der Drehbank gemacht. Habe hierzu einen Kipphebel auf seine Achse gesteckt, diese achse am Support befestigt und die position des Kipphebels so zum Nocken eingestellt wie sie im Kopf auch ist. Dann mit einem Magneten oder Gummiband Nassschleifpapier mit >800er Körnung unter den Kipphebel klemmen. Mit einem weiteren Gummiband ganz leichte Vorspannung auf den Kipphebel geben und dann immer ein wenig den Support längs hin und her bewegen während die Nockenwelle mit geringer Drehzahl <200u/min läuft und viel Öl zuführen.
Re: Verschleiß an der Nockenwellen bei ner XBR 500
Verfasst: 20. Sep 2016
von zockerlein
Dass Härteschichten zu weniger Pitting neigen wenn sie poliert sind, halte ich für ein Gerücht.
ich nicht. Spannungsspitzen an Geometrieabweichungen

je glatter die Oberfläche, desto weniger neigt das Material zur Spannungsüberhöhung an rauen Stellen.
Solange man keine echten Ausbrüche am Material hat, wird man davon aber wenig merken. Nur vom Prinzip her ist es richtig :D
zum Rest sag ich nur: meine Meinung
Dani

Re: Verschleiß an der Nockenwelle bei ner XBR 500
Verfasst: 21. Sep 2016
von francoforte
Hey Junx!
Bin beeindruckt: Super kompetent und umfassend das ganze Thema abgedeckt. VIELEN DANK!
Ich hab zwar mal was anständiges gelernt (Handwerk mit "Grundkurs Metall"), bin aber seit Jahren Schreibtischtäter und auch beim Schrauben ein Bisschen aus der Übung... Deshalb die Frage nach Eurer Meinung...
Das hat mich alles sehr beruhigt. Ich werde - sicher nicht so profimäßig, wie Ricardo aber so korrekt, wie möglich Eure Tipps beherzigen, die eine Nocke an der Spitze glätten und die Welle mit gutem Gewissen wieder einbauen. Werde berichten!
Frank
