Seite 1 von 7

Honda» Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 3. Feb 2017
von Emil1957
Hallo allerseits,
nachdem ich mich schon seit einiger Zeit hier im Forum heruntreibe (bin durch einen Arduino-Beitrag mehr oder weniger zufällig "reingerutscht") wollte ich mich jetzt mal mit meinem eigenen Projekt vorstellen.

Zuerst mal zu meiner Person:
Mein Name ist Emil und wohne in Köln. Emil ist eigentlich mein Zweitname (von einem der Opas geerbt), meine Frau fand den vor 25 jahren aber schöner als meinen eigentlichen Rufnamen (Jürgen). Da es außerdem schon einen Jürgen in ihrer Familie gab, höre ich seitdem auf Emil :grinsen1:.
Nach jahrzehntelanger Zweiradabstinenz bin ich vor 3 Jahren wieder angefixt worden. Die "Einstiegsdroge" war ein Honda 125er Scrambler aus den 90er Jahren (hört sich besser an als "CLR125 City Fly"). Stilistisch fand ich das Maschinchen aber langweilig, habe es daher mit kleineren optischen Änderungen (Zweifarbige Lackierung, neues Schutzblech) in einen Scrambler im Stil der 70er verwandelt.

Danach galt es, neue Herausforderungen zu finden. Vor eineinhalb Jahren bin ich dann zufällig auf eine zerlegte Honda CB250K4 von 1973 (eigentlich B4, da mit Scheibenbremse) gestoßen, die für wenig Geld quasi bei mir "um die Ecke" angeboten wurde. Beim Besichtigungstermin durfte ich in eine mit diversen Motorrädern und Rollern (in allen Aggregatzuständen) vollgestopfte Garage blicken, der Verkäufer meinte nur "Irgendwo da hinten in der Ecke müssen die Teile liegen". Zumindest konnte ich den Rahmen in Augenschein nehmen, der war sogar gepulvert (dazu später mehr), Papiere waren auch vorhanden. Wegen des günstigen Preises habe ich die Honda dann kurz entschlossen gekauft.

Nachdem ich die Teile zu mir nach Hause gebracht hatte (man soll es nicht glauben, aber die Honda passte zerlegt tatsächlich in einen Fiat Panda) musste ich feststellen, dass die Katze, die ich "im Sack" gekauft hatte, auch noch ein ziemlich räudiges Fell hatte, d.h. alle Chromteile waren kaum noch als solche zu erkennen, die Aluminiumteile waren mit schönstem "Alu-Blüh" überzogen. Zumindest hatte die Katze noch alle vier Beine (d.h. war wie vom Verkäufer beschrieben tatsächlich bis auf ein paar Kleinteile vollständig). Die Tage darauf kämpften ein Engelchen und ein Teufelchen in meinem Kopf:

Teufelchen: "Gibt dem räudigen Vieh den Todesstoß und verhökere sie in Einzelteilen, da verdienst Du noch was dran."

Engelchen: "Hab ein gutes Herz, auch eine räudige Katze hat ein Recht auf Leben. Mach sie wieder schön, wird bestimmt auch nicht viel Arbeit."

Schließlich hat (bin halt ein gutmütiger Mensch) der Engel gewonnen und seitdem versuche ich die Katze wieder auf die Beine zu bringen (das mit dem "nicht viel Arbeit" stellte sich aber als dreiste Lüge heraus). Leider ist der Projektfortschritt langsamer als erhofft, hab halt noch diverse andere Dinge zu erledigen.

Ein paar Angaben zur Honda: Sie ist von 1973, hat lt. Tacho rund 24000 km auf dem Buckel und wurde 1983 stillgelegt. Seiher muss sie ihr Leben in diversen "Motorrad-Vorhöllen" gefristet haben, anders war der räudige Zustand nicht zu erklären. Leider hab ich keine Fotos vom Ursprungszustand gemacht (obwohl das vielleicht auch besser so ist, sonst könnte man mich noch nachträglich für verrückt erklären).

Bei der Entscheidung "Wo soll der Weg hingehen" fielen zwei Optionen relativ früh aus

1) Wiederaufbau im Originalzustand
Dazu war die Substanz einfach zu schlecht, allein die Original-Chromteile hätten ein kleines Vermögen gekostet

2) Umbau zum Caferacer
Ich muss gestehen, dass ich aufgrund meines schon etwas fortgeschrittenen Alters nicht so der Freund von Stummellenkern und zurückversetzen Fußrasten bin. Man möge mir deshalb meine Entscheidung "Es wird kein Cafe-Racer" verzeihen (wobei: Es gibt in meinem Kopf doch gewisse, noch unausgegorene Überlegungen, doch dazu später).

Wo soll nun die Reise tatsächlich hingehen? Beim Stöbern im Internet bin ich irgendwann mal auf ein Bild der Honda CB450 "Black Bomber" aus den 60er Jahren gestoßen, was sofort den "haben-Haben-Reflex" ausgelöst hat. Da eine "echte" CB 450 meinen finanziellen Rahmen bei weitem sprengen dürfte, habe ich mich entschlossen, meine CB250K im Stil der Black Bomber wieder aufzubauen (sozusagen "Black Bomberette"). Ob und wie ich das geschafft habe, werde ich in weiteren Beiträgen (dann auch mit Bildern) beschreiben.

So, genug der Vorstellung. Bis demnächst in diesem Theater.

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 3. Feb 2017
von f104wart
Hallo Emil,

herzlichen Glückwunsch zu diesem Engelchen. Es hat genau die richtige Entscheidung getroffen.

Und mit der Richtung, in die Du gehen möchtest, triffst Du genau meinen Geschmack. :fingerscrossed: .daumen-h1:


...Wilkommen im Forum. Ich wünsche Dir viel Spaß hier und freue mich auf die angekündigten Bilder. Falls Du Fragen zum Einstellen der Fotos hast oder Unterstützung benötigst, kannst Du Dich jederzeit an einen von uns Moderatoren wenden. Wir helfen Dir gerne.

:linkehand:
Ralf

.

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 3. Feb 2017
von Bambi
Hallo Emil,
herzlich willkommen von einem ebenfalls 1957 Geborenen. 1973, dann müsste Deine CB noch eine Trommelbremse im Vorderrad haben. Die 1976-er meines Onkels, der mir deshalb seine Kreidler vermachte, hatte schon Scheibe. Aber zur Black Bomberette wird die Trommel besser passen. Die große Zeit des Black Bombers war bei unserem Eintritt ins führerschein-fähige Alter ja schon vorbei, das Pendel schlug bereits zur CB 750 bzw. sogar Z 900 und R 90 S aus ...
Viel Spaß hier und mit Deiner Honda!
Schöne Grüße, Hans-Günter 'Bambi' Bambach

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 3. Feb 2017
von Emil1957
@Bambi
Die CB250K4 hat schon eine Scheibe vorn (ist also genau genommen eine CB250B4). Ich werde aber die Scheibe drin lassen (habe schon neue Bremszange und Pumpe gekauft). Die Option "Trommelbremse" hat mir aber auch keine Ruhe gelassen. Ich greife der ganzen Geschichte also mal vor: Im Laufe der ganzen Arbeiten habe ich einige Teile ersetzt (Felgen, Sitz, Tank, usw. sogar den Motor, davon aber später), so dass mir die Idee kam, mit diesen Resten ein weiteres Projekt (aber frühestens im kommenden Winter) zu starten. Das soll dann ein "rat racer" (d.h. Cafe-Rafer mit ordentlich Patina) werden. Dafür habe ich mir vor kurzem auch eine Duplex-Bremse aus den USA und einen Rahmen (aus dem Weserbergland) besorgt. Aber alles zu seiner Zeit.

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 3. Feb 2017
von Bambi
Ups, da hatte ich kurz einen Gedächtnis- und sogar Rechenzentrums-Ausfall. Die von meinem Onkel war doch von 1973, schließlich wurde ich da 16 und durfte die Kreidler fahren. 1976 bin ich schon auf die 250-er MZ 'aufgestiegen' ...
Verdatterte Grüße, Bambi

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 3. Feb 2017
von sven1
Moin Emil,
Emil1957 hat geschrieben:ein weiteres Projekt (aber frühestens im kommenden Winter) zu starten. Das soll dann ein "rat racer" (d.h. Cafe-Rafer mit ordentlich Patina) werden. Dafür habe ich mir vor kurzem auch eine Duplex-Bremse aus den USA und einen Rahmen (aus dem Weserbergland)
...schriebst du nicht etwas von fortgeschrittenem Alter (ich hab "Rücken") und keine Stummel und zurückverlegte Fußrasten ??? :mrgreen:

Idee finde ich super, bin auf die ersten Bilder deines kleinen Bombers gespannt. Auf die "Ratte" eh.

Erwartungsvolle Grüße

Sven

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 4. Feb 2017
von Emil1957
@Sven:
Touché, aber wie sagte schon ein Ex-Bundeskanzler: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden."

Der "Racer" ist aber sowieso noch eine "Projektidee", bis die realisiert wird, dauert es noch was. Vielleicht gehe ich bis dahin mal zum Kieser-Training (von wegen "Rücken") :mrgreen:

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 4. Feb 2017
von Bambi
Siehste Emil, wir hatten doch schon einmal Kontakt hier! Im Zusammenhang mit dem MZ-Tank, den Du gerade in einem anderen Thread gezeigt hast ...
Schöne Grüße, Bambi

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 4. Feb 2017
von Emil1957
So, hier mal die ersten Bilder, ich fange mal mit der Baugruppe "Sitzbank" an. Dazu einige Vorbemerkungen:
Bereits beim Kauf war klar, dass die Bank renoviert werden musste. Im Bezug war ein großes Loch, vom Polster fehlte ca. ein Drittel. Die Sitzbank war wohl von diversen Mäusefamilien als günstige Bezugsquelle für Nestmaterial entdeckt worden (Mäuse treten später nochmal auf). Als ich das alte Zeug runter hatte, stellte sich heraus, dass auch der Unterbau in einem ziemlich schlechten Zustand (d.h. verrostet) war. Vor die Alternativen "Aufbereiten oder neu machen" gestellt, habe ich mich für letztere entschieden.
Meine erste Überlegung war, die Sitzbankplatte aus 1mm-Alu-Blech zu dengeln. Die ersten Versuche waren m.E. auch gar nicht so schlecht, trotzdem habe ich mich für eine andere Lösung entschieden:
2 mm Alu "in Form geknickt" mit Seitenteilen aus 1mm Alu, das ganze mit Alu-Winkeln und Blindnieten verbunden.
9092

Darauf wurde 8 cm Verbundschaumstoff mit Sprühkleber befestigt (an dieser Stelle nochmal Dank an meine Schwiegermutter für die Bereitstellung des Moulinex-Elektromessers :grin: )
9090

An der Unterkante wurde dann noch ein Kantenschutz befestigt, für den Komfort kam dann noch 1 cm Kaltschaum hinzu. Den Kunstleder-Bezug hatte ich für wenige Geld fertig im Zubehörhandler (David Silver) gekauft, das Endergebnis sieht so aus (Haltegurt kommt noch):
9091

Bin damit eigentlich ganz zufrieden :). Auch die ursprünglichen Zubehörteile (z.B. Scharniere) konnten weitestgehend wiederverwendet werden:
9089
Nur die beiden dicken Gummidämpfer wurden aus Türstoppern neu gefertigt.

Noch einige Details zu Befestigung des Bezuges: Eigentlich war geplant, den an den Seitenteilen zu verkleben, da aber recht wenig Platz zur Verfügung stand, habe ich das verworfen. Stattdessen wurden kurze M4 Flachkopfschrauben von außen durch die Seitenteile gesteckt (mit Lochdurchmesser 3,5 mm, damit die Schrauben sich ein kleines Gewinde schneiden konnten). Der Bezug wurde an den entsprechenden Stellen gelocht und über die Schrauben gezogen (geht ganz einfach, wenn man das Kunstleder stramm über die Schraubenenden zieht und es dann mit einer kleinen Feile bearbeitet). Um eine flächige Befestigung zu erzielen, wurden dann noch kleine U-Profile (aus dem Inneren eines alten Kleiderbügels) angebracht. Hat den Vorteil, dass man den Bezug leicht austauschen kann, falls das mal notwendig werden sollte.

Re: Auferstanden aus Ruinen...Neuaufbau einer Honda CB250/350K4

Verfasst: 4. Feb 2017
von f104wart
Da kommt ja echtes Sofa-Feeling auf. :grin:


.