Guten Abend,
Ich denke ich werde das ganze hier in ein paar Teile unterteilen. So sind die Beiträge nicht zuuu lang hoffe ich.
Viel Spaß
Teil 1: Wiederbelebung des Triples
Ich hab nach der Bestandsaufnahme mir nen Plan erstellt. Zuerst wollte ich den Motor wieder zum laufen bringen. Der ließ sich zwar drehen aber das wars auch. Wenn das klappt wird das ganze Bike restauriert. Gesagt getan, Motor kam raus. Der Vergaser wurde zerlegt und ultraschall gereinigt.
Den Motor hab ich auseinander genommen.
Da fiel mir auf, dass etwas beim Motor fehlte. Die Zündanlage war nicht aufzufinden. Kein Wunder, dass der Motor nicht mehr anspringen wollte.
Das bei der Demontage mein ganzer Kellerraum wo der Motor stand über Nacht mit feinstem Motoröl geflutet wurde, hab ich schon fast wieder verdrängt. Ich hatte wohl die Ablassschraube leicht gelöst und mich dann entschieden das Öl erst am nächsten morgen abzulassen, ohne natürlich die Schraube wieder festzuziehen...

Egal, wollte eh mal den Boden da gründlich putzen.
Der Motor sah von innen erstaunlich gut aus. Kreuzschliff in den Zylindern war noch gut zu sehen und von Rost oder ähnlichen Ablagerungen kaum eine Spur.
Zuerst hab ich mir den Zylinderkopf vorgenommen. Vorab: reinigen. Das wurde im Laufe des Projektes so ziemlich die Hauptbeschäftigung, fühlte sich zumindest manchmal so an. Allein wie viele Dosen WD-40 und Bremsenreiniger bis heute schon drauf gegangen sind...
Danach konnte man sofort erkennen, dass die Ventilsitze nicht mehr die besten waren. Ich hab daher alle Ventilsitze neu eingeschliffen. Alles andere schien i.o zu sein. Ventilspiel und ob die Ventile nun wirklich dicht saßen konnte ich erst wieder beim Zusammenbau testen.
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Der Motorblock und die Kolben waren auch noch alle optisch gut im Schuss. Naja vorsichtshalber bei den Kolbenringen die Spaltmaße gemessen. Alles i.o. Die entsprechenden Sollwerte hierfür und auch für allen weiteren Messungen zog ich aus einer englischen Anleitung für die XS 750, gefunden im Internet.
Im Nachhinein (das ist ja jetzt alles schon gut ein Jahr her) bin ich mir unsicher, ob ich nicht doch lieber neue Kolbenringe mit Honen etc. hätte machen sollen.
Auf jeden Fall ging es danach weiter mit Kupplung und Öl-Pumpe. Die Kupplungslamellen hatten sich durch die lange Standzeit festgebacken. Daher hab ich die Kupplung ausgebaut und alle einmal befreit. Sonst auch hier die Beläge i.o. Beim Einbau prompt eine der Schrauben überdreht und abgerissen, nach fest kommt halt ab... eine Rettungsaktion später war zum Glück alles wieder okay.
Bei der Öl-Pumpe war das Sieb komplett dicht. Das Zeug was da drauf saß ähnelte einer schwarzen Milchhaut mit kleinen Metallstücken versehen. Das fand ich ein wenig beunruhigend, weshalb ich die Öl-Pumpe ausgebaut und einmal zerlegt hab. Die sah zum Glück von innen noch gut aus. Rotor etc hatten keine gravierenden Schmarren.
Alles reinigen und weiter gehts. Mit dem Getriebe hab ich mich nicht allzu lang beschäftigt. Einmal weil ich auf dem Gebiet ein kompletter Laie bin und auch weil ich zu der Zeit recht viel zu tun hatte. Das Getriebe schaltete einwandfrei und die Zähne sahen auch okay aus, daher hab ich das alles so gelassen wie es war. Ob ich noch später Bekanntschaft mit dem berüchtigtem 2tem Gang Problem der XS machen werde, zeigt sich wohl dann erst.
Ab da hieß es für mich wieder Zusammenbauen.
Natürlich überall neue Dichtungen und vorher die Dichtflächen gesäubert.
Eine Neue Steuerkette kam noch rein. Passend dazu hab ich eine gebrauchte Zündanlage gefunden und gekauft. Zusammen mit der wurde Kurbel- und Nockenwellen aufeinander eingestellt. Danach hab ich das Ventilspiel gemessen und geguckt ob die Ventilsitze dicht waren. Dicht waren sie, aber das Spiel war alles nur nicht bei den Sollwerten. Also für 4 von 6 Ventilen neue, passende Shims bestellt. Bei den letzten 2 konnte ich die Shims untereinander austauschen und so hats bei den beiden dann auch gepasst. Nachdem ich alles festgezogen hatte, war der Motor schon wieder ganz.
Kompressionstest ergab bei 2 Zylindern i.o und bei einem leicht drunter. In meinen Augen sollte das passen mit dem Hintergedanken, dass er bis hierhin schon sehr lange nicht mehr gelaufen ist. Ich werde den Test wiederholen sobald ich die erste richtige Fahrt auf ihr hinter mir hab. Alle drei Vergaser wurden noch mit nem Reparaturset instandgesetzt und neue Zündkerzen bekam sie natürlich auch.
Danach hab ich noch ein paar Kleinigkeiten wieder repariert und neu lackiert, wie zb. die Lenker-Armaturen um einen ersten Teststart zu ermöglichen. Dazu ein Bild was gut zeigt, in welchem Zustand sich das ganze so befand.
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Vor dem ersten Start wollte ich nochmal eben die komplette Elektrik studieren und versuchen nachzuvollziehen. Ich hab viel mit dem Multimeter auf Kabelbrüche etc getestet. Zuerst schien da irgendwie nichts zu funktionieren oder Sinn zu ergeben. Naja Elektrik ist auch nicht mein Fachgebiet, aber nach ein bisschen grübeln und Kopf zerreißen hats dann doch geklappt. Ich musste lediglich von den Zündspulen die Kabel erneuern und die Kontakte entrosten, damit der Widerstand dort passte.
Jetzt kam der spannende Moment. Als Batterie hab ich einfach mein Auto genommen und per Starterkabel verbunden. Den Auspuff hab ich noch angebaut, wobei leider auf der rechten Seite eine der beiden Krümmeraufnahmen abgebrochen war. Daher konnte ich den dritten Krümmer nicht wirklich mit dem Auspuff verbinden, nur provisorisch an die vorgesehene Öffnung anlegen. Da muss ich wohl später noch mitn Schweißgerät und ner Flex dran.
Beim umdrehen des Schlüssels erschien Öldruck und Neutrallicht. Das klappt also schon mal.
Vergaser noch eben auf Choke und pre stellen und einfach mal probieren.
Und wirklich keine Sekunde hat der Anlasser gedreht da erwachte der Dreizylinder schon aus seinem langen Tiefschlaf! Da konnte ich mir das grinsen nicht verkneifen.
Beim leichten Gas geben hat man schon gemerkt, dass Zündung und Vergaser eingestellt werden müssen aber das war jetzt erstmal egal. Denn der erfolgreiche Start des Motors hieß für mich, dass es mit der XS weitergehen kann. Nächster Schritt: Motor wieder ausbauen und alles vom Rahmen abschrauben. Und Da hatte ich mich auch entschieden: ein Cafe Racer solls werden!
Das wars mitn ersten Teil. Zurückblickend hätte ich gerne den Motor lackiert als er noch in Einzelteilen war, aber ich war zu der Zeit noch unsicher was genau ich eigentlich mit dem ganzen Motorrad machen möchte. Zusammenfassend war der Motor wirklich in einem viel besserem Zustand als ich erwartet hatte. Alles andere an dieser XS ist dafür leider fürn Ar*** wie ich später feststellen konnte und viele Bilder auch beweisen können. Abschließend für heute hier noch ein Bild am Tag vom ersten Start. Ich finde da steht sie schon ein bisschen besser da.
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Als nächstes werd ich wohl über die geplanten Umbauten zum Cafe Racer schreiben.
Schöne Grüße