Tja. Avinton.......
Also als Erstes nochmal vielen Dank an Patrick für dieses Erlebnis! Das war von vorne bis hinten einfach unbeschreiblich, auch wenn ich´s mal versuch. Danke Patrick, das werde ich Dir nie vergessen!!:flowers:
Der "Workshop". Nett, ich weis jetzt wie man Öl wechselt:biggrin:. Nein, Quatsch, klar, war die Erstinspektion, was passiert schon groß. Trotzdem sehr lehrreich, wir hatten die Gelegenheit annähernd jedes Bauteil einzeln zu betrachten, inkl. einem teilzerlegten Motor. Das Konstruktionsprinzip von dem S&S V2 stand wahrscheinlich schon auf der Rückseite der 10 Gebote. Und es ist wirklich sehr solide gebaut, Nockenwellenantriebe über Zahnräder so massiv, da kannst Du Steine reinwerfen, Kein nerviges Ventile einstellen, Hydrostößel, sehr geil. Gleiches gilt für die Getrieberäder, das funktioniert wohl noch nach 1000km ohne Öl. Motoröl und Getriebeöl übrigens harleylike getrennt, dazu noch ne Trockenkupplung. Find den Motor schon nicht übel. Motoröl im Rahmen, Ölkontrolle werden wir wohl selbst noch ändern:biggrin:. Auch der restliche Aufbau des Motorrads ist sehr reduziert und durchdacht, da gibt´s nicht viel das man besser machen könnte, wie ich finde. Nicht viel, ein bisschen was haben wir trotzdem gefunden. Da müssen wir nochmal bei

.
Nachdem unsere kleine Schulung schon um 14.15 beendet wahr und uns die netten Franzosen aus Bequemlichkeit da schon das Testbike mitgaben hatten wir überraschenderweise schon Freitag Zeit zu testen. Ich war zugegebenermaßen geistig noch nicht so weit. Dieses Teil bewegen zu dürfen ist für mich ungefähr so als stellt mir einer mal eben seinen Veyron hin. Nachdem ich mich umgezogen hatte und davor stand hatte ich so zittrige Hände, ich hätte mich in dem Moment am liebsten in den Biergarten gesetzt und Patrick alleine ziehen lassen.
Mein Testbike hatte 13500km drauf, ist wohl schon so 3 Jahre alt und wurde immer wieder auf den neuesten Produktionsstand upgegradet, es hatte schon die aktuell verwendete Öhlinsgabel, das TFX-Federbein. Arrow-Auspuffanlage ohne Kat und, vive la France, ohne Eater. Und eine Behringer-Bremse, diese eher unbekannte 4-Scheiben-Anlage (4D, diese hier
http://www.beringer-brakes.com/en/moto/ ... tem-10.htm ).
So, anlassen. Der Klang war mir ja nun nicht neu. Trotzdem, ein besonderes Erlebnis, jede Zündung geht dir durch Mark und Bein, einfach gewaltig. Das hörst du auch wenn du taub bist. Springt sofort an und läuft gleichmäßig. Bei nem anderen Bike hätte ich läuft ruhig geschrieben. Ist hier so unpassend wie´n Balletschuh im Gebirge. Ein, zwei Minuten warmlaufen lassen, nicht gleich drauf und los. So, dann doch drauf und los. Ich bin aus dem Hof rausgeeiert wie der erste Mensch. Gott sei Dank hat Patrick für den Weg in die Berge ne Route für Dummies gewählt, er ahnte wohl wie´s mir gerade ging. Aber, ich kam klar. Sie ist wie ein fahrendes Erdbeben, ne Rüttelplatte ist Kindergeburtstag, sie lässt dich keine Sekunde im Unklaren über das was da gerade passiert.
Mal die Bremse antippen. Aha, die kleinen Franzosen bauen wunderschöne Bremsarmaturen, leider für Bigfoot oder den Yeti. Ich hab ja nun keine kleinen Hände, aber selbst in der engsten Stellung muß ich mich leicht strecken. Eins der Dinge, wo Patrick nochmal bei muß. Neue Eintellschraube drehen (mach mal zwei!) Nun gut, bremst das komische 4-Scheiben Ding? Leck mich, wie eine Betonwand, Hammer!! Da kann die Brembo der Speedy aber mal gar nix dagegen, Wahnsinn!! Und dann trotzdem messerscharf zu dosieren. Kein ABS übrigens.
Mal ein wenig Slalom. Mmh, gar nicht mal soo handlich wie erwartet, die Kurbelwelle im Schiffsdieselformat fordert ihren Tribut. Aber geht, ist jetzt auch nicht stur wie ein Tanker. Federung schön straff, spricht aber hinten wie vorne fein an. Du merkst trotzdem ob Kopf oder Zahl, Sitzkomfort kommt im Wortschatz von Avinton nicht vor. Lenken mit Schenkeldruck ist nicht, die extrem schmale Tankattrape hat messerscharfe Kanten. Egal, muß gehen. Tut´s auch irgendwie, solange die Straße gut ist. Ich fang an sie zu mögen. Ich tu das alles mal unter Charakter ab.
Ach er nun wieder, jetzt muß er auch noch überholen. Na gut, ist ja ne lange Gerade. Ca. 80, dritter Gang, atemberaubende 2200 Umdrehungen. Gas auf. Die spinnen, die Gallier!! Man sollte das Gas erst streicheln nachdem man die Spur komplett gewechselt hat, sonst gibt´s nen Auffahrunfall. Die Klappen in dem Luftfiltergehäuse öffnen sich, es schlürft, schnorchelt, schreit, schüttelt und es reißt dir die Straße unterm Arsch weg. Wo is´n jetzt die lange Gerade hin??? Wer das nicht erlebt hat glaubt es nicht. Sie knallt durch ihr relativ schmales Drehzahlband als gäbe es keine Widerstände. Die Schaltung funktioniert übrigens butterweich, auch ohne Kupplung. Wer hat schon Zeit für ne Kupplung, ich muß mich festhalten!! Geil!! Nur geil.
So, Berge, Kurven und nix los. Ich bin im Flow, will nie wieder runter von dem Donnerbolzen. Mein Arsch ist mittlerweile tot, also egal, rauf auf´n Berg. Cevennen, ein Traum für´s biken, by the way. Patrick vorraus, ich hinterher. Was für eine Klangkulisse. Die Biker an den Parkplätzen ziehen schon die Regenkombis an, die meinen ein Gewitter zieht auf. Und sie fährt sich traumhaft, aber meine Objektivität hat mir das Ding schon längst aus jeder Hirnwindung geschüttelt. Neutral, spurtreu, Schräglagenfreiheit bis kurz vor 90°, der Reifen klebt, alles mehr als bestens. Und es schüttelt wie blöd.
Pause. Kann mir mal einer meine Kippe anzünden?? Tja, man schüttelt noch ca. 10 Minuten nach, ganz angenehm. Der Zungenorgasmus hört langsam auf, ich kann wieder sprechen. Oder ich könnte, wenn ich nicht sprachlos wär. nach knapp 200km sind wir wieder im Hotel. Viel zu schnell war der Tag vorrüber, aber die Faulheit der Franzosen beschert uns ja noch einen halben Fahrtag. Yessss!!!
Am Zweiten Tag auch mal nicht so gute Straßen gefahren. Das Fahrwerk ist nicht schuld an meinen Schmerzen im Hintern. Das 5 cm² große Sitzbrötchen ist halt ein klitzekleinwenig zu klein, jetzt weis ich wie sich ein Schnitzel in der Küche fühlt. Egal, macht trotzdem nur Spaß. Aber das wäre die zweite Kleinigkeit an der wir noch was machen sollten.
Benzinverbrauch ist übrigens, für die, die´s interessiert, ganz moderat. Und egal wie man fährt, ziemlich gleich. Eine Tankfüllung (angeblich 13 Liter) reicht für ca. 187,5km. Bei Patrick für 187,9km. Genau, kein Meter mehr:guffaw:. Kann man auch leicht mal 200m schieben, ist ja nicht schwer. Insgesamt sind wir an diesen beiden Tagen 500km gefahren. Mit ein paar kleinen Modifikationen fahr ich damit aber auch die gleichen Touren wie mit der Speedy, wenn´s um die Avinton geht bin ich mittlerweile fast unbegrenzt leidensfähig.
Mein Fazit zu dem Gerät? Gibt´s bessere Bikes? An jeder Ecke. Praktischere? Alles ist praktischer. Ist sie wenigestens bequem? Klar, wien Rennrad....ohne Sattel. Bin ich in meinem 32-jährigen Mopedleben jemals etwas gefahren das mich emotional so berührt hat? Nein, sowas gibt es auf diesem Planeten nicht!!
Nüchtern betrachtet ist die Avinton ziemlich unbrauchbar, aber wer dieses Ding nüchtern betrachtet befindet sich im falschen Film. Wer sich allerdings darauf einlässt bekommt ein Gefühl beim Umgang mit dem Teil, das einem bis dahin nicnt bakannt war. Ich wusste gar nicht das man sich so fühlen kann. Damit aus der Kurve ballern, damit die Berge raufexplodieren, am besten noch zu zweit, oder sie einfach nur stundenlang sabbernd betrachten, dafür ist sie gemacht und das beherrscht sie wie nichts Anderes. Ich bin unsterblich verliebt. (Meine Frau weis schon Bescheid, kennt mich ja, hehe).
Ich würde meine Elise niemals nicht hergeben........ausser dafür. Sie hat mir die 500 atemberaubensten Kilometer meines Lebens beschert und ich habe sie mehr als widerwillig wieder hergegeben. Ich wollte sie behalten, aber die Franzosen haben Patricks Adresse. Und er meine. Doof.
Und jetzt überlege ich dauernd wie ich es irgendwie schaffe die Kohle ranzuschaffen, mir reicht auch die gebrauchte Testhure......braucht jemand ne Niere?????