Jetzt meldet sich mit Verspätung auch mal der „unerschrockene K100 Fahrer“, der für’s Forum den 2. Platz ergattert hat – im ersten Rennen überhaupt! ;-)
Zu meinen Eindrücken:
Donnerstag:
Nach 9 Stunden Fahrt und elendiger Gurkerei durch den Spreewald (B115+B102 waren ja gesperrt) bin ich endlich angekommen. Ein kurzer Blick durch Fahrerlager zeigte mir, dass ich wohl in 2. Reihe mein Quartier aufschlagen muss. Nach kurzer Rücksprache mit Micha, ob das in Ordnung sei, war ein Plätzchen schnell gefunden. Die skeptischen Blicke der Nachbarn blieben mir nicht lange verborgen… Ich hatte einen Van mit Anhänger und darauf 2 BMW K100RS – 1x Betty, meine Tourenmaschine in „Warsteinerkasten-gelb“ und 1x Paula, der Cafe Racer in Kaffeebohnen-rot-braun und Crem. Da ich daheim nicht fertig geworden bin musste ich gleich ans Werk. Lampenhalter, Blinker, Kennzeichenhalter, Rücklicht, etc… abgebaut und angefangen die neuen Griffe einzustellen und die Züge und Kabelage anzuschließen. Leider bin ich damit nicht fertig geworden – es wurde dunkel.
Freitag:
7 Uhr aufgestanden, Frisch gemacht, Frühstücken gegangen und ab zur Fahrerbesprechung. Danach weiter am Mopped geschraubt und optimiert. Glücklicherweise kamen Eckhardt und Pietchen vom 2Takter Cup (die mattschwarze RD350) vorbei und halfen mir mit Rat und Tat beim Bremsenentlüften und auch bei weiteren Problemchen – an dieser Stelle noch mal einen RIESIGEN DANK an die 2! Ohne die hätte ich das nicht geschafft! Die ersten 3 Turns am Freitag gingen flöten bis ich endlich fertig war. Dann endlich den 4. Turn erwischt und eingefahren. Danach wieder feintuning. Im 5. Turn mal geschaut was möglich ist und sehr schnell festgestellt, dass der Metzler Lasertech Reifen nich das Gelbe vom Ei ist. Vorsichtshalber habe ich noch einen Brandneuen Satz Bridgestone Battlax BT45 besorgt gehabt, da die Lasertech eh an ihrer Verschleißgrenze waren. (Für Touren ist der Lasertech ok, aber wenn‘s auf Performance ankommt: BT45!). Freitag war nach dem 5. Turn vorüber und ich wartete sehnsüchtig auf den Reifenmann… Hier und da kamen von den Nachbarn die Kommentare: „Das wird doch nie was mit der Karre!“ oder „Damit willst du allen Ernstes fahren?!“. Ich hab mich nicht abbringen lassen und das Ding so durchgezogen – was blieb mir auch anderes übrig :D Nun denn, ab zum Grillen! Hier auch noch mal ein Lob an die Grillmeister: 1A Qualität und Geschmack! Wirklich lecker! Zum Ausklingen des Abends noch ein paar Benzingespräche mit begleitendem Gerstensaft.
Samstag:
Gleicher Ablauf wie Freitagmorgen. Zum ersten Turn angetreten… immer noch mit Lasertech *kotz* - naja egal: Fahren muss es! Den Kackschlappen noch mal den Rest gegeben und langsam aber Sicher immer weiter die Ideallinie rausgefahren, geschaut wo die besten Bremspunkte sind um die Kurven bestmöglich zu nehmen. Turn für Turn optimiert und zwischen den Turns immer wieder geschraubt, eingestellt, verbessert und einige Male den !TOP! Technischen Service von Rasch aufgesucht – hier wieder ein Lob: Sagenhaft! Zu jeder noch so seltsamen Problemstellung im Null Komma Nix immer eine Lösung parat! Wirkliche Profis! Turn nach Turn absolviert und immer mal wieder vorbei geschaut^^. Nach dem 3. Turn schlich sich mir der Gedanke ein, dass mehr Seitenlagenfreiheit nötig wird: Hauptständer muss runter! Flex geliehen und kurzen Prozess gemacht. Das Ergebnis waren in Mitleidenschaft gezogene Fußrasten… Das Quali stand an. Voller Aufregung in die Pelle geschlupft und zur Box. Mit klopfendem Herz gewartet – Anspannung Pur – dann gings los! Vor an die Streckeneinfahrt – kurz gucken das auch keiner kommt und ab! Kupplung kommen lassen und Gas Aufgerissen! Es ging nicht darum zu rasen: es ging um Durchhalten! Das erste Mal mit Stummeln an dem 200 (215?) Kg Hobel… Vollgas raus, Schräglage so viel wie der Reifen hergibt, so spät wie möglich gebremst das das Vorderrad zu quietschen anfängt! Links rechts links rechts Gas Bremse Gas Gas Gas! Mir „bluteten“ die Handgelenke und Schweiß lief in Strömen! Reiner Verschleiß an Mensch und Material war zu beklagen: Mir tat alles weh (nach 1 Std war fast alles wieder ok) aber auch die Rennsemmel hat bluten müssen… von den Fußrasten fehlte schon ein sichtlicher Teil – verkraftbar, damit ist zu rechnen. Das Quali war vorbei, die Pelle abgestreift und der Wasserverlust mit ner Pulle Wasser vorerst ausgeglichen. Nach der Erholung bummelte ich vor an die Boxenhalle und schaute nach den Ergebnissen: Die Leute standen vor der Tabelle und ich kam kaum durch – also warten. Endlich vorne zum Lesen traf mich fast der Schlag! 2. Platz im Quali! Die Freude war groß und die Fahrerkollegen (und ich auch): verwundert :D Den Erfolg haben wir dann abends gemeinsam am Lagerfeuer und im Fahrerlager begossen. Es war ein schöner Abend mit dem Race-Bus im Rücken und dem Lagerfeuer vorne. Sehr viele sehr nette Leute kennen gelernt und auch viel gequasselt. Die Band war auch klasse! Es wurde spät und dementsprechend ging der Sonntag leicht angeschlagen los…
Sonntag:
Lädiert von Samstag und leicht verpennt zur Fahrerbesprechung. Fertig mit briefing angezogen, Mopped warm laufen lassen und mal in den Tank gelinst: Oh, das wird knapp! Nich mehr viel Sprit… kurz überschlagen - muss reichen! Ab in den Kombi und vor zur Box. Quali geht los und wurde leider durch einen Sturz schnell wieder abgebrochen… nach 1,5 Runden . Kann man nicht ändern, also wieder ausgezogen und die restlichen 6 Stunden durchs Fahrerlager geschlendert, gefachsimpelt, BnB-T-shirt abgeholt, bemalen lassen, beim Forumsstand gewesen und hier und da mal ein Schwätchen gehalten. Dann war es so weit: Das Rennen stand an. Angezogen, den Feuerstuhl in die Box gebracht und warmlaufen lassen. Etwa 3 Minuten vor dem Start hat ein anderer Fahrer rechts von mir versucht sein Bike auf den Seitenständer zu stellen… das Vorhaben misslang, sein Tankinhalt flutete meinen Standplatz und er riss mich mit um. Etwas angesäuert über die Kratzer auf dem Tank hab ich den Vorfall erst mal auf später verschoben. Das Rennen startete ja gleich, da brauch man volle Konzentration. Die Aufwärmrunde wurde eingeleitet. Alles nach Plan, die Reifen auch schön an den Kanten warm gefahren und den Hobel an der Boxenmauer aufgestellt – LeMans-Start – oh Gott!
[Kleine Anmerkung: Wenn die Startplätze für den LeMans-Start ausgelost werden, ist ein Quali doch unnötig bzw. die Qualiergebnisse als Startreihenfolge?]
Vom Bike runter und über die Strecke an den Rand des Infields. Die Rote Flagge wurde hochgehalten, der Puls stieg, das Adrenalin strömt durch die Adern, kribbeln in den Händen und volle Fixierung auf die Flagge – Jetzt gilts, alles oder nichts! LOS! In großen hastigen Schritten über die Strecke, auf die Maschine geschwungen, Kupplung, Gang, Gas! Ich bin gut weggekommen, von Startplatz 8 (?) direkt auf den 5.Platz in der ersten Kurve vorgefahren. Das Feld dicht an dicht. Schön auf Drehzahl halten und die Ideallinie fahren. Gas! Immer am Gas bleiben! Nach dem Waldow-S war ich schon auf Platz 3. Der Erstplatzierte war nicht mehr zu krigen – er war einfach überlegen (wie ich dann erfuhr: 175 Kg (=25-35 Kg leichter) und mind. 20 PS mehr, zudem erfahrener Rennfahrer). „Gut, 3. Platz ist ok, aber den zweiten schnappst du dir auch noch!“, dachte ich mir. Immer die Ruhe bewahren, auf den Reifen fühlen wie viel du ihm zumuten kannst… Kurve nach Kurve in voller Schräglage. Die Schmerzen hatte ich ausgeblendet. Volle Konzentration auf die Strecke – alles andere war egal. In der 2. Runde, ich glaube die Waldkurve war es, konnte ich mir den Zweitplatzierten auch endlich kaufen. Ab da war es FAHREN! Bloß weg von ihm, Land gewinnen und auf Abstand halten. Das hab ich auch die nächsten 2 Runden gemacht. Vollgas und kein Material geschont. Alz druff! In der 4. Runde bin ich aus der Waldkurve raus und war zu früh am Gas. Mir ist das Hinterrad a la Highsider ausgebrochen. Mir schossen innerhalb dieser Bruchteile von Sekunden die Gedanken durch den Kopf: „Sche*ße, was machst du jetzt? Das war’s, stell dich auf einen Sturz ein!“ Mir fiel nix ein, also hab ich Instinktiv das Gas zu gedreht und die Maschine ein wenig aufgerichtet. Das hat geklappt, leider mit dem Effekt, dass die K jetzt das Taumeln anfängt – voller Schock einfach das Gas aufgerissen – alles oder nichts! Und siehe da: In letzter Sekunde das Ding noch gerettet! Ui, was ging mir der Stift! :D Sofort nicht mehr daran gedacht und weiter drauf gehalten. In der 5. Runde sah ich, als ich in den Teichbogen einbremse, wie der Zweitplatzierte gerade im Ausgang der Südkurve ist. Da war mir klar: Du hast Vorsprung ohne Ende, mach langsamer und bring das Ding sicher heim. Nach 200m war mir das zu Öde und der Ehrgeiz packte mich: „Wenn du jetzt bummelst hat der 1. NOCH viiieel mehr Vorsprung! Ne, das geht nich!“ Also wieder volle Lotte und die letzen Runden sicher fertig gefahren. Nach dem Rennen aus der Box und an den Race-Bus. Schließlich war direkt im Anschluss an das Rennen Siegerehrung. Es gab leichte Verzögerungen und die anderen Fahrer waren auch noch nicht da – dafür aber das Publikum und die Presse. Hellauf begeistert wurde ich in Empfang genommen, beglückwünscht, gelobt und interviewt (>>FUEL Magazin drei/15). Der Zustand des Motorrades wurde von einigen Besuchern und Zuschauern begutachtet. Allen fiel die nurnoch in Fragmenten erhaltenen Fußrasten auf :D Auch sagte mir Ulla, das der Motorblock aufgesessen hat… ich wollte es garnicht glauben und schaute: Tatsächlich!
Während der Siegerehrung hat es leicht geregnet und die 2Takter mussten leider im Regen fahren. Eckhardt hat das nichts gemacht und wurde mit seiner 350er RD 1. – Glückwunsch! Dann war die Siegerehrung der Über 650ccm-Klasse und es gab Sekt – freudig kallten die Korken, aber nicht für mich Das Race of Champions war noch zu absolvieren… Daran dachte ich garnicht mehr und qualifizierte mich ausversehen dafür. Nagut, auch dieses Rennen noch gefahren… vorletzter; Ich hab das Ergebnis schon so erwartet, da gegen die BnB-Open-Klasse mit meinem Kübel nix zu machen ist – schon garnicht gegen den HP2-Fahrer... egal. Eckhardt hat mir dann einen Schluck von seinem Sekt spendiert und den Abend noch schön gefeiert!
Ein Super Klasse Rennwochenende mit sehr vielen schönen Erinnerungen, Gesprächen, Leuten und toller Atmosphäre! Es war eine grandiose Veranstaltung! Ganz großen

an die Veranstalter – es kostet sehr viel Zeit, Schweiß, Stärke und Durchhaltevermögen um so ein Event auf die Beine zu stellen. Und dafür vielen Dank für dieses Erlebnis! Auch einen Dank an das Race Cafe Berlin und an das Organisatoren Team!
Tragt mich bitte sofort für das BnB 2016 ein! ;-)
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