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Gabel GS 550T demontieren

Technische Fragen und Antworten, Tipps und Tricks für Profis und Bastler
Alphons
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Gabel GS 550T demontieren

Beitrag von Alphons »

hallo allwissendes Forum,

bei unserem Schulprojekt "Phönix" (Restaurarierung einer heruntergekommenen GS 550 T) haben wir ein Problem, das die gängige Literatur (Bucheli) nicht erfasst:

Die Gabel hat am oberen Ende der Standrohre keine verschraubten Verschlusskappen (von cxene ist in der Reparaturanleitung immer die Rede) , sondern solche, die etwas tiefer im Standrohr versenkt sitzen und sich unter Druck etwas nach unten bewegen lassen - wie kriegt man die vertrackten Dinger raus?

Anschlussfrage, wenn wir sie mal raus haben, sollte man sie durch verschraubte Kappen ersetzen?

Auf Erleuchtung hofft Alfons

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MichaelZ750Twin
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Re: Gabel GS 550T

Beitrag von MichaelZ750Twin »

Hi Alfons,
ich kenne diese Gabel im Detail nicht.
Wenn ich deiner Beschreibung folge, kommt mir die Konstruktion aber sehr bekannt vor.
Sehr wahrscheinlich ist eine Art von Sprengring in einer innenliegenden Nut verbaut worden und dieser Ring hält den Verschlußstopfen.
Um das zu erkennen muß da "oben" alles sauber sein. (Auswischen, Rostlöser, Ausblasen mit darübergelegtem Tuch, Schutzbrillen nicht vergessen)
Sicher ist am Verschlußstopfen ein O-Ring verbaut, um die Dichtigkeit zu erreichen.

Die Demontage sollte mindestens zu zweit erfolgen.
Einer hält den Gabelholm und drückt den Verschlußstopfen runter, der andere versucht mit irgendeinem geeigneten Werkzeug den Ring aus der Nut zu lösen.
Patentwerkzeug gibt es dafür nicht und man sollte auch gleich verschiedene Werkzeuge zur Hand haben.
Um den Ring initial zu lösen verwende ich gern aus diesen einfachen Feinmechanikerwerkzeugsets ("Uhrmacherwerkzeug") einen der kleinen Schlitzschraubendreher.
Evtl. auch eine Anreißnadel und einen kleinen Schraubendreher.
Ist etwas Gefummel und probieren dabei, da diese Ringe kreisrund sind und somit keinen wirklichen Ansatzpunkt zur Demontage bieten.

Aus Sicherheitsgründen würde ich noch ein Tuch (vgl. Operationstuch) mit oben auf die Gabel legen.
Nach Entfernen des Sicherungsrings kann der Verschlußstopfen, durch die Kraft der Gabelfeder getrieben, sehr schnell aus dem Standrohr austreten bzw. herausspringen.
Wichtig dabei ist, dass der Gabelholm nicht kompromiert, also z.B. gegen den Boden gedrückt wird !

Die Standrohre sind nicht für verschraubte Kappen vorgesehen, eine Nachrüstung wird also beliebig schwierig.
Ich würde diese Konstruktion mit den Sicherungsringen so weiterverwenden.
Die Ringe auf Rostschäden prüfen !

PS: Als zusätzliche Halteeinrichtung für den Gabelholm bzw. das Standrohr kann die demontierte, obere Gabelbrücke dienen.

Viel Erfolg !
LG, Michael
"Es gibt keine richtigen oder falschen Entscheidungen – es gibt nur die in der jeweiligen Situation bestmögliche Entscheidung" (Mae Leyrer)

Alphons
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Re: Gabel GS 550T

Beitrag von Alphons »

hallo Michael,

danke für die Antwort! .daumen-h1:

Ich kenne eine sehr ähnliche Konstruktion von der K 100, da kann man eine Innensechskant-Nuss ansetzen und damit den Stopfen runterdrücken, hier bei der Suzi ist das wohl eher eine Billig-Lösung ab Werk mit einem Stopfen, der in der Mitte nur eine runde Vertiefung hat. Irgend einer der Vorbesitzer hat wohl die Plastik-Abdeckkappen weggelassen, es hat sich Wasser abgesetzt und Korrosion verursacht, das ist wohl der Grund dafür, dass sich die Stopfen nicht - auch nicht mit hohem Kraftaufwand - eindrücken lassen.
Also Methode "Geduld": Rostlöser einwirken lassen.
Die Standrohre haben wir abmontiert, mir schwebt jetzt eine Hilfskonstruktion vor zum Komprimieren der Gabelfeder, bei der oben und unten Widerlager verwendet werden - 2 Kanthölzer, die dann mit Spanngurten zusammengezogen werden, oder mit Gewindestangen.
Für Gewindestopfen müsste man natürlich später gewinde einschneiden ... mal sehen!



Viele Grüße

Alfons

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f104wart
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Re: Gabel GS 550T

Beitrag von f104wart »

MichaelZ750Twin hat geschrieben:Die Demontage sollte mindestens zu zweit erfolgen.
Einer hält den Gabelholm und drückt den Verschlußstopfen runter, der andere versucht mit irgendeinem geeigneten Werkzeug den Ring aus der Nut zu lösen.
Patentwerkzeug gibt es dafür nicht und man sollte auch gleich verschiedene Werkzeuge zur Hand haben.
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann geht es hier um ein Schulprojekt an einer Berufs- oder berufsvorbereitenden Schule.

Als Lehrer hat man da eine nicht zu unterschätzende Verantwortung.

Gerade bei ner Gabel, die unter Spannung steht, würde ich da kein Risiko eingehen. :oldtimer:



...Ich kenne die Gabel im Detail auch nicht, kann sie mir nach Michaels Beschreibung aber sehr gut vorstellen und denke, das Problem erkannt zu haben.

Anstatt hier mit 2 Leuten zu arbeiten würde ich mir lieber eine Vorrichtung bauen, mit der man die Demontage sicher und alleine durchführen kann.

Ein Teil der "Vorrichtung" ist bereits am Motorrad vorhanden, nämlich die obere und untere Gabelbrücke.

Ich würde folgendermaßen vorgehen:

Falls die Gabelbrücken noch im Lenkkopf verbaut sind, würde ich sie auch dort lassen. Wenn nicht, dann die obere Gabelbrücke auf das Joch stecken, das Joch waagerecht in einen Schraubstock spannen (Schutzbacken verwenden) mit einem durchgesteckten Gabelholm die Brücken zueinander ausrichten und die obere Brücke zusätzlich mit der Einstell- und der Zentralmutter sichern.

Dann das Standrohr nach unten ziehen, so das es gerade durch die untere Gabelbrücke schaut und mit den Klemmschrauben der unteren Brücke einspannen.

Nun unter die obere Gabelbrücke eine große Unterlagscheibe oder einfach eine Platte (Flacheisen) legen, die mit einer 10er oder 12er Bohrung versehen ist. Durch die Bohrung einen Gewindestab stecken, der nun mit einer Mutter gegen die Platte gedrückt wird und so den Stopfen nach unten ins Standrohr drückt.

Jetzt kann der Sicherungs-/Seegering gefahrlos und in aller Ruhe entfernt werden, während der Stopfen vom Gewindestab gehalten wird.

Durch Zurückdrehen der Mutter wird die Feder entspannt und der Stopfen kann gefahrlos heraus genommen werden.

Die Skizze ist zwar nicht die beste, aber ich hoffe, man kann sich vorstellen, wie ich das meine:
Stopfen ausbauen_Vorrichtung.jpg
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Alphons
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Motorrad:: BMW R 100

Re: Gabel GS 550T

Beitrag von Alphons »

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann geht es hier um ein Schulprojekt an einer Berufs- oder berufsvorbereitenden Schule.
Richtig, allerdings an einem Gymnasium.
Als Lehrer hat man da eine nicht zu unterschätzende Verantwortung.
Absolut, dessen bin ich mir jederzeit bewusst, das ist keine Spielerei für unreife Kinder. Ich beschäftige mich privat schon seit einigen Jahrzehnten mit Krafträdern, das hier ist allerdings mein erster japanischer "Patient", da wollte ich hier bei den Experten nachfragen, ob's da ein japanisches Geheimrezept gibt, das ich kenn müsste.
Gerade bei ner Gabel, die unter Spannung steht, würde ich da kein Risiko eingehen. :oldtimer:
Absolut!
Die Skizze ist zwar nicht die beste, aber ich hoffe, man kann sich vorstellen, wie ich das meine.
So machen wir's, danke für den Tipp! Ich hatte eine ähnliche Vorrichtung im Kopf, allerdings ist deine Idee mit den Gabelbrücken besser!

Am Dienstag haben wir wieder Bastelstunde, dann werde ich berichten.

herzliche Grüße

Alfons
Zuletzt geändert von f104wart am 24. Apr 2016, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Letztes Zitat gekürzt, da es den kompletten vorhergehenden Beitrag enthielt.

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obelix
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Re: Gabel GS 550T

Beitrag von obelix »

Da ist nicht so viel Druck dahinter, das kann man mit nem Lappen problemlos abdämpfen. Meist sitzen die Stopfen eh streng drin, durch den Jahre alten Schmodder. Bei meinen Gabeln musste ich teilweise nachhelfen, indem ich das Gabelbein nach dem Entfernen des Sicherungsringes auf den Boden geditscht hab, Lappen oben drüber und man hat den Stöpsel in der Hand.

Aussehen tut das so:
oberes_gabelende_luft.jpg
Aufgenommen in Montagereihenfolge. Das stammt aus ner Z550 mit Luftunterstzützung. Ist aber identisch mit der Gabel ohne Luft - bis auf das in der Mitte des Stopfens sitzende Ventil. Davon hab ich bloss kein Bild:-) Solange man den Stopfen nach unten drückt kann eh nix passieren, dann den Lappen drumrum und den Stopfen entlasten. Entweder flutscht der dann selbstständig in das Tuch oder man muss - siehe oben - nachhelfen.

Gruss

Obelix
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Neulich stieg ne hübsche, junge Frau mit grossen Brüsten zu mir in den Aufzug. Sie lächelte mich an und fragte, ob ich Ihr die zwei drücken könne. War wohl ein Missverständnis...

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MichaelZ750Twin
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Re: Gabel GS 550T demontieren

Beitrag von MichaelZ750Twin »

Hi Obelix,

sehr gute Anmerkung !
Sehr praxisnah.

Ja, es sollte da kein extremer Federdruck herrschen, irgendwie muß man den Stöpsel gegen den Federdruck ja auch montieren können ;-)

Auf jeden Fall, Rostlöser, säubern, lockern, reinigen, Rostlöser, usw., usw.
LG, Michael
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f104wart
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Re: Gabel GS 550T demontieren

Beitrag von f104wart »

Wenn es überall solche Lehrer wie den Alfons und den Dr. Seidel gäbe, würde ich auch gerne nochmal die Schulbank drücken. :clap: :respekt:


Bild

Alphons
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Re: Gabel GS 550T demontieren

Beitrag von Alphons »

Zuviel der Ehre, macht mal halblang! Das Projekt ist sozusagen mein pädagogisches Vermächtnis nach 35 wunderbaren Jahren an der "Front", sowas wollte ich immer schon mal machen, denn ich glaube, man muss den jungen Menschen auch am Gymnasium Alternativen zu reinen Theoretisieren bieten.

Ich halte euch auf dem Laufenden, und werde weiter mit Fragen nerven!

herzliche Grüße

Alfons

der morgen den Rahmen vom Sandstrahlen/Spritzverzinken/Lackieren abholen wird. :grin:

Alphons
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Re: Gabel GS 550T demontieren

Beitrag von Alphons »

Schon wieder ne Frage: Ist WD 40 erste wahl, oder gibt es was besseres zum Rostlösen?

Gruß

Alfons

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