Das Frühjahr 2015 brach mal wieder ganz unvorhergesehen an und ich hatte kein fahrbereites Motorrad (passiert mir häufiger

) – jetzt aber los. Auf eine Neulackierung des Rahmens wurde daher erst mal verzichtet, da ich so schnell wie möglich wieder fahren und den Motor samt neuen Rädern ausprobieren wollte. Doch zuerst musste der Motor wieder rein. Und hier lauert die vermutlich gemeinste Schrauberfalle überhaupt. Laut WHB sind vor dem Motoreinbau die Ölschläuche rechts unten am Motor festzuschrauben. Dabei ist es reiner Zufall, wenn die Schläuche korrekt ausgerichtet sind. Mit den heute verfügbaren, sehr schlanken Werkzeugen (z.B. Microspeeder von Proxxon) ist es aber möglich, erst die Schläuche an die Rahmenleitungen anzuschließen und dann erst die Schrauben am Motor anzuziehen.
Aber auch wenn die Schläuche am Motor richtig sitzen ist höchste Vorsicht geboten – die Gewebe-Gummischläuche werden mit der Zeit mürbe, hält man dann beim Anziehen der Mutter nicht 100% dagegen verzieht sich der Schlauch. Anscheinend ist so ein verdrehter/verknickter Ölschlauch bei kaltem Öl noch in der Lage, den Querschnitt offen zu halten, sobald er heiß & weich wird gibt er nach und macht dicht. Solchermaßen brutal von der Ölversorgung abgeschnitten gibt sich der Motor nicht mehr mit Petitessen wie eingelaufenen Nockenwellen zufrieden sondern der Kolben frisst innerhalb weniger Kilometern. Der Besitzer dieses Motors hatte besonders viel Pech - erster Motor Zylinderkopfschaden, der Ersatzmotor nach wenigen km gefressen - ich vermute mal, der hat für alle Zeiten genug von Honda

. Der Motor landete dann bei mir, der Kolbenbolzen war buchstäblich am Pleuel festgeschweißt. Immerhin war der Zylinderkopf noch verwendbar ... Schäden am Kolben/Kurbelwelle sind sonst bei der Domi extrem selten, u.a. auch weil beim Wetsumping ja sogar mehr Öl im Motorgehäuse ist und diese Teile daher immer genügend Schmierung abbekommen
Gerade in letzter Zeit häufen sich jedoch solche Fälle (siehe oberes Bild links unten), weil viele Domis umgebaut werden und für die Rahmenlackierung der Motor raus muss.
Honda hat dann bei späteren Schläuchen nur noch ganz kurze elastische Stücke eingesetzt – diese gab es dann auch für ältere Modelle zum Nachrüsten (auf dem Bild ganz links). Leider gibt es sie inzwischen nicht mehr neu zu kaufen. Auf dem Bild rechts zwei der alten Schläuche – der mittlere stammt vom Schadmotor und ist deutlich überdehnt.
Nachdem ich so (hoffentlich) alle Fallstricke überwunden hatte waren Motor & Rahmen endlich wieder vereint. Den Zylinder hatte ich geschwärzt, damit die Krümmer optisch verschwinden.
Im Hintergrund meine G650X - ich wollte mal einen schnelleren Einzylinder fahren, letztendlich kann die Xcountry beim Fahrvergnügen aber nicht mit der Domi konkurrieren und wird daher wieder verkauft.
Als Farbe hatte ich mir das fantastische
trad blue metallic der 88er NX250 ausgesucht
Schnell noch provisorische Seitendeckel laminiert, Harley Schutzbleche montiert und auch den Rückstrahler nicht vergessen

. Die Sitzbank ist ein Taiwan Honda Nachbau.
Bei der ersten Probefahrt stellte ich dann fest, dass die Bremsleistung des mit Edelstahlspeichen & Sanremo Felgen neu aufgebauten Hinterrades gleich Null war – hatte ausgerechnet eine Radnabe mit Rissen im Bremsring erwischt. An dieser Stelle ragte der Ring kraterförmig nach innen, daher lagen die Bremsbeläge nur dort auf. Weil die Zeit drängte („mein“ TüV Prüfer ist auf Wochen ausgebucht) wurde der Hubbel erstmal nur mit der Flex (neben einer Handbohrmaschine so ziemlich das einzige Werkzeug, mit dem ich halbwegs umgehen kann) geglättet, bis die Bremsleistung halbwegs TüV gerecht war. Später mußte dann natürlich ein neues Rad aufgebaut werden.
Vorne stellte ich dann ein starkes Wobbeln oberhalb 80km/h fest – das angeblich „unfallfreie“ SLR Vorderrad hatte einen Achter …. Mit den Rädern hatte ich kein Glück. Half aber alles nix – mit mehr als gemischten Gefühlen gings zur TüV Abnahme.
Hat dann aber alles prima geklappt, mit der Mahnung, den Achter schnellstmöglich zu richten bekam ich die 19/18‘‘ Räder samt SLR Bremsanlage eingetragen. Es regnete zwar in Strömen, die Farbe auf den Edelstahlkrümmern wurde sofort weggespült und noch viel Arbeit lag vor mir – aber ich war erst mal happy und konnte den unnachahmlichen Sound des Domimotors genießen … broooooappp!
Wiedervereint im Kreise meiner beiden anderen "ständigen" Motorrädern. Ich hatte daneben immer mal andere, die sich aber nie lange halten konnten. Während diese drei sich perfekt ergänzen und daher auch alle regelmässig gefahren werden - das Gespann für Familie & Winter, die NX250 als Nix-Moto und Enduro (mit einem zweiten Radsatz) und die Domi für Treffen & Touren.
