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Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Kaufberatung: Mopeds
Parkett
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von Parkett »

Ich kann dem vorherigen Beitrag nur beipflichten, denn die Erfahrung, die ich derzeit mit meiner 450er mache ist ähnlich - wenn auch mein Moped in einem super Zustand war. Die Auswahl an guten (Original)-Ersatzteilen ist sehr mager, gewisse Dinge findet man einfach überhaupt nicht mehr.

Ohne einen Spezialisten, der wusste wo er welches Teil herbekommt, hätte ich mir das Projekt nicht angetan. Bei der gezeigten 250er sollte man sich wirklich die Frage stellen, ob man 1000,- hinlegt + Motorrevision (worst case) + dezenter Cafe Racer-Umbau. Da landet man dann ganz schnell bei insgesamt 4-5.000 Euro, wenn man nicht vollständig alles selbst machen kann.

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f104wart
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von f104wart »

Parkett hat geschrieben: Da landet man dann ganz schnell bei insgesamt 4-5.000 Euro, wenn man nicht vollständig alles selbst machen kann.
Das ist ne Größenordnung, mit der Du immer rechnen musst, wenn Du was vernünftig machst.

Ausgeben oder wahr haben will´s zwar keiner, aber wenn´s hinterher auf dem Wertgutachten steht, sind alle glücklich. :grin:

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grumbern
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von grumbern »

Sind die Motoren tatsächlich solcher Murks? Ich hatte ja schon einiges, aber dass ich von "Schrott" reden würde, heißt eigentlich: Unrettbar.

Was geht denn an den Köpfen kaputt, dass man nichts findet?

Aber gut, wenn sich da auch Leute melden, die sich mit genau diesen Maschinen befassen und vor allem begründen, warum der Preis "überzogen" ist. Ein einfaches "ist zu teuer" bringt keinem was. Ricardos Ausführungen bringen da etwas mehr Licht ins dunkel, aber auch da stellen sich mir noch einige Fragen.
Da solltet ihr euch vielleicht mal direkt kurzschließen.
Wenn natürlich eine einfache Motorüberholung schon den Wert des Motorrades verfünffacht, ist so was ja fast schon Deko fürs Wohnzimmer?! :oops:
Gruß,
Andreas

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ricardo
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von ricardo »

Die Motoren an sich sind super, aber es ist eben alles auch wie im Werbeprospekt der 70er "SuperSport" - das ist Japanisch und bedeutet sowas wie "Pflegebedürftig". Die Motoren sind für ihren Hubraum von der Leistungsausbeute für damalige Verhältnisse die Speerspitze Japanischen Motorenbaus gewesen, und sind eigentlich relativ standfest konstruiert... wenn man ihnen die notwendige Pflege und Wartung zu Gute kommen lässt. Da liegt der Hase im Pfeffer... die Kisten sind als "Commute-Bike" Konzipiert, nicht als Tourer, und entsprechend auch günstig. Je günstiger ein Motorrad gebraucht ist, desto geringer ist die Hemmschwelle sich sowas zu kaufen...aber auch die Reparatur mal selbst zu versuchen. Das bedeutet was die Motoren kaputt macht ist
1. Unzureichende Pflege: Ölwechsel, Zündung einstellen, Ölzentrifuge reinigen, Ventilspiel nachstellen
2. Schlechtes Fahrverhalten: Warmfahren!! Nie zu niedertourig fahren
3. Beim daran Schrauben penibel vorgehen: Kontamination durch Schmutzeintrag ins Motorinnere, Einstellungen korrekt durchführen
4. Schlechte Lagerung: Bevor die Dinger so beliebt wie heute wurden, gab es etwa ein Fenster von 20 Jahren, in denen sie irgendwo in einem Schuppen vor sich hin oxidierten.

Folgen nach Lagerung:
Immer Rost im Zylinder,
kaputte Nockenwellen

Folgen nach falscher Wiederinbetriebnahme (falsch heißt in diesem Kontext ohne 100%iges Zerlegen)
Gummiabrieb im Ölkreislauf von Steuerkettenspannschiene und Steuerkettenspannrollen
Zugesetzte Ölbohrungen im Kupplungskorb-Ölpumpenantriebsexcenter (ergo Kolbenpumpenhub sinkt auf dramatisch geringen betrag - proportional zur ölförderleistung)
Über Rost im Zylinder flatternde Kolbenringe - in der Folge davon dann aufgeweitete Kolbenringnuten, 2-800km später dann gebrochene Kolbenringe
Zugesetzte Schlammhülsen in der Kurbelwelle, ergo keinerlei weitere Filterung des Kurbelwellenschmierstoffes mehr.

Oft kommen dann noch beliebige Kombinationen folgender Defekte hinzu:
zerwurstete Kerzengewinde
Riefige Ventilführungen von unsachgemäßem Aus- und Einbau der Ventile
Krumme Ventile wegen unzureichender Steuerkettenspannung (weil diese genannten Gummi-Spannteile nach 40 jahren bei Wiederinbetriebnahme ohne Austausch einfach nach 500-1000km spätestens zerbröseln)
Gern viele Aluminiumspäne im Motor weil sich die Steuerkette wahlweise seitlich in den Zylinderkopf oder in den Zylinder fräst (teilweise so tief dass nach 4mm aluminium die Außenwelt erreicht wird)
Falsche oder mehrfach montierte Kolbenclips die ihren Weg aus den Nuten heraus finden
Die Getriebewellen wie auch die KW haben jeweils positionierstifte an den LAgerschalten. Oft haben Idioooten diese Motoren zerlegt... und noch viel schlimmer: wieder zusammengebaut. Dann werden diese Stifte übersehen und aus den GEhäuseteilen gedrückt. Keine Positionierung der Wellen und Lagerungen mehr, Ölverlust (besonders gern über der Getriebehauptwelle, da geht direkt die Ölgallerie lang).
Dann ist oft noch der Anlasserfreilauf im Arsch, weil sich die Schrauben im Lima Rotor lösen,
dann vom Kickstarterausklinkmechanismus das ausklinkblech verbogen vom hochschnippsenlassen des Kickstarters nach dem Ankicken
Tiefe Klopfspuren im Brennraum von detonationen durch falsche Zündungseinstellung, schlechten sprit und dergleichen
Durchgebrannte Kopfdichtungen

Und wenn ich noch 5 minuten nachdenke, fallen mir noch 100 sachen ein. Das hier ist das grobe.

Ich habe von diesen Motoren in den 4 Jahren die ich mit diesem Modell jetzt ins bett gehe sicherlich um die 25-30 zerlegt, 15 in Teilen im Regal, 10 überholt und wieder zusammengebaut, und fahre son Teil als daily driver. Ich weiß dass sie sich absolut geil fahren und spaß machen ohne ende, aber wer keinerlei begabung und werkzeug und zeit hat, der nagelt sich da was an die backe, was ihm nur graue haare bescheren wird. Für jemanden wie mich, der in seinem Schlafzimmer 2 Motorräder in Teilen im Regal hat, in der Werkstatt 20-30 motoren lagert, und den ganzen Tag über ausgefeilte Modifikationen und umbauten an Motoren nachdenkt, ist es "a walk in the park".
Also jedem das, dem er sich gewachsen fühlt.

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grumbern
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von grumbern »

Danke, das war ausführlich! .daumen-h1:

Also quasi das übliche Übel, gepaart mit schlechter Ersatzteillage.
aber wer keinerlei begabung und werkzeug und zeit hat, der nagelt sich da was an die backe, was ihm nur graue haare bescheren wird.
Das muss natürlich jeder selbst wissen, aber je älter so eine Baustelle ist, desto größer natürlich auch die Gefahr in diesen Bereich abzudriften :grinsen1:

Trotzdem finde ich es schon etwas streng, dem Maschinchen quasi "keinen Wert" anzurechnen, denn so übel scheint sie mir nicht.
Ich habe aber auch bisher alles zerlegt, was mir in die Hände gekommen ist und wieder aufgebaut, ich kenne es also nicht anders.
Gruß,
Andreas

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f104wart
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von f104wart »

grumbern hat geschrieben:Trotzdem finde ich es schon etwas streng, dem Maschinchen quasi "keinen Wert" anzurechnen, denn so übel scheint sie mir nicht.
Das sehe ich eignetlich genau so. Zumal sie 200 km vorher, bevor die Ventile "eingestellt" wurden, ja noch lief.

...Natürlich können die Kolbenringe danach gebrochen sein, natürlich kann es sein, dass die (Auslaß)Ventilführungen etwas ausgeschlagen sind und natürlich sind nicht alle Verschleißmaße neuwertig, aber, mein Gott, sie läuft.

Wenn der Preis für die Ausgangsbasis passt - ich liege da nach wie vor bei 600 € - dann ist das völlig okay und für beide Seiten akzeptabel.

Wahrscheinlich haben wir hier im Forum wesentlich mehr hoch dekorierte und gefeierte Umbauten, die technisch in einem wesentlich schlechteren Zustand sind oder es zumindest waren.

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ricardo
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von ricardo »

Nein, ich erkenne der Basis keineswegs ihren Wert ab. Das Teil ist halt patiniert, der Lack mutet halbwegs original an, und der Komplettierungsgrad ist hoch. Aber wenn man den Zustand dieses Fahrzeuges mal in Relation zu anderen gleichen Zustandes die so verkauft werden setzt, ist alles zwischen 600-800 Euro für die Basis schon noch ok. Ich habe von diesen karren über die Jahre 4-5 gekauft, aber immer nur bis 350 incl. Transport bezahlt. Ich habe sie aber auch nur dann gekauft, wenn sie wirklich billig waren, und demzufolge üblicherweise in einem kosmetisch schlechtem Zustand, oder zumindest sehr Schmutzig und co. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Instandsetzung teuer ist, ich habe die immer einfach geputzt, mit der Sprühdose an einigen stellen am Rahmen nachlackiert, und gut wars. Alle die meine CB350 schon persönlich erlebt haben, finden sie genau richtig so. Wenn man sie kosmetisch in einen Sammlerzustand bringen will, macht man ein ganz anderes Fass auf, aber ich denke das ist hier auch allen bewusst. Will ja auch keiner.
Was jedoch alle von diesen Karren die ich bisher in den Fingern hatte gemeinsam hatten ist, dass egal wie gut sie aussah, wie soll die restauriert war oder dergleichen... der Motor eigentlich immer in einem eher beschissenem zustand war. Kosmetisch sei mal dahin gestellt, ich rede nur von mechanisch. Desshalb bezahle ich lieber 1000 Euro weniger und kaufe eine in kosmetisch schlechtem Zustand, aber eine bei der von anfang an klar ist, dass man sie wieder fit machen muss. Wenn das moped huebsch aussieht, hat man immer eine schwere Zeit damit den Verkäufer zu überzeugen dass die restlichen 0.2 Bar Restkompression die noch auf dem rechten Zylinder am start sind nicht vom zu geringen Reifendruck meines anreisefahrzeuges kommen, und der Motor bei der so schön polierten und neu lackierten karre höchstwahrscheinlich bisher keine Liebe erfuhr und etwas TLC benötigt. (=Komplett überholen)

Mit "sie lief da irgendwann mal" kommst Du nichtmal in die Nähe vom Bäcker oder Kippenautomaten um die Ecke, geschweige denn an ernsthaft fahrpraxis auf dem Modell oder gar Fahrfreude. Diese Karren laufen entweder richtig, oder gar nicht. Alles dazwischen ist ungenießbar, und kein Zustand. Wie ich schon schrieb, nach einer Wiederbelebung nach langer standzeit haben die Komponenten im Worst case eine Resthaltbarkeit von <1000km. Wenn ich also eine wiederbelebte karre kaufe, und der typ hat damit ernsthaft 5000km abgespult, glaube ich ihm, dass sie gut läuft, und das auch morgen noch tut. Sind es weniger als 2000km, können, bzw. werden alle inneren Komponenten kurz vor Ende sein, und das ist nur eine Zeitfrage.
f104wart hat geschrieben: Wahrscheinlich haben wir hier im Forum wesentlich mehr hoch dekorierte und gefeierte Umbauten, die technisch in einem wesentlich schlechteren Zustand sind oder es zumindest waren.
Ganz genau. Das nennt sich dann Trailerqueen, und wird dann mit "der Vergaser und die Zündung müssten mal eingestellt werden" auf Ebay Kleinanzeigen wieder verbimmelt.
Von allem was ich bisher gesehen habe, schätze ich mal dass <10% aller Umbauer sich wirklich um ihre Motoren kümmern, und noch weniger das Teil wirklich hinterher fahren, und das intensivst. Und das ist eine traurige Nummer.

Ich bin nicht prinzipbedingt, sondern leider erfahrungsbedingt ein Pessimist an dieser Stelle. Motoren verzeihen einfach weniger Fehler als Blech, Rahmen und andere Bauteile an denen gern (optisch) getunt wird.
Zuletzt geändert von f104wart am 11. Apr 2017, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat Verknüpfung korrigiert

Schraubnix

Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von Schraubnix »

ricardo hat geschrieben:
Von allem was ich bisher gesehen habe, schätze ich mal dass <10% aller Umbauer sich wirklich um ihre Motoren kümmern, und noch weniger das Teil wirklich hinterher fahren, und das intensivst. Und das ist eine traurige Nummer.
So isset , ich werde es nie verstehen warum die meisten mehr auf die Optik Wert legen .

Was nützt das schönste Moped wenns ein Technischer Trümmerhaufen ist , läuft wie ein Sack Muscheln oder andauern andere Probleme hat und darum obendrein Scheisse fährt .

Parkett
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Motorrad:: Honda CB 450

Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von Parkett »

Hätte hier eine Alternative auf Kleinanzeigen gefunden. Zwar fast doppelt so teuer aber eine deutlich geringere Laufleistung und möglicherweise nachweislich lange in einem Besitz, daher vielleicht auch viel Dokumentation/Rechnungen vorhanden.

Ich glaube nicht, dass man jedes Motorrad vollständig zerlegen muss um es wieder in Betrieb nehmen zu können.

Honda CB 250 G, 1.850 €

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... nt=app_ios

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f104wart
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Re: Entscheidungshilfe Honda CB250 K

Beitrag von f104wart »

Schraubnix hat geschrieben:So isset , ich werde es nie verstehen warum die meisten mehr auf die Optik Wert legen .
Weil sie von der Technik keine Ahnung haben, nicht wirklich schrauben können, man das schlechte Laufen des Motors als Tribut für die offenen LuFis bereitwillig in Kauf nimmt, das ganze mit mattschwarz lackierten Tauchrohren und Felgen, durchgeschobenen Gabeln, mumifizierten Krümmern, breiten Schlappen und nem Brett auf dem abgeschnittenen Heck das Ganze trotzdem cool aussieht und man damit trotz eingeschränkter Schräglagenfreiheit auf der Hipsterwelle mitreiten kann. :neener:

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