Ich weiß, was Du meinst und bin voll bei Dir, aber genau daran scheiden sich eben die Geister.bikebomber hat geschrieben:Ich baue an meinem Caferacer seit fast einem Jahr, aber ich versuche es richtig zu machen.
Es geht aber hier eigentlich auch nicht darum, was "richtig" und was "falsch" ist, sondern um das Terrain, wofür ein Scrambler ursprünglich gedacht war und das, wo er sich heute überwiegend (noch) bewegen darf und wo nicht.
Der Scrambler ist - ähnlich wie auch die Cafereacer der 60er Jahre - ursprünglich aus Serienmaschinen entstanden und ist der Vorläufer einer Enduro, die, wie der Scrambler auch, eine Mischung aus Gelände- und Strassenmaschine ist. Und deshalb auch sowohl auf der Strasse wie auch (bedingt) im Gelände zu Hause sind.
Insofern kann man ein ehemaliges Strassenmotorrad, das mit (halbwegs) geländetauglichen Reifen ausgerüstet wurde, einen breiten und stabilen Lenker erhalten hat und dessen Auspuffanlage nach oben verlegt wurde, durchaus schon als Scrambler bezeichnen. ...Genau so sind sie urprünglich entstanden.
Mit Deinem Caferacer, den Du Dir gerade baust, hat das nichts zu tun und ist ein ganz anderes Thema. Ebenso wie die Hipstermühlen, die sich gerne Caferacer nennen, aber in Wirklichkeit meist eine Mischung aus allen möglichen Stilrichtungen sind.
Und jetzt komme ich selbst auch vom eigentlichen Thema ab...
Die Hipster-Kultur ist ein Produkt der Neuzeit und ähnlich entstanden wie damals die Caferacer Szene. Es geht im Grunde darum, bestehende soziale Strukturen zu "hinterfragen" und anders zu sein. Individuell. Sich irgendwelchen Klischees zu widersetzen.
Der Hipster definiert sich über seine Andersartigkeit und adaptiert dazu das, was er für sich als passend empfindet. Ob´s nun die Holzfällerhemden sind, die Schnürstiefel oder das Moped, das dann gerne und fälschlicherweise als "Caferacer" bezeichnet wird.
Das Moped muss - im Gegensatz zum echten Caferacer - nicht besonders gut fahrbar und nicht wirklich schnell sein, es muss nur "individuell" aussehen und auf ein Minimum zusammengeflext werden, damit es schnell und minimalistisch aussieht.
Hier geht es, wie schon gesagt, weniger um die Fahrbarkeit als vielmehr um die Optik, den Spaß am Umbauen und das schnelle Aussehen.
Man mag davon halten, was man will. Dem Hipster haben wir es zu verdanken, dass die Mopeds, die er für sich entdeckt hat, nicht weiter in einer feuchten Scheune oder einer dunklen Garagenecke vor sich hin gammeln.
Der Rost wird mattschwarz überlackiert und die rostigen Krümmer liebevoll in Hitzeschutzband gehüllt. Das von Mäusen zerfressene Sitzsofa weicht einem mehr oder weniger gepolsterten Bügelbrett und die durchgegammelten Endschalldämpfer werden durch irgendwelche Krawalltüten aus dem Zubehör ersetzt. Um die Sprotlichkeit noch etwas mehr zu be"tonen", kommen noch offene LuFis drauf. Den Tribut der Leistungseinbuße zahlt man gerne, denn mit durchgeschobener Gabel, gekürztem Heck begrenztem Federweg und eingeschränkter Schräglagenfreiheit ist die Performance nur noch zweit- und drittrangig.
Mit der Individualität ist es längst vorbei. Kennst Du eine, kennst Du alle. Das ehemals besondere wurde inzwischen zum Mainstream, denn es ist ohne große Fachkennstnis und mit relativ einfachen Mitteln machbar.
Und trotzdem: Der Hipster ist Motorradfahrer mit Leib und Seele. Er gehört dazu, wie jeder andere auch.
Er tut das, was wir auch machen: Er hat Spaß am Umbauen, fährt gerne Motorrad und hat mehr mit uns gemeinsam, als irgendein GS-Fahrer mit Warnweste und Klapphelm. Ich mag ihn, den Hipster.
...Aber er sollte doch bitte für seine Umbauten einen eigenen Namen finden.

Warum nennt man diese Dinger nicht einfach "Roadster"?
...Ein Roadster dient vorwiegend dem Fahrspaß, muss dabei aber keine großen Ansprüche an das Fahrwerk erfüllen. Er sieht sportlich aus, muss dabei aber nicht wirklich schnell sein, ist kernig gefedert, minimalistisch ausgestattet und der Komfort tritt zugunsten eines niedrigen Gewichts in den Hintergrund.

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