Ich denke grundsätzlich muss man vorab einmal unterscheiden, ob man die Airbagweste schwerpunktmäßig für die Straße oder für die Rennstrecke nutzen möchte. Denn die Anforderungen sind recht unterschiedlich.
Es gibt erstmal grob zusammengefasst zwei verschiedene Airbagsysteme am Markt.
- Zugbandsysteme (Helite, Gimoto etc.)
- Elektronisch auslösende Systeme (Alpinestars, Dainese, In&Motion (Ixon, Held) etc.)
1. Zugbandsysteme
Anbieter: Helite, Gimoto etc.
Die günstigeren Systeme sind die Zugbandsysteme. Man befestigt das Auslöseband der Weste am Motorrad und wenn man von Motorrad fliegt und mit mehr als ca. 30 kg am Zugband zieht, löst die Weste aus. Sollte man mal beim normalen Absteigen das Lösen des Zugband vergessen, dann ist das wohl kein Problem, denn auf leichten Zug reagiert das System noch nicht und 30 kg Zugkraft ist auch schon mal eine Ansage. Das Nachfüllen dieser Systeme ist einfach, schnell und günstig erledigt.
Nachteil dieser Systeme: ist die Minimumentfernung vom Motorrad, bis das System auslöst. Das bedeutet, dass man erstmal vom Motorrad weg sein muss, bis diese Systeme auslösen. Und in der Regel lösen diese Systeme auch noch langsamer aus, als die elektronischen Systeme. Lt. ADAC Testberichten schützen diese Systeme z.B. nicht beim Primäranprall am Fahrzeug, was besonders im Straßenverkehr ein wichtiges Kriterium ist. Ich persönlich bin mir auch nicht sicher, ob diese Technik bei einem Lowsider auf der Rennstrecke, also einem wegrutschendem Vorderrad, bei voller Schräglage wirklich rechtzeitig auslöst. Ich sag mal, wenn die Schulter in der vollen Schräglage nur z.B. 40 cm vom Boden entfernt ist, das System aber erst nach 30 cm Motorradbewegung zum Kurbenäußeren (+Systemreaktionszeit) auslöst, dann würde ich sagen, dass wird knapp.
Dadurch, dass man diese Westen über die Jacke zieht, kann sie im Falle eines Sturzes schnell durchgeschliffen sein und ist dann halt kaputt. Andererseits kann man sie über alle Jacken und Kombis tragen.
Helite-System:
GimotoSystem:
2. Elektronisch auslösende Systeme
Anbieter: Alpinestars, Dainese, In&Motion (Ixon, Held) etc.
Die elektronisch auslösenden Systeme sind i.d.R. schneller und leider auch teurer. Bei Alpinestars und In&Motion-Systemen kann z.B. zwischen Straßen- und Rennstreckenmodus umschalten. Dainese hat getrennte Systeme für die Rennstrecke (fest integriert in die Dainese D-air Lederkombis) und Straße (als D-Air Weste als 2019 Version).
Nachteil dieser Systeme: sind die Kosten und man muss diese System laden und je nach Modell auch warten lassen. Dafür bekommt man aber auch rennsporterprobte, high-tech Sicherheitstechnik. Hat man ein Airbagsystem, welches unter dem Kombi getragen wird, muss man besonders bei einteiligen Lederkombis darauf achten, dass sie für ein bzw. das gewünschte Airbagsystem geeignet sind. Es muss genug Ausdehnungsfläche vorhanden sein. Bei getrennter Jacke und Hose ist das wiederum kein Problem.
Bei den In&Motion-Systemen setzt sich der Preis aus ca. 400 für die Weste und ca. das Gleiche nochmal für die Lade- und Updatestation zusammen, die aber auch wahlweise geleast werden kann. Dann bekommt man z.b. immer die neuste Version.
Also zusammgefasst: ca. 400€ Weste + 400€ Modul + 100€ Racemode oder im Leasing: 400€ Weste + Monatsmiete 12 € oder Jahresmiete 120 € + evtl. Racemode (?) Ich hoffe die Preisangaben stimmen größtenteils.
Dieses System kann man selber nachfüllen, kostet aber mehr, als z.B. die Zugbandsysteme. Ixon hat die Weste mit der In&Motion-Technik zuerst auf den Markt gebracht und ab diesem Sommer hat Held eine Weste raus gebracht, die die neuste Version der In&Motion-Technik nutzt.
Bei Dainese (im Rennkombi) und Alpinestars kostet das Airbagsystem schon mal grob 1000-1200,-. Ausnahme ist die Dainese Straßenweste, die liegt bei ca. 600,- Euronen. Diese Systeme sind beim Auffüllen recht teuer, ja nach Version zwischen 200 - 500,- EUR. Wobei z.B. das Alpinestars-System auch zweimal auslösen kann. Dieses Auffüllen kann aber nur im speziellen Servicepunkt des Herstellers durchgeführt werden. Die sind darauf spezialisiert und es geht super schnell mit dem Hin- und Rücktransport. Zusätzlich sollen diese Systeme auch ca. alle zwei Jahre mal zur Wartung eingeschickt werden.
Dainese Smart D-Air Weste (Straße):
Dainese D-Air (Rennstrecke):
Alpinestars (Straße und Rennstrecke):
Mein persönliches Fazit:
Würde ich eine Weste hauptsächlich für die Straße suchen, würde ich ganz klar sofort die ganz neue Dainese Smart D-Air Weste (2019er Version) nehmen.
Für die Rennstrecke würde ich als:
- Zugbandsystem: entweder die leichtere Helite GP Air 2 oder die Gimoto-Weste mit der größeren Schutzfläche nehmen.
- Elektronisches System: die Alpinestars-Weste, weil es für mich das beste und schnellste System am Markt ist, und die größtmögliche Schutzfläche bietet.