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Meine erste Urlaubsgeschichte

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DerSemmeL
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Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

Servus,

nachdem der Eric ja hier eine kleine Geschichte veröffentlicht hat, möchte ich auch meine Erlebnisse hier mit euch teilen,
eine wahre Geschichte vom August 2009, als ich nach einer Pause von 14 Jahren wieder angefangen habe, Motorrad zu fahren. Ich werde auch den Link zur Geschichte dazu einstellen, denn ich habe leider von der ersten Fahrt nach Brecize die Fotos nicht mehr greifbar.

Nachdem es ja Urlaubszeit ist bzw. war,
hab ich mich entschlossen, diese Geschichte hier zu veröffentlichen. Das ist zwar 4 Jahre her, denke aber trotzdem etwas, das den ein oder andren interessieren könnte.

Besteht aus insgesamt 7 Teilen.

Einleitung:
Dies soll der Versuch werden, die Erlebnisse zu schildern, die ich auf meinem ersten Motorrad-Trip nach Slowenien erlebt habe….
Begonnen hatte mein Traum bereits im Jahr 2006, auf dem Motorradtreffen des MotoClub „Skorpjions“ in Brezice, Slowenien.

Damals, als ich noch nicht im Entferntesten daran denken konnte, jemals wieder auf ein fahrbereites Motorrad zu steigen, stand meine erste Maschine, eine Kawasaki Z200, immer noch verstaubt, und seit 1995 abgemeldet, in meinem Kellerabteil. Jedenfalls habe ich dort in Slowenien wieder Motoröl (Blut) geleckt.

Das ich dann jedoch mit einer andren Kawasaki dorthin gefahren bin, das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls war der an der Sitzbank der Z200 fehlende Halteriemen der Grund dafür.

Am 2.06.2009 habe ich endlich TÜV für diese besagte andere Kawasaki, eine Z 250C (EZ 6.07.83), bekommen und mich mehr oder weniger sofort mit der Planung dieser Fahrt beschäftigt.

Sehr aufregende Gedanken, ob das so klappt, wie ich mir das vorstelle, kreisten immer wieder durch meinen Kopf.

Damit verbunden auch die bohrende Ungewissheit, ob meine „neueste“ Kawasaki, im Folgenden der „Giftzwerg“, mit knapp 27 tkm auf der Uhr, nach fast zwanzig Jahren Dornröschenschlaf, das auch alles schafft, was mir in den Kopf gesetzt habe..
Der GiftZwerg.jpg
Das alles ist ja eigentlich auch nur darauf zurückzuführen, dass ich leidenschaftlich gerne Motorrad fahre und damit, nach einer Pause von 14 Jahren, auch wieder damit angefangen bzw. weitergemacht habe.
Alleine schon jedes Mal das Kribbeln in der Seele und im Herzen zu genießen, wenn die Ohren nach ein bis zwei Startversuchen das Arbeiten des 1-Zylinders hören...

Wer es kennt, der versteht, was ich damit meine…

Mein Ziel, das ich mir in den Kopf gesetzt habe, ist auf dieses Treffen nach Slowenien endlich mal mit einer eigenen Kawasaki zu fahren, das ich bisher ja schon 3 Mal besucht hatte, allerdings „leider“ immer mit dem Auto.

Zu den Vorbereitungen:
Genauer gesagt, es war eher eine Art Unruhe, die mich schon Tage, nein eher schon Wochen vor der Abreise, in eine Art positive Nervosität versetzte.

Das Erledigen von Dingen, wie das Heraussuchen einer Route, ohne ewiglange feinstaubige Tunnels, wie z. B. den Karawankentunnel mit über 7 km Länge oder den Tauerntunnel, für den sogar noch dieselbe Mautgebühr zu entrichten ist, wie für PKW. Dies erfuhr ich allerdings erst auf der Heimreise… doch dazu später.
Auch die Packliste vorzubereiten, um für (fast) alles an Eventualitäten auch gerüstet zu sein, erforderte eine Menge an Überlegungen, für einen Wiedereinsteiger wie mich.

Unter anderem galt es auch meine ganzen (ehemaligen) Motorradsachen wieder zu reaktivieren, wie meine alte orange Regenkombi, die Ledersachen zu pflegen und bei einem Freund ein kleines und doch geräumiges 1-Mann-Zelt auszuleihen, waren ebenso einer der Bestandteile der Vorbereitungen, wie Ersatzzündkerzen, Birnen zu besorgen und natürlich auch Werkzeug auszuwählen. Alles dies stand ebenfalls auf der fast eine DIN A4-Seite füllenden Dinge, die ich mitnehmen wollte.

Allerdings muss ich an dieser Stelle auch gestehen, dass ich einiges aufgrund Platzmangels und Sorge über das zulässige Gesamtgewicht wieder von dieser Liste gestrichen habe. Ausreichende Mengen an Motoröl mitzunehmen, schienen mir wichtiger, als z. B. Geschirr und Besteck.

Das war der erste von sieben Teilen

Gruß vom SemmeL

PS:
ich werd alle sieben Teile so im Lauf der nächsten 14 Tage hier einstellen
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T3Eric
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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von T3Eric »

Vielversprechend, ... das Packproblem kenn ich. Ich bin auch so ein Bekloppter, der beim Packen vom Werkzeug erst dann aufhört, wenn die Packtasche die Straße berührt.

Beeil dich mit dem Posten, am ersten April sitzen endgültig alle Mortorradfahrer (Biker ätsch) auf ihren Böcken.
Abyssus abyssum invocat.

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DerSemmeL
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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

T3Eric hat geschrieben: 19. Mär 2021 Vielversprechend, ... das Packproblem kenn ich. Ich bin auch so ein Bekloppter, der beim Packen vom Werkzeug erst dann aufhört, wenn die Packtasche die Straße berührt.

Beeil dich mit dem Posten, am ersten April sitzen endgültig alle Mortorradfahrer (Biker ätsch) auf ihren Böcken.
Danke für die Vorschusslorbeeren, ich bin halt auch etwas campingafin, mit Kocher, Pfanne etx.. des wäre aber niemals alles reingegangen.

Nachdem es sieben Teile sind, bekomme ich das hin, bis April. selbst mit jeden 2.Tag einen Teil zu posten, dann ist es der 30.03.2021 - Außerdem können die ungeduldigsten ja auch im Zettchenforum selbst nachlesen :o

Es soll Motorradfahrer geben, die wirklich 5/09 auf dem Nummernschild stehen haben. Das wäre max. für eine von mindestens dreien "machbar", in meinen Augen, oder eben für ne wirklich außergewöhnliche Maschine.

Für meine Motorräder gibts nur Zahlen und Buchstaben auf den Nummernschildern, keine Striche. Die gehören auf die Straßen!

Gruß vom SemmeL
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DerSemmeL
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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

[bNun weiter[/b]
Am 13.08.09 um 14:45Uhr mit 27.047 km auf dem Tacho ging es dann von meiner Wohnung aus endlich los.

Den Giftzwerg bepackt mit Isomatte, Zelt, Schlafsack und den prall gefüllten (Fahrrad)-Satteltaschen, mit denen ich bereits 1983 die Radltour mit meinen zwei Freunden, nach Frankreich gemacht hatte. Die Taschen sind also genauso alt wie das Motorrad.

Weiter noch eine Art Seesack, vor dem Gepäckträger, für die Klamotten, die nicht mehr in die Satteltaschen gepasst haben. War zwar etwas umständlich auf eine so voll bepackte Maschine zu steigen, aber das Sitzgefühl zwischen all meinen Habseligkeiten war durchaus angenehm, auch wegen der Möglichkeit, sich bequem anlehnen zu können.

Ready for take off:
Ölstand & den Adrenalinpegel prüfen, jeder Doc hätte mich mit dem Blutdruck nirgends wohin fahren lassen - , dann den Motor starten, warmlaufen lassen, kribbelig noch eine rauchen und nochmal kontrollieren, ob auch alles gut festgezurrt ist.

Zum x-ten Mal überdenken, ob auch alles dabei ist, in der Wohnung alles okay, usw… egal – ich habe den Entschluss gefasst, nach Slowenien zu fahren
– also „Go for it“ !!!!!

Auf dem Tank der fast nagelneue Tankrucksack, den der Ex meiner Exfreundin mir noch am Tag zuvor geschenkt hatte, mit dem sehr hilfreichen Rat, mir für Österreich auf jeden Fall noch einen Verbandskasten für Motorradfahrer zu besorgen, und die „Pickerl“ – das spart Zeit, ein nicht unwichtiger Faktor bei einer Strecke von ca. 700 km, bei einer geplanten durchschnittlichen Reise“geschwindigkeit“ von 85-90 km/h.

Mein erstes Ziel war also der ADAC in der Ridlerstrasse.
Tja, da war meine, schon seit Wochen nicht mehr vorhandene, Geduld gefragt, denn vor lauter Kribbeln hatte ich mich, auf dem Weg dorthin, total verfranst…denn vor lauter Aufregung hatte ich in meiner eigenen, okay „Groß“-Stadt die Orientierung verloren! :? Oh wie peinlich ist das denn?? Seehr, aber dazu steh ich 1fach… :roll:

Dort endlich angekommen war die nette Dame des ADAC weder in der Lage, mir das Wetter in Slowenien herauszusuchen, da sie angeblich weder Catez noch Brezice in ihrem Computer finden konnte, noch mir eine Mautplakette für Slowenien zu verkaufen.
Also bot sie mir die Wettervorhersage für Zagreb an, „weil das sei ja da in der Nähe“.. Dort war für Freitag 90% Regenwahrscheinlichkeit angesagt, für Samstag trocken, für den Sonntag ebenfalls und für den Montag genauso. Also bestes Wetter, abhängig davon, ob dies dann auch auf Brezice zutreffen würde. „Dann bräuchte ich bitte noch das Wetter für den Millstätter See“, war mein nächster Wunsch.
Denn ich wollte die Strecke ja nicht auf einmal runterheizen, sondern ganz gemütlich, meinem Gefährt & Wesen entsprechend. „Wie schreibt sich denn das?“ erkundigte sich die Dame. Also buchstabierte ich ihr schon leicht ungeduldig, „M I L L S T Ä T T E R SEE“. Sie entgegnete, „sie könne in ihrem Programm aber nur den Faaker See finden..“ worauf ich meinte, „da san ja nur die ganzen Harleyfahrer, da übernachte ich ganz sicher net!“ „Ja, dann könne sie mir alternativ noch Villach anbieten. Donnerstag in der zweiten Tageshälfte sowie den ganzen Freitag Schauer und Gewitter“.

Na ja, unter Service stell ich persönlich eigentlich was andres vor, aber was will mensch machen.

Das Erste-Hilfe-Packerl mit dem Pickerl für Österreich kostete mich 11,35 €, recht günstig – und vor allem eine richtige Motorradplakette, die aufgeklebt wird und nicht, wie Sven mir erklärt hatte, in die Sichtfenster vom Tankrucksack gesteckt werden muss, weils ja sonst net klebt…
„Die Plakette für Slowenien gibt’s aber nicht, die bekommen Sie erst an den Raststätten kurz vor der Grenze“ waren die Worte der Dame zu den Vignetten.
Schön, wenn alles möglichst genau geplant ist, einem aber die Realität dann doch einen Streich spielt.

Okay…also noch die letzte Frage, wie den das Wetter am Loiblpaß sei, denn diesen Pass wollte ich zur Umgehung des Karawankentunnels fahren.
"Keine Meldungen, max. 17 % Steigung, ganzjährig geöffnet, für PKW etwas Bergerfahrung notwendig, für Gespanne nicht empfehlenswert und für LKW verboten".
Das hört sich doch schon mal gut an, denn ich finde nichts schlimmer, (doch! - da gibts schon Alternativen, was noch schlimmer wäre, aber das führt definitiv off Topic) als einen Truck hinter mir, der einem 17-PS-Motorrad sowohl gewichts- als auch leistungsmäßig klar überlegen ist, aber aufgrund seiner Größe und wegen der Kurven nicht an einem vorbei kommt.

In den meisten solchen Fällen habe ich es dann vorgezogen, rechts ran zu fahren, "den die das" vorbei zu lassen um weiter in Ruhe, meinen Stiefel zu fahren.

Kurz nachdem ich beim ADAC losgefahren war, meinte Petrus es gar nicht freundlich mit mir und lies einiges vom feuchten Nass auf mich und den Giftzwerg niederprasseln, sodass ich mich doch dafür entschied, mir schnell in einer Tiefgarageneinfahrt das sexyorange Ganzkörperkondom von Krawehl überzuziehen.

Egal, es hilft ja nix und dann endlich weiter nach Karlsfeld, in die Werkstattgaragenhälfte, um noch die Stiefel zu holen & die Kette nochmal zu fetten. Die Knobelbecher hatte ich zwar bereits am Dienstag holen wollen, doch was hilft einem das Wollen, wenn mensch es dann doch nicht tut.

Dann gegen 16.30 Uhr war ich endlich soweit „organisiert“, nun in Richtung Slovenjia loszubrausen.
Aber vorher natürlich noch tanken.
Nachdem das Super „nur“ 1,29 € kostete, spendierte ich dem Giftzwerg sogar SuperPlus. KM-Stand: 27.098,1.

Meine erste Pause habe ich dann an der A8 am Chiemsee-Parkplatz gemacht, zwischen unzählig vielen superblutgierigen Mücken und einigen anreisenden Besuchern des Chiemsee-Reggae-Festivals. Auch die Rennleitung machte auf dem Parkplatz kurz „Kontrolle“, ob da auch alles mit rechten Dingen zugeht, ganz zivil mit nem Audi A6…drin sitzend, brav in Uniform.

Nur 2 Zigaretten später, vorher hatte ich mich noch umständlich aus der Regenkombi gepellt und von überschüssiger Flüssigkeit befreit, flüchtete ich dann vor der Blutgier der Mücken, um mich weiter an den 4-Takt-Vibrationen zu entzücken.

Mit so 95 km/h ging es weiter in Richtung Österreich, um gleich nach der Grenze „noch billiger“ zu tanken. Wobei das billig relativ ist, denn der Liter Super kostete immerhin noch 1,26 €. KM-Stand: 27.271, 4 – Verbrauch bis hier waren 3,82 Liter auf 100 km – lag’s am SuperPlus oder der ungeduldigen Gasfaust ?? Who knows ?

Der Verbrauch spielte aber für mich, auch auf späteren Touren, nur eine untergeordnete Rolle.
Gruß vom SemmeL

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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

Hier Teil 3

Knapp 3o, 35 km später, nach Salzburg, gab Petrus dann „sein Bestes“ und mir und dem Giftzwerg quasi meine Bikertaufe -> mit bis zu geschätzten 10cm hoch stehendem Wasser auf der Fahrbahn, und das mit GiftZwergs und meiner „Begeisterung“ für Wasser.

Nur war weit und breit keine Möglichkeit oder auch nur ein Plätzchen, eine Brücke, unter der ich in diesem "…-Gewitter" eine Pause hätte einlegen können.
Absolut „no chance“ auch nur dran zu denken, die Regenhülle über den Tankrucksack zu ziehen.

Anfängerunwissen, das gebe ich klar zu, denn das vorne in dem schmalen Fach noch eine Hülle war, fiel mir erst auf, als ich die Motorradverbandstasche am nächsten Tag umgepackt hatte.

So blieb mir nur die Hoffnung, dass alles was ich in Tüten eingepackt habe, auch diesem Regenguss standhalten würde. Alle paar Kilometer galt es nur noch die Handschuhe ausschütteln, die bereits nach den ersten Regenkilometern trieften, was das Zeug (Wasser) eben nicht hielt.

Einerseits fand ich es faszinierend, das der Giftzwerg trotz dieser Wassermacht von oben, unten und von der Seite, bei Überholenden, einwandfrei weiter lief, andrerseits bin ich einfach TOTAL NASS! Steigerung dessen wäre nur noch Schwimmen.

Die bisher unangenehmste Feststellung machte ich, als ich in Gedanken bereits die nächste Raststätte anvisierte. Bis dahin waren es aber noch ungefähr 20-30 Minuten Fahrt, mit maximal 75 km/h.

Trotz der Regenkombi konnte ich irgendwie fühlen, dass sich auch mein Allerwertester allmählich recht nass anfühlte.
UNangenehmst nass! Was ein Wunder, in einer über 20 Jahre alten Regenkombi von Krawehl, wer kennt sie net aus der Fahrschule?

Es hat mir da von oben komplett reingeregnet und das obwohl die Kombi fast bis zur Brust hin „eigentlich zu“ ist. Doppelter Klettverschluss und einer hinter dem Reißverschluss liegenden Sperre, die ca. 20-30 cm über dem Bauchnabel liegt (zum pieseln ist diese Kombi schlichtweg unpraktisch, weil Du sie halb ausziehen musst, sonst ist das nicht möglich).
Auch die sonst zum Fahren perfekten Knobelbecher ließen, trotz der Imprägnierung mit Schuhcreme, Kerzenwachs & WD 40 bereits einiges an Wasser durch…aber nicht mehr raus, wenn es dann irgendwann wenigstens mal warm werden würde!

Die „Krönung“ auf diesem Stück Fahrt war dann ein BMW (wegen der Auto-Marke bin ich nicht mehr ganz sicher), der, während er mich überholte, die gesamte Pfütze, die er durchfuhr, in einem Riesenschwall über mir entlud.
Das stellt mensch sich am 1fachsten soo vor, dass mensch mal „ganz schnell“ geschätzte 20 Liter Wasser extra über sich ausgeleert bekommt.

Endlich nahte die von mir längstens ersehnte Raststätte, aber nicht, wie erhofft, mit einer Möglichkeit mich zu trocknen und zu übernachten, sondern nur, zu tanken und zu essen.

Oh oh, wie soll dieser Abend enden? Allmählich breitete sich doch wieder eine nicht ganz leichte Unruhe in mir aus.
Nach dem recht erfolglosen Versuch, die Nässe aus meinen Klamotten loszuwerden, unter den leicht mitleidigen Blicken der anderen Tankstellenbesucher, fasste ich mir ein Herz und den Entschluss, zumindest nachzufragen, wo ich denn in der Nähe eine Pension finden könne?
Die sehr nette Bedienung hinter dem Tresen meinte, in knapp 3 Kilometern, „in Eben, do kenas wos zum Schlafa findn. Guade Weiterfahrt noch, gell !“

Okay, also noch mal ein Stück weiter.. was hilfts – der Weg sollte doch das Ziel sein..

Die erste Pension, oder besser ein Hotel, war komplett belegt, es war mir auch garnet wohl, in meiner durchgeweichten Haut, nein, besser in den klitschnassen Klamotten - so war ich eigentlich doch schon fast froh drüber, nicht in diesem Etablissement zu übernachten.

Die etwas reserviert wirkende Dame an der Bar meinte, dass ein paar 100 Meter weiter noch ein Hotel sei und das ich es da doch bitte versuchen solle...

Also wieder die mittlerweile bereits gewohnte Prozedur, Helm auf (auch wenn's schon raus tropft), in die patschnassen Handschuhe schlüpfen und der mehr und mehr schwindenden Hoffnung auf einen Schlafplatz, aber doch mit der kleinen Freude im Herzen, dass der GiftZwerg noch immer ohne Murren anspringt und läuft, bin ich dann weiter gefahren.

Der Gasthof Schwaiger wurde dann endlich meine ersehnte Herberge – ein sehr freundlicher Kellner, der trotz hektischem Eindruck, auf meine Fragen, was es kosten würde, hier zu übernachten und ob es denn auch einen trockenen Unterstellplatz für mein Motorrad geben würde, lächelnd antwortete, 40 € und Garage wäre kein Problem..
Die Garage war jedoch bereits belegt, sodass ich auch mit der regengeschützten Unterstellmöglichkeit unter einem Balkon vollauf zufrieden war.

Der Ober war auch noch so entgegenkommend, aufgrund des völlig durchnässten Zustands meinerseits, darauf zu verzichten, sofort meine persönlichen Daten zu erfragen und meinte lediglich, „Check-in reicht morgen a no“ und wenn ich noch etwas zu essen möcht, "die Küch macht um halb 10 zua".
Das ist doch ne Ansage, denn außer einem Happen um halb 11 Uhr morgens hatte ich bisher, vor lauter Reise-Nervosität, irgendwie noch nichts gegessen.

Also alles an notwendigen, hoffentlich trocken gebliebenen Klamotten – Shorts und Badelatschen inkl. Handtuch und Kulturbeutel erst mal mit aufs Zimmer genommen.

Juchuu!!

Nun als alleralererstes schnellstens raus aus den ganzen nassen Sachen - doch weit gefehlt!!
Denn allein um aus den nassen Stiefeln raus zu kommen, benötigte ich fast 10! Minuten,
und das war ein so schweres Unterfangen, das ich sogar einen Krampf im Oberschenkel bekam, so fest saßen die völlig durchgeweichten Knobelbecher.

Doch damit lang noch nicht genug, denn ich hatte mir fest vorgenommen, darauf zu achten,
nicht die gesamte Bude mit meinem triefenden Outfit unter Wasser zu setzen. Das jedoch war etwas, das mich fast an den Rand der Verzweiflung brachte.
Allein der rasch aufs Bett geworfene Schlüssel (ein Geschenk meiner Tochter -rotes Leder mit weißem Kawasaki-Schriftzug) hinterließ schon Spuren.
Das stellte ich aber erst später, am Abend nach dem Essen, beim Auseinanderbreiten der Bettdecke fest.
Bereits aus der schon auf den Knien hängenden Regenkombi tropfte, nein, rann das Wasser schon mehr, als mir lieb war.
So viel Wasser und das fast überall.
Der Badezimmerboden sah aus, als hätte sich dort ein Schwein aufgehalten und kein Biker.

Der Kampf gegen die Stiefel war nun endlich gewonnen, die triefende Kombi in die Duschkabine gehängt, zum Abtropfen.
Die Stiefel am besten auch dazu, in die Wanne stellen, überlegte ich mir.
Aber Obacht, das es nicht von der Kombi dann direkt in die Stiefel tropft.
Die Lösung dafür bedeutete, die Stiefel umzudrehen und sie mit der Sohle nach oben hinzustellen. Die pitschnasse Lederhose und die Socken über die Heizung hängen – doch die werden so nicht bis morgen getrocknet sein – denn im Sommer gibt es ja wohl keine Heizung ?
Nein. Leider richtig.

Mmmh, also ganz kurz überlegt, dann hab ich erstmal mich noch soweit möglich, trockengerubbelt und bin mit Shorts und Badeschlappen ab ins Restaurant, bevor die Küche zumacht.
Dann ein Dilemma, das Essen war recht okay, aber das Bier für einen der Augustiner und andres Bayrisches Bier gewöhnt ist... mhh..
Natürlich schmeckts in andren Ländern immer anders, auch wegen der Luftveränderung, ja - aber gleich so anders?

Na ja, Hauptsache erstmal, dass ich mich wida trocken fühle. Seehr angenehmst, dieses Gefühl, vermischt, mit dem Erfolgsgefühl & der Freude, immerhin so weit gekommen zu sein, ohne technische Defekte, usw.

Dann kann ich ja allmählich Bescheid geben, wie weit ich gekommen bin….
Mein Handy funktionierte auch noch, bis ich es, während ich das Glas vom Tisch hob, mit einem einzigen Tropfen WASSER, das von außen am Bierglas herablief, außer Betrieb setzte, oh wie begeisternd is das bitte???
x-Kilometer durch Regen zufahren, und dann „im Trockenen“ das Mobiltelefon mit einem einzigen Wassertropfen außer Betrieb zu setzen.

Meine Geschicklichkeit in Ehren, aber mei, ich weiß ja, wie das S 45i zerlege, Serviette und Tempos habe ich, also frisch ans Trocknen. So meine ganzen Utensilien auf einer auseinander gefalteten Serviette auf dem Tisch vor mir ausgebreitet, zog ich das Schmunzeln des Kellners auf mich, und hörte die Frage, „Brauchst a Wattestaberl“? Aber damit war beim Trocknen kein Stich zu machen, so a Wattestaberlfussel kann die Tastenkontakte erheblich schikanieren.
Mit der Routine beim vorsichtigen Abtrocknen der Tastenplatte, aber so genau will es doch niemand wissen, hab ich dann recht zügig alles wieder ordentlich zusammengebaut, Akku rein & Test, ob es funktioniert…YES!

Zufrieden begann ich so, meine Smsen ins Heimatland zu versenden.. - mein Bier fertig zu trinken, eine zu Rauchen und das, trotz der Verbotsschilder, die überall klebten,
da die Schilder eh von allen anderen Gästen ignoriert wurden..
Draußen prasselte immer noch heftiger Regen, was wiederum meine Freude steigerte, nicht mehr auf dem Giftzwerg unterwegs zu sein und auch eine, wenn auch müde Zufriedenheit in mir hervorrief, die meine Gedanken in Richtung Zimmer & Bett mit Matratze lenkte.

Also zahlte ich und ging auf mein Zimmer.
Auf dem Weg in mein Zimmer entdeckte ich eine ungewohnte, fast lustige, nein eher sparsame Art, Strom zu sparen, indem auf den Fluren installierte Bewegungsmelder dazu dienen, dem Gast das Suchen des Lichtschalters zu ersparen und nebenbei Energie zu sparen.

Doch in meinem Zimmer galt es als allererstes, im Bad nach der Montur zu sehen.
In Gedanken wünschend, dass ein Wunder meine Klamotten wieder einigermaßen getrocknet hat, betrat ich das recht komfortabel gestaltete Bad.
Nein, klar - zu früh gehofft, alles immer noch feuchtest bis klitschnass - Stop - komfortabel bedeutete ja in diesem Fallauch , es gibt einen Föhn!!! Und den nutzte ich, um zumindest meine Lederhose und die Stiefel zu trocknen. Das es lange dauerte war im Gegensatz zur Wichtigkeit von trocknen Klamotten, eine Tatsache, die ich nicht so wirklich registrierte, jedoch zum Glück folgenlos.
Weder ein Nachtportier noch ein Zimmernachbar/in beschwerte sich über das mitternächtliche Surren aus meinem Badezimmer.

Das vollbracht, war mein nächster Gedanke, wo bitte, ist denn mein Mopedschlüssel??

Auf dem Bett, auf die Decke geworfen, lag er da und das Leder hatte auf dem Bezug einen roten Fleck, durchgeweicht wie es war, hinterlassen…

Nicht zu ändern. Mit einem Blick auf die Uhr fasste ich mir ein Herz, und beschloss, nicht mehr „die ganze Bude soweit wieder in einen Ordnungszustand zu bringen, dass ich kein schlechtes Gewissen haben müsste, wenn ich morgen weiterfahren würde, ohne z.B. die Spritzer und Flecken aus dem Bad gewischt zu haben. DENN, ich war ja der zahlende Gast, also mal schaun, was der TV herbringt, im feuchten Austria.., hey, sogar mit Timerfunktion, …

Meine Gedanken kreisten zwischen,
• werden meine Sachen noch fahrtwindtauglich-trocken, bis ich fahre
• ich will auf jeden Fall rechtzeitig aufstehn
• Stücke aus Gedankenteilen, was mir alles während der Fahrt bis hierher so alles „an Gedanken durch den Helm“ ging
• Bekomm ich das ganze Zeug wieder so zusammengepackt, dass ich gut fahren kann?
• Wie wird das Wetter ? Die Wirtsleut meinten, „des is morgn vurbei“..
• Es ist so genial, das ich da bin, wo ich grade, bin, denn außer mir ist ja keiner da!!! –

Eine Feststellung, derer ich mir aber eigentlich erst so richtig wirklich echt erst einen Tag nach meiner Rückkehr in München bewusst wurde:
Das ich zum allerersten Mal im meinem Leben, im zarten Alter von 42 Jahren, ganz allein unterwegs war, mit meinem Motorrad
(außer den 2 Fahrten von München nach Weissenburg, als ich zu meinen Großeltern (Gott hab sie beide selig) fuhr, noch mit dem Zuckerl (Z200-meine erste Zett:happy knappe 130 km, über die B 13 & die A9).

Sonst war ich ja immer nur „in Gesellschaft“ weg von daheim gewesen, sei es mit meinen 2 Freunden, Wastl & Thorsten, 2mal á la France mit dem Radl in den Jugendzeiten {wie alt hört sich das an?} aber das ist bzw. sind zwei extra Geschichten.
Oder mit der Familie, aber nie vorher wirklich solange, mit mir selbstbewusst – alleine…-

Das hat schon was.

Geboten war in diesem „Zustand“ nur das, was ich will..
• ¬Rch,…pfhhh, …
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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

Teil 4
Mit dem Piep-Ton meines Handyweckers endete meine Tiefschlafphase um kurz nach halb 8Uhr.

Ich wusste zuerst nur - ich bin unterwegs, irgendwo in Österreich, auf dem Weg zu einem meiner Träume, die ich mir erfüllen will,
nämlich zum treffen des Motoklub Skorpijons Brezice SLOVENJA zu fahren..

– Frühstück hieß es, gibt’s bis um 9Uhr, und bis um 10Uhr muss ich aus dem Zimmer, also ist noch Zeit fürs Bad.. die Hose noch mal weitergeföhnt, damit’s mein A. auch bequem & trocken hat, denn es sind ja noch gute 500 km, die es heute für mich zu bewältigen gilt.

Frühstück, für jemanden wie mich, der die einzige Form von morgendlichen Kalorien, (jeder wie er's mag), nur in Form von Zucker & Milch im Kaffe, -„ein Löffel aufs Haferl“ – gewöhnt ist und vor High Noon (Mittag - Zeit zum Essen) keine feste Nahrung zu sich nimmt. Aber 2 Semmeln, ordentlich mit Kas und Wurscht belegt und ne Banane waren dann scho Sachen, die ich aus der Vernunft heraus verspeiste, denn für Hungergefühle wahrzunehmen, dafür war ich schon wieder viel zu aufgeregt.

Kurzer Blick auf die Uhr – 20 nach 9, zum Himmel – mmh - scheint doch echt gutes Bikerwetter zu geben, noch eine Rauchen, zusammen mit der zweiten Tasse Kaffee draußen auf der Terrasse, die Morgensonnenstrahlen nutzen, um mich mit Wärme aufzuladen.

Denn meine geplante Route über den Tauernpass würde nicht ganz so warm werden, wie mir das Außenthermostat im Astra auf den früheren Fahrten durch den Tauern- und den Karawankentunnel anzeigt hatte.

Ich wollte ja keine Tunnel fahren, wegen der Maut und der Länge und der Luft & der Freiheit, die ich als Biker noch viel mehr vermissen würde, als als Autofahrer.
Temperaturen von 21-26 Grad wurden mir über das Außenthermometer vom Astra, im Inneren dieser „Röhren“ angezeigt.
Auf gar keinen Fall würde ich einen Tunnel, mit über 7 Kilometer Länge, dem Motorrad ohne Gasmaske fahren. Und da die keinesfalls unter den Helm passt, fällt das einfach für mich als Strecke also aus!

Nach dem Frühstück hatte ich zuerst noch die umständliche Aufgabe, alles was ich am Abend zuvor ausgepackt und um den Giftzwerg herum verteilt hatte, um an die wichtigen Dinge zu gelangen, wieder in logischer und in die Taschen passender Reihenfolge zu verstauen.
Das klappte auch soweit recht gut, abgesehen davon, dass mein Tun einigen anderen Gästen anscheinend die Berechtigung gab, neugierig zu fragen, wo es denn hingeht?
Standardantwort: „nach Slowenien auf ein Motorradtreffen..“ – Echt, soweit ? - na dann noch gute Reise, usw.

Endlich alles so verstaut wie am Vortag, startete ich den Giftzwerg – der ohne Murren ansprang, welch Freude !!
Bis auf dieses etwas scheppernd klingende Geräusch. Was für ein Schock, war ich gestern doch noch ohne Probleme her geschwommen und jetzt das?
Was ist das für ein Klappern!
Es ließ sich dann doch, zum Glück, recht schnell feststellen: Von der Kettenabdeckung hatten sich doch tatsächlich echt beide Schrauben verabschiedet – per Vibration.
Und der Kettenschutz lag lediglich noch auf der Kette auf und schepperte entsprechend.

Das hatte ich gestern abends nicht wahrgenommen, da der Regen so laut auf den Helm prasselte.

Vor allen Dingen ein Riesenglück, wie ich fand, das ich das Teil nicht verloren hatte und es sich auch nicht verkantet hatte, denn dann wäre der Hinterreifen vermutlich regelrecht aufgeschlitzt worden. Kurz überlegt, wie ich da nun am besten und 1fachsten improvisiere?

Also noch mal zurück ins Gästehaus und nach einer Mülltüte fragen, um den Kettenschutz einzuwickeln, beim Zimmermädchen.

Trotz meiner lauten Schritte meiner fast trocken geföhnten Knobelbecher im Flur, erschrak sie ziemlich, als ich sie darauf ansprach.

Also den Kettenschutz am Stossdämpfer vorbei abnehmen, in die Tüte einwickeln, zwischen den Expandern und dem Gepäck verstaut, konnte ich dann endlich starten.

Nachdem ich ja den Tauerntunnel unbedingt umgehen wollte ging es auf der Bundesstraße weiter. Strahlend die Morgensonne, wenig Verkehr, gute Beschilderung, alles bestens.

Bestens, bis auf einen kleinen Schlenker, den ich machte, als ich falsch abbog (eine Abzweigung zu früh) verlief die Fahrt gut.

Besagter Schlenker endete dann an einem Gebirgssee in einer Sackgasse.
Auf dem Weg dorthin genoss ich seit langem mal wieder schöne Kurven, ohne Stress oder Druck durch hinter mir drängelnde PKW’s. Einzig die „Kuhschilder“ am Straßenrand mahnten mich allerdings zur Vorsicht, denn schon im vorhergehenden Ort war zwischen den Wiesen, auf denen die Kühe grasten und der Straße keinerlei Zaun mehr zu sehen.

Auch die Viehsperren, das sind quer zur Fahrtrichtung verlaufende Gitterroste, die über den Bächen quasi als Brücke angebracht sind, weisen eigentlich immer auf freilaufende Kühe hin.
Mit dem Motorrad ist beim Überqueren derselben übrigens einige Vorsicht angesagt, denn Grip ist auf dem Gitter null, falls mensch da in Schräglage drüber fahren wollen würde.

Und siehe da, kaum geht es ums Thema, trabte eine Kuh in aller Gemütsruhe quer über die Straße.
Den Versuch einen hinter mir auftauchenden Autofahrer mit herabwinkendem Arm zu warnen, nahm dieser eher als Zeichen von mir zu überholen wahr, was er auch, ohne zu bremsen, tat.
Die Kuh trottete weiter, ohne merklich zu reagieren.
An besagtem See angekommen, genehmigte ich mir meine 11-Uhr-Zigarette, bewunderte die traumhafte Aussicht auf die Berge rundherum, den strahlendblauen Vormittagshimmel und die auf dem See umher plätschernden Tretboote.

Unbeschreiblich so ein Gefühl!

Fertig geraucht, wollte ich die Straße weiter fahren, doch dann nach ca. 2 km am Seeufer entlang, ging es da nicht mehr weiter – Sackgasse.

Nur noch in den Berg „hinein“, also umkehren, hilft ja nichts, …

Auf dem Rückweg in den Ort, in dem ich anscheinend falsch abgebogen war, gab es keine Kühe mehr auf der Straße und die Kurven waren zurück noch schöner zu fahren, da es ja bergab ging.

Der Giftzwerg brabbelte zufrieden vor sich hin und ich freute mich über jedes Grad mehr Schräglage in den Serpentinen.

In dem besagten Ort wieder zurück, sah ich an der Kreuzung sofort das Schild in Richtung Tauernpass. Okay, also da geht’s lang!

Ich muss ganz ehrlich gestehen, davor hatte ich fast etwas Schiss (auch wenn so mancher Leser darüber gerne lächeln mag), so von wegen Haarnadelkurven und der Steigung, aber es war nicht einmal halb so schlimm, wie ich mir das vorgestellt habe.

Eh ich mich versah, war ich oben am Pass angekommen und jede Biegung & Kurve der Abfahrt genießend auch wieder „unten“.
Gruß vom SemmeL

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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

Teil 5

Nun war mein nächstes Ziel wieder die A10, in Richtung Karawankentunnel.

Recht entspannt, zur Abwechslung, mit den Stiefelabsätzen auf den Soziusfußrasten,
genoss ich es, auch mal wieder nur geradeaus zu fahren.

In Sankt Michael bot sich die Möglichkeit zu tanken und vielleicht auch die Chance, die verlorenen Schrauben für den Kettenschutz zu organisieren.

Km-Stand 28.070 (oder so) beim Tanken, hab ich dann eine Werkstatt gefunden, direkt neben einem Supermarkt zum Brotzeit und Wasser kaufen. Optimal °!

Währenddessen hatte ich die Regenkombi auf links gewendet, zum Trocknen 1fach auf dem Parkplatz am Boden, neben dem Giftzwerg ausgebreitet.
Danach in der Werkstatt gefragt, ob sie zufällig 2 Schrauben für mich haben ?
Die Recherche in den Untiefen der Schraubensammlung ergab zumindest schon mal eine, die zweite war zu kurz für die vordere Befestigung.
Besser als nichts und immerhin geschenkt. Der Rat für Schraube Nr. 2 lautete: „da vorn ist no a Renaulthändler, vasuachstas da amoi!!“
Doch zuerst galt es die Stiefel ausziehn, der Händler war über 50 Meter entfernt, zu weit, weil laufen mit den Knobelbechern keine Freude ist. (mittlerweile sind die aber auch eingelaufen)

Dort gab ich die ungefähren Maße der gesuchten Schraube an, der Chef drückte mir eine recht geeignet scheinende Schraube in die Hand und meinte, „1,50 Euro“. Ich gab ihm zwei und dacht bei mir, dafür die andere für umsonst, passt schon.

Aber leider - nein, die passte net - es fehlten ca. 5 mm in der Länge.

Also nochmals zurück, umtauschen.
Der Lehrbua war dann "meine" Rettung, als der Meister meinte, „länger hammers ned!“ – war seine Idee mit dem Motorbolzen. Gesagt-gesägt. Er hat 1fach bei einer längeren Schraube das überflüssige Stück abgesägt, neues Gewinde drauf geschnitten und es passte wida .

Alles Getrocknete auf dem Parkplatz wieder verstaut, den Kettenschutz verschraubt, dann mit neuem Elan weiter.

Schöne Landschaften, gut zu fahrende Landstrassen in Kombination mit Autobahn brachten mich zügig zu meiner nächsten Pausenstation, der Karawanken-Rast.

Dort hab ich mir dann das Pickerl für Slowenien besorgt, für knapp 8 Euro das halbe Jahr.
Einen Kaffee und eine Semmel mit Belag.
Draußen überlegt, wie ich nun den Tunnel umgehe und nicht zum Opfer der zu vielen Wespen hier werde. Die Kassiererin erkannte mich sogar wieder, weil wir da ja auch im letzten Jahr, als wir dort zu viert (mit dem Auto) Pause gemacht hatten.

Nun weiter, das klassische Gebirge vor meinen Augen.

Im Körper, geschätzte, 4.000 U/min „Adrenalin“,
in der Seele das Feuer einen Traum zu verwirklichen,
im Kopf nur die Gedanken wie dieser Traum oder besser der Weg, d.h. eigentlich die Reise forthin bewältigt werden kann,
ob die japanische Technik auch nach 26 Jahren noch hält, was sie verspricht.. mit 28.5xy km –

Eh ich mich versah, nach ein paar schönen langezogenen Kurven durch das Rosenthal und den steilen haarnadligen, bei denen ich teilweise schon noch merkte, dass 14 Jahre „Fahr-Pause“ nicht ganz ohne Spur an einem Menschen vorüber gehen, war ich oben am Loiblpaß.

Wauh, es waren nur kurze Tunnel auf der Strecke dorthinauf, drinnen superfrische Luft, auch leicht feuchter Straßenbelag, der zur Kühlung beitrug.

Tolle Kurven auf der Abfahrt belohnten die Mühe. Der Leser/die Leserin möge es verzeihen, dass diese Beiträge nicht mit Bildern versehen sind. Mein nächster Kauf wird eine Digi-Cam sein, denn Worte sind für solche Eindrücke zu wenig aussagekräftig.

Nach der Grenze zu Slowenien, lediglich ein leeres Häuschen, an dem zwei Soldaten vor dem Eintritt in die EU eine Kontrolle gemacht hätten, zeigte mir an, das ich zumindest schon mal das Land erreicht habe, dass das Ziel meiner Wünsche war.

Durch die schöne Ebene inmitten der Ufer von Lavaströmen die vor Urzeiten diese Landschaft modellierten. Ein Teil der Strecke danach ist endlich fertig zur Autobahn geworden. Dadurch war ein Tempo von 90 km/h und genussvolles Betrachten der Ebene möglich. Easy Rider ist nichts dagegen.
Was für ein Gefühl!

Der ergreifendste Moment der bisherigen Tour war der, als ich nach einer Pause (es hatte wieder aufgehört zu regnen) meine Regenklamotten wieder ausgezogen und verstaut hatte.
Nach dem Rastplatz und der obligatorischen Zigarettenpause fahre ich über einen Hügel, eher schon einen junger Bergrücken und danach, hinter dieser Kuppe, beinahe wäre ich fast vom Motorrad geschwebt!
Ja!!! - geschwebt !!!

Stellt euch bitte vor, ihr habt eine Tiefebene vor Euch, die Sonne im Rücken und seht einen 180-Grad-Regenbogen vor euch! Soweit das Auge über den Horizont reicht!

So etwas ist eigentlich rezeptpflichtig, was da an Endorphin freigesetzt wurde. !

Von dort aus eigentlich auch nicht mehr weit, bis Catez. Ca. 2 Stunden gemütliches Tempo, also noch Zeit für eine Zigarettenpause.

Nun heißt es Genießen! Ich bin in Slowenien! Die Strecke selbst war mir ja bekannt, nachdem wir (meine Freundin, ihr Sohn und meine Tochter) dort bereits seit 2006 wiederholt auf dem Treffen gewesen sind und den Campingplatz an der Therme besuchten.
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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von T3Eric »

Sehr ausführlich beschrieben, wer hat diese Situation nicht auch schon einige Male erlebt, wenn man nass und frierend und ohne Aussicht auf Wetterbesserung in einem Zimmer festsitzt. Dann auch noch die Husarenlösungen zur Bewältigung von Hindernissen, ja... das sind die Unwegsamkeiten, die es zu bewältigen gilt um eine Portion Extraspaß zu haben, wenn es dann mal wieder glatt läuft. Wie gesagt, ohne Ying kein Yang.

Gruß, Eric
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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

Teil 6

Die Begrüßung des Motorradclubs dort vor Ort bestand in einem Stamperl Likör, welchen ich auf englisch ablehnen wollte: „I have to drive noch..“ worauf ich grinsend das Glas in die Hand gedrückt bekam, den Helm abnahm und den Schluck genoss.

Denn weiter als bis zum Platz wo ich das Zelt aufstellen wollte, musste ich ja auch nicht mehr „fahren“.

Staunend blickte die Crew von den Skorpijions am Einlass auf mein Nummernschild und wollte erfahren, „Do you really came to here, with this little Bike ?“ „Yes of course, and why not?“ war meine Antworten darauf.

Wer es net glaubt – Es gibt ein zwei Bilder davon. Nur finden tue ich sie grad im www nicht. War n Link auf der Seite des MK, aber irgendwie finde ich den Link nicht mehr. Anyway.

Ich war dort.

Es war genial!

Leute grüßen Dich, die Du höchstens vom Sehen aus den vergangenen Jahren kennst, „der langhaarige verrückte Deutsche“.., die Reihenfolge der beiden Eigenschaften spielt hier keine Rolle :wow:

Wie in einer großen Familie fühlst Du Dich, auf so einem Treffen.

Reden ging meistens auf englisch oder mit sehr bröckeligem Slowenisch, wenn mensch das überhaupt so nennen darf.

Für das leibliche Wohl ist reichlich gesorgt. In selbst gebautem Grill gibts, wie jedes Jahr am Samstag „Ochs am Spieß“.
Am Vorabend „nur“ Steaks, aber was für welche, mit Kartoffel und Krautsalat und Tomate, die endlich mal wieder danach schmeckt und net nach UV-Licht; Dünger und Gewächshaus.

Die Bons sind allerdings in diesem Jahr 10 Cent teurer geworden, d.h. das Bier kostet nun drei Bons, also 1 Euro achtzig. Erträglicher Preis, ebenso wie der Geschmack, auch wenn es aus dem Plastikbecher getrunken wird.

Viele Biker, mit denen ich ins Reden komme, zusammen rumsitze und Benzingespräche führen kann.

Meine damalige Freundin ist auch gleich aufgetaucht, will beim Zeltaufbau helfen. Das habe ich aber schon erledigt, alles was ich so brauche im Umkreis von nem Meter ums Zelt an den Zaun und das Motorrad gehängt, damit es auch weiter trocknen kann.

Um mich rum nur Gleichgesinnte, aus Österreich, ein Schweizer, viele die einfach nur den Giftzwerg und das Nummernschild bewundern.

Dann können wir uns der Party widmen. Bekannte laden uns erstmal zum Essen ein, was wunder – sich dagegen wehren, keine Chance, aber warum auch, die nächste Runde Bier geht auf mich, eh klar.
Am nächsten Morgen, sind einige „Leichen“ zu entdecken, die es nicht mehr bis in ihr Zelt geschafft haben.
Hätt mich auch gewundert, solche gibt es ja fast überall.
Das hält mich nicht davon ab, eine Dusche zu genießen, hinter einem Plastikvorhang sind je ein Duschkopf für Männlein & Weiblein eingerichtet, das tut es voll auf auch wenn es kein warmes Wasser gibt.
Die Sonne tut ihres um das zu ersetzen.
Mein Kaffee besteht aus Instantpulver nur mit Milch, da mir die Qualität des Leitungswassers in andren Ländern immer suspekt ist und ich keinen Kocher mitgenommen habe. Ist aber trinkbar, wenn es genug Milch drin hat.

Der Abend bringt wieder einen geilen Live-Auftritt einer slowenischen Band, weiß nicht mehr, wie die hießen. Aber das tut auch nicht viel zur Sache.

Was gab es noch zu sehen? Alle möglichen und unmöglichen Bikes, eine Polizei-Kawaski, vermutlich aus den USA.

Ach genau, und den Andrej mit seiner Schlange.
Echt, der hatte eine kleine Boa-Art bei sich, so an die 60 cm lang, ein junges Tier. Artenschutz ? Ich weiß es nicht. Seltsam anzufassen und zu fühlen, wie sie sich an Deinem Arm festklammert… Net meines. Aber Aufsehen erregend. Mit einer Maus alle ein, zwei Tage wird sie gefüttert, erzählt er uns in recht gutem Englisch.

An der Ausfahrt am Mittag wollte ich nicht teilnehmen, für meinen Geschmack zuviele PS und ich kenne die Strecke nicht unbedingt. Von daher war meinerseits wenig Bereitschaft, mir das anzutun.

Lieber noch ein Nickerchen, die letzte Nacht war spät zu ende.

Einer der slownischen Biker ließ sich auch trotz Krücken nicht davon abhalten, auf seinem Bike mit dabei zu sein. Er hatte einfach einen Riemen um beide Krücken gemacht, trug sie wie ein Jagdgewehr über dem Rücken, im Stehen, mit einer der beiden den Ständer ausklappen und von seinem Bike „abhumpeln“, den Steigen konnte man des net nennen, wie er davon wieder runterkam. Das Handicap war an seinem Fahrstil aber nicht zu erkennen, so wie er unterwegs war.
Absolut net meins.
Also ab ins Zelt bzw. so halb, denn der Planet war seit halb fünf ja schon wieder in Aktion.

Änderte aber nichts an den erholsamen Stunden, nachmittags zu dösen.

Burnouts, große Begeisterung der Reifenindustrie Umsatz zu bescheren und der Mineralölindustrie ebenfalls.
Dafür war bereits eine Platte mit dem Halter für das Vorderrad auf der Wiese vor der Bühne vorhanden. In den blauen Rauchwolken, die über den Platz zogen, jubelten die begeisterten Fans solcher Events bei jedem geplatzten Reifen.
Wie vor net meins, was net heißen soll, das das net auch mit 17 Pferden machbar wäre, wie gesagt- wäre!

Wie genial, ich habe grad im Gespräch bemerkt, dass Bojan, ein Slowene, in Garching bei München lebt, ergo er kann Deutsch und ich brauch mir mein Hirn nicht mehr nach fehlendem Vokabular zu zermartern.

Der ist sogar so nett und überlässt mir seinen Talisman, eine Lederkette mit einem Tigerauge. „ damit Du wieder heil nach Hause kommst“, meinte er nur dazu, mit dem entsprechenden Lächeln in seinem Gesicht. (Den trage ich übrigens noch heute bei mir)
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Re: Meine erste Urlaubsgeschichte

Beitrag von DerSemmeL »

Nun, der letzte Teil, für alle, die es interessiert... !

Teil 7
Am Montag ist es schnell getan, alles wieder zu verstauen,
Eine gewisse "Routine" ist eingekehrt,
trotzdem (auch ganz "leicht" wehmütig) schaue ich über den Platz, an dem ich die letzten 3 Tage verbringen durfte.

Um einen Tag verlängere ich noch, als meine Freundin ihre Mutter überreden konnte, mich einen Tag bei sich zu beherbergen.

Und mir kann es eigentlich nur recht sein,
denn begeistert, schon wieder nach Hause fahren zu müssen bin ich keineswegs, und zum Glück pressiert es mir ja auch net wirklich.
So kam es, dass ich mich erst am Mittwochmorgen für den Heimweg rüste.
Alles nochmal sorgfältig kontrollieren, Ölstand ist okay, Tanken werde ich auf jeden Fall noch in Slowenien, "eigentlich" Pflicht bei 1,36 den Liter Super und mir noch einen leckeren Tabak von hier mitnehmen.
Der ist billiger als zuhause und mit Klett, dass er auch ganz dicht ist, der Beutel.

Hoffte aber wirklich inständig, es würde nicht mehr nötig sein, alles wasserdicht zu verstauen. Denn auf so einen Regen, wie ich ihn auf der Hinfahrt erleben musste, hatte ich null Bock.

Ein letzter Kuss, zum Schluss, und dann bin ich nach ein paar Kurven wieder ganz auf mich alleingestellt,
auf der Autobahn in Richtung Lubljana unterwegs.

Immer wieder schaue ich mich um und kann es immer noch nicht fassen, dass ich "da" war!

Die Mautstationen zu durchfahren, mit Schritttempo ist das einzige, was die Fahrt immer wieder kurzfristig verlangsamt, bei einem Tempo von entspannten 95 - 100km/h.

Den Loibl andersrum zu fahren, war durchaus fast anstrengend, aufgrund der langen graden Steigungen.
Auf dem Weg durch das Rosenthal erholte ich mich davon & genoss ich wieder diese schön lang gezogenen Kurven.

Es war gegen Mittag als ich wieder an der Karawankenrast Halt machte. Die Bedienung heut war eine andere, sie kannte mich nicht.

Kaffee und Brotzeit genoss ich trotzdem dort.

Dieses Mal ohne die lästigen Begleiter, in form der schwarzgelb gestreiften Insekten.
Einzig ein kurzer Fehler auf der Rückfahrt machte mir die Heimfahrt etwas "madig". Ich hatte nämlich danach den Abzweig verpasst über den Paß und war so gezwungen den Tunnel zurückzufahren. Die Biker müssen den gleichen Preis bezahlen, wie die Dosen-Fahrer, obwohl die 2 Reifen mehr haben, als „Wir“
– das ist doch nicht gerecht, oder ?

Ich empfinde ein sehr zwiespältiges Gefühl, nach der Erfüllung eines Traums wieder auf dem Heimweg zu sein.

Die Freude „da“ gewesen zu sein, einerseits und die Traurigkeit andrerseits, nun die Berge, Täler, alles hinter mir zu lassen.

Ab der deutschen Grenze packt mich der, ich nenne es „Home-Run“.
Die Trucker kennen diesen Begriff evtl. eher als „elektrisch fahren“.

Einzig am Chiemsee habe ich dann noch eine kurze Zigaretten- & Tankpause eingelegt.

Ein letztes Mal,
noch die Aussicht genossen, mit der sich neigenden Sonne,
am Horizont.

Mit dem Gefühl, dass es sich jeden Meter gelohnt hat, steige ich wieder auf, es sind noch so knapp 90 km. Das ist zu schaffen.

Und tief hinten im Kopf, da rührt sich in mir schon der Wunsch, Ähnliches zu wiederholen, als ich am 60ziger Stadion den Giesinger Berg hinunterkurve.
Aber das ist auch wieder eine andre Geschichte.

Ende
Gruß vom SemmeL

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