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Seen und gesehen werden

Reiseberichte, Reiseinfos, Routentipps und Bikerhotels
Oldwoodkai
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von Oldwoodkai »

Danke für den coolen Reisebericht. 🍻
Sehr geil geschrieben 👌

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DUCracer
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von DUCracer »

Ja, ein alter BMW Boxer lässt sich einfach an Straßenrand wieder zum leben erwecken. --- So muss das. .daumen-h1: :grin:

Der Passo di Croce Domini ist einer meiner Lieblingspässe, und es ist sehr schade, das am Lago di Garda evtl. die Strada della Forra vom See nach Pieve ( Tremosine ) im unteren Bereich wohl für immer gesperrt bleibt, wie vor ca. 30 Jahren die Ponale Straße von Riva in Richtung Ledro See.

Wenn ich den Bericht so lese, und die Bilder sehe, dann werde ich wohl doch meine Norwegen Planung für dieses Jahr wieder in das Trentino und die Lombardi verlegen.

Ich bin ja mit den Bereich San Pellegrino zwischen Iseo und Comer See noch nicht fertig. :grin:

Eine Schöne Tour die Ihr da gemacht habt, und Danke für den schönen Bericht, und die ebenso tollen Bilder. .daumen-h1:

--- Die Alten Racer gehören auf die Straße und nicht in´s Wohnzimmer.---

In dem Sinne, Gruß aus dem sonnigem Harz
Frank
Egal wieviel Motorräder Mann hat, es ist immer Eins zu wenig !!!!

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Statler
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von Statler »

Da wir mit Limone unser letztes Etappenziel erreicht hatten und bisher alles gut gelaufen war, konnten wir etwas durchatmen und beschlossen, die für den vorletzten Tag geplante Roundtour von ca. 240 Kilometern zu knicken und einfach eine deutlich kleinere Ausfahrt in die Berge zu machen, das Leben etwas zu genießen und dem Publikum am Lago zu zeigen, was wir für coole Typen sind. Das erste Zwischenziel war Santuario di Montecastello, eine kleine Kirche oberhalb des Sees in einer absolut atemberaubenden Lage:
5_DSF5713 Santuario di Montecastello.jpg
Falls irgendeiner von euch Furzbirnen sich über meine etwas derangiert wirkende Erscheinung beim Erklimmen der Treppenstufen lustig machen möchte: ES WAR HEISS! SEHR, SEHR HEISS! AUSSERDEM HATTE ICH DIE BRUTALEN 30 HÖHENMETER VOM PARKPLATZ BIS DAHIN SCHON HINTER MIR! UND DER JÜNGSTE BIN ICH AUCH NICHT MEHR! REISST EUCH ZUSAMMEN UND HÖRT MIT DEM GEKICHER AUF!
5_IMG_6128 Santuario di Montecastello_blick norden.JPG
Der Ausblick entschädigte für alle Mühe und als gläubiger Mann ließ ich es mir nicht nehmen, die Kapelle zu betreten und ein Dankgebet für das anstandslos und herausragend gute Funktionieren der treuen Nordhorn zu sprechen.
Weiter ging es zu einem traumhaft schönen, kleinen Örtchen namens Gargagno, wo wir uns im kleinen Sportboothafen in ein Cafe lümmelten und mit Seeblick Kaltgetränke einfahren konnten. Kaum, dass ich bei Ankunft von der Karre gestiegen war und die Mütze abgenommen hatte, redeten 5 einheimische Herren älteren Semesters brutal auf mich ein. Meinen Einwand, dass ich leider kein Wort verstehen, weil ich non italiano parlieren würde, ignorierten sie vollständig, strahlten mich an und redeten wild weiter. Ich glaube, die Norton gefiel Ihnen. Diese Episode gibt übrigens der Teil des Titels „und gesehen werden“ wieder. Mit so einem alten Motorrad wirst du gesehen und das finde ich sehr schön. Ich meine damit kein gesehen werden der Kategorie Besitzerstolz oder „kuckt mal alle, was ich für eine geile Karre habe und seid neidisch“, sondern die ehrliche Freude der überwiegend etwas älteren Menschen, denen du sofort ansiehst, dass sie mit so einem alten Fahrzeug wahrscheinlich irgendetwas verbinden, was schon ein paar Tage zurück liegt. Du holst Menschen kurz aus dem Alltag und nimmst sie mit auf eine kleine Zeitreise und das macht zumindest mich immer glücklich.

Irgendwann fiel mein Blick auf die Hafenmauer und ich schlug vor, dass wir die Karren da einfach für ein paar Fotos draufschieben. Die Einwände meiner Kollegen, dass die allzeit präsente Polizia Locale da eventuell Einspruch erheben könnte, wischte ich vom Tisch. Einfach machen, im Zweifelsfall dumm stellen und ein reumütiges Gesicht aufsetzen – ich kann ja nicht viel, aber das ist meine Königsdisziplin. Gesagt, getan:
5_DSCF2361 bmw norton laverda gargnano.jpg
Allen unter euch, die damit gestraft sind, dass sie ein sehr hässliches Motorrad fahren müssen, empfehle ich, das folgende Bild nicht anzuschauen. Ich kann nicht ausschließen, dass sonst schwere psychische Schäden bis hin zu Björnout-Syndromen und Depressionen die Folge sein werden. Für alle anderen: Schon geil, der Eimer, oder?
DSCF2369 Norton rhs cr.JPG
Übrigens: Der ganzen Pickelfressen-Generation, die die Handykamera ausschließlich dafür benutzen, um irgendwelche beschissenen Schmollmund-Selfies zu schießen (wer will so Bilder eigentlich sehen?) sei gesagt: Fotografieren ist genau wie Motorrad fahren Arbeit und erfordert hohe Konzentration, ein waches Auge und immer vollen Körpereinsatz. Ma eben aus der Hüfte geschossen wird auch immer so aussehen wie ma eben aus der Hüfte geschossen, wogegen man dem Endprodukt auch immer ansieht, wenn Arbeit drinsteckt:
DSCF2371 markus knipst in bauchlage gargnano.JPG
Gruß,
Markus
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caffbeemer
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von caffbeemer »

Ja, der Jo kann Photos

Unter uns Staddy, die Graue war imho way cooler.

Was ist sonst noch so gelaufen - insights, home stories...

Also, was geht hombre?!

MfG

Grossmeister R

BB55
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von BB55 »

Super Story und super Bilder 👍
Das "Einhorn" ist ein Traum 😎
Denn der schönste Ton, ist der NorTON... :dance1:
Gruss Benno

Ich rase nie, ich bin immer schnell unterwegs, bevor ich vergesse wo ich hin will :oldtimer:

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Schinder
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von Schinder »

Feines Norton-Foto.

Aber was macht diese Schildkröte auf dem Pflaster ?
Die legen doch sonst nur im Sand …


.
Ich würde mich ja gerne entschuldigen, aber es tut mir einfach nicht leid.

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Lisbeth
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von Lisbeth »

Danke für diese äußerst animierende Dokumentation mit Fotos von feinster Güte und einer Verbalakrobatik, die zum Weiterlesen zwingt.
Es war mir eine große Freude, diesen Reiseführer zu verschlingen. :clap:

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Statler
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von Statler »

Ich war nicht deprimiert, als der letzte Fahrtag – die Rückfahrt von Limone nach Pfunds – anbrach. So schön die Tour war, hinterlässt eine Woche bei überwiegend recht hohen Temperaturen auf dem Motorrad doch seine Spuren. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, bin ich schließlich keine 20 mehr. Dazu kommt noch, dass es einen Hauch anstrengender ist, eine 10.25:1-verdichtete 850er zwischen 5 und 8 mal am Tag bei 29 Grad im Schatten zu Fuß zum Leben zu erwecken, als in der Zeit zart mit dem rechten Daumen auf ein Knöpfchen zu drücken. Allerdings konnte ich damit auch Hohn und Spott ob meiner gelegentlichen Getränkewahl am Ende eines Fahrtags auskontern. Ich trinke sehr gerne als erstes Kaltgetränk zum runterkühlen gelegentlich mal einen Aperol Spritz, weil mir die Kohlensäure im Bier manchmal auf den Sack geht. Auf den freundlichen Hinweis meiner Kollegen, dass das ja wohl ein lupenreines Frauengetränk sei, konnte ich dann wenigstens erwidern, dass ich beim Après-Race gerne meine weibliche Seite raushängen lasse, da mir die Kickerei tagsüber ausreichend männlich erschien, wohingegen die Knöpfchen-Fraktion natürlich markig beim Männerbier bleiben muss, um nicht aus Versehen in eine andere Ecke gegendert zu werden.

Da zum ersten Mal im Lauf der Reise für den Nachmittag schlechteres Wetter zu erwarten war, beschlossen wir, auch den letzten Fahrtag zugunsten einer frühen Ankunftszeit in Pfunds etwas abzukürzen – schließlich wollten wir noch verladen um uns am nächsten Morgen zeitig auf den Rückweg machen zu können. Also beschlossen wir, den eigentlich geplanten Gavia links liegen zu lassen und stattdessen das eher langweilige Vinschgau zu durchqueren. Ein sehr schönes Stück Straße war kurz vor Erreichen des Vinschgau noch das sogenannte Hofmahd-Joch. Allerdings sollte sich herausstellen, dass ich dort erneut von meinem Krümmer-Trauma heimgesucht werden sollte. Dazu muss man wissen, dass mir auf der Seealpen-Tour mit Jo letztes Jahr am dritten Fahrtag beide Krümmerrohre des liegenden Zylinders an meiner S4R sauber an der Flanschplatte abgerissen sind. Da Aufgeben keine Option war, handelten wir letztes Jahr nach dem Motto „Mit Panzertape und Rödeldraht kommst du bis nach Stalingrad“:
krümmer_duc1.jpg
Mit der Nummer (hieß natürlich 2-3 mal am Tag nachrödeln und gelegentlich neuen Draht verbauen) haben wir die Route des Grandes Alpes letztes Jahr geschmeidig zu Ende geritten.

Am Hofmahd-Joch vernahm ich, dass die Norton am Auslass etwas abblies und stellte dann fest, dass die linke Krümmermutter lose war. Vermutlich habe ich das deutlich zu spät festgestellt, denn leider musste ich diagnostizieren, dass das Innengewinde im Kopf final tot war. Sehr, sehr ärgerlich, weil sich sowas natürlich nicht mit Mitteln aus der Hausapotheke eines gemeinen Murksers wie ich einer bin, instand setzen lässt. Provisorisch ließ sich das natürlich wieder mit Draht flicken, so dass die wilde Fahrt wieder weiter gehen konnte:
6_IMG_8744 Rödeldraht Norton.JPG
Im Vinschgau angekommen, zog sich der Himmel dann final zu und es begann zu tröpfeln, so dass wir bei der letzten Rast beschlossen, die Regenpellen anzuziehen. Das war die richtige Entscheidung, denn die letzten 1,5 Stunden der Rückfahrt regnete es dann sauber durch. Kein Grund sich zu beschweren, wenn man 5 Tage keinen Tropfen gesehen hat – trotzdem ist das Geeier im Nassen ungleich anstrengender als fröhliches Qualifying im Trockenen, deswegen waren wir natürlich durch, als wir Nachmittags wieder in Pfunds aufschlugen. Auf den letzten 200 Metern vor dem Hotel riss erst der Himmel auf und dann der Rödeldraht und das traurige Geklapper der alten Nordhorn, bevor ich sie abstellte, klang irgendwie altersschwach und nach Geriatrie. Egal – die Dame hatte nicht nur durchgehalten, sondern mir überaus viel Freude bereitet. Druckvoller Motor, Top-Fahrwerk, brauchbare Bremsen – mehr braucht kein Mensch.

Irgendwie sehen Menschen in Regenzeug immer völlig bescheuert aus:
6_DSF5716 zurück in pfunds.jpg
Deswegen beeilten wir uns erstens, uns davon zu befreien und zweitens schnellstens ein Ankunftspils zu organisieren:
6_IMG_E6160 ankunft pfunds bernd jo markus.JPG
Nachdem wir uns das auf die Leber gekippt hatten, konnten wir die drei treuen Zossen geschmeidig wieder verladen.
6_IMG_E6181 die bellas sind verladen für die rückfahrt.jpg
Die Rückfahrt am nächsten Tag verlief – ebenfalls wieder bei Top-Wetter – genau so unauffällig wie die Anreise eine Woche zuvor.


Damit habe ich fertig. Ich danke euch sehr für das Interesse und die freundlichen Kommentare. Ist zwar etwas Arbeit, sowas alles aufzuschreiben, aber ich mache das manchmal sehr gerne. Es hat für mich eine Art therapeutische Wirkung, Erlebtes in geschriebenes Wort zu bringen – das ist so ähnlich, wie wenn man beim Dönermann einmal das Komplettprogramm mit Zwiebeln & Knoblauchsoße geordert hat und zwei Stunden später aufstoßen muss. „Ach, da isser wieder – Mann, war aber auch wirklich lecker!“ denkt man dann...


Gruß,
Markus
(hat ausgerülpst)
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caffbeemer
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von caffbeemer »

Also,

in der Regenkombi kommst Du recht schnieke rüber.

Schon besser als sonst. Solltest Du vielleicht öfter tragen?!

MfG

Großmeister R

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Bambi
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Re: Seen und gesehen werden

Beitrag von Bambi »

Herrlich, herrlich, herrlich!!!
Dankbare Grüße, Bambi
'Find me kindness, find me beauty, find me truth' (Dreamtheater aus 'Learning to live')

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