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Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

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f104wart
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Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von f104wart »

Nichts ist unter Laien und oft auch "Fachleuten" so sagenumwoben und geheimnisvoll wie die richtige Fahrwerksabstimmung. Bild

Nachdem wir in wirklich beispielhafter Zusammenarbeit .daumen-h1: in diesem Thread http://www.caferacer-forum.de/posting.p ... 29&p=71095 die "Geheimnisse" progressiv gewickelter bezüglich ihrer Einbaurichtung und Wirkungsweise gelüftet haben, hat sich das Thema, wie es eigentlich nicht anders zu erwarten war, weiter in Richtung Dämpfung und Fahrwerksabstimmung entwickelt.

Da ich mich selbst noch als absoluter Laie auf diesem Gebiet sehe, schlage ich vor, dass wir an Peter´s Beitrag anknüpfen und uns zunächst mit einfachen Fahrwerken beschäftigen, um das Verständnis für dieses komplexe und schwierige Thema zu entwickeln.
Girgel hat geschrieben: ...Hab im Winter Koni´s verbaut - da kann man außer der Vorspannung zumindenst noch die Dämpfung einstellen. Werde Morgen mal versuchen, eine Grundeinstellung gem. Lexikon hinzukriegen

Peter

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nopanic
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von nopanic »

Moin.
Dämpfung bedeutet Druckstufe und Zugstufe.
Druckstufe regelt das Einfedern, Zugstufe das Ausfedern.
Regeln heißt in diesem Fall, die Einfeder/Ausfedergeschwindigkeit.
Diese kann man beeinflussen durch "Zu - oder Aufdrehen" der Zug - und Druckstufe.
Gruß, Klaus (nopa)
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...zu alt, um erwachsen zu werden...

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f104wart
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von f104wart »

nopanic hat geschrieben:Moin.
Dämpfung bedeutet Druckstufe und Zugstufe.
Druckstufe regelt das Einfedern, Zugstufe das Ausfedern.
Regeln heißt in diesem Fall, die Einfeder/Ausfedergeschwindigkeit.
Diese kann man beeinflussen durch "Zu - oder Aufdrehen" der Zug - und Druckstufe.
Damit hast Du zweifelsohne Recht, aber so weit sind wir noch nicht. Das, was Du schreibst, kann ich überall nachlesen. Davon aber habe ich es noch nicht verstanden und kann es nicht anwenden. :dontknow:

Mir geht es aber gerade darum, das Thema systematisch anzupacken, damit ich es verstehe und andere die einzelnen Schritte nachvollziehen und umsetzen können. ...Du verstehn? :mrgreen:
Zuletzt geändert von f104wart am 5. Apr 2014, insgesamt 1-mal geändert.

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f104wart
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von f104wart »

sven hat geschrieben:... manchmal hab ich den Eindruck je mehr ich da rumstell umso
schlimmer wirds...

Kurz gefasst hab ich folgende Erfahrung gemacht: eher weiche Federung und
weniger Dämpfung in Verbindung mit längerem Federweg haben tendenziell
besser funktioniert als eine härtere Abstimmung mit wenig travel. Je breiter
die Reifen umso heikler die Abstimmung, die Steifigkeit des Reifens hat einen
sehr großen Einfluß, und längerer Nachlauf bringt nicht automatisch mehr
Fahrstabilität sondern kann auch unangenehme Folgen haben (Lenkerschlagen).

Viele Grüße
Sven
Dieser Beitrag von Sven zeigt, das zur Fahrwerksabstimung neben Federung und Dämpfung noch ganz andere Parameter eine Rolle spielen. Doch, eins nach dem andern.

Wenn wir schon bei der Federung sind, schlage ich vor, dass wir uns zunächst mit der Aufgabe und Wirkungsweise der Dämpfung beschäftigen.

Ein Federbein, landläufig auch einfach als "Stoßdämpfer" bezeichnet, besteht grundsätzlich aus Fedrung UND Dämpfung, ganz gleich, ob es sich um einen Gabelholm oder die Hinterradfederung handelt.

Die Dämpfung hat, ganz einfach ausgedrückt, die Aufgabe, ein Nachfedern und Aufschaukeln des Fahrzeugs zu verhindern. Das geschieht, indem die Geschwindigkeit des Ein- und Ausfederns verzögert bzw. gedämpft wird.

Ein Dämpfer besteht aus mehreren Kammern, in denen sich Öl befindet. Beim Einfedern strömt das Öl von der einen in die andere Kammer, um beim Ausfedern den umgekehrten Weg zu gehen. Die Geschwindigkeit, mit der das Öl von einer in die ander Kammer läuft, wird durch kleine Bohrungen (Drosseln) und Ventile geregelt.

Im Fall von Peters Konis kann die Größe der Bohrung und damit die Strömungsgeschwindigkeit, durch Hinein- oder Herausdrehen einer konisch zugespitzten Schraube anhamd des Einstellrädchens am oberen Ende des Dämpfers reguliert werden.

Der Grad der Dämpfung richtet sich nach der Belastung (Solo- oder Soziusbetrieb mit oder ohne Gepäck), dem Zustand der Fahrbahn und den persönlichen Vorlieben des Fahrers.

Anhand der Einstellmöglichkeiten der Konis gilt:
Stufe 1 - sehr weiche Dämpfung für geringe Belastung
Stufe 2 - Solo- und Soziusbetrieb auf relativ guten bis guten Strassen
Stufe 3 - Sportliche Solofahrt oder Soziusfahrt mit Gepäck
Stufe 4 - Härtere Dämpfung mit Soziusbetrieb und Gepäck


Neben der Einstellung der Dämpfungskraft muss auch die Vorspannung der Feder durch Anheben oder Absenken des unteren Federtellers der Beladung angepasst werden.

Durch das Vorspannen wird die Feder bereits in ausgefahrenem Zustand des Federbeins etwas zusammengdrückt. Die dadurch entstehende Kraft (siehe Federkennlinie) wirkt der Beldaung entgegen. Dadurch wird das Fahrzeugheck gegenüber einer nicht vorgespannten Feder unter Belastung etwas angehoben und federt etwas weniger ein.

Durch ein zu sehr vorgespanntes Federbein verschlechtert sich der Fahrkomfort und verringert sich der Negativfederweg.

Als Negativfederweg bezeichnet man den Weg, der einem Federbein beim Entlasten über der Neutralstellung (beladenes Fahrzeug im Stand) zur Verfügung steht,

Besonders deutlich kann man den NegFederweg beim starken Beschleunigen an der Gabel beobachten. Ist der NegFederweg zu groß "hängt" das Fzg in den Federn. Ist er zu klein, verringert sich beim Ausfedern der Anpressdruck der Räder auf die Fahrbahn.

Als Richtwert gilt, dass der NegFederweg etwa 30% des Gesamtfederwegs betragen soll.

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nopanic
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von nopanic »

f104wart hat geschrieben:
nopanic hat geschrieben:Moin.
Dämpfung bedeutet Druckstufe und Zugstufe.
Druckstufe regelt das Einfedern, Zugstufe das Ausfedern.
Regeln heißt in diesem Fall, die Einfeder/Ausfedergeschwindigkeit.
Diese kann man beeinflussen durch "Zu - oder Aufdrehen" der Zug - und Druckstufe.
Damit hast Du zweifelsohne Recht, aber so weit sind wir noch nicht. Das, was Du schreibst, kann ich überall nachlesen. Davon aber habe ich es noch nicht verstanden und kann es nicht anwenden. :dontknow:

Mir geht es aber gerade darum, das Thema systematisch anzupacken, damit ich es vertshe und andere die einzelnen Schritte nachvollziehen und umsetzen können. ...Du verstehn? :mrgreen:
Ok. :wink:
Gruß, Klaus (nopa)
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sven

Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von sven »

f104wart hat geschrieben: Die Dämpfung hat, ganz einfach ausgedrückt, die Aufgabe, ein Nachfedern und Aufschaukeln des Fahrzeugs zu verhindern. Das geschieht, indem die Geschwindigkeit des Ein- und Ausfederns verzögert bzw. gedämpft wird.
Das ist richtig. Speziell die Druckstufe hat aber noch eine weitere Aufgabe,
und zwar ist es so daß die Federkraft beim Überfahren von Huckeln normaler-
weise nicht ausreicht ein "Durchschlagen" zu verhindern (präziser gesagt die
kinetische Energie des nach oben beschleunigten Rades ist größer als die Arbeit
die nötig ist die Federung bis auf Anschlag zu komprimieren). Und da hat es
sich als günstig erwiesen nicht einfach eine entsprechend härtere Feder zu ver-
wenden (die würde über kleine Unebenheiten in's Hüpfen geraten) sondern ein
System das den Widerstand gegenüber Einfedern der Einfeder-Geschwindigkeit
anpasst. Das machen ölgefüllte Dämpfer.
Kurz gesagt: Federung erzeugt wegabhängigen, Dämpfung erzeugt geschwindig-
keitsabhängigen Widerstand.

Gruß
Sven

Navigator03
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von Navigator03 »

Hallo,

das ist mein erster Beitrag in eurem Forum. Ich habe zwar noch keinen Cafe-Racer, aber das Thema Federung/Dämpfung liegt mir am Herzen.
Daher würde ich hier gerne mitmachen, wenn ihr nichts dagegen habt.

Da das Thema Dämpfung gerade erst begonnen hat, würde ich gerne meine bescheidenen Erfahrungen einbringen.
Zu Anfang nur so viel:
Wie man die Dämpfung einstellen soll, hängt von vielen Faktoren ab und es gibt keine allgemein gültige Formel. Die Güte der Straßenoberfläche kann sich ständig ändern und es spielt auch eine große Rolle, mit welchem Tempo man seine Strecke fährt. Daher sind die neuen elektronischen Fahrwerke eigentlich eine gute Sache. Die elektr. Federvorspannung finde ich eher unwichtig, aber die Dämpfung während der Fahrt verstellen zu können, kann sehr angenehm sein.

Aber soweit sind wir hier ja noch nicht. Vielleicht sollte man mit den elementaren Dingen beginnen.

Zum Beispiel, was verstellt man, wenn man schwer beladen auf welliger Fahrbahn in einer Kurve ins Schaukeln gerät. Was passiert dabei genau?
Im Extremfall schwingt das Federbein von einem Anschlag zu anderen und erzeugt dabei eine Fequenz, die dem sicheren Fahren nicht zuträglich ist.
Hier kann es sinnvoll sein, die Zugstufe zu erhöhen. Die Ausfedergeschwindigkeit des Dämpfers verringert sich und die Amplituden fallen geringer aus. Man hält die Fuhre besser im Zaum.

Wenn ich etwas vergessen habe, bitte melden.

Grüße
Georgios

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f104wart
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von f104wart »

Hallo Georgios,

schön, dass Du jetzt auch hier bist !! .daumen-h1:

Navigator03 hat geschrieben:
Zum Beispiel, was verstellt man, wenn man schwer beladen auf welliger Fahrbahn in einer Kurve ins Schaukeln gerät. Was passiert dabei genau?
Solche Fahrwerksunruhen können natürlich auch andere Ursachen ausserhalb der Federung/Dämpfung haben.

Bevor man da an der Federung oder Dämpfung was verstellt, sollte man sicherstellen, dass das Lenkkopf- und die Schwingenlager in Ordnung sind und spielfrei, aber gleichzeitig auch nicht zu fest eingestellt sind.

Ebenso reagieren manche Motorräder sehr empfindlich auf abgefahrene Reifen, zu geringen Reifendruck und/oder hecklastige Beladung.

Bei der CX-C habe ich festgestellt, dass diese mit dem kleineren Hinterrad (16") zwar wesentlich handlicher ist als der Tourer, gleichzeitig aber auch in langezogenen und schnell gefahrenen Kurven eher zum Aufschaukeln neigt als der Tourer mit 18"-Hinterrad.

Ich werde aber auch hier nochmal prüfen, ob es wirklich am Hinterrad liegt oder nicht doch noch eine andere, bisher nicht entdeckte Ursache hat.

Navigator03
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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von Navigator03 »

Hallo Ralf,

Du hast recht, die Ursachen können vielfältiger Natur sein. Es ist nur so, daß ich das als Erstes versuchen würde, weil es so einfach ist und schnell geht.
Die anderen Dinge kann man dann nacheinander abarbeiten. :wink:

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Re: Fahrwerksabstimmung - Federung und Dämpfung

Beitrag von f104wart »

Das ist aber genau der falsche Weg und am Ende der umständlichere.

...Wie willst Du jemals vernünftig laufen können, wenn schon die Schuhe nicht passen? :dontknow:

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