Tag 1 der Rückreise
Das Zimmer im York Hotel wirkt bei morgendlichem Tageslicht noch viel größer und cleaner, als gestern Nacht.
Das wunderschöne Tulpenarangement fällt sofort ins Auge.
Wenn ich wieder in Berlin bin, sollte ich darüber nachdenken, meine Wohnung weit stilvoller auszustaffieren, als bisher.
www.kauftplastiktulpen.de
Der Blick aus dem Fenster über Lancaster ist ernüchternd trostlos.
Ich kann mir gut vorstellen, wie in dieser tristen Eintönigkeit Mods und Rocker als Jugendkultur entstanden sind.
(Zuhause gleich mal Toys Dolls auf den Plattenteller legen.)
Jetzt nicht sentimental werden, schließlich habe ich noch einiges an Strecke vor mir.
Zunächst nach Hull, von dort nach Rotterdam, dann über Osnabrück, Oldenburg oder Bremen (spontane Entscheidung) weiter über Stendal und dann nach Berlin.
Im Internet habe ich recherchiert, dass nur noch wenige Plätze auf der Fähre von Hull nach Rotterdam zur Verfügung stehen.
Irgendwie stehe ich mit den Buchungen über das Internet auf Kriegsfuß.
Warum sollte es in England anders sein?
Gestern nacht habe ich noch versucht bei der größten web-Site für Fährverbindungen (das booking.com der Fährverbindungen sozusagen) eine Passage Hill-Rotterdam zu buchen.
Das schien mir vor dem schlafen gehen eine gute Idee.
#gesicherteTickets=gesicherterSchlaf
Exkurs (Internet-Buchung)
Auf gehts:
Nachdem ich mich durch alle Masken geklickt, meinen Namen und meine Anschrift angegeben habe, Mitteilung gemacht habe, dass ich allein, aber mit Motorrad reise, das Modell angeben musste (Hersteller, Typ und Hubraum), keine Haustiere mitführe und mir ein Preis von € 278,00 für die Innenkabine vorgeschlagen wurde.
Also nach alledem hatte ich nur noch die Kreditkartennummer, die Gültigkeitsdauer der Karte und eine dreistellige Sicherungszahl einzugeben.
Dann wurde ich gefragt, ob ich für € 20,00 zusätzlich eine Außenkabine ordern möchte und Verpflegung der Schiffsküche für ebenfalls noch einmal € 20,00 in Anspruch nehmen möchte?
Na gut !
Dann eben noch weitere € 20,00 für die Außenkabine, gesamt alles noch unter € 300,00.
Und als ich das alles bestätigen will, stürzt die Seite ab.
Mist !
Also alles noch einmal von vorn.
Wieder stürzt die Seite kurz vor der Buchung ab.
Dann eben morgen früh.
Da bin ich wacher und ausgeruhter und jetzt habe ich auch keine Lust mehr.
Am morgen klicke ich mich wieder durch alle Masken und schaffe es tatsächlich bis zum finalen Buchungsbutton vorzudringen, als unvermittelt ein neues Fenster aufpoppt, mit dem Hinweis, dass der Fährpreis sich um € 48,00 (!) erhöht habe.
Mit "Enter" würde ich diesen bestätigen und die Buchung abschließen.
Modernes Raubrittertum (!)
Dann lieber keine Buchung über das Internet.
Wird schon noch Tickets am Hafen in Hill geben.
" chi non gioca, non vince !! "
Warum ich das hier so ausführlich schreibe ?
Weil die Passage am Counter der Fährgesellschaft incl. Außenkabine einer besseren Kategorie lediglich € 230,00 gekostet hat.
Das ist mehr als € 100,00 günstiger, als das vermeintlich günstige "Bester-Preis-Portal".
Zudem standen noch weit mehr als einhundert Kabinen zur Auswahl, also Bestand auch keine Notwendigkeit den Preis bei meinem dritten Buchungsversuch zu erhöhen.
So etwas finde ich dreist.
Deshalb meinen Rat, nicht über die einschlägigen Portale zu buchen, sondern direkt über die Fährgesellschaften.
Exkurs (beendet)
Die Fahrt nach Hull verläuft ohne besondere Ereignisse.
An der ersten Tankstelle bietet mir ein Fernfahrer aus Lettland stangenweise Zigaretten an und an der zweiten Tankstelle erkundigt sich der asiatische Tankwart nach dem Hersteller meines Motorrades. Ah, Moto Guzzi, ist das italienisch ?
#daslebenkannaufregendsein
In Hull angekommen, kaufe ich am Hafen das Ticket für die Fähre und fahre anschließend ins Centrum.
Hull ist eine schöne Stadt, mit einer pittoresken Altstadt.
Ich schlendere ziellos umher und werde schließlich in einem record store fündig.
Ich erstehe zwei Alben von "The Smith", die in Berlin immer schwer zu bekommen sind. (aus Kapazitäts- und Transportgründen auf CD)
Ich genieße einen herrlichen Tee mit Milch und komme endlich dazu, ein paar Kapitel meines Buches zu lesen.
Dennoch: Die Zeit verrinnt einfach nicht und so bin ich viel zu früh auf der Fähre.
Was für ein Riesenkasten!
An Bord sind zwei Kinos, ein Casino, ein Piano Deck, eine Lounge, ein Nachtclub, mehrere Restaurants und ein duty-free.
Meine Kabine liegt im Vorschiff außen und ist mit Bad und Dusche ausgestattet.
Der Blick aus dem Fenster ist trist. Das Grau des Himmels vermischt sich mit dem Grau des Wassers zu einem tristen Brei.
Ich beschließe, mich ein Stündchen aufs Ohr zu hauen, und erst an Deck zu gehen, wenn die "Pride of Hull" ausläuft.
Doch oft kommt es erstens anders und zweitens, als man denkt..
Als ich erwache sind wir fast im Hafen von Rotterdam.
13 Stunden geschlafen.
Es schifft in Strömen.
Na dann.
Ab in das Fahrzeugdeck, flugs die Regenkleidung angezogen und los gehts in Richtung Deutschland.