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Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

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Jupp100
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von Jupp100 »

.daumen-h1: So isses!

Zumindest haben es mir die praxiserprobten Profs
auch so beigebracht.
Gruß ins Land der gebeutelten Griechen. :salute:
Gruß Stefan





In meiner Realität bin ich Realist!

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f104wart
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von f104wart »

LordMops hat geschrieben:Hi, also wenn man einen Motor komplett revidiert sollte man bzw. muss man sogar neue Lagerschalen nehmen! Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Jeder "normale" Mechaniker würde dir auch dazu raten. Den du weißt ja nicht ob erstens die Toleranzen zu 1000% stimmen oder ob du nach dem Zusammenbau irgendwelche Problem damit bekommst (z.B. Lagerschaden) Deswegen würde ich dir empfehlen mach dir neue rein bevor du die doppelte Arbeit hast, weil auf die 50€ kommst auch nicht drauf an. Da würde ich dann lieber an einer andren Stelle sparen. ;-)
Woher hast Du denn diese Weisheiten über ungeschriebene Gesetze? Und was ist ein "normaler Mechaniker"? ...Einer, der von seinem Chef oder dem Handbuch gesagt bekommt, was er zu tun hat oder einer, der aus Erfahrung weiß, was er tut?

Es gibt kein Handbuch, in dem nicht steht, dass Dehnschrauben nicht erneuert werden müssen. Hier geht es aber in erster Linie um die Haftung und Gewährleistungsansprüche und nicht um technische Notwendigkeit.

Die Zylinderkopfschrauben meiner CX sind auch Dehnschrauben. Ich kenne niemand, der die schon irgendwann mal durch neue ersetzt hat. Und die Köpfe sind trotzdem dicht.

In jeder Rechnung, die Du nach dem Reifenwechsel bei Deinem Auto bekommst, steht, dass nach 50 km die Radschrauben nachzuziehen sind.
Ich frage Dich: Fährst Du nach 50 km zurück in die Werkstatt und hälst Dich an diese Empfehlung? Und welcher "normale Mechaniker" hat das schon mal gemacht?



...Eine Dehnschraube verhält sich in einer Schraubenverbindung wie eine weiche, vorgespannte Zugfeder. Die besondere federnde Eigenschaft bewirkt ihr schlanker Schaft. Dadurch wird verhindert, dass Längenänderungen im Betrieb – zum Beispiel durch Temperaturänderungen oder Setzen z.B. der Kopfdichtung – zu starken Kraftänderungen führen, die das Gewinde überbeanspruchen oder die Verbindung lockern können.

Schrauben normaler Schaftlänge würden bei hoher unterschiedlicher Wärmedehnung zwischen sich und den zu befestigten Bauteilen im Betrieb entweder zu stark gespannt, wodurch plastische (bis zur Lockerung der Schraube) oder trennende Verformung im Gewinde oder im Schaft eintritt. Andererseits, wenn sich eine kurze Schraube stärker dehnt als sich die zu verbindenden Teile ausdehnen, verschwindet die bei der Montage erzeugte Vorspannung, und die Schraube wird locker.

Eine Dehnschraubenverbindung ist auch von Vorteil bei sogenannter Wechselbeanspruchung (schnelle Änderung der Belastung zwischen Null und Maximalwert) --> Pleuellager (!) Last-Stöße werden durch die Dehnung gemildert. Der Durchmesser des Schraubenschafts ist kleiner als der des Gewindes. Die Kerbwirkung im Gewindeteil ist nicht mehr das begrenzende Maß für die Wechselfestigkeit der Schraube.

...Hast Du schon mal ne Feder erneuert, nur weil Du an ihr gezogen oder sie zusammen gedrückt hast?



Entscheidend ist die Auslegung der Schraube.

Sind Dehnschrauben bis zur möglichen Materialgrenze ausgelegt, so dass zunächst Spannungsspitzen an den Schaftenden (Gewinde, Kopf) im plastischen Bereich entstehen und beim ersten Betrieb durch Verformung abgebaut werden, sollten sie bei Reparaturen gegen neue ausgetauscht und nicht wieder montiert werden. Dies ist aber im vorligenden Fall (CB 500 Four, aus dem Kopf raus Gewinde M8x1, Anzugsmoment um die 20-25 Nm) nicht gegeben!

.

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grumbern
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von grumbern »

Also, ich sehe das so:

Gleitlager, so fern sie nicht ausgenudelt oder korrodiert sind, einfach drin lassen. Das sieht man meistens schon an deren Laufflächen und ist recht einfach nachzumessen. Lagerspiele, die irgendwo im Bereich unter 1/10 liegen, kann man auch recht einfach "herausfühlen". Wenns spürbar klapeprt, ist das Spiel zu groß! Gleitlager haben auch sehr oft eine direkte Schmierbohrung, oder entsprechende Schmiernute und werden direkt mit Öl versorgt. Dadurch ergibt sich ohnehin ein gewisser Ausgleich, da die Welle auf dem Öl und nicht auf der Buchse läuft.

Bei Wälzlagern mache ich das vom Arbeitsaufwand und deren Verwendung abhängig. Radlager, so lange sie nicht auffällig sind, lasse ich schon mal drin. Die kann man immer mal wechseln, sollten sie doch nichts sein. Motor- und Getriebelager, mit unbekanntem Alter und Laufleistung, fliegen raus! Meistens haben die irgendwo doch schon Ansatz von Pitting, die Käfige sind angeknackst, oder es sind einfach minderwertige Lager verbaut (indische z.B. :mrgreen: ). Wälzlager kann man auch wesentlich schlechter prüfen. Allein die Tatsache, dass es "ruhig läuft", sagt noch gar nichts aus. Die Laufflächen sind auch oft schwer einsehbar und wenn da eine kleine Stelle auch nur leicht matt wirkt, muss man davon ausgehen, dass hier schon ein Schaden vorprogrammiert ist.

Glück hat man, wenn Normlager Verwendung finden, dann kostet das auch nicht gleich ein Vermögen.
Gruß,
Andreas

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kramer
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von kramer »

Das ist alles richtig f104wart. Es kommt halt sehr darauf an, wie der Hersteller die Schraubenverbindung ausgelegt hat. Deshalb meine Anregung, im Werkstatthandbuch nachzusehen.
Es würde mich aber gelinde gesagt wundern, wenn da die Wiederverwendung von Pleuelschrauben empfohlen würde.

Peter

schraubnix

Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von schraubnix »

Hallo

Bild

So ein Lager muss neu .

Bild

Lagerspiel ist trotzdem noch im soll .

Bild

Das vermessen von der Kurbelwelle , Lagerstellen geht auch Ruckzuck .


Gruss

Uli


Edit :

Im Handbuch vom Eisenfass steht z.b. nichts davon das die Schrauben neu müssen . :wink:

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f104wart
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von f104wart »

kramer hat geschrieben:Das ist alles richtig f104wart. Es kommt halt sehr darauf an, wie der Hersteller die Schraubenverbindung ausgelegt hat. Deshalb meine Anregung, im Werkstatthandbuch nachzusehen.
Mir ging es im wesentlichen um solche pauschalisierten Aussagen wie "...das haben mir irgendwelche Technikgurus so beigebracht" oder "...wenn es Dehnschrauben sind, würde ich sie auf keinen Fall wieder verwenden".

"DAS HABEN WIR SCHON IMMER SO GEMACHT" ist eben kein Beweis für Sachverstand. ...Bitte nicht falsch verstehen. Ich möchte damit niemand persönlich treffen, sondern nur zu einer anderen Denkweise anregen.

Wir wollen ja hier keine Schrauben verkaufen und Umsatz machen, sondern technische Hilfestellung leisten. Ist doch schön, wenn wir uns dabei so gut ergänzen! :friends:

...Von Irrtum sind wir dabei alle nicht gefeit, auch ich nicht! Erfahrung ist die Summe aller Mißerfolge! :wink:

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Felgenputzer
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von Felgenputzer »

Also im Werkstatthandbuch steht nichts davon dass die Schrauben ersetzt oder wiederverwendet werden können. Nur mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anziehen...usw.

Weiterhin wird geraten, dass gleich die Lagerschalen ersetzt werden sollten, wenn die Antriebseinheit ohnehin zerlegt ist.

Danke für die Bilder schraubnix. Da hab ich gleich mal die Anwendung von Plastigage und eine verschlissene Lagerschale gesehen.

Die ausführliche Erklärung von f104wart hat mich gestützt, dass die Pleuelschrauben wiederverwendet werden können.
Werde jetzt aber wie gesagt erstmal das Spiel messen und danach weiter berichten

Grüße vom Felgenputzer

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f104wart
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von f104wart »

Felgenputzer hat geschrieben: Werde jetzt aber wie gesagt erstmal das Spiel messen und danach weiter berichten
So, wie Deine Lagerschalen aussehen, würde ich jetzt schon eine Wette auf das Ergebnis abschließen. :prost:

...Und glaub nicht alles, was im Bucheli steht. Mittelfristig solltest Du Dir das originale grüne Handbuch (gibt´s auch als Nachdruck) von Honda besorgen.

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Norton
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von Norton »

Ich würde auch dazu raten die schrauben neu zu machen. Denn keiner weiß ob die schrauben nicht doch irgendwann mal überzogen wurden und beim nächsten mal unter last abreißen. Der Schaden der dabei entsteht ist viel größer als die paar euro.

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f104wart
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Re: Kurbelwellenlager noch zu gebrauchen??

Beitrag von f104wart »

Das weißt Du bei keiner Schraube!

...Grundsätzlich kannst Du davon ausgehen, dass ALLE Schrauben, die von Hand nach "Gefühl" angezogen werden, zu fest angezogen werden. :shock:

Die Gefahr, dass eine Schraube, die grundsätzlich mit dem Drehmomentschlüssel angezogen wird - und das sind gerade die an den Pleuellagern, den Kurbelwellenlagern und den Zylinderköpfen - überzogen wurde, ist da wesentlich geringer, wenn nicht sogar auszuschliessen.

Ich kenne keinen Mechaniker, der hier ein zu hohes Drehmoment einstellt oder die Schrauben nur von Hand anzieht.


...Oder sollte Felgenputzer auch das Kurbelgehäuse erneuern, weil, es könnte ja sein, dass vielleicht mal irgend jemand die Zylinderkopfschrauben zu fest angezogen und die Gewinde im Kurbelgehäuse überzogen hat? :neener:



Was ist mit den Steckachsen? ...den Schrauben, mit denen der Lenker befestigt wird? ...Den Schrauben, mit denen die Bremssättel am Tachrohr angeschraubt werden? Die sitzen in Alugehäusen und werden mit in der Regel mit der Hand angezogen (obwohl es auch hier Drehmomentangaben gibt) :wow:


...also, komm, Norton, jetzt lass die Kirche mal im Dorf !!

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