Teil 14 der Umbau-Story:
Viele Kleinigkeiten (06./07.2021):
Als Schlußbemerkung des letzen Berichts schrieb ich, dass nun die Sitzbank dran sei. Um die habe ich mich rudimentär zwar auch gekümmert, aber es mussten erstmal einige andere kleine Dinge gemacht werden, bevor man weiter an den großen Sachen arbeiten kann.
Eines der Dinge, die dringend gemacht werden mussten war der Lenkeranschlag. Bei der Upside-Down-Gabel die eingebaut wurde, waren die Zapfen für den Lenkeinschlag auf der Gabelbrücke so weit aussen, das diese den Anschlag am Rahmen nicht einmal berührten! Das bedeutet natürlich eine große Gefahr für den Tank (von der TÜV-Abnahme wollen wir da lieber nicht reden). Nach einigem Überlegen entschied ich mich eine Blechplatte zu bauen auf der dann die Anschlagadapter befestigt werden können. Damit ich überhaupt mal eine Größenvorstellung bekam, wurde eine Pappschablone angefertigt, die ich anschliesend auf ein 1,5 mm Stahlblech übertrug.Das Blech wurde entsprechend ausgeschnitten und dann abgekantet. Nach ein wenig Nacharbeit passte es sehr gut auf die untere Gabelbrücke drauf und konnte an den dort frontal angebrachten Gewindebohrungen für den Kabelhalter festgeschraubt werden.

Papierschablone der Lenkanschlag-Grundplatte
Bei dem Blechteil wurden die äuseren Flügel hochgebogen um den Adapterblöcken einen besseren Halt an der Grundplatte geben zu können. Daran anschließend sägte und feilte ich aus einer 12mm dicken kleinen Stahlplatte die dreieckigen Anschläge aus und bearbeitete diese so lange nach, bis ca 4mm Abstand zwischen Gabelholm und Tank verblieb. Die Platten wurden dann mit M3 Senkkofschrauben über Kreuz mit der Grundplatte verbunden und das ganze dann mit Felgensilber lackiert. Die Funktionsüberprüfung des fertigen Anschlagadapters viel äußerst positiv aus, nahezu perfekt und stabil!

Fertiger Lenkanschlag

Eingebauter Lenkanschlag (auf dem Bild noch nicht festgeschraubt)
Parallel zum Lenkeranschlag wurden auch die Seitendeckel in der endgültigen Farbe Schwarz seidenmatt lackiert. Dazu wurde erstmal die Einhängeöffnung am rechten Seitendeckel aufgeweitet, so dass diese sich aus wirklich sauber in den am Rahmen befindlichen Haken einhängen lies. Die Bohrungen für die Typschilder schloss ich mit 2-Komponenten-Klebstoff, das sich für solche Aufgaben schon bei anderen Projekten empfohlen hatte!

Geschliffene Seitendeckel
Dann stand Schleifen auf dem Programm! Erst mit 400er, dann 800er bis sich alles glatt anfühlte. Dabei kamen noch Farbschichten zu Tage, von denen ich nichts geahnt hatte! Einige kleine Grübchen / Löcher wurden währenddessen mit Spachtel verschlossen und eingeebnet. Dann kam Füllgrund drauf und anschließend, nach dem dieser ausgehärtet war wurde wieder geschliffen, 1 - 2 Grübchen entdeckte ich dann noch, die auch nochmal mit Spachtel behandelt wurden. Nun grundierte ich alles und zog es mit 1200er Nassschleifpapier ab. Zum Schluss wurden die Seitendeckel mit 2k Lack in schwarz seidenmatt mit 3 dünnen Schichten aus der Sprühdose lackiert. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, ein Profi würde aber sicher noch was zu bemängeln haben. Aber mein Umbau soll auch nicht superperfekt werden. Solange er meinen Ansprüchen genügt ist es genug!

Fertig lackierte Seitendeckel
Nachdem der alte Sicherungskasten den Startversuch noch "betreuen" durfte, wurde dieser nun gegen einen Flachsicherungskasten ausgetauscht, wie ich das auch schon bei meinen anderen alten Schätzchen gemacht habe. Leider passt am Originalmontageort der neue Sicherungskasten nicht hin, da dieser funktionsbedingt viel höher baut und damit mit der Sitzbankschale kollidiert. Deshalb setzte ich den neuen Kasten über das Werkzeugfach. In Ermangelung von "Siemens-Lufthaken" bog ich ein Konsolenblech zurecht, das ich an den Schraubpunkten des Originalsicherungskastens mit Rändelschrauben festmachte. Damit kann auch das Werkzeugfach weiter genutzt werden, da man die Rändelschrauben von Hand aufbekommt. Danach das Blech noch schwarz lackiert und gut!

Anpassung der Konsole und des neuen Sicherungskastens

Fertig montierter und angeschlossener Sicherungskasten
Um die Sitzbank überhaupt an mein Projekt anpassen zu können musste noch ein sauberer Abschluss am Rahmenheck geschaffen werden. Üblicherweise wird heutzutage einfallslos einfach die "Flex" gezückt, der Rahmen hinter den Stoßdämpferaufnahmen abgeschnitten und anschließend ein Loop angeschweißt!
Dieses Vorgehen habe ich mir (wie im ersten Teil schon geschrieben) selbst untersagt. Zum Einen weil ich alles reversibel halten möchte und zum Anderen weil auf einen ordentlichen Roadster in meinen Augen auch eine Sozia/Sozius-taugliche Sitzbank drauf gehört. Viele CaféRacer sind ja Single-Seater oder habe extrem kurze Sitzbänke. Da habe ich manchmal den Eindruck als ob das Hinterrad gar nicht mehr zum Moped gehören soll! Aber das ist Geschmackssache und wem es gefällt, der kann damit glücklich werden.
Da das nicht mein Weg sein sollte, wollte ich zwar auch einen Abschluss das Motorrad nach hinten "abrundet", aber das musste abschraubbar sein. Ein Halbkreis wäre aber doch sehr weit nach hinten abgestanden, so entstand als Heckende ein, wie es geometrisch richtig heist, ein Kreisabschnitt, der sich an dem originalen Fender orientiert. Das entsprechend gebogene Rohr konnte ich über ebay kaufen, da es Anbieter gibt, die Loops nach Auftragsmaß fertigen.
Zuerst wurde das gelieferte Teil grob auf die richtigen Maße abgesägt und ein Teil des Rohres eingeschnitten und mittels eines Schweißbrenners flach aufgebogen, um Flansche zum Anschrauben herzustellen.

Schraub-Loop im Rohbau nach dem Aufbiegen der Rohrenden
Danach wurden dann die Rohrenden an den Rahmen angepasst, was eine ewige Fummelei bedeutete bis es gepasst hat. Dann wurde der Loop ausgerichtet und die oberen Bohrlöcher markiert, wo der Loop mit dem Rahmen und den hinteren Fender verschraubt werden sollte. Nachdem der Loop dann richtig saß fertigte ich 2 dreieckige Platten an und passte diese an die unter der Verschraubung befindliche Lasche am Rahmen an, in der ebenfalls eine Bohrung war. Damit wäre der Loop dan an jeder Seite mit 2 Schrauben befestigt, also auch gegen das Verdrehen gesichert. In die Platten schnitt ich mittig ein Gewinde und verschraubte diese an den Rahmenlaschen. Dann montierte ich wieder den Loop und brachte 2 kleine Bohrungen an. Mein Nachbar, der im Besitz eines Schutzgasschweißgerätes ist, hat mir dann den Loop an den Dreiecksplatten festgepunktet. Damit war der Loop bombenfest gesichert. Zwischendurch hatte ich den Loop auch mit Schweißprimer lackiert um ihn wenigstens rudimentär vor Rost zu schützen. Am Ende sägte und feilte ich alle überstehenden Blechabschnitte ab. Jetzt muss der Loop nur noch in Schwarz Hochglanz lackiert werden, damit er zum restlichen Rahmen passt.

(Fast) fertiger Loop
Vor geraumer Zeit hatte ich mir einen bereits gekürzten hinteren Fender für die XS850 gekauft. Ich wollte an dieser Stelle ein überarbeitetes und gekürztes Originalteil verwenden. Wie kurz musste ich noch sehen. Jedenfalls war das gekürzte Teil schon fast richtig, nur erschien mir der Abschluss unten etwas eckig! Damit hier eine gleichmäßige Line entsteht wurde aus Papier eine Schablone gefertigt und die Ist-Kontur darauf verzeichnet.

Papierschablone
Dann zeichnete ich die neue Linie ein und übertrug diese dann auf den Fender. Dabei zeichnete ich erst eine Seite und dann, nach dem Umschlagen der Schablone die andere Seite. Damit war die Linie spiegelgleich. Wichtig dabei ist, die Schablone so zu befestigen, das sie Spiegelgleich wieder angebracht werden kann und beim anzeichnen nicht verrutscht!

Anzeichnen der Schneidkante mit der Schablone
Leider bin ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen das überflüssige Material abzuschneiden.

Schneidkante am Fender
Zum Schluss dieses Arbeitsabschnittes widmete ich mich dem Lampenhalter. Erst dachte ich, das die Lampe mit 2 CNC-gefertigten Aluminiumhaltern montiert werden kann, die an den Tauchrohren der USD-Gabel montiert werden. Der Anbauversuch endete aber mit einem negativen Ergebnis. Das ganze passte zwar, lies sich auch nach Lust und Laune in der Höhe positionieren, aber die Anschraublaschen der Klemme saßen auf der Rückseite der Gabel und kollidierten direkt mit dem Tank. So funktionierte das nicht, da außerdem diese Kollision so früh erfolgte, das für die 850er der Wendekreis eines 40to-LKWs herausgekommen wäre. Also weg damit! Was mich dabei ärgert ist, das die Teile richtig Asche kosten und das Geld damit verbrannt ist. Zurückgeben ging leider nicht mehr.

Boing! - AUA!
Also zermarterte ich mir das Hirn, wie ich das anders lösen könnte. Dabei fiel mein Blick auf die Befestigungsschrauben der Kabelführung an der unteren Gabelbrücke. Mittlerweile hatte ich gelernt, das die YAMAHA-Ingenieure es tunlichst vermeiden, das Rad ein zweites mal zu erfinden, also dachte ich mir, probiere doch mal das Lampengeweih der XJ650 aus, ob der Lochabstand passt. Diese wird nämlich auch an der unteren Gabelbrücke festgeschraubt! Als ich das Teil (ich habe eines in meinem Lager lose liegen) dann hinhielt ging wieder mein Dank an die guten Yamaha-Ingenieure - es passte!

Fensterln auf Japanisch
Damit war die Lampenhalterung völlig unabhängig von den Gabelrohren! Beim provisorischen montieren stellte ich aber fest, das der Lenkanschlag am Rahmenlenkrohr leider mit dem Blech des Lampengeweihs kollidierte. Dem wurde aber sofort mit Bohrer und Feile zu Leibe gerückt und ein Fenster aus der Blechplatte herausgebrochen. Damit lies sich dann der Halter montieren und die Gabel ohne Kollision bewegen.
Um das ganze mal in der Gesamtansicht zu sehen und zu probieren was für einen Lampentopf ich verwenden will, hängte ich mal den Flakscheinwerfer einer alten SR500 in den Halter (die Schweinwerfergröße der XJ650 und SR500 waren/sind identisch). Außerdem hat auch die XS850 original diesen sogenannten Flakscheinwerfer verbaut (nur mit schwarzem Lampentopf).

Seitenansicht mit Scheinwerfer Ver. 1 - sieht immer mehr nach Motorrad aus!
In der Seitenansicht gefiel mir aber nicht, das die Halteflügel schwarz waren und die Lampe in meinen Augen einen Tick zu hoch sitzt. Da erinnerte ich mich, das ich vor Jahren für einen anderen Test mir einen Lampenhalter der SR500 besorgt hatte. Vorteil: Ist auch für die große Lampe und hat verchromte Lampenhalterflügel. Also mal im Fundus gekramt und zum Glück auch schnell gefunden! Die unteren Befestigungsbohrungen waren genau so wie bei der XJ650, das müsste also passen. Natürlich musste ich auch hier "Fensterln", aber das war schnell erledigt und ich montierte das ganze dann. Oben drauf setzte ich auch das originale Cockpit der XS, das passte einfach (wieder ein Dank an die Yamaha-Ingenieure und -Konstrukteure), bleibt aber wahrscheinlich nicht so!
Hier mal ein paar Impressionen des aktuellen Bauzustandes. Das kann sich meiner Meinung nach sehen lassen!

Seitenansicht mit Scheinwerfer Ver. 2

Schräg vorne

Frontansicht mit Flakscheinwerfer (schön wäre es, wenn er auch so hell wäre!)

Heckansicht

Seitenansicht auf der Kickstarterseite
Jedenfalls passt der große Lampentopf sehr gut zu der breiten USD-Gabel. Das lasse ich glaube ich so. Was jetzt noch kommt ist der obere Halter für das Lampengeweih, aber das dürfte keine großen Schwierigkeiten machen. Dann muss ich aber mich wirklich an die Sitzbank machen und die andere Auspuffanlage will auch noch montiert werden. Aber das kommt wohl erst nach meinem Urlaub Ende August dran!