Tag 4
auf der Isle of Man
Heute sind keine Rennveranstaltungen auf der Insel, jedenfalls keine, die zur TT gehören.
In Jurby findet jedoch das Festival of Jurby statt. Eine Event und Rennen für historische Motorräder.
Ich bin erst um 10:00 Uhr in Douglas mit meiner hessischen Begleit-Combo verabredet.
Geplant (und sicher bereits minutiös ausgearbeitet) ist eine große Inselrundfahrt. Ich bin gespannt.
Mein Zimmer ertrinkt in TT Devotionalien: T-Shirts, Jacken, Aufkleber und Aufnäher und sogar eine dunkelgrüne Manx Krawatte nebst passenden Manschettenknöpfen. Einmal Snob, immer Snob (!)
7:00 Uhr
Vor dem Frühstück nehme ich den Rennkurs in Angriff.
Ich fahre zunächst ein Stück gegen die Fahrtrichtung nach Ballaugh Bridge (17).
Ich bin fasziniert, wie eng diese Streckenpassage ist. Obwohl ich mich an das dortige Tempolimit von 30 miles halte, wird die Guzzi beim Überqueren der Brücke regelrecht ausgehoben und danach kommt gleich eine leichte Kurve. Es ist mir ein Rätsel, wie die Rennfahrer mit diesem Irsinns-Speed dort unbeschadet rüberbrettern können.
Um diese Zeit sind noch nicht viele Motorräder unterwegs, aber die kleine Zahl der Frühaufsteher bringt dem Streckenpunkt Ballaugh Bridge zumindest ebensoviel Respekt entgegen, wie ich.
Ich fahre zurück in Richtung Sulby.
Am Sulby Glenn (19) starte ich die Stoppuhr. Und los gehts !
Über Sulby Bridge (19) führt die Strecke nach Ramsey (24). Die Straße führt entspannt durch bewaldetes Gebiet und ist eher Allee, als Rennstrecke. Das ändert sich ab Gooseneck (25), die Landschaft wird karger, es geht in die Berge. Es ist noch neblig und die Sicht könnte besser sein.
Es ist dennoch ein erhabenes Gefühl, an den Streckenmarkierungen vorbeizufahren, in den Kurven und an den Tribünen vorbei zu fahren, fühle ich mich wie ein Teilnehmer der TT.
Wie ernüchternd dann der Blick auf den Tacho: Viel schneller, als 110 km/h fahre ich gar nicht. Die Asphaltdecke hängt, die Kurven können fast alle nicht eingesehen werden, die Ortsdurchfahrten sind glitschig und der Bodenbelag wechselt ständig die Asphaltsorte. Ich rede mir ein, dass dieses Bummeltempo nicht dem Fahrer, sondern allein dem Nebel zuzuschreiben ist.
Egal
Ich passiere Wind Corner (32) (diesen Streckenabschnitt kenne ich von meinen bisherigen Fahrten von Bungalow nach Douglas) und Governors´s Bridge (37) und "schieße" mit 50 miles (Innerorts) an der Haupttribüne über Start und Ziel.
Ich bin so beeindruckt von alledem, dass ich erst im Nachhinein registriere, gerade Bray Hill (2) passiert zu haben.
(na toll: Da hat die Rennleitung, mich als Marshal an einem Punkt eingesetzt, den Du nach der Durchfahrt von Start und Ziel gar nicht registrierst)
Die Strecke von Douglas nach St.John (8) führt durch kleine Ortschaften, die Straße ist gesäumt von netten Reihenhäuschen und funktionalen Zweckbauten.
#nichtsospannendaberwaswillstemachen
Ich passiere St.John und von dort führt die Strecke gut ausgebaut (jedenfalls nach bisherigen Maßstäben) bewaldet zurück bis nach Sulby.
Das ist schon anspruchsvoll zu fahren, weil Licht und Schatten ständig wechseln, zudem reichen die Bäume über die Straße und erschweren so die Blickführung.
Ich erreiche das Sulby Glenn und stoppe die Zeit:
0:58,34 h
Bestzeit !!
(allerdings nur ein Teilnehmer)
Zugleich: Sieg in der Kategorie: Guzzi aus Berlin
(ebenfalls nur ein Teilnehmer)
zum Vergleich: die Siegerzeit gestern in der Leightweight-Klasse war 1:18,45 h
(allerdings für 4 (!) Runden)
Guzzi und Leightweight ist eben nicht das selbe.
Ich gehe ersteinmal frühstücken und breche dann nach Douglas auf, um mich mit den Hessen zu treffen.
Tanken muss ich auch noch.