Teil 18 der Umbau-Story:
Halter, Bremsen, Rückspiegel und Sitzbank (07.- 09.2022):
Nachdem die Sitzbank zum Sattler ging, konzentrierte ich mich auf die vielen Kleinigkeiten, die noch dringend zu erledigen waren.
Als erstes stand die Entscheidung an welchen Lenker ich verbauen wollte. Vor längerem hatte ich mir einen für die XS850 passenden M-Lenker von Fehling in der Bucht geschossen. Schon die erste Probemontage zeigte, das ein M-Lenker an meinem Umbau überhaupt nicht funktioniert. Die obere ABM-Superbikegabelbrücke der FZR-USD-Gabel war so breit, das die Holme des Lenkers an der Gabelbrücke anstießen. Der nächste Test war ein Superbike-Lenker. Das passte natürlich, aber irgendwie gefiel mir das nicht wirklich! Also bleibt der Originallenker erstmal drauf. Ob ich noch Stummellenker ausprobiere, weiß ich noch nicht.

Superbike-Lenker eigentlich viel zu breit!
Ein wesentlicher Teil der Optik, der vordere Fender musste auch endlich fest montiert werden. Hier gab es die Wahl komplett neue Halter zu bauen oder die vorhandenen Halter auf einen Adapter zu setzten. Fürs Erste muss die 2. Option reichen! Um den Adapter zu bauen, wollte ich das gleiche Material wie das der Halter nehmen, 3 mm dickes Aluminium-Blech. Nach dem groben Ausmessen wurde das entsprechende Material bestellt und war auch relativ flott bei mir. Gleich mitbestellt wurde noch ein 3 mm Edelstahlblech für den Auspuffhalter. Der kam als nächstes dran!

Ausgangssituation Frontfender
Da der Fender eigentlich für die SR500 entworfen ist, ist die FZR-Gabel natürlich viel zu breit für die Halterarme! Der hintere Befestigungspunkt des Halters fluchtete aber genau mit dem hinteren Anschraubpunkt an der FZR-Gabel. Da musste ich nur eine Aluhülse dazwischen setzen, damit sich der Halter relativ spannungsfrei montieren ließ. Der vordere Punkt hing in der Luft. Das Alublech wurde zuerst an den Trägern des Fenders angepasst und dann ausgesägt, das die grobe Form passte. Anschliesend gebogen und das Loch für den vorderen Anschraubpunkt gebohrt.

Frontfender mit Halteradaptern
Leider haben die beiden Alu-Blech die Aktion nicht ganz mackenfrei überstanden. Da werde ich wohl noch die Halteroberfläche bearbeiten müssen. Doch das kommt später! Jetzt wurde erstmal der Fender mittels 4 Aluhülsen und den beiden Adaptern festgeschraubt!

Frontfender montiert
Der Auspufhalter war schnell erledigt. Mit einer Pappschablone wurden die Umrisse festgelegt und die Positionen der Bohrungen übertragen. Das Material für die Halter ist ein 3 mm starkes Edelstahlblech. Die Form wurde mit der Flex ausgeschnitten (das geht erheblich schneller als Edelstahl zu sägen) und dann mit der Feile das Endmaß hergestellt und die Kanten gesäubert. Die Löcher wurden gebohrt und dann die Adapter montiert - Fertig!

provisorischer Auspuffhalter

fertiger Auspuffhalter
Der nächste Schritt war die Bremsanlage in Betrieb zu nehmen. Die Hinterradbremse ließ sich innerhalb von Minuten befüllen und entlüften! Da war ja alles neu und die Bremspumpe überholt. Bei der Vorderradbremse hatte ich mittlerweile ein paar überholte 6-Kolben-Festsattelzangen besorgt, da die, die ich hatte hätten überholt werden müssen. Es ist schwierig, für die Zange überhaupt Reparatursätze zu bekommen und zufälligerweise bin ich bei EBAY-Kleinanzeigen über ein entsprechendes Inserat von überholten Bremszangen gestolpert. Sofort nahm ich Kontakt mit dem Anbieter auf. Das Telefonat war extrem angenehm und ich spürte sofort, das da kein Hinterhof-Frickler am Telefon war, sondern jemand der Ahnung hatte von dem was er tat! Wie jedem wohl klar ist, darf es bei der Bremsanlage KEINE Kompromisse in Bezug auf die Sorgfalt und die Qualität der Arbeit geben! Ich will ja schlieslich später mit meinem Umbau auch fahren! Gut war, das er meine Zangen in Zahlung nahm und der "Rest"-Preis den ich dann zu zahlen hatte in meinen Augen extrem günstig war. Mich hätten die Reparatursätze alleine fast soviel gekostet!
Als Bremspumpe verwende ich, wie original an der FZR für diese Zangen, eine 5/8"-Bremspumpe. Aber ich entschied mich, da der Originallenker verwendet wird, für eine Pumpe der XJ900S (4KM). Diese wurde mit einem Reparatursatz überholt. Dann kamen Stahlflexleitungen dran, die ohne einen Verteiler direkt an der Bremspumpe verschraubt wurden. Dann Bremsflüssigkeit rein und entlüftet. Leider hat das nicht ganz so gut geklappt, wie ich gehofft hatte! Trotz mehrmaligem Entlüften bekam ich die Luft nicht ganz raus, ich befürchtete, das die Stahlflexleitungen irgendwo Luft ziehen oder meine Bremspumpenreparatur misslungen war. Jedesmal lies sich der Hebel der Pumpe bis zum Lenker durchziehen! Dann empfahl mir ein Freund, den Bremshebel zu ziehen, mit einem Kabelbinder am Griff zu fixieren und das ganze über Nacht stehen zu lassen, damit sich die Restluft nach Oben aus der Leitung "verflüchtigen" kann. Ich muss ehrlich sagen, das ich nicht viel Hoffnung in die Maßnahme setzte, aber mein Freund hatte Recht. Am nächsten Tag funktionierte die Bremse endlich wie sie sollte!
So, "What's next?" - Das Zündschloss musste unter den Tank! Der einzige Ort mit genug Platz war vorne rechts unter dem Tank direkt hinter dem Anschraubpunkt für den Ölkühler. D.h. ich konnte den Halter dort am Rahmen festschrauben. Ich besorgte mir einen Karton und habe eine Schablone hergestellt und dann diese auf 3 mm Alu-Blech übertragen. Dann das ganze ausgesägt gebohrt, die Öffnung für das Zündschloss hergestellt und eine Probemontage durchgeführt - passt! Dann das ganze schwarz lackiert und nach dem der Lack trocken war, das Schloss eingeschraubt und das ganze am Motorrad montiert. In diesem Zuge wurde auch die komplette Elektrik zusammengesteckt, die Blinker montiert und angeschlossen und der Hauptscheinwerfer eingebaut und der Kabelsalat japantypisch in den Lampentopf gesteckt. Dann den Schlüssel rumgedreht und (fast) alles hat funktioniert! Nur am Rücklicht und den Blinkern musste ich die Anschlüsse tauschen (aber damit hatte ich schon gerechnet, das dies evt. verkehrt war). Dann Tank drauf und wow(!) langsam wirds was!

Zündschloß
Mittlerweile bekam ich einen Anruf, das die Sitzbank fertig ist und abgeholt werden könnte. Das musste leider warten, da Corona mich für 10 Tage in die häusliche Quarantäne zwang! Als ich endlich wieder fit und mein Test negativ war, machte ich mich sofort zum Sattler auf und holte die Sitzbank. Sie war phantastisch geworden!

Sitzbankunterseite

Sitzbankoberseite
Das ganze sofort auf meine XS gebaut und "Klack" der Sitzfanghaken rastete ein! Ich hab mich gefreut wie ein Kind, als ich das Motorrad jetzt sah. So war es die ganze Zeit vor meinem innerne Auge gestanden - jetzt endlich in echt!!!!!!

Sitzbank montiert und aufgeklappt
Parallel dazu hatte ich mich gefragt, was ich mit den Speichenradnaben machen sollte. Zuerst wollte ich sie "Chrompulvern" lassen, so wie die Vorderradnaben an meiner XJ900 und XS1100. Nach dem ich herumtelefoniert hatte und alle "Pulverer" mir gesagt hatten, das die Radlager ausgebaut werden müssten, hatte ich ein Problem. Niemand kann mir versichern, ob es die Lager für die Hinterradnabe noch gibt, geschweige denn, welche Lager ich da brauche! Für die YAMAHA GX750 war auch kein Ersatzteilkatalog aufzutreiben um nachzusehen. Später hat mir jemand aus dem TRIPLE-Forum geschrieben, das die Speichen-Hinterradnabe der GX750 die gleichen Lager wie die Gussräder der XS750 drin hat. Aber mittlerweile habe ich durch Zufall (über Facebook) Kontakt zu einer Poliererei bekommen, die sehr oft Motorradteile aufarbeitet. Dort hat man mir mitgeteilt, das die Lager drin bleiben können. Also wurden die Naben dorthin geschickt und poliert. Es ist richtig gut geworden! D.h. ich kann die Naben jetzt zum Einspeichen zu SWC nach Ditzingen schicken.
Eine Kleinigkeit ist aber noch zu machen. Ich würde gerne Lenkerendspiegel verbauen. Da ich sie gerne in Chrom bzw. Alu-Poliert hätte, gibt es ein Problem. Gefühlt 99% der Lenkerendspiegel sind in modischem Schwarz gehalten. Das geht sicher auch, aber erst mal die Wunsch-Konfiguration probieren. Ich besorgte dann ein Pärchen Spiegel für kleines Geld, die leider keine E-Nummer haben und außerdem nicht groß genug sind. Aber für einen optischen Test reicht es. Leider musste ich auch dazu den Lenker tauschen, da bei der Lenkstange die ich hatte, die Enden mit Metallstopfen verschlossen waren. Yamaha hat eine Weile Lenkergewichte in die Enden eingebaut und festgeschweißt. Als Ersatz holte ich einen Lenker der XS750, bei dem die Enden offen waren, stellte aber dann fest, das dieser Lenker ein paar Zentimeter kürzer war, als der Lenker, der bei meiner XS850 dabei war.

Erster Test der Spiegel
Ein paar Tage später kam noch ein weiteres Paar Lenkerendspiegel das ich bestellt hatte. Diese hatten eine "E"-Nummer und sahen ganz gut aus! Da entschloss ich mich zum einen den alten Lenker doch zu verwenden und den Lenker komplett fertig zu machen. Dazu wurden in die eingeschweißten Gewichte in den Lenkerenden 2 Gewinde M6 gebohrt und geschnitten. Dort konnte ich die Lenkerendspiegel dann direkt festschrauben und die Klemmung weglassen. Dann wurde der neue alte Lenker wieder angeschraubt, ballige Griffe verbaut, die Schalterarmaturen befestigt und die Lenkerendspiegel mit der "E"-Nummer angeschraubt. Ich habe diese erstmal hängend montiert, man könnte sie aber auch nach oben zeigend montieren. Damit war nun der Lenker fertig!

Lenker fertig
Jetzt sieht die XS im großen und ganzen so aus, wie sie dann fertig dastehen soll. Wie gesagt, Rückspiegelposition ist noch nicht definitiv und der Drahtspeichenradsatz fehlt noch. Hier ist dann natürlich noch die Frage zu klären, welche Reifen drauf kommen sollen. Liebäugeln tue ich mit grobstolligen Offroad-Reifen, das ist einer der Modetrends der mir wirklich gut gefällt! Mal sehen ...

Da fehlt nicht mehr viel ...