Gabel kürzen
Verfasst: 7. Apr 2017
Das Thema "wie reduziere ich die Schräglagenfreiheit meines caferacers?" taucht
hier ja öfter mal auf und dann stellt sich sofort die Frage wie man günstigerweise
eine Gabel kürzt. Da wollt ich mal was zu schreiben.
Testweise in der Werkstatt ist das ja ganz einfach: man läßt sie oben so weit raus-
stehen bis die gewünschte Fahrzeughöhe vorn erreicht ist (wir fahren ja clipons
und sind deshalb nicht durch einen Lenker limitiert an dem die Gabelrohre dann
früher oder später anstehen). Allerdings ist das optisch nicht jedermans Sache
wenn die Standrohre über die obere Gabelbrücke rausragen zumal sie dort eigent-
lich auch zu nichts nütze sind.
Also will man das ändern. Die naheliegenste Lösung ist die Standrohre um das ge-
wünschte Maß zu kürzen. Um das vernünftig und mit vertretbarem Zeitaufwand
zu machen braucht es leider eine hinreichend große Drehbank (Spindelbohrung
größergleich Standrohrdurchmesser). Außerdem ist die Gabel dann mehr oder
weniger irreversibel gekürzt (außer man dreht sich Gabelverlängerungen die man
oben wieder einschrauben kann aber das überlassen wir lieber den Chopperfahrern).
Damit die Gabel später im Betrieb noch einigermaßen anspricht muß ferner die
Vorspannung der Gabelfedern angepasst werden, das ist aber im Allgemeinen kein Act
weil meistens Vorspannhülsen verbaut sind die man ebenfalls abdrehen kann (ganz
grob um ungefähr das Maß um das man auch die Standrohre gekürzt hat).
Eine Sache kann allerdings problematisch werden: die ungefederten Bauteile (Vorderrad,
Tauchrohre) können durch die beschriebenen Maßnahmen jetzt näher Richtung Lenk-
kopf/Gabelbrücke einfedern. Es ist aber unbedingt zu vermeiden daß der Einfederan-
schlag durch Kontakt dieser Bauteile zustande kommt, dafür ist der Hydrostop in der
Gabel zuständig und soll es tunlichst auch bleiben.
Alles in allem nicht ganz trivial.
Eine einfachere Lösung ist die Gabel im Stand weiter einsacken zu lassen. Wenn man
nämlich nur die Vorspannhülsen kürzt wird die ansonsten unveränderte Gabel unter
Belastung um eben diese Verkürzung tiefer einsinken, um sich dann federungstechnisch
ähnlich wie vorher zu verhalten. Insbesondere voll eingefedert ist das unkritischer als bei der
Lösung mit den gekürzten Standrohren weil jetzt der Hydrostop arbeitet wie bei unver-
änderter Gabel. Also genau das was wir wollen. Fast. Der Nachteil an der Sache ist na-
türlich daß sich der zur Verfügung stehende Federweg um das Maß der Verkürzung ver-
ringert hat (dafür ist die Überlappung zwischen Stand- und Tauchrohren größer geworden
was tendenziell gut ist). Das muß eventuell durch härtere Federn und straffere Dämpfung
ausgeglichen werden. Schließlich sollte man noch den entstandenen "Leerweg" im nicht
mehr genutzen oberen Teil des Federwegs eliminieren indem man den rebound-Anschlag
tiefer setzt, dazu genügt eine einfache Hülse mit der die Topendfeder verlängert wird.
Insgesamt einfacher durchzuführen und wenn's einem nicht taugt leichter wieder zu ori-
ginalisieren.
Hier nochmal eine ganz kurze Gegenüberstellung der beiden Möglichkeiten (+ = gut, - = schlecht)
Standrohr kürzen:
+ möglicherweise unveränderter Federweg
- verhältnismäßig aufwendig
- schlecht rückgängig zu machen
Vorspannung reduzieren:
+ relativ einfach durchzuführen
+ ohne größere Verrenkungen rückbaubar
- Verkürzung des Federwegs
In der Praxis wird man die besten Ergebnisse wohl oft mit einer Kombination der beiden
Maßnahmen erzielen.
So, jetzt hoffe ich auf Fragen, Anregungen, Gegenbeispiele!
Viele Grüße
Sven
hier ja öfter mal auf und dann stellt sich sofort die Frage wie man günstigerweise
eine Gabel kürzt. Da wollt ich mal was zu schreiben.
Testweise in der Werkstatt ist das ja ganz einfach: man läßt sie oben so weit raus-
stehen bis die gewünschte Fahrzeughöhe vorn erreicht ist (wir fahren ja clipons
und sind deshalb nicht durch einen Lenker limitiert an dem die Gabelrohre dann
früher oder später anstehen). Allerdings ist das optisch nicht jedermans Sache
wenn die Standrohre über die obere Gabelbrücke rausragen zumal sie dort eigent-
lich auch zu nichts nütze sind.
Also will man das ändern. Die naheliegenste Lösung ist die Standrohre um das ge-
wünschte Maß zu kürzen. Um das vernünftig und mit vertretbarem Zeitaufwand
zu machen braucht es leider eine hinreichend große Drehbank (Spindelbohrung
größergleich Standrohrdurchmesser). Außerdem ist die Gabel dann mehr oder
weniger irreversibel gekürzt (außer man dreht sich Gabelverlängerungen die man
oben wieder einschrauben kann aber das überlassen wir lieber den Chopperfahrern).
Damit die Gabel später im Betrieb noch einigermaßen anspricht muß ferner die
Vorspannung der Gabelfedern angepasst werden, das ist aber im Allgemeinen kein Act
weil meistens Vorspannhülsen verbaut sind die man ebenfalls abdrehen kann (ganz
grob um ungefähr das Maß um das man auch die Standrohre gekürzt hat).
Eine Sache kann allerdings problematisch werden: die ungefederten Bauteile (Vorderrad,
Tauchrohre) können durch die beschriebenen Maßnahmen jetzt näher Richtung Lenk-
kopf/Gabelbrücke einfedern. Es ist aber unbedingt zu vermeiden daß der Einfederan-
schlag durch Kontakt dieser Bauteile zustande kommt, dafür ist der Hydrostop in der
Gabel zuständig und soll es tunlichst auch bleiben.
Alles in allem nicht ganz trivial.
Eine einfachere Lösung ist die Gabel im Stand weiter einsacken zu lassen. Wenn man
nämlich nur die Vorspannhülsen kürzt wird die ansonsten unveränderte Gabel unter
Belastung um eben diese Verkürzung tiefer einsinken, um sich dann federungstechnisch
ähnlich wie vorher zu verhalten. Insbesondere voll eingefedert ist das unkritischer als bei der
Lösung mit den gekürzten Standrohren weil jetzt der Hydrostop arbeitet wie bei unver-
änderter Gabel. Also genau das was wir wollen. Fast. Der Nachteil an der Sache ist na-
türlich daß sich der zur Verfügung stehende Federweg um das Maß der Verkürzung ver-
ringert hat (dafür ist die Überlappung zwischen Stand- und Tauchrohren größer geworden
was tendenziell gut ist). Das muß eventuell durch härtere Federn und straffere Dämpfung
ausgeglichen werden. Schließlich sollte man noch den entstandenen "Leerweg" im nicht
mehr genutzen oberen Teil des Federwegs eliminieren indem man den rebound-Anschlag
tiefer setzt, dazu genügt eine einfache Hülse mit der die Topendfeder verlängert wird.
Insgesamt einfacher durchzuführen und wenn's einem nicht taugt leichter wieder zu ori-
ginalisieren.
Hier nochmal eine ganz kurze Gegenüberstellung der beiden Möglichkeiten (+ = gut, - = schlecht)
Standrohr kürzen:
+ möglicherweise unveränderter Federweg
- verhältnismäßig aufwendig
- schlecht rückgängig zu machen
Vorspannung reduzieren:
+ relativ einfach durchzuführen
+ ohne größere Verrenkungen rückbaubar
- Verkürzung des Federwegs
In der Praxis wird man die besten Ergebnisse wohl oft mit einer Kombination der beiden
Maßnahmen erzielen.
So, jetzt hoffe ich auf Fragen, Anregungen, Gegenbeispiele!
Viele Grüße
Sven