Für alle, die es interessiert, hab ich hier mal eine kleine Bastelanleitung für eine Hebebühne verfasst. Diese Bühne ist meine 2., die ich aus einem Krankenbett gebaut habe. Die erste ist massiver gebaut und nicht in der Breite reduziert, die nutze ich als höhenverstellbare Werkbank, um mein zweites Möp daufzubauen. Die hier beschriebene ist meine Bühne für die anfallenden Arbeiten an meinem normalen Bike, also Reparaturen, Wartungsarbeiten und Putzorgien:-)
Krankenbett aus diesen Gründen:
- Preiswert zu bekommen.
- Sichere Technik (die Sicherheitsstandards in diesem Bereich sind sehr hoch, wegen des Patientenschutzes).
- Massive Bauweise, die Rahmenrohre haben eine Wandstärke von 2-3mm, an neuralgischen PStellen bis zu 4mm.
- Elektkrische Bedienung (220V Stromversorgung, Arbeitsstrom 24V), also keine fussbrecherischen Pumpaktionen mit chinesischen Hydraulikölquellen.
- Wenn es oben ist, bleibt es oben. Da senkt sich nix ab, auch nach 5 Wochen steht die Arbeitsfläche auf der Höhe, die man zuvor angefahren hat.
- Bricht das Getriebe, bleibt das Bett trotzdem oben und stürzt nicht ab, bei einem Hydraulikzylinder saust die Bühne ohne zu bremsen nach unten.
- ersatzteilversorgung problemlos, entsprechende Teile bekommt man für kleines Geld bei Ebay.
- Mobil, alle Betten sind mit Rollen ausgrüstet, das Ding lässt sich also ohne Schwierigkeiten zur Seite schieben.Auch beladen. Auch sehr gut geeignet zumAbalden vom Hänger. Hinrollen, auf die entsprechende Höhe fahren und das Bike einfach draufrollen.
- Ausreichend belastbar auch für etwas schwerere Gerätschaften, i.d.R. halten die locker eine Last von 200Kg und mehr, abhängig vom eingebauten Antrieb.
- Betten mit 2 Antriebssäulen lassen sich auch schräg anheben bzw. absenken, was das auffahren oder herunterrollen sehr einfach macht.
- Platzsparend, da die Arbeitsfläche nur senkrecht nach oben geht, nicht wiwe bei manchen hebebühnen, die noch Freiraum nach vorn oder hinten benötigen.
- Billig zu bauen, man kann verwenden, was so rumliegt.
Ausgangsbasis war ein älteres Krankenbett mit elektrischer Verstellung der Firma Wissner-Bosserhoff.
Bekommen habe ich es so:
Als erstes wurde es dann von allem Gerümpel befreit, das unnötig ist.
Dann wurde überlegt, was man noch entsorgen könnte, überflüssig ist eigentlich alles, was nicht Rahmen ist. Also wurden die hier grau markierten Teile ebenfalls herausoperiert:
Nun begann die Zerlegung, um eine Arbeitsflächenbreite von nur 60cm zu bekommen.
Hier ist die fertig geschweisste und angemalte Konstruktion zu sehen. Die Querblätter vorn und hinten sind durch Rohre ersetzt. So ist die Oberkante der Rohre genau auf der Höhe, die nachher mit der Holzoberfläche eben abschliesst. Ausserdem gewinnt man zusätzliche 8 cm in der Gesamtlänge. Alle zuvor ausgetrennten Rohre und Winkel, die zum Tragen der Arbeitsfläche drin waren, wurden gekürzt und wieder eingeschweisst. Alle anderen Anbauten, wie die Anlenkpukte der Gelenkstangen usw. wurden ersatzlos rausgeworfen.
Die Unterkonstruktion mit den Rollen blieb unangetastet. Die Rollen stehen jetzt raus, da muss man sich dran gewöhnen, ich bin aber erst einmal dran hängen geblieben:-) Sollte ich Lust verspüren, werde ich das Fahrwerk auch noch einkürzen. Hat aber keine Priorität.
Die Arbeitsfläche habe ich aus alten Möbeln, die für den Sperrmüll aussortiert waren, herausgeschnitten und draufgespaxt. Hat man rumstehen, kostet also nix. Hier sieht man, wie ich die Platte an den Rahmenrohren, die tiefer stehen, abgefagen habe. Ich hab dazu Gummi-Metall-Lager verwedet, die bei mir rumliegen, sind mir vor Jahren mal zugelaufen. Ansonsten hätte ich da einfach noch ein Stück Rohr draufgesetzt. Anschliessend hae ich die Längskanten mit der Flex (Ich meine natürlich: Einhandwinkelschleifer) und der Feile angeschrägt. Das deshalb, weil ich aussenrum mit Aluwinkeln einen "Kantenschutz" geplant habe, und keine hochstehende Kante haben wollte. So fällt die Aussenkante ab und die Aluwinkel bilden mit der Arbeitsfläche eine Linie.
Danach habe ich einfach Teppichklebeband auf die Arbeitsfläche geklebt. Streifen neben Streifen. Das hatte ich auch noch rumliegen. Leider... Da es schon älter war, hat es stellenweise kräftig an Klebekraft eingebüsst und ich habe jetzt in der Arbeitsfläche Beulen, Blasen oder wie immer man es nennen will. Nächstes mal wird in ne neue Rolle investiert oder was zum Aufpinseln genommen:-) Der PVC-Belag ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss, da sehr empfindlich. Wenn der verschlissen ist, wird er durch einen Kunststoffbodenbelag aus dem Industriebereich ersetzt, der auch öl- und benzinfest ist.
Soweit, so gut. Nun fehlte noch die Beklebung, der Kantenschutz und die Zurrösen. Davon habe ich nur Bilder im Endzustand. Und der sieht so aus:
Die Alublenden habe ich aus Winkelprofilen geschnitten, die aus meiner Zeit im Fahrzeugbau noch im Eck stehen. Die Zurrösen sind Reste von dem Umbau meines kleinen Anhängers. Ich habe damals einen Posten Zurrösen ersteigert und nur ca. die Hälfte verwendet. Die andere Hälfte ziert nun die Bühne. Die Ösen sind ursprünglich zur Ladungssicherung im Sprinter gedacht. Nur die Montage war aufwendig, da die dazu gehörenden Schrauben zu kurz sind, um durch das Rohr gesteckt zu werden. Ich musste also andere Schrauben verwenden, was automatisch Probleme nach sich zog. Ich durfte also aus Unterlegscheiben Distanzen schnitzen, die in die Aufnahme der Originalschrauben der Ösen passen, da diese Schrauben einen Absatz unter dem Kopf haben, damit man die Öse bewegen kann - wie bei Sicherheitsgurten.
So steht die Bühne nun in der Garage. Die noch zu erledigenden Restarbeiten:
- Der Galgen muss noch fertiggestellt werden. An den soll eine Stromversorgung dran mit drei Steckdosen und einer Arbeitsbeleuchtung.
- Die Elektrik schreit noch nach einer ordentlichen Verlegung und eine Auffahrrampe fehlt noch, da liebäugle ich mit einem Satz Aluschienen aus der Bucht.
Nun noch etwas Zahlenmaterial zum Schluss:
Ich habe gleich zu Anfang die Tragfähigkeit der Konstruktion getestet. Belastet habe ich zuerst mit 212KG, das wurde problemlos gehoben. Bei einer zweiten Prüfung habe ich insgesamt 300KG draufgepackt, da kam dann der Antrieb an seine Grenzen und schaffte nur noch eine Höhe von 70cm, statt normal knapp 85. Da werden dann die Hebelkräfte zu gross um die Arbeitsfläche noch in die Endposition zu fahren.
Ausmontiert habe ich insgesamt 70,5KG.
Komplett zusammengerechnet hat das Bett knapp über 99KG Material verloren.
Wieder angebaut wurden insgesamt 32,4 KG (ohne Galgen), ergibt in der Bilanz eine Gewichtsreduktion von 67,3kg.
Dieses entfallene Gewicht könnte man nun zumindest teilweise zu dem Testergebnis addieren, somit reicht die Kraft der Bühne völlig problemlos für einen 250KG-Brocken.
Kosten des Umbaues:
Bis auf die Farbe und den PVC-Boden musste ich nichts kaufen, somit lagen die angefallenen Kosten im Bereich um die 20 Euronen. An Verbrauchsmaterial wie Schleifscheiben, Schweissgas und Sägeblättern lege ich ne Pauschale von 50 Euro zugrunde. Dazu kommen Unmengen von Kaffee und Zigaretten - das hab ich nicht aufgeschrieben:-). Arbeitszeit - naja... rechnen wir das beim Hobby?
Gruss
Obelix
Nachtrag:
Nach dem Umbau kamen noch kleinere Sachen dazu.
So habe ich mir - wie angedacht - die Auffahrrampen aus der Bucht geholt.
Die sind allerdings für ne Ladehöhe von einem knappen Meter berechnet. Das zieht zwei Probleme nach sich. Bei ner Auffahrhöhe von nur 43cm biegen die sich leicht durch - o.k., ist vernachlässigbar. Und die Auflagewinkel am unteren Ende stimmen natürlich nicht mehr, also habe ich die Enden mehr angeschrägt (einfach abgeschliffen mit der weichen Schleifscheibe auf dem EHWS (Flex)) und die Auflageblenden unter der Presse an den neuen, benötigten Winkel angepasst. Die beiliegenden 6kant-Schrauben flogen in den Mülleimer und wurden durch Schlosschrauben ersetzt, also die Löcher auf Vierkant feilen. So schaut das schon besser aus und steht ned so doof raus. Das rechtwinklige Ende der Schiene habe ich auch auf den benötigten Winkel geschnitten, damit es an der Bühne sauber anliegt. Um die Rampen auch sicher zu befestigen, habe ich ein restzstück eines Schwerlastregales zweckentfremdet. Daraus habe ich einen Winkelleiste gemacht, die über die ganze Breite der Bühne geht und mit Schrauben mit zwischengesetzten Muttern auf Abstand gehalten wid. An den Rampen als Gegenstück nochmals Reststücke des Regalträgers als Haltewinkel untergeschraubt (mit den eh schon vorhandenen Schrauben). So kann ich die Rampen sauber einhängen und muss nicht befürchten, dass sie abrutschen.
Schaut alles so aus:
Als momentan letztes Goodie kam nun endlich eine Radwippe drauf. Hier nochmals einen ganz herzlichen Dank an Dengelmeister, der so nett war, und mir den abgeholt und zugeschickt hat. Jetzt ist die Bühne nutzbar:
Zu den zuvor genannten Baukosten addieren sich jetzt also noch knappe 95 Taler dazu, für die Rampen und die Wippe.
Noch eine Anmerkung zur reduzierten Breite: Würde ich nicht mehr so machen. Denn auf den 60cm ist es nicht möglich, das Bike auf den seitenständer zu stellen. Auch der Hauptständer ist nicht nutzbar, denn man kann nicht daneben auf der Arbeitsfläche stehen, um das Teil aufzubocken. Auch das hochschieben ist alleine nicht so ohne Weiteres machbar, denn trotz der Länge von 180cm der Rampen ist der Auffahrwinkel ordentlich steil und man muss neben der Bühne gehen, da die Fläche mit den 60cm - naja, wie eben schon geschrieben... Also hat man dann die Enden des Lenkers über Schulterhöhe, was die Geschichte etwas wackelig macht. Bei Schrumpfgermanen wie mir ist das suboptimal, hat man preussisches Gardemass isses besser zu handeln.
Gruss
Obelix