Tag 4
von Harwich nach Liverpool zur Isle of Man
7:30 Uhr !! frühstücken !!
Ich komme gut gelaunt in den Frühstücksraum und freudigst grüßt der Bol D´Or Club.
Die Jungs sind ja sensationell organisiert:
Haben bereits das umfangreiche Gepäck auf den Hondas verstaut (riesige Packtaschen und Top Cases), die Routenpläne liegen auf dem Frühstückstisch aus und einer verkündet mir, dass die Marshall Association meine Bewerbung angenommen habe, ich aber noch ein Passbild benötige.
Toll !!!
Leider kann ich über die Streckenführung nichts genaues sagen, weil ich die folgenden Stunden lediglich als Teil eines Konvois gefahren bin.
Immer versetzt fahrend an Position 4.
Wer genaueres wissen will, nimmt einfach eine Karte von England und malt eine wilde Zick, Zacklinie quer über die Karte nach Liverpool.
Der Reisegruppe ist anzumerken, dass dies nicht die erste gemeinsame Ausfahrt ist.
Vorn fährt der Guide (mit ausgearbeiteter Route), es folgt eine dicke Honda Superfour, dann der Junior mit der kleinen Suzuki, dann Icke und zum Schluß gibt eine weitere Superfour den Lumpensammler.
#allinclusiverundumbetreuung
Das Tempo ist zügig und angepasst, Tank und Zigarettenpausen ergeben sich wie von selbst.
Ich muss an nichts denken, sondern kann mich der Landschaft und dem Linksverkehr widmen.
Ist schon interessant, sich im Linksverkehr zu bewegen.
Eigentlich alles kein Problem, wenn die Fuhre erst einmal rollt.
Aber am ersten Tag ist doch vieles ungewohnt.
Willst Du losfahren, musst Du Dir ständig darüber klarwerden, auf die ungewohnte linke Seite zu wechseln.
Spannend beim Verlassen einer Tankstelle oder eines Rastplatzes.
Auch rechts-vor-links ist als Regel außer Kraft, also stets und ständig wachsam sein und umdenken.
Eine besondere Herausforderungen sind die ständigen die Kreisverkehre, also round abouts
(was die Deutschen ja meist fälschlich mit "ungefähr" übersetzen)
Links anfahren und dann rechtsrum, dazu den einmündenden Verkehr beobachten und selbst auch noch den Kreisverkehr wieder verlassen das fordert doch ein wenig Aufmerksamkeit.
Aber alles "halfs so wild" nach ein paar Stunden und unzähligen round abouts später hat man sich daran gewöhnt und dann ist das Fahren "verkehrt herum" sehr spassig.
Allerdings will auf kleinen Landstrassen die Linie in der Kurve nicht recht klappen.
Als Europäer bist Du ja immer gewöhnt, dass die Rechtskurve enger ist als die Linkskurve. In England ist es andersherum und das führt (jedenfalls bei mir) am ersten Tag zu einem etwas unrunden Kurvenstil mit ständiger Korrektur.
Wir fahren, machen Pause, fahren, machen Pause, fahren, machen Pause und stellen irgendwann fest, dass die heimisch vorbereitete Route, die allein über kleine Landstrassen führt, zwar landschaftlich reizvoll ist, uns aber nur sehr langsam Richtung Liverpool bringt und da gilt es die Fähre pünktlich zu erreichen.
Also nehmen wir ab sofort die Autobahn !!
Verbleibende Strecke bis Liverpool ca 120 km verbleibende Zeit ca 3 Stunden. Da dürfte nichts anbrennen.
Im Nachhinein kann ich gar nicht sagen wo die Zeit letztlich geblieben ist.
Das Verkehrsaufkommen vor Liverpool nahm dramatisch zu und diverse Baustellen verlangsamten das Tempo bis auf Schrittgeschwindigkeit und irgendwann standen wir im Stau ohne Möglichkeit uns irgendwie über die Standspur oder zwischen den PKWs durchzudrängeln.
Mist (!) Aber es bleiben noch 2 Stunden.
Mittlerweile ist die Strecke 6 spurig, aber es herrscht Stillstand auf allen Spuren.
Die Zeit verrinnt und wir beschließen, uns nach Berliner Sitte zwischen den Autos durchzumogeln unter gefälliger Verwendung der Standspur und sonstigen "Freiflächen"
Ich darf erwähnen, dass dem distinguierten Engländer, der als höflich und rücksichtsvoll bekannt ist, ein solches Treiben fremd ist und er dieses mit ungläubigem Kopfschütteln quittiert.
Sollte uns die Polizei herauswinken, wäre eine Untersuchung beim Psychiater wahrscheinlicher, als eine Verkehrsstrafe.
Wie auch immer.
In der Gruppe zeigt sich die unterschiedliche motorradliche Sozialisation.
Während ich gewohnt bin, im Berliner Stadtverkehr trotz Stummellenker zwischen den Autos zu fahren, tut sich die hessische Landsmannschaft etwas schwerer (vielleicht liegt es aber auch an den unhandlichen Gepäckaufbauten)
Umgekehrtes gilt für kurvige kleine Landstrassen 3ter Ordnung.
Im wilden Geschlängel erreichen wir die Peripherie von Liverpool. Jetzt darf nichts schiefgehen.
Andererseits wir haben noch eine Stunde.
Ich kürze hier ab:
Wir brauchten noch mehr als 40 min, um endlich den Fährhafen zu erreichen und waren fast die letzten Motorräder, die sich in die Schlagen zur Verladung auf die Fähre einreihten. 10 min nach unserer Ankunft war das check in "closed".
Pooh, Glück gehabt, das wäre nun echt ärgerlich gewesen.
Wenn Du den ganzen Tag unterwegs warst fällt die Anspannung erst langsam von dir ab.
Erst jetzt registriere ich, dass hunderte von Motorrädern auf die Fähre wollen, dass ein grosses Volksfest am Anleger stattfindet mit Fahrgeschäften Zuckerwatte und allem was sonst noch dazugehört.
Wir sind nur durch einen Zaun von den Besuchern des Volksfestes getrennt und werden auf die Motorräder angesprochen.
Vor uns ragt riesig der Katamaran empor , der uns auf die Isle of Man bringen soll.
Es herrscht eine merkwürdig entspannte Stimmung voller Vorfreude und dann rollen wir endlich ins Schiff hinein.
Hunderte Motorräder werden vertäut, frische Luft gibt es praktisch keine.
Also schnelle den Laderaum verlassen und auf gehts an Deck
IOM Wir kommen
