Weiter gings mit der nächsten Hürde - dem Zylinder. Da waren Riefen und Rostnarben zu sehen - die Grausgussbuchse rostet ruckzug, das wäre bei gebraucht gekauften Motoren zu bedenken.
Auch an die Zylinderschrauben kommt man mit einer 1/2 Schlagschraubernuss nicht ran, hier braucht es brachiale Gewalt und eine lange Knarre. Und eine hochwertige 3/8 Nuss, eine ausm Baumarkt ist mir mal glatt dabei abgerissen.
Geschafft - immerhin lohnt sich der Kraftaufwand, denn durch die solide Bauweise sind durchgeblasene Kopfdichtungen und ausgerissene Gewinde (wie bei anderen Marken

) absolut selten. Gegenüber den XL600 Vorgänger sind die Kopfschrauben übrigens verlängert und auf M9 vergrößert worden.
Da die rechte Motorseite schon leergeräumt wurde läßt sich nun die Steuerkette einfach entnehmen. Es kursieren ein paar Horrorgeschichten über gelängte, übergesprungene oder gar gerissene Exemplare, so das ich über den Zustand einer Kette mit 90.000km aufm Buckel gespannt war. Im vergleich mit einer neuen DID kette war die eingebaute Morse nicht gelängt (das würde man auch beim Überprüfen der Steuerzeiten bemerken, was ich vergessen hatte).
Mit dem Zylinder demontiert kann ein Blick auf die Kurbelwelle geworfen werfen. Das obere Pleuelauge schaut noch gut aus und ein 0,05mm Blatt (das wäre die Verschleißgrenze) geht mit dem Kolbenbolzen nicht rein. Unten kann ich noch das Seitenspiel messen - ein 0,4mm Blatt geht rein, ein 0,5mm nicht - bei einem Neumaß von 0,45-0,5mm also auch noch sehr gut.
Links unten das geteilte/verspannte Antriebsrad der Ausgleichswelle - ein großer Vorteil gegenüber anderen Marken, die Ketten verwenden und damit eine zusätzliche Wartungs/Defekt Quelle geschaffen haben

. Ich hatte mal eine KLR600

... . Bei der NX250/NX650 hingegen wartungs- und ausfallfrei - aber manche Motoren "heulen" (egal, ob ein Gang eingelegt ist oder nicht) deutlicher als andere, ich vermute, das es an diesem Zahnrad liegen muss.
Nun kann auch ein Blick auf die Getriebezahnräder geworfen werden (sieht man besser als man es fotographieren kann). In sehr seltenen Fällen soll es vor allem das dritte Zahnrad treffen - die üblichen Druckstellen (schwarze paralle Streifen
http://nx650.nx250.de/albums/userpics/1 ... _nx250.jpg) aber kein Pitting.
Schließlich noch den Ölfilter aufgedröselt. Er sieht aus, als wäre er lange nicht gewechselt worden, trotzdem sind nur wenige und sehr kleine Flitter zu finden (bei meiner seligen XT350 waren ab ca 50.000km bei jedem Ölwechsel ca 1/2 Teelöffel Späne im Filter). Es gibt also keine Hinweise auf spanabhebende Vorgänge im Getriebe - daher werde ich auf eine Totalzerlegung verzichten.
Drum Teile bestellen und wieder zusammen bauen, das Frühjahr kommt ja schneller als gedacht

.
