Teil 21 der Umbau-Story:
Allerletzte Arbeiten und TÜV-Abnahme (03.2023):
Nachdem die Speichenräder eingebaut waren, ging es an letzte Feinarbeiten um meinen Umbau für die Vorstellung beim TÜV fertig zu machen.
Als erstes machte ich mich an die Auspuffanlage. Beim Probelauf und Vergasersynchronisierung im letzten Jahr war mir aufgefallen, das einer oder mehrere Krümmer oben am Zylinderkopf ausblasen, also die Krümmerdichtungen nicht dicht halten. Um der Sache zu Leibe zu rücken wurden andere Krümmerdichtungen bestellt. Diese Dichtungen sind mit Dichtmateriel gefüllte Kupferringe, die meiner Meinung nach die beste Option für Krümmerdichtungen sind. Diese sind flexibler als die üblichen Dichtringe, wie sie z.b. auch Dichtsätzen beiliegen. Die Flanschdichtungen der Krümmer- und Interferenzrohre waren dicht. Da musste nichts getauscht werden.

Kupferkrümmerdichtung - The best, f*** t** r***!
Als das Wetter gepasst hat, kam die Auspuffanlage komplett ab, der Krümmer von Zylinder2 wurde aus der Anlage herausgezogen, damit sich die Auspuffanlage bei der Montage besser ausrichten läßt. Wie mir die spätere Montage gezeigt hat, die richtige Maßnahme!
Als nächstes setzte ich die Kupferdichtringe in die Auslässe am Zylinderkopf ein. Damit sie nicht dauernd rausfallen (was die Montage der Krümmer extrem erschwert - ein großes Problem der Originaldichtungen), wurden diese leicht (LEICHT!!!) oval verformt, das sie sich beim Einsetzen in der Bohrung verkeilten. Dann wurde die Anlage unters Moped gelegt, am den Interferenzrohr (Verbindung zwischen rechtem und linkem Auspuffrohr) zusammengeschoben und hinten hochgehoben (mit einem Zurrgurt) und die Krümmer 1 und 3 in die Auslassöffnungen eingefädelt. Anschliesend alles ordentlich ausgerichtet und festgeschraubt. Zum Schluß kam noch der Krümmer 2 und fertig wars. Wie sich etwas später beim Probelauf herausstellte, war jetzt die Auspuffanlage endlich dicht!
Was mich beim Probesitzen immer wieder störte, war das der Seitenständerhebel so knapp an am Auspuff anlag, das ich ihn nur mit allergrößtem Geschick im Sitzen ausklappen konnte. Darum wollte ich den "Betätigungshebel" etwas verlängern, damit man besser dran kam.
Dazu sägte ich das entsprechende Teil bei einem anderen Seitenständer in meinem Fundus ab und ließ den rund 3cm langen "Fortsatz" von einem Kollegen stumpf als Verlängerung auf den Seitenständer der XS schweißen. Die Schweißnaht wurde dann mit der Feile verputzt und der Seitenständer gestrichen (mit Hammerit schwarz). Dann das Ganze wieder montiert und siehe da, jetzt geht es viel einfacher den Seitenständer auszuklappen (ohne die Schräglagenfreiheit einzuschränken). Ok, "Schräglagenfreiheit" - Als bekennender Blümchenpflücker und notorischer Genußfahrer geh ich sowieso nicht bis zur letzten Rille runter! Deshalb baue ich schlieslich einen "Roadster" und keinen "Café Racer" auf!

Seitenständer
Die vordere Bremse wollte ich mir zwar ansehen, aber wenn ich am Bremshebel zog war für mein Gefühl alles ok. Also mache ich hier erst einmal nichts. Beim "um die Maschine gehen" ist mir aber noch was aufgefallen. Der schwarze Lack hinten am Auspuff sah auch nicht prickelnd aus. Kurz entschlossen, wurde an der Endseite des Auspuffs vorbehandelt und frischer Lack aufgetragen. Jetzt siehts erheblich besser aus! Damit war meine "XS850RYB" (RYB = Roadster Yard Built) fertig zur TÜV-Begutachtung.

XS850RYB fertig zum TÜV
Um die Begutachtung vorzubereiten habe ich einen Ordner erstellt (mit schickem Titelbild) und einer Liste aller Umbauten an meiner XS850 mit Herkunftsvermerk und Hinweis auf die beigelegten Gutachten und Unterlagen. Damit bin ich zum TÜV und habe mit dem Prüfer gesprochen. Der war von meiner Liste und dem Ordner begeistert. Alles war für ihn nachvollziehbar aufgelistet und ich konnte noch ein paar Eckpunkte die mir Bauchschmerzen machten (wie die Auspuffanlage) ansprechen. Aber meine Liste und meine (doch moderaten) Umbauten haben ihn positiv gestimmt und er meinte, das er nach Papierlage keine Probleme erkennen kann! Denn Rest kann er natürlich erst nach der Obduktion sagen!
>> YES! Alles richtig gemacht! <<
So weit so gut, aber wie kommt meine Mühle jetzt zum TÜV? Anhänger? Transporter? Dann habe ich mich mal informiert und mich telefonisch mit der Zulassungsstelle unterhalten. Im Gegensatz zu vielen Unkenrufen bekam ich dort eine gute Beratung und auch eine erschöpfende und aussagekräftige Antwort. Wer denkt ich hätte mit dem alten Schild einfach zum TÜV fahren können, der irrt!
Weil: Meine XS (bzw. der Rahmen) wurde 1985 in einem ganz anderen Landkreis abgemeldet und war seit nun 38 Jahren nicht mehr in Betrieb. Da dieser Rahmen auch nie in in dem Landkreis angemeldet war, in dem ich wohne, fiel diese Option einfach weg! Was wurde mir vom Landratsamt geraten? -
Ein "Kurzzeitkennzeichen" zur "Erlangung einer Betriebserlaubnis", also genau das, was ich gebraucht habe.
Somit musste ich mir keinen Anhänger organisieren, die XS x-Mal auf- und abladen und auch kein Helferlein über mehrere Stunden anheuern, ich könnte alles alleine machen! Ich muss nur einmal mehr zum LRA und ein spezielles Schild kaufen. "Das ist der Weg!" (Star Wars Fans wissen wo der Spruch herkommt).
Also am Dienstag 28.03.2023 hatte ich TÜV-Termin, dann bin ich am Montag davor zum LRA und habe mir die Kurzzeitzulassung geholt. Das ganze war erstaunlich "günstig". für Schild und Gebühren waren es deutlich unter 30€. Da hätte mich das Mieten eines Mopedanhängers schon mehr gekostet! Am Abend noch das Schild angeschraubt und dann bin ich am nächsten Morgen los zum TÜV!
Mann ist das kalt! Bei -1° macht es nur begrenzt Spaß zu fahren. Damit es keine Probleme gibt, fuhr ich die XS erstmal warm. Dabei sind mir aber (leider) ein paar Dinge aufgefallen, um die ich mich nach dem TÜV dringendst kümmern muss! Zum einen hatte ich tatsächlich doch noch Luft im Bremssystem des Vorderrads (Sch****) und die Kupplung rutschte (Grrrr!). Außerdem klapperte/rasselte da irgendwo was und scheinbar war das rechte Gabelrohr der USD nicht ganz dicht! Egal, auf zur TÜV-Vorstellung! Eine 3/4 Stunde bin ich mit dem Prüfer alles durchgegangen. Die Bremsprobe lies er mich machen (zum Glück) und stellte dabei fest, dass, wenn die Luft weggepumpt war, die beiden 6-Kolbenzangen zubissen wie die Wilden! An das Problem muss ich wirklich schnellstmöglich dran gehen, sonst kann ich so nicht fahren! Als der Prüfer fertig war, hat er mich mit der XS vom Hof fahren lassen. Ich sollte am Nachmittag wiederkommen, dann hätte er die Papiere fertig (es war schlieslich eine Menge Zulassungs-Prosa zu schreiben). Und so war es dann auch. Aber da einiges gemacht wurde (einschlieslich einer Standgeräuschmessung) waren rund 200 € TÜV-Gebühren fällig. Das habe ich doch gerne bezahlt! Die Prüfung ist wirklich Top gelaufen und alles wurde eingetragen! 8 Jahre Arbeit wurden endlich belohnt!
Beim Heimfahren ärgerte ich mich über die Kupplung und die Bremse. Um die Kupplung kümmerte ich mich aber sofort. Scheinbar habe ich die Ausrückstange bei der Montage zu weit hineingeschraubt, so das die Kupplung auch bei losgelassenem Hebel leicht geöffnet ist. Also ganz rausgedreht, bis sie locker war, wieder reingedreht bis sie gerade so Kontakt zum Ausrückmechanismus hatte und die nächste Probefahrt wird es zeigen, ob ich noch weiter nachstellen muss. Das Klappern könnte natürlich von den Ventilen kommen. Da der Kopf frisch überholt ist (neue Ventilführungen, neue Ventile, frisch gefräßte Ventilsitze) setzt sich das ganze sehr schnell. Deshalb müssen auch schon nach 500 km zum ersten Mal die Ventile geprüft und eventuell eingestellt werden (wenn man die Neufahrzeug-Wartungsintervalle von Yamaha zu Rate zieht).
Am nächsten Tag wurde die XS zugelassen und da das Wetter mitspielte bin ich mit der XS meine Hausrunde duchs Taubertal nach Wertheim gefahren. Die XS fährt sich phantastisch und auch die Kupplung war jetzt top! Ganau so wie sie sein sollte. Beim längeren Fahren hat es ab und zu vom Tacho her gequitscht und der Zeiger läuft etwas zäh, hmmm, noch eine Baustelle? Das wäre aber sicher kein großes Problem! Die Bremse und das Klappern stören aber sehr! D.h. bevor das nicht gemacht ist, gibt es leider keine größeren Touren! Einen Parkplatz an der Strecke, der auf einer Höhe liegt, bin ich zum Bilder machen angefahren. Leider scheinte die Sonne nicht, aber es kamen doch ein paar ordentliche Bilder meiner XS in freier Wildbahn heraus!

XS850RYB in freier Wildbahn

XS850RYB in freier Wildbahn

XS850RYB in freier Wildbahn
Die Simmerringe der FZR1000-USD-Gabel wurden dann gleich 3 Tage später gewechselt. Sobald eine neue Ventildeckeldichtung da ist, werde ich das Ventilspiel prüfen und nachstellen und den Tacho knöpfe ich mir auch noch vor! Wo ich noch nicht weiter bin ist die Bremse. Aber das werde ich sicher auch noch hinbekommen!
Fazit:
Vor 11 Jahren wurde ich von dem XS850 Hammerumbau von Spin Cycles Industries (s. 1. Bild/Link des Berichts) fasziniert. Seit 9 Jahren hatte ich eine XS850 deswegen auf meinem Hof stehen und seit 8 Jahren arbeite ich daran! 2020 habe ich mich entschlossen, dann das Projekt hier zu veröffentlichen und den Baufortschritt zu dokumentieren. Seitdem bekam ich viel Zuspruch, wohlwollende Kritik und einigen Austausch mit anderen Schraubern hier im Forum. Auch wenn nicht alles so funktioniert hat wie ich mir das am Anfang gedacht habe, gab es immer einen Weg weiterzumachen. Am Ende ist jetzt ein Bike herausgekommen, das mir super gefällt und gut fahrbar ist. Das tolle ist, ich habe das meiste selber gemacht und die Profis nur da geholt wo die deren Expertise absolut notwendig war (z.B. Sitzbank, Räder). So gesehen wirklich ein echter "Yard Build"!
Es ist viel "biederer" geworden, als das Vorbild, dem ich nachgeeifert habe. Aber ich wollte einen Umbau, den man auch ruhigen Gewissens und ohne Schmerzen im Arsch jeden Tag fahren kann und der voll reversibel ist. Das er auch anderen gefällt freut mich natürlich und erfüllt mich mit Stolz. Das es am Ende noch einige Probleme zu lösen gibt, liegt daran, das ich nie während der Bauphase eine größere Probefahrt machen konnte und das ich schlicht und ergreifend mit Masse gebrauchte Teile verbaut habe. Da muss man mit so was rechnen und ich kenne das auch von meinem XS1100-Projekt! Da musste ich auch noch mehrere Monate nachsteuern bis endlich alles im grünen Bereich war.
In jedem Fall möchte ich mich bei allen Lesern des Berichts bedanken, das ihr mich solange begleitet habt und ich hoffe, wir sehen uns irgendwann mal auf einem Motorradtreffpunkt! Wenn ihr mein Bike seht, sprecht mich einfach an! Ich würde mich freuen!